Mercedes-Benz W 31
Der dreiachsige Geländewagen Mercedes-Benz G4 entstand als schwerer Geländewagen für die Wehrmacht im Jahre 1934. Nach dem ersten Versuch 1926 mit dem Typ G1 startete Daimler-Benz nun noch einen Anlauf. Das Modell trug die interne Baumusterbezeichnung W 31. Die Wagen waren als siebensitzige Tourenwagen oder geschlossene Limousinen ausgeführt. Wegen seines hohen Gewichtes von 3,7 Tonnen wurde der G4 vor allem zum Repräsentieren auf der Straße eingesetzt.[1]
Mercedes-Benz | |
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Mercedes-Benz G4 im Auto- und Technikmuseum Sinsheim | |
W 31 | |
Verkaufsbezeichnung: | G4 |
Produktionszeitraum: | 1934–1939 |
Klasse: | Geländewagen |
Karosserieversionen: | Tourenwagen, Limousine |
Motoren: | Ottomotoren: 5,0–5,4 Liter (74–85 kW) |
Länge: | 5360–5720 mm |
Breite: | 1870 mm |
Höhe: | 1900 mm |
Radstand: | 3100–4050 mm |
Leergewicht: | 3550 kg |
Fahrzeugtechnik
Der W 31 ist ein dreiachsiger Wagen, dessen Karosserie auf einem Kastenprofilrahmen aufgebaut ist. Es gab zwei Karosserieausführungen, einen Tourenwagen und eine geschlossene Limousine. Der Wagen hat einen vorne längs eingebauten Reihenmotor, standardmäßig werden alle Achsen angetrieben (Achsformel 6×6); 12 Wagen wurden jedoch ohne zuschaltbaren Vorderachsantrieb ausgeliefert (Achsformel 6×4). Alle Achsen sind Starrachsen und rundum an längs montierten halbelliptischen Auslegerblattfedern aufgehängt, dabei teilen sich die Hinterräder einer Seite je ein Blattfederpaket. Auf die Räder sind Reifen der Größe 7,5–15 in (191–381 mm) aufgezogen, der W 31 hat rundum Einfachbereifung. Die Bremsanlage arbeitet hydraulisch mit Saugluftunterstützung und wirkt auf Trommelbremsen an allen Rädern. Daimler-Benz baute eine Schraubenspindellenkung ein.[2]
Angetrieben wird der bis 1934 gebaute W 31 von einem flüssigkeitsgekühlten Achtzylinder-Reihenottomotor der Type Daimler-Benz M24 mit seitlicher Nockenwelle und hängenden Ventilen. Der Hubraum beträgt 5018 cm3, die Nennleistung ist mit 100 PS (74 kW) angegeben. Das Drehmoment wird über eine Einscheibentrockenkupplung und ein teilsynchronisiertes (II–IV) Vierganggetriebe mit Vorgelege an die Achsen übertragen. Die Achsdifferentiale sind sperrbar. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 67 km/h.[2]
Geschichte
Der W 31 wurde ursprünglich für militärische Zwecke entwickelt, seine hohe Masse von mehr als 3500 kg und sein hoher Preis machten ihn jedoch als Militärfahrzeug wenig geeignet. Insgesamt wurden nur 57 Stück gebaut, lediglich elf davon wurden an die Wehrmacht geliefert. Eingesetzt wurde der W 31 zum Chauffieren ranghoher Politiker des NS-Regimes in Manövergelände und bei Besuchen besetzter Länder und rückwärtiger Frontgebiete.[3]
Ab 1937 wurde ein stärkerer Motor eingebaut. Er hatte 5252 cm³ Hubraum und leistet 115 PS (84,5 kW). Die Fahrleistungen blieben – begrenzt durch die Bauart der Geländereifen – gleich. 1937 und 1938 wurden 16 Fahrzeuge gebaut.
1938 gab es einen noch größeren Motor. Er hatte 5401 cm³ Hubraum, liefert aber nur 110 PS (81 kW). Nachdem die Reichskanzlei einige Fahrzeuge für Adolf Hitler und seinen Stab orderte – eingesetzt als Kommandeurswagen zum Beispiel bei der Besetzung Österreichs und der Annexion der sogenannten Rest-Tschechei – konnte Daimler-Benz im letzten Produktionsjahr 1939 nochmals 30 Wagen absetzen.
Von den 57 Wagen existieren noch mindestens drei im authentischen Zustand, davon einer im Auto- und Technikmuseum Sinsheim (Deutschland). Ein weiterer G4, ursprünglich ein Geschenk Hitlers an General Franco, befindet sich in der Automobilsammlung des spanischen Königshauses.
