Michel Pablo

Michel Pablo (* 24. August 1911 in Alexandria; † 17. Februar 1996 in Athen), Pseudonym von Michel N. Raptis, war ein führender griechischer Trotzkist.

Leben

Pablo wurde 1944 zum Leiter des Europäischen Büros der Vierten Internationale, das kurz davor gegründet worden war, ernannt. Am Ende des Krieges bildeten er und Ernest Mandel (zu dieser Zeit eher bekannt unter dem Namen "Germain") unter dem Zuspruch der amerikanischen Socialist Workers Party und von James P. Cannon die zentrale Leitung der Vierten Internationale.

Pablo und Mandel spielten in den darauffolgenden Jahren eine wichtige Rolle darin, die Vierte Internationale für die Ansicht zu gewinnen, dass die osteuropäischen Staaten, die während des Zweiten Weltkriegs durch die sowjetische Armee erobert wurden, deformierte Arbeiterstaaten wären. Jeder, der dieser Überzeugung widersprach, wurde aus der Vierten Internationale ausgeschlossen.

Pablo schlug ab 1951 eine neue Strategie für die Vierte Internationale vor. Er argumentierte, dass ein bevorstehender Dritter Weltkrieg einen neuen Ausbruch der Revolution (wie nach dem Ersten Weltkrieg) bedeuten würde und dass die trotzkistische Minderheit sich den stalinistischen Massenparteien und den sozialdemokratischen Parteien anschließen müsse (Theorie der Kriegsrevolution).

1953 erklärten die amerikanischen, britischen und Teile der französischen Trotzkisten ihre Opposition zu diesem Kurs, der fortan als Pablismus bekannt wurde, und verließen die Vierte Internationale, um das „Internationale Komitee der Vierten Internationale“ (IKVI) zu gründen. Nach der Spaltung nannte sich die Mehrheitsfraktion unter Pablo das „Internationale Sekretariat der Vierten Internationalen“ (ISVI).

In den 1960er-Jahren war Pablo der Meinung, dass revolutionäre Perspektiven am besten in der so genannten Dritten Welt zu verwirklichen seien. Aus diesem Grund war er im algerischen nationalen Befreiungskampf gegen Frankreich involviert, wofür man ihn dort zu einer Haftstrafe verurteilte. Eine Kampagne unter Führung von Jean-Paul Sartre führte 1961 zu seiner Freilassung. Nach dem Sieg der algerischen Revolution wurde Pablo Minister der FLN-Regierung.

Ab 1963 gab es Bemühungen zu einer Wiedervereinigung des Internationalen Sekretariats und des Internationalen Komitees, im selben Jahr wurde das Vereinigte Sekretariat der Vierten Internationale gebildet. Pablo wurde 1964 Leiter des Afrikanischen Büros, lehnte aber die Vereinigung ab und wurde ausgeschlossen. Er gründete die „Revolutionäre Marxistische Richtung“ und die „Internationale Marxistische Richtung“ mit Hauptsitz in Frankreich. Die Organisation konnte zahlenmäßig nicht mit großen trotzkistischen Gruppen konkurrieren. Pablos Einfluss beruhte in dieser Zeit vor allem auf seinen Veröffentlichungen. In den 1970er-Jahren war Pablo ein Befürworter der Arbeiterselbstverwaltung.

Sein Begräbnis wurde in Griechenland wie eine Staatsangelegenheit exerziert, auf Grund seiner Freundschaft mit Andreas Papandreou, der in seiner Jugend Trotzkist war.

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