Michael Rachlis

Michael Rachlis (* 29. Juli 1884 in Moskau; † 1953 in London) war ein deutscher Architekt, Innenarchitekt und Bühnenbildner.[1]

Leben

Der einer jüdischen Familie entstammende Michael Rachlis studierte von 1905 bis 1911 an der Technischen Hochschule München.[2][3] Er arbeitete seit 1913 in Berlin, wo er zunächst Bühnenbilder entwarf.[4] Später entstanden einige Landhäuser, sowie Innenausstattungen, u.a. in Kooperation mit dem ungarischstämmigen Architekten Ferenc Domány.[5] Für die Adlerwerke entwarf Rachlis den Showroom in der Hardenbergstraße.[6][1][7][8] Walter Gropius bezog Rachlis – neben Carl Fieger, dem Textilgestalter Richard Lisker und dem Bildhauer D. Paulon – bei der Entwicklung des Adler Standard 6 als Ingenieur mit ein.[9][10][4][11]

In Rachlis Atelier fand 1922/1923 Hans Nitzschke Arbeit als Architekt,[12] ebenso der Riba-Architekt Frank Tischler.[1]

Von 1928 bis 1933 hatte Rachlis einen Vertrag mit den Deutschen Werkstätten und entwarf für diese Zimmereinrichtungen.[13][4] 1931 lud ihn der Film- und Kinounternehmer Samuel Lionel „Roxy“ Rothafel – neben den Architekten Gropius, Poelzig, Mendelsohn, Taut und Häring – ins Berliner Hotel Esplanade im Rahmen der Planung eines Theaterbaus, der heutigen Radio City Music Hall, in New York ein.[14][4] 1935 floh Rachlis nach London – lebte dort im Isokon[15][16] beziehungsweise in den sogenannten Lawn Road Flats[17] – und war dort bis zu seinem Tod als Architekt tätig.[13] Dort entwarf er Büroräume, teils im Stil des Art Déco, für zwei Aluminiumgesellschaften, für eine Zeitung, für eine Kunstgalerie und ein Restaurant.[1]

Rachlis war Mitglied der Jüdischen Gemeinde zu Berlin und eines der ersten Mitglieder von The Circle, einer Gesellschaft von geflüchteten Architekten  darunter Ernst L. Freud, Heinrich Julius Reifenberg sowie Harry Rosenthal  und Planern sowie Designern in London.[1][18][4]

Bauten und Entwürfe (unvollständig)

Golf-Platz auf dem Dach des Eden-Hotels
Villa Zissu am Hundekehlesee in der Villenkolonie Grunewald: Ursprünglich repräsentatives Wohnhaus,[19] nach 1945 Quartier der britischen Besatzungsmacht und Residenz des niederländischen Generalkonsulats, dann Mehrparteienwohnhaus und heute wieder Familiendomizil.[20]
Lückhoffstraße 34, ein eingeschossiger winkelförmiger roter Klinkerbau mit knapp abschließendem Sattel- und Walmdach im Stil des Neuen Bauens

Schriften

  • Aufgaben unserer Zeit. Arbeiten von Architekt Dipl.-Ing. Michael Rachlis. In: Innen-Dekoration, Jg. 41, 1930, S. 304–315 (Digitalisat).

Literatur

  • Max Osborn (Einleitung): Architekt Michael Rachlis, Räume. (= Neue Werkkunst.) Friedrich Ernst Hübsch, Berlin / Leipzig / Wien 1929.
  • Myra Warhaftig: Deutsche jüdische Architekten vor und nach 1933. Das Lexikon. Reimer, Berlin 2005, ISBN 3-496-01326-5.