Ein weiterer befindet sich in Hollywood. In der Serie Ein Käfig voller Helden erscheint er im Vorspann und auch in einigen Szenen der Serie. Dieses Fahrzeug kommt auch in anderen Hollywoodfilmen, hauptsächlich in Kriegsfilmen, vor.[4]
Technische Daten
Mercedes-Benz | G4 (1934–36) | G4 (1937–38) | G4 (1938–39) |
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Motor: | 8-Zylinder-Reihenmotor (Viertakt), vorne längs | ||
Hubraum: | 5018 cm³ | 5252 cm³ | 5401 cm³ |
Bohrung × Hub: | 86 × 108 mm | 88 × 108 mm | 88 × 111 mm |
Leistung bei 1/min: | 74 kW (100 PS) bei 3400 | 85 kW (115 PS) bei 3400 | 81 kW (110 PS) bei 3400 |
Max. Drehmoment bei 1/min: | ca. 283 Nm bei 1400 | ca. 284,5 Nm bei 1400 | -/- |
Verdichtung: | 5,6:1 | 5,2:1 | |
Gemischaufbereitung: | 1 Doppelvergaser Solex 40 MMDVS | 1 Doppelvergaser | |
Ventilsteuerung: | 1 seitliche Nockenwelle, Antrieb über Stirnräder | ||
Kühlung: | Wasserkühlung | ||
Getriebe: | 4-Gang-Schaltgetriebe ZF-Aphon G 35 mit Vorgelege | ||
Angetriebene Räder: | alle vier Hinterräder | ||
Radaufhängung vorn: | Starrachse, Halbfedern | ||
Radaufhängung hinten: | 2 Starrachsen, auf jeder Seite je 1 Halbfeder für 2 Räder | ||
Lenkung: | Schraubenspindellenkung | ||
Spurweite vorn/hinten: | 1620/1570/1570 mm | ||
Radstand: | 1./2. Achse/2./3. Achse/1./3. Achse 3100/950/4050 mm | ||
Abmessungen: | 5360–5720 × 1870 × 1900 mm | ||
Wendekreis: | 17 m | ||
Leergewicht: | 3550 kg | ||
Höchstgeschwindigkeit: | 67 km/h (reifenbedingt) | ||
Verbrauch (L/100 km): | 28 (Straße) /38 (Gelände) | ||
Stückzahl: | 11 | 16 | 30 |
Literatur
- Werner Oswald: Mercedes-Benz Personenwagen 1886–1986. 4. Auflage. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1987, ISBN 3-613-01133-6.
Einzelnachweise
- Mercedes-Benz G4 – Dreiachsiger Geländewagen (Memento vom 4. Januar 2012 im Internet Archive)
- Werner Oswald: Kraftfahrzeuge und Panzer der Reichswehr, Wehrmacht und Bundeswehr, Motorbuchverlag, Stuttgart 1970, S. 57
- Werner Oswald: Kraftfahrzeuge und Panzer der Reichswehr, Wehrmacht und Bundeswehr, Motorbuchverlag, Stuttgart 1970, S. 58
- IMCDB (Internet Movie Cars Data-Base) Verwendung Mercedes G4 in Filmen (englisch, eingesehen 9. Mai 2011)
Weblinks
- Markus Jordan: RESTAURIERTER MERCEDES-BENZ G4 GELÄNDEWAGEN VON 1939 DER SPANISCHEN KÖNIGSFAMILIE (TYP W31). In: mbpassion.de. 20. Mai 2014, abgerufen am 19. November 2023.
- Mercedes G4 in der Autosammlung des spanischen Königshauses
- Wieder voll einsatzfähig: Geländewagen Mercedes-Benz G4 (Memento vom 1. Februar 2016 im Internet Archive)
- Kategorie:Typen Gelaendewagen (Memento vom 21. Mai 2016 im Internet Archive)
Fahrzeugklasse | 1920er | 1930er | 1940er | ||||||||||||||||
6 | 7 | 8 | 9 | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 0 | 1 | 2 | 3 | 4 | |
Kompaktklasse | W 15 (Typ 170) | ||||||||||||||||||
W 23 (Typ 130) | |||||||||||||||||||
W 30 (Typ 150) | |||||||||||||||||||
W 28 (Typ 170 H) | |||||||||||||||||||
Mittelklasse | W 02 (Typ Stuttgart 200) | W 136 / W 149 (Typen 170 V / 200 V) | |||||||||||||||||
W 11 (Typ Stuttgart 260) | W 143 (Typ 230 n) | ||||||||||||||||||
W 21 (Typ 200 / 230) | W 153 (Typ 230) | ||||||||||||||||||
W 138 (Typ 260 D) | |||||||||||||||||||
Obere Mittelklasse | W 03 / W 04 / W 05 (Typen 300 / 320 / 350) | W 18 (Typ 290) | |||||||||||||||||
W 10 / W 19 (Typen 350/370/380) | W 142 (Typ 320) | ||||||||||||||||||
W 22 | |||||||||||||||||||
Oberklasse | Typ 400 & Typ 630 | W 24 / W 29 / W 129 (Typen 500 K / 540 K / 580 K) | |||||||||||||||||
W 08 (Typ Nürburg 460 / 460 K / 500 / Typ 500 N) | |||||||||||||||||||
W 07 / W 150 (Typen 770 / 770 K) | |||||||||||||||||||
Sportwagen | Modell K | ||||||||||||||||||
W 06 (Typ S / SS / SSK / SSKL) | W 24 / W 29 / W 129 | ||||||||||||||||||
Geländewagen | W 103 (Typ G1) | W 31 (Typ G4) | |||||||||||||||||
W 133 III (Typ 170 VG) / W 139 (Typ 170 VL) / W 152 (Typ G5) | |||||||||||||||||||
Kleintransporter | L 3/4 | L 1000 Express | L 301 | ||||||||||||||||
L 300 |