Michael Schmitz (Agrarwissenschaftler)

Peter Michael Schmitz (* 15. Juli 1949 in Bad Gandersheim) ist ein deutscher Agrarökonom, Hochschullehrer und Lobbyist.

Leben

Schmitz studierte Volkswirtschaftslehre an der Georg-August-Universität Göttingen (Diplom-Volkswirt, 1975). Dort promovierte er 1979 in Agrarökonomie. 1984 wurde er an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel habilitiert. Nach einem kurzen Aufenthalt am IIASA war er von 1984 bis 1987 Professor für Agrarpolitik an der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU). Bis 1995 war er am Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main. Von 1995 bis zur Emeritierung 2015 war er wieder an der JLU, u. a. als Direktor des Instituts für Agrarpolitik und Marktforschung[1] sowie des Zentrums für Internationale Entwicklungs- und Umweltforschung der JLU.[2]

Schmitz war unter anderem Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik beim Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, 1992 – 2011.[3] Für seine Verdienste um die Kooperation mit der Nationalen Agraruniversität Bila Tservka in der Ukraine (BTNAU) wurde Schmitz 2010 die Ehrendoktorwürde verliehen.[4]

Forschung und Kritik

Seine Forschungsgebiete sind europäische und internationale Agrarpolitik, internationaler Agrarhandel und Handelspolitik, Angewandte Mikroökonomie, Neue politische Ökonomie, Entwicklungs- und Umweltökonomie, Wettbewerbsfähigkeit der Agrarwirtschaft, sowie Transformationsökonomie.

Schmitz betrieb seit 1990 ein privates „Institut für Agribusiness“, für das er Auftragsarbeiten für die Agrarindustrie erstellte.[5] So legte er u. a. eine mit Mitteln einer „Dr.-Alhard-von-Burgsdorff-Stiftung“ unterstützte Studie vor, die die „volkswirtschaftliche Schädlichkeit fleischloser Ernährung“ aufzeigen soll. Er projizierte seine Meinung 2019 in Räumen des Deutschen Bundestags vor Abgeordneten.[6] Die Universität hat Schmitz wiederholt gebeten, sein Wirken beim Institut und an der Universität in der Außendarstellung zu unterscheiden.[7] Am 11. September 2019 legte Schmitz auf einer verbandsöffentlichen Tagung vortragend 35 Folien vor, die jeweils unten links Namen und Zeichen der JLU und rechts den Institutsnamen tragen.[8]

Als Autor sowie Ko-Autor mehrerer heimlich von Monsanto bezahlter[9] „Expertisen“ warnte er seit 2012 vor dem Verbot des Einsatzes von Glyphosat und stellte dessen Verwendung als positiv und unproblematisch dar,[10] ohne dass dabei in den Studien auf die Fremdfinanzierung hingewiesen worden wäre.[11] In der Folge seiner Monsanto-Verbindung versah ein Fachblatt des staatlichen Kühn-Instituts, bei dem er zweimal publiziert hatte, Anfang Dezember 2019 beide Aufsätze in der Online-Version zunächst mit einem editorischen Vorbehalt hinsichtlich ihrer Validität.[12] Beide Veröffentlichungen wurden schließlich von der Zeitschrift zurückgezogen.[13]

Literatur

  • Institut für Agribusiness und Verbindungsstelle Landwirtschaft – Industrie [VLI] (Hrsg.): Drucksache (PDF; 7,1 MB) 3. akt. und erw. Aufl., Vorworte M. Schmitz, Kassel 2010 ISSN 1434-9787.

Einzelnachweise

  1. Tätigkeitsbericht 2012.
  2. Pressemitteilung der JLU
  3. „saß Schmitz doch 20 Jahre im wissenschaftlichen Beirat, der das Bundeslandwirtschaftsministerium in agrarpolitischen Fragen berät.“ (Süddeutsche Zeitung. 13. September 2019 (sueddeutsche.de).)
  4. Pressemitteilung der JLU
  5. Laut Süddeutscher Zeitung.inzwischen vom Rechte-Inhaber aufgelöst.
  6. „Anfang April 2019 im Dachgartenrestaurant des Reichstages… Spitzenvertreter der Geflügelwirtschaft hatten führende Agrarpolitiker eingeladen zum Geflügel-Frühstück“ (Süddeutsche Zeitung. 13. September 2019.) Die Stiftung ist an der Spitze personengleich mit einem Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft, ZDG, Personalie Ripke, einem umtriebigen Politiker der Tierwirtschaft.
  7. „Wir haben die Anfrage von Lobbycontrol zum Anlass genommen, Herrn Schmitz darauf hinzuweisen, dass er auf eine korrekte Bezeichnung ohne unzulässige Bezüge zur JLU hinzuwirken hat… Wir haben Ende Mai (sc. 2019) aus gegebenem Anlass diese Bitte schriftlich wiederholt und Herrn Schmitz darauf hingewiesen, dass wir uns weitergehende Konsequenzen vorbehalten.“ (Süddeutsche Zeitung. 13. September 2019)
  8. dgfz-bonn.de (PDF; 1,0 MB) Abgerufen am 6. Dezember 2019.
  9. Elke Brandstätter, Lutz Polanz: Industrie finanziert Glyphosat-Studien mit. In: Tagesschau/WDR. 5. Dezember 2019, abgerufen am 5. Dezember 2019.
  10. Markus Balser, Uwe Ritzer: Gefährliche Saat. In: Süddeutsche Zeitung. 13. September 2019, abgerufen am 17. September 2019.
  11. Deutscher Forscher in der Kritik Monsanto soll Studien gekauft haben. n-tv, abgerufen am 5. Dezember 2019; ARD, gleiches Datum, auch zur Verflechtung seiner Geldgeber und zur Nutzung des Universitäts-Namens durch Schmitz bei der öffentlichen Präsentation seiner im privaten Institut erhobenen Meinungen.
  12. hier 2012, der andere Art. ist von 2015: „Die Veröffentlichung dieses Artikels wird derzeit überprüft. Die Editorin wurde auf einen potentiellen Interessenkonflikt eines der Autoren aufmerksam gemacht, der bei der Veröffentlichung nicht angegeben wurde. Bitte bedenken Sie das, wenn Sie diesen Artikel referenzieren oder dessen Inhalte für Ihre eigenen Arbeiten verwenden. Diese Meldung wird aktualisiert, sobald die Untersuchung abgeschlossen ist.“
  13. Monsanto finanzierte weitere verdeckte Studien. In: Süddeutsche Zeitung, 12. März 2020. Abgerufen am 12. März 2020.
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