Einzelnachweise

  1. Myra Warhaftig: Deutsche jüdische Architekten vor und nach 1933 : das Lexikon : 500 Biographien. Hrsg.: Reimer Verlag. Dietrich Reimer, Berlin 2005, ISBN 978-3-496-01326-6, S. 396–397 (blickinsbuch.de [abgerufen am 30. September 2021]).
  2. Druck der Akademischen Buchdruckerei von F. Straub (Hrsg.): Personalstand der Königlich Bayerischen Technischen Hochschule zu München im Sommer-Semester 1905. 1905, S. 74.
  3. Druck der Akademischen Buchdruckerei von F. Straub (Hrsg.): Personalstand der Königlich Bayerischen Technischen Hochschule zu München im Sommer-Semester 1911. 1911, S. 89 (tum.de [PDF]).
  4. Heidede Becker: Villa Zissu – ein Haus der Moderne in Grunewald: Baugeschichte, Nutzungswandel, Lebenswege. filum rubrum verlag, Nauen 2015, ISBN 978-3-940678-03-4.
  5. Ágnes Nováky: Domány, Ferenc. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 28, Saur, München u. a. 2000, ISBN 3-598-22768-X. (Artikel online: Ferenc Domány. In: archINFORM.)
  6. Michael Rachlis, Max Osborn: Michael Rachlis Räume. Neue Werkkunst, mit einer Einleitung v. Dr. Max Osborn. Friedrich-Ernst Hübsch Verlag, Berlin 1929 (google.com).
  7. Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort (41.1930). Abgerufen am 30. September 2021.
  8. Showroom for Adler Motorcars, Berlin. Abgerufen am 30. September 2021 (englisch).
  9. Das neue Frankfurt: internationale Monatsschrift für die Probleme kultureller Neugestaltung (5.1931). Abgerufen am 3. Oktober 2021.
  10. Herbert Bayer. Der neue Adler (The New Adler) (Brochure for a car designed by Walter Gropius for the German car company Adler). 1931 | MoMA. Abgerufen am 3. Oktober 2021.
  11. Ivan Margolius: Automobiles by Architects. Wiley, 2000, ISBN 978-0-471-60786-1 (google.de [abgerufen am 3. Oktober 2021]).
  12. Hugo Thielen: Nitzschke, Hans. In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 271 u.ö
  13. Arne Sildatke: Dekorative Moderne: Das Art Déco in der Raumkunst der Weimarer Republik. LIT Verlag Münster, 2013, ISBN 978-3-643-12293-3 (google.de [abgerufen am 11. November 2019]).
  14. Walter Gropius *18.05.1883–†Architekt, DDer Kinobesitzer Roxy… Abgerufen am 6. September 2021.
  15. Ian Grosvenor, Angelo Van Gorp: At school with the avant-garde: European architects and the modernist project in England. In: History of Education. Band 47, Nr. 4, 4. Juli 2018, ISSN 0046-760X, S. 544–563, doi:10.1080/0046760X.2018.1451559 (tandfonline.com [abgerufen am 1. Oktober 2021]).
  16. Farouk H. Elgohary: Wells Coates and his position in the beginning of the modern movement in England. Hrsg.: University College London. 1966, S. 387; 390 (ucl.ac.uk [PDF]).
  17. Susanne Kippenberger: Denker und Spione aus den Lawn Road Flats. In: Der Tagesspiegel Online. 5. Dezember 2018, ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 1. Oktober 2021]).
  18. Start of the Circle Collection. The Circle: Society of Refugee Architects, planners and designers in London. In: Leo Baeck Institut (Hrsg.): 000198607. AR7130 (archive.org [PDF]).
  19. Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort (41.1930). Abgerufen am 30. August 2021.
  20. Verlagsangaben. Abgerufen am 11. November 2019.
  21. Lilian Pfaff: J. R. Davidson: A European Contribution to California Modernism. Birkhäuser, 2019, ISBN 978-3-0356-1937-9 (google.de [abgerufen am 6. September 2021]).
  22. Villa Stark. Abgerufen am 6. September 2021 (deutsch).
  23. Vom Wein zur Villa. Abgerufen am 6. September 2021.
  24. Architektur und Wohnform. Verlagsanstalt A. Koch, 1923 (google.de [abgerufen am 6. September 2021]).
  25. Architektur und Wohnform. Koch, Darmstadt 1923.
