Methoxychlor
Methoxychlor ist eine Mischung mehrerer strukturisomerer chemischer Verbindungen aus der Gruppe der chlorierten Diphenylmethanderivate. Es ist u. a. das p,p′-Dimethoxy-Analogon von p,p′-DDT.
Strukturformel | |||||||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Strukturformel von p,p′-Methoxychlor | |||||||||||||||||||
Allgemeines | |||||||||||||||||||
Name | Methoxychlor | ||||||||||||||||||
Andere Namen |
| ||||||||||||||||||
Summenformel | C16H15Cl3O2 | ||||||||||||||||||
Kurzbeschreibung |
farbloser bis gelblicher Feststoff mit fruchtigem Geruch[1] | ||||||||||||||||||
Externe Identifikatoren/Datenbanken | |||||||||||||||||||
| |||||||||||||||||||
Eigenschaften | |||||||||||||||||||
Molare Masse | 345,66 g·mol−1 | ||||||||||||||||||
Aggregatzustand |
fest | ||||||||||||||||||
Dichte |
1,41 g·cm−3[1] | ||||||||||||||||||
Schmelzpunkt | |||||||||||||||||||
Siedepunkt |
etwa 346 °C[2] | ||||||||||||||||||
Löslichkeit |
praktisch unlöslich in Wasser (0,1 mg·l−1 bei 25 °C)[1] | ||||||||||||||||||
Sicherheitshinweise | |||||||||||||||||||
| |||||||||||||||||||
MAK |
Schweiz: 10 mg·m−3 (gemessen als einatembarer Staub)[3] | ||||||||||||||||||
Toxikologische Daten | |||||||||||||||||||
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. |
Gewinnung und Darstellung
Methoxychlor kann durch Reaktion von Anisol mit Chloral in Gegenwart von Aluminiumchlorid oder Schwefelsäure gewonnen werden.[4]
Eigenschaften
Methoxychlor ist ein brennbarer farbloser bis gelblicher Feststoff mit fruchtigem Geruch, der praktisch unlöslich in Wasser ist.[1] In Reinform ist es ein farbloses Pulver. Das technische Produkt ist grau bis gelblich und besteht zu 88–90 % aus dem p,p′-Isomer. Der Rest besteht hauptsächlich aus dem o,p′-Isomer und bis zu 50 anderen Verunreinigungen.[5]
- p,p′-Methoxychlor, 88–90 % des technischen Gemischs
- o,p′-Methoxychlor, 4 % des technischen Gemischs
- 1-Methoxy-4-(1,2,2,2-tetrachlorethyl)benzol, 1,7 % des technischen Gemischs
- p,p′-Methoxychlor-olefin, 0,4 % des technischen Gemischs
Die Verbindung wurde zuerst 1944 beschrieben und 1945 eingeführt.[6]
Toxizität
In einigen In-vivo-Studien scheint „technisches“ Methoxychlor drei- bis viermal wirksamer bezüglich der Reproduktions- und Entwicklungstoxizität zu sein als reines Methoxychlor. Dies wird darauf zurückgeführt, dass Verunreinigungen im „technischen“ Methoxychlor, welche teilweise Metaboliten[7] von Methoxychlor sind, direkt östrogen wirksame Substanzen sind. Methoxychlor selbst wirkt schwach östrogen.[8]
Dabei stellte sich vor allem der durch das Cytochrom P450 in der Leber demethylierte Metabolit von Methoxychlor 2,2-Bis(p-hydroxyphenyl)-1,1,1-trichlorethan (HPTE oder Hydroxychlor) als ein potenter endokriner Disruptor heraus.[9] Neuere Studien bei Ratten zeigen, dass Methoxychlor Krankheiten noch bis in die dritte Folgegeneration auslösen kann.[10][11]
Verwendung
Methoxychlor wurde als Insektizid verwendet.[1]
Zulassung
Die Verbindung wurde 2002 nicht in die Liste der in der Europäischen Union zulässigen Pflanzenschutzwirkstoffe aufgenommen. In den Staaten der EU und in der Schweiz sind keine Pflanzenschutzmittel mit diesem Wirkstoff zugelassen.[12] Das Europäische Arzneibuch legt als Grenzwert für Methoxychlor-Rückstände in pflanzlichen Drogen 0,05 mg·kg−1 fest.[13]
Die Genehmigung zur Verwendung als Pflanzenschutzmittel oder Biozid in den USA wurde 2003 entzogen.[14] Grund für das Verbot war seine Persistenz in der Umwelt und des Akkumulationsvermögen in der Nahrungskette. 2023 wurde Methoxychlor in den Anhang A des Stockholmer Übereinkommens aufgenommen.[15]
Einzelnachweise
- Eintrag zu Methoxychlor in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 2. Januar 2024. (JavaScript erforderlich)
- Europäisches Arzneibuch 10.0. Deutscher Apotheker Verlag, 2020, ISBN 978-3-7692-7515-5, S. 852.
- Schweizerische Unfallversicherungsanstalt (Suva): Grenzwerte – Aktuelle MAK- und BAT-Werte (Suche nach 72-43-5 bzw. Methoxychlor), abgerufen am 2. November 2015.
- Eintrag zu Methoxychlor in der Hazardous Substances Data Bank (via PubChem), abgerufen am 29. Juli 2012.
- ATSDR: Toxicological Profile for Methoxychlor, Kapitel 4.
- Robert Irving Krieger: Handbook of pesticide toxicology. Band 1. Academic Press, 2010, ISBN 978-0-08-092201-0 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Y. Hu, D. Kupfer: Metabolism of the endocrine disruptor pesticide-methoxychlor by human P450s: pathways involving a novel catechol metabolite. In: Drug metabolism and disposition: the biological fate of chemicals. Band 30, Nummer 9, September 2002, S. 1035–1042, PMID 12167570.
- The MAK Collection for Occupational Health and Safety - Methoxychlor. ISBN 978-3-527-60041-0, doi:10.1002/3527600418.mb7243d0056.
- ATSDR: Toxicological Profile for Methoxychlor, Kapitel 6.
- scinexx.de: Pestizid macht noch die Urenkel krank: Methoxychlor wirkt generationsübergreifend durch krankmachende Veränderungen am Erbgut, abgerufen am 10. Januar 2017
- Mohan Manikkam, M. Muksitul Haque, Carlos Guerrero-Bosagna, Eric E. Nilsson, Michael K. Skinner, W. Steven Ward: Pesticide Methoxychlor Promotes the Epigenetic Transgenerational Inheritance of Adult-Onset Disease through the Female Germline. In: PLoS ONE. 9, 2014, S. e102091, doi:10.1371/journal.pone.0102091.
- Generaldirektion Gesundheit und Lebensmittelsicherheit der Europäischen Kommission: Eintrag zu Methoxychlor in der EU-Pestiziddatenbank; Eintrag in den nationalen Pflanzenschutzmittelverzeichnissen der Schweiz, Österreichs und Deutschlands, abgerufen am 26. März 2016.
- Europäisches Arzneibuch 10.0. Deutscher Apotheker Verlag, 2020, ISBN 978-3-7692-7515-5, S. 433.
- Environmental Protection Agency: Methoxychlor Reregistration Eligibility Decision (RED) EPA Publication No. EPA 738-R-04-010. 30. Juni 2004, abgerufen am 2. Oktober 2009 (englisch).
- Summary report 1–12 May 2023. In: Earth Negotiations Bulletin. Abgerufen am 15. Mai 2023 (englisch).