Mein Kinderradio
Mein Kinderradio ist ein privater Hörfunksender in Graz, der sich vorwiegend an Vorschulkinder richtet. Betreiber ist die Mein Kinderradio Ltd. mit Sitz in Birmingham und Zweigniederlassung in Graz. Verbreitet wird das Programm terrestrisch in Wien, wo der Sender seit Sendestart ein Büro unterhält.[2] Die Produktion des Programms läuft dezentral über unterschiedliche Standorte in Österreich und wird von extern in das System eingespielt.[3] Damit arbeiten nach Angabe von Geschäftsführer Thomas Rybnicek insgesamt 12 Personen am Programm.[4]
Mein Kinderradio | |
Hörfunksender (privat) | |
Programmtyp | Spartenprogramm (Kinder) |
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Empfang | analog und digital terrestrisch, Livestream |
Empfangsgebiet | Wien Österreich via DAB+ |
Sendestart | 28. Juli 2014 |
Sendeanstalt | Mein Kinderradio Ltd. |
Geschäftsführer | Andreas Früchtl, Thomas Rybnicek[1] |
Programmchef | Mirjam (nach Angabe des Senders) Doris Wiener-Pucher |
Liste von Hörfunksendern | |
Website |
Geschichte
Gegründet wurde der Sender bereits im September 2011 von Thomas Rybnicek, der zuvor bei KroneHit und Radio Graz tätig war. Partner sind Andreas Früchtl („Mr. Burns“, Party FM und Betreiber einer Veranstaltungsagentur) und Peter Aigner (Gesellschafter bei Party FM und Manager einer Entwicklungsfirma). Gemeinsam gründeten sie eine Limited Company in Birmingham mit einem Kapital von 120 Euro.[5]
Der Anbieter hat im Mai 2013 die Zulassung erhalten und setzte sich damit im zweiten Anlauf – 2012 war eine ähnliche Bewerbung für Salzburg gescheitert[5][6] – gegen die Einsprüche von drei Mitbewerbern durch. Ebenfalls im Mai wurde die Zweigniederlassung Österreich mit Sitz in Graz gegründet.[1] Florian Novak (Lounge FM) kritisierte zuvor fehlende oder zu knapp kalkulierte Budgetposten, etwa für Lizenzen oder Honorare.[6] Die im Juni 2013 zugewiesene UKW-Frequenz war zuvor von sporadisch sendenden Veranstaltungsradios genutzt worden und steht mit dem Bescheid der KommAustria erstmals für ein reguläres Hörfunkprogramm zur Verfügung. Senderstandort war der Turm I der DC Towers in der Donau City. Die tatsächliche Reichweite der UKW-Frequenz lag nach Aussage von Lounge FM bis zu diesem Zeitpunkt bei rund 15.000 Hörern.[7] Den Ausschlag im Berufungsverfahren gab nach Angabe des Bundeskommunikationssenats (BKS) die zu erwartende Meinungsvielfalt des Programms, das „in einem nicht unerheblichen Ausmaß lokale Inhalte umfassen soll, die wiederum auf die – im gegenständlichen Versorgungsgebiet noch überhaupt nicht versorgte – Zielgruppe der Kleinkinder und deren Eltern Bedacht nehmen sollen“.[8]
Der Sender rechnet mit Jahreseinnahmen zwischen 173.000 und 282.600 Euro und will ab dem fünften Jahr positiv wirtschaften.[5] Obwohl sich der Sender weiter um Radiolizenzen in Österreich bemühen will, sieht Rybnicek das Entwicklungspotenzial des Senders insbesondere im Webradio.[3] Seit April 2018 nahm der Sender zusätzlich am ersten DAB-plus-Regelbetrieb in Wien teil (CityMUX Wien II mit 12,6 kW), im Februar 2020 wechselte der Sender in den Bundesmux.[9]
Programm
Der Sender richtet sich nach eigenen Angaben an drei- bis siebenjährige Kinder sowie deren Eltern und Großeltern.[10] Demnach sei die neunjährige Schülerin Mirjam (die Tochter Rybniceks) die „Leiterin“ des Programms. Ihre Aufgabe sei die Überprüfung des Programms auf die Eignung für die Zielgruppe, nachdem alle anderen Mitarbeiter Erwachsene seien.[11] Sie soll auch die Dinosaurier-Kunstfigur „Radino“ erschaffen haben, die als Computerstimme das Programm moderiert. Damit wird erstmals ein Programm mittels Sprachsynthese „live“ moderiert;[12] ein Konzept, das es bisher nur für vorproduzierte Programmbeiträge (beispielsweise Verkehrssender wie WDR VERA) gab. Tatsächlich stammt das Konzept von Gründer Rybnicek, der an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg den Masterstudiengang „Online Radio“ absolviert und sich dort mit Sprachsynthese befasst.[13] Die Stimme des Dinosauriers wird von Moderatorin Doris Wiener-Pucher alias „Winnie“ gesteuert,[11] die selbst als Komoderatorin fungiert. Für dieses Moderationskonzept bekam der Sender 2016 den Österreichischen Radiopreis (Silber) in der Kategorie Innovation für Sprachsynthese, Voicetracking und Livemoderation.[14]
Zum redaktionellen Teil des Programms gehören kindgerecht aufbereitete Nachrichten, Wetterinformationen, Veranstaltungstipps und lokale Informationen, sowie Hörbücher für die Zielgruppe,[7] darunter die Pumuckl-Geschichten.[11] Zu den journalistischen Beiträgen gehören populärwissenschaftliche Informationen u. a. aus den Themenbereichen Zoologie, Astronomie oder der allgemeinen kindlichen Neugier.[15] Der Anbieter erklärt, man wolle die im Privatradiogesetz (PrR-G) definierten Programmgrundsätze „weit über die gesetzlichen Parameter hinaus erfüllen.“[16] Nachts wird ein „Light“-Musikprogramm für gestresste Eltern gesendet.[17][15]
Finanzierung
Nach Recherche des Standard und Horizont kommt das Programm ohne Werbung aus. Finanzieren soll es sich durch „Patronanzen“ (regelmäßige Spender oder Sponsoren).[6] Vor Sendestart sei mit den Kinderhotels bereits eine Patronanz über die tägliche Sendung „Radinos Minidisco“ übernommen worden.[4] Demgegenüber spricht die KommAustria von einem geplanten Wort-Musik-Verhältnis tagsüber von 25:75, wobei der Wortanteil inklusive Werbung zu verstehen sei. Der Sender selbst gibt an, man wolle „freiwillig auf die Ausstrahlung klassischer Werbung und Spots“ verzichten. Mit Sonderwerbeformen biete sich die Möglichkeit, die „besondere Hörerschaft Eltern/Kind sanft und zielgruppengerecht“ anzusprechen. Die Vermarktung läuft über den Sender selbst, Rybnicek und die Agentur radioworks (Klagenfurt).[4] Bereits vor dem Sendestart waren auf der Homepage des Senders mehrere Onlinespiele von Drittanbietern eingebettet.[18]
Verbreitung und Reichweite
Verbreitet wird das Programm über den UKW-Sender Wien/Innere Stadt (Donaukanal) auf 103,2 MHz mit 0,24 KW ERP[19] rund um den alten Raiffeisentower am Donaukanal. Darüber hinaus ist das Programm über die Homepage des Senders zu empfangen, über eine Mobile App und im Netz von A1 TV.[2] Weiters ist der Sender im DAB-Bundesmux vertreten.[20]
Moderatoren
- Doris Wiener-Pucher (Radinos „Mama“)
- André Brunner-Fruhmann (Radinos Minidisco)
Weblinks
- Homepage des Senders
- Zulassungsbescheid mit Programmprofil – KommAustria, 28. Juni 2013
- Mein