Meiolania
Meiolania (griechisch für „Kleiner Wanderer“) ist eine Gattung aus der Gruppe der ausgestorbenen Meiolaniidae. Es sind vier Arten bekannt, die vom Mittleren Miozän bis zum Holozän existierten.
Meiolania | ||||||||||||
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Fossil der Art Meiolania platyceps im American Museum of Natural History | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Meiolania | ||||||||||||
Owen, 1886 |
Merkmale und Verbreitung
Meiolania hatte einen ungewöhnlich geformten Schädel, der viele knaufartige und hornähnliche Fortsätze trug. Einschließlich der beiden seitlichen Hornzapfen hatte der Kopf eine Gesamtbreite von bis zu 60 cm. Diese Fortsätze verhinderten vermutlich, dass die Tiere ihren Kopf vollständig in den Panzer zurückziehen konnten. Der Schwanz war durch gepanzerte Ringe geschützt und trug dornähnliche Zacken am Ende.[1] Schildkröten der Gattung Meiolania waren sehr groß. Mit einer Länge von 2,50 m waren sie die zweitgrößten bekannten Landschildkröten, nur übertroffen von Colossochelys atlas, die bis zum Pleistozän in Asien vorkam.
- Meiolania platyceps, Frontalansicht
- Meiolania platyceps, Seitenansicht
- Meiolania platyceps, Rückansicht
- Hornzapfen von Meiolania platyceps (links) und Meiolania mackayi (rechts)
Fossile Funde sind von Australien, der Lord-Howe-Insel, Neukaledonien und Vanuatu bekannt. Die Arten von der Lord-Howe-Insel und von Neukaledonien waren jedoch viel kleiner. Schildkrötenknochen, die auf den Fidschi-Inseln entdeckt wurden, gehören vermutlich ebenfalls zu dieser Gattung.
Lebensweise
Meiolania-Schildkröten waren Pflanzenfresser. Als 1925 fossile Überreste in der Nähe von Stränden gefunden wurden, ging man von einer aquatischen Lebensweise aus. Heute ist bekannt, dass sie terrestrisch lebten.
Entdeckungs- und Forschungsgeschichte
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Nachweise der Gattung Meiolania () in Ozeanien. Der Fund am King’s Creek in Australien () wird mittlerweile der eigenständigen Gattung Ninjemys zugerechnet. 1: Pindai Caves, 2: Tiga, 3: Walpole |
Die Gattung Meiolania wurde 1886 von Richard Owen aufgestellt, basierend auf Fossilfunden von der Lord-Howe-Insel. Owen vergab die Namen Meiolania platyceps und Meiolania minor (heute ein Synonym von Meiolania platyceps).[2] Es waren die ersten gut erhaltenen Fossilien der Familie Meiolaniidae. An ihnen konnte gezeigt werden, dass fossile Überreste aus dem King’s Creek, Queensland nicht wie ursprünglich angenommen von einer Echse stammen, sondern von einer Schildkröte.[3] Die heute als Ninjemys oweni bekannte Art ist ebenfalls der Familie der Meiolaniidae angehörig und wurde bis 1992 der Gattung Meiolania zugeordnet.[4]
Die Überreste der zweiten Art Meiolania mackayi wurden auf Walpole (Loyalitätsinseln, Neukaledonien) im Zuge von Phosphatabbau gefunden[5] und 1925 von Charles Anderson, dem ehemaligen Direktor des Australian Museum, beschrieben.[6] Sie war kleiner und weniger robust als Meiolania platyceps. Auf Tiga, Neukaledonien wurden 1959 ebenfalls Meiolania-Knochen durch Phosphatabbau entdeckt.[5] Erhalten sind jedoch nur Skelettfragmente, die keine Bestimmung auf Artebene möglich gemacht haben.[5] Gleiches gilt für den Knochenfund aus den Pindai Caves auf Grande Terre, Neukaledonien im Jahr 1983[5] sowie für einen Nachweis vom Wyandotte Creek im nördlichen Queensland.[7]
Meiolania brevicollis wurde 1992 vom Paläontologen Dirk Megirian beschrieben.[8] Die Überreste stammen aus den Camfield Beds im Northern Territory. Die Art lebte im mittleren Miozän. Der Schädel und andere Hornproportionen waren flacher als bei Meiolania platyceps.
2010 beschrieben Arthur W. White, Trevor H. Worthy, Stuart Hawkins, Stuart Bedford und Matthew Spriggs die vierte Art Meiolania damelipi von der zu Vanuatu gehörenden Insel Efate.[9] Die Überreste stammen aus der Zeit der Lapita-Kultur im Holozän. In einer Publikation von 2016 wurden weitere Funde von Knochen auf mehreren Inseln Vanuatus und Fidschis beschrieben und der Art Meiolania damelipi zugeordnet.[10]
Übersicht der Nachweise
Fundort | Taxon | Autor | Datierung |
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Camfield Beds, Northern Territory | Meiolania brevicollis | Megirian, 1992[8] | Mittleres Miozän[8] |
Wyandotte Creek, Queensland | Meiolania sp. | Gaffney & McNamara, 1990[7] | Pleistozän[7] |
Lord-Howe-Insel | Meiolania platyceps | Owen, 1886[2] | Pleistozän[4] |
Teouma, Efate, Vanuatu | ?Meiolania damelipi | White et al., 2010[9] | Holozän[9] |
Uripiv, Vanuatu | ?Meiolania damelipi | Hawkins et al., 2016[10] | |
Vao, Vanuatu | ?Meiolania damelipi | Hawkins et al., 2016[10] | |
Espirito Santo, Vanuatu | ?Meiolania damelipi | Hawkins et al., 2016[10] | |
Viti Levu, Fidschi | ?Meiolania damelipiA1 | Hawkins et al., 2016[10] | |
Naigani, Fidschi | ?Meiolania damelipi | Hawkins et al., 2016[10] | |
Pindai Caves, Grande Terre, Neukaledonien | Meiolania sp. | Gaffney et al., 1984[5] | |
Tiga, Neukaledonien | Meiolania sp. | Gaffney et al., 1984[5] | |
Walpole, Neukaledonien | Meiolania mackayi | Anderson, 1925[6] | Pleistozän[5] |
Aussterben
Vermutlich wurde Meiolania damelipi vor 3000 Jahren von den Menschen der Lapita-Kultur bis zur Ausrottung gejagt. Gestützt wird diese Annahme durch das Vorhandensein von Schildkrötenknochen in Müllgruben in der archäologischen Fundstätte Teouma auf Efate.[9][12] Die Überreste enthielten hauptsächlich Beinknochen, woraus sich ergibt, dass die Schildkröten irgendwo geschlachtet wurden.[9] Die Knochen sind nicht in jüngeren Schichten vorhanden, was nahelegt, dass Meiolania etwa 300 Jahre nach dem ersten Kontakt mit Menschen ausgestorben ist.[9][12]
Einzelnachweise
- Douglas Palmer: The Marshall illustrated encyclopedia of dinosaurs and prehistoric animals. A comprehensive, colour guide to over 500 species. Marshall Publishing, London 1999, ISBN 1-84028-152-9, S. 67.
- Richard Owen: Description of Fossil Remains of Two Species of a Megalanian Genus (Meiolania, Ow.), from Lord Howe's Island. In: Proceedings of the Royal Society of London. Bd. 40, 1886, S. 315–316, doi:10.1098/rspl.1886.0040.
- Arthur Smith Woodward: Note on the extinct reptilian genera Megalania Owen and Meiolania Owen. In: Annals and Magazine of Natural History, Zoology, Botany, and Geology being a Continuation of the Annals combined with Loudon and Charlesworth's Magazine of Natural History. 6th Series, Bd. 1, 1888, ZDB-ID 280102-4, S. 85–89, Digitalisat.
- Eugene S. Gaffney: Ninjemys, a New Name for "Meiolania" oweni (Woodward), a Horned Turtle from the Pleistocene of Queensland. American Museum Noviates 3049, 1992, S. 1–10
- Eugene S. Gaffney, Jean Christophe Balouet und France De Broin: New Occurrences of Extinct Meiolaniid Turtles in New Caledonia. American Museum Noviates 2800, 1984, S. 1–6
- Charles Anderson: Notes on the extinct Chelonian Meiolania, with a record of a new occurrence. In: Records of the Australian Museum. Bd. 14, Nr. 4, ISSN 0081-2676, 1925, S. 223–242, doi:10.3853/j.0067-1975.14.1925.844.
- Eugene S. Gaffney und G. McNamara: A Meiolaniid Turtle from the Pleistocene of Northern Queensland. Memoirs of the Queensland Museum 28, 1990, S. 107–113
- Dirk Megirian: Meiolania brevicollis sp. nov. (Testudines: Meiolaniidae): a new horned turtle from the Australian Miocene. In: Alcheringa. An Australasian Journal of Palaeontology. Bd. 16, Nr. 2, 1992, ISSN 0311-5518, S. 93–106, doi:10.1080/03115519208619035.
- Arthur W. White, Trevor H. Worthy, Stuart Hawkins, Stuart Bedford, Matthew Spriggs: Megafaunal meiolaniid horned turtles survived until early human settlement in Vanuatu, Southwest Pacific. In: Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America. Bd. 107, Nr. 35, 2010, S. 15512–15516, doi:10.1073/pnas.1005780107.
- Stuart Hawkins, Trevor H. Worthy, Stuart Bedford, Matthew Spriggs, Geoffrey Clark, Geoff Irwin, Simon Best und Patrick Kirch: Ancient tortoise hunting in the southwest Pacific. Scientific Reports 6, 2016, doi:10.1038/srep38317
- Trevor H. Worthy, Atholl J. Anderson und Ralph E. Molnar: Megafaunal expression in a land without mammals – the first fossil faunas from terrestrial deposits in Fiji. Senckenbergiana Biologica 19, 1999 S. 237–242
- Brandon Keim: Extinct, King Koopa-Style Giant Turtle Found on Pacific Island. In: Wired. 17. August 2010 (wired.com).