Melkendorf (Kulmbach)

Melkendorf (oberfränkisch: Melgndoaf[2]) ist ein Gemeindeteil der Großen Kreisstadt Kulmbach im oberfränkischen Landkreis Kulmbach in Bayern.[3]

Melkendorf
Große Kreisstadt Kulmbach
Koordinaten: 50° 5′ N, 11° 25′ O
Höhe: 311 (296–312) m ü. NHN
Einwohner: 699 (23. Jul. 2013)[1]
Eingemeindung: 1. Juli 1976
Postleitzahl: 95326
Vorwahl: 09221

Geographie

Das Pfarrdorf liegt am Zusammenfluss von Rotem und Weißem Main zum Main.

Die Staatsstraße 2190 führt nach Katschenreuth (1,8 km südwestlich) bzw. nach Kulmbach zu einer Anschlussstelle der B 289 (1,6 km nördlich). Gemeindeverbindungsstraßen führen nach Kulmbach zur B 85 (2,2 km nordöstlich) und nach Unterzettlitz (1,6 km südöstlich). Anliegerwege führen nach Steinenhausen (1 km südwestlich) und nach Oberauhof (0,9 km westlich).[4]

Bis 1993 wurde ein Haltepunkt an der Strecke Thurnau–Kulmbach bedient. Diese wurde stillgelegt und weitgehend abgebaut.

Blick auf Melkendorf (Flurweg) von Unterkodach

Geschichte

St. Aegidius

Melkendorf lag an der Fernhandelsstraße BambergBöhmen. 1303 wurde er als „Melchendorf“ erstmals urkundlich erwähnt und 1317 mit dem heutigen Namen „Melkendorf“. Das Bestimmungswort ist Madaleich, der Personenname des Siedlungsgründers.[5]

Das Schloss Steinenhausen der Grafen von Henneberg wurde im Jahr 1316 befestigt. Im Jahr 1430 wurde der Ort, ebenso wie Kulmbach, beim Einfall der böhmischen Hussiten zerstört und anschließend wieder aufgebaut. Im Zuge der Reformation wurde Melkendorf 1525 protestantisch. Noch zweimal wurde er im Bundesständischen Krieg am 14. Juli 1553 sowie im Dreißigjährigen Krieg am 15. März 1634 durch die Soldaten des Herzogs von Weimar zerstört.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Melkendorf 55 Anwesen, eine Kirche und ein Pfarrhaus. Das Hochgericht übte das bayreuthische Stadtvogteiamt Kulmbach aus. Dieses hatte zugleich die Dorf- und Gemeindeherrschaft. Grundherren waren

  • das Kastenamt Kulmbach (6 Anwesen: 1 Mahlmühle, 1 Wirtshaus, 1 Schmiede, 1 Höflein, 1 Söldengütlein, 1 Haus),
  • der Markgräfliche Lehenhof Bayreuth (11 Anwesen: 1 Gut, 2 Gütlein, 2 Söldengüter, 3 Tropfgüter, 2 Tropfhäuser, 1 Hofstatt),
  • das Rittergut Steinenhausen (13 Anwesen: 4 Höfe, 9 Gütlein),
  • das Seniorat von Guttenberg-Guttenberg (10 Anwesen: 3 Güter, 2 Gütlein, 1 Söldengut, 3 Häuser, 1 Kaplaneihaus),
  • das Rittergut Kirchleus (11 Anwesen: 1 Halbhof, 1 Gut, 6 Gütlein, 1 Tropfgütlein, 1 Haus, 1 Hofstättlein),
  • das Rittergut Breitenreuth (1 Hof),
  • das Rittergut Katschenreuth (1 Gut),
  • die Pfarrei Melkendorf (2 Gütlein).[6]

Von 1797 bis 1810 unterstand der Ort dem Justiz- und Kammeramt Kulmbach.[7] Mit dem Gemeindeedikt wurde 1811 der Steuerdistrikt Melkendorf gebildet, zu dem Affalterhof, Ameisloch, Frischenmühle, Herlas, Hitzmain, Kessel, Oberauhof, Oberzettlitz, Plosenberg, Unterkodach, Unterzettlitz, Weiher und Windischenhaig gehörten.[8] 1812 wurde der Steuerdistrikt neu strukturiert. Zu diesem gehörten nun Oberauhof, Steinenhausen und Unterkodach. Zugleich entstand die Ruralgemeinde Melkendorf, die deckungsgleich mit dem Steuerdistrikt war. Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Kulmbach zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Kulmbach (1919 in Finanzamt Kulmbach umbenannt). In der freiwilligen Gerichtsbarkeit unterstanden einige Anwesen bis 1848 Patrimonialgerichten, die an die Stelle der ehemaligen Rittergüter traten. Ab 1862 gehörte Melkendorf zum Bezirksamt Kulmbach (1939 in Landkreis Kulmbach umbenannt). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Kulmbach (1879 in das Amtsgericht Kulmbach umgewandelt).[7] Die Gemeinde hatte eine Gebietsfläche von 4,546 km².[9]

Melkendorf wurde mit der Eröffnung der Bahnstrecke Bayreuth Altstadt–Kulmbach im Jahr 1908 an das Eisenbahnnetz angebunden. Seit dem 3. September 1993 (Einstellung des Bahnverkehrs auf der letzten Teilstrecke von Kulmbach) verkehren dort keine Personenzüge mehr.

Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurde die Gemeinde Melkendorf am 1. Juli 1976 nach Kulmbach eingegliedert.[10]

Baudenkmäler

In der Bayerischen Denkmalliste sind 11 Baudenkmäler aufgeführt:

  • St. Aegidius. Sie gilt als eine der ältesten Kirchen Oberfrankens.
  • Friedhof
  • Ehemaliges Kantorat
  • Ehemaliges Schulhaus
  • Drei Wohnhäuser
  • Zwei Türrahmungen von Wohnhäusern
  • Kleinbauernhaus
  • Felsenkeller

Abgegangenes Baudenkmal:

  • Haus Nr. 4: Zweigeschossiger Sandsteinbau, von drei zu fünf Achsen, nach Mitte des 18. Jahrhunderts. Zweiläufige Freitreppe, Portalrahmung und Gebälksims profiliert.[11]

Einwohnerentwicklung

Gemeinde Melkendorf

Jahr 181818401852185518611867187118751880188518901895190019051910191919251933193919461950195219611970
Einwohner 4404624354324004264014194494584514634634424845225396066621016107894710181020
Häuser[12] 657178797686110147
Quelle [7][13][13][13][14][15][16][17][18][19][20][13][21][13][22][13][23][13][13][13][24][13][9][25]

Ort Melkendorf

Jahr 001809001818001861001871001885001900001925001950001961001970001987002010002013
Einwohner 322389*357365410423488878866890718699
Häuser[12] 58*707079103140
Quelle [26][7][14][16][19][21][23][24][9][25][27][1]
* 
inklusive Unterkodach
 
Ort wird zu Kulmbach gerechnet.

Religion

Melkendorf ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und Sitz der Pfarrei St. Aegidius.[28][9]

Literatur

Fußnoten

  1. https://www.kulmbach.de/xist4c/web/Kulmbach-Rathaus-Stadtteile_id_275_.htm
  2. E. F. v. Guttenberg: Land- und Stadtkreis Kulmbach, S. 200. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: „melgndoʳf“.
  3. Gemeinde Kulmbach, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 14. August 2023.
  4. Topographische Karte 1:25.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 14. August 2023 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
  5. E. F. v. Guttenberg: Land- und Stadtkreis Kulmbach, S. 109f.
  6. R. Barth: Kulmbach: Stadt und Altlandkreis, S. 619. Dort werden fälschlicherweise nur 53 Anwesen als Gesamtzahl angegeben.
  7. R. Barth: Kulmbach: Stadt und Altlandkreis, S. 765f.
  8. R. Barth: Kulmbach: Stadt und Altlandkreis, S. 786.
  9. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 700 (Digitalisat).
  10. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 693.
  11. A. Gebeßler: Stadt und Landkreis Kulmbach, S. 74. Denkmalschutz aufgehoben, Objekt evtl. abgerissen. Ursprüngliche Hausnummerierung.
  12. Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Von 1871 bis 1987 werden diese als Wohngebäude bezeichnet.
  13. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, OCLC 311071516, S. 150, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
  14. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 897, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  15. Kgl. statistisches Bureau (Hrsg.): Verzeichniß der Gemeinden des Königreichs Bayern nach dem Stande der Bevölkerung im Dezember 1867. XXI. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. Ackermann, München 1869, S. 140 (Digitalisat).
  16. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1070, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  17. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Hergestellt auf Grund der neuen Organisation der Regierungsbezirke, Bezirksämter und Gerichtsbezirke. Nachtrag zum Heft 36 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1879, OCLC 992516308, S. 54 (Digitalisat).
  18. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. Heft 35 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1882, OCLC 460588127, S. 156 (Digitalisat).
  19. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1018 (Digitalisat).
  20. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern : Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dez. 1890. Heft 58 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1892, OCLC 162230561, S. 155 (Digitalisat).
  21. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1065 (Digitalisat).
  22. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichnis für das Königreich Bayern Nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und dem Gebietsstand vom 1. Juli 1911. Heft 84 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1911, OCLC 162230664, S. 155 (Digitalisat).
  23. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1100 (Digitalisat).
  24. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 952 (Digitalisat).
  25. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 162 (Digitalisat).
  26. R. Barth: Kulmbach: Stadt und Altlandkreis, S. 725.
  27. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 314 (Digitalisat).
  28. R. Barth: Kulmbach: Stadt und Altlandkreis, S. 619.
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