  26. Innendekoration: mein Heim, mein Stolz; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort (34.1923). Abgerufen am 6. September 2021.
  27. NN: 34. In: Innendekoration. 1923, doi:10.11588/DIGLIT.10459 (uni-heidelberg.de [abgerufen am 30. September 2021]).
  28. Eintrag 09075257 in der Berliner Landesdenkmalliste
  29. Reinhard Mehring: Auf der gefahrenvollen Straße des öffentlichen Rechts. Briefwechsel Carl Schmitt – Rudolf Smend 1921–1961. Mit ergänzenden Materialien. Duncker & Humblot, 2012, ISBN 978-3-428-53753-2 (google.de [abgerufen am 11. November 2019]).
  30. Moderne Cafés, Restaurants und Vergnügungsstätten. Außen- und Innenarchitektur. 213 Abbildungen auf 176 Tafeln. Ernst Pollak Verlag, Berlin-Charlottenburg 1930., Berlin, S. 111–119 (archive.org).
  31. Hermann Gescheit: Neuzeitliche Hotels und Krankenhäuser; ausgeführte Bauten und Entwürfe, mit 498 Abbildungen. Zweite Veränderte Auflage. Berlin-Charlottenburg, Pollak, Berlin 1900, S. 176–185 (archive.org [abgerufen am 2. Oktober 2021]).
  32. Michael Rachlis: Aufgaben unserer Zeit. In: Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort. Band 41, 1930, S. 311–312 (digizeitschriften.de [abgerufen am 6. September 2021]).
  33. Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort (44.1933). Abgerufen am 7. Oktober 2021.
  34. Eintrag 09046466 in der Berliner Landesdenkmalliste
  35. Max Osborn: Ein Landhaus von Michael Rachlis. Haus Gen.-Dir. Zissu in Berlin-Grunewald. In: Innen-Dekoration, Jg. 41, 1930, S. 138–151 (Digitalisat).
  36. Villa Grisebach: Michael Rachlis und César Klein, 1953 1884 – 1876 1954. Berlin 27. bis 30. November 2013
  37. Grossgarage, Auto-Hotel in Witzleben; eine Kombination aus Hotel und… Abgerufen am 6. September 2021.
  38. car hotel – motel in Charlottenburg district, later used by Heidi… Abgerufen am 6. September 2021.
  39. Innendekoration: mein Heim, mein Stolz; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort (44.1933). Abgerufen am 6. September 2021.
  40. Innendekoration: mein Heim, mein Stolz; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort (43.1932). Abgerufen am 6. September 2021.
  41. Innendekoration: mein Heim, mein Stolz; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort (43.1932). Abgerufen am 6. September 2021.
  42. Compagnia Italiana Turismo (C.I.T.) Limited offices, Regent Street, London: the entrance area | RIBA. Abgerufen am 11. November 2019.
  43. Compagnia Italiana Turismo (C.I.T.) Limited offices, Regent Street, London: the main entrance | RIBA. Abgerufen am 11. November 2019.
  44. @1@2Vorlage:Toter Link/www.ribapix.org (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  45. Aluminium Union Limited, Adelphi offices, London: the corridor through the executive offices | RIBA. Abgerufen am 11. November 2019.
  46. Aluminium Union Limited, Adelphi offices, London: view of the reception area | RIBA. Abgerufen am 11. November 2019.
  47. Aluminium Union Limited, Adelphi offices, London: the reception area | RIBA. Abgerufen am 11. November 2019.
  48. Gianni Montagna, Manuela Cristina Paulo Carvalho Figueiredo: Textiles, Identity and Innovation: In Touch: Proceedings of the 2nd International Textile Design Conference (D_TEX 2019), June 19-21, 2019, Lisbon, Portugal. CRC Press, 2020, ISBN 978-1-00-009317-9 (google.de [abgerufen am 6. September 2021]).
  49. Alice Fisher: Material gains: mid-century Italian textiles – in pictures. In: The Guardian. 29. August 2020, ISSN 0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 6. September 2021]).
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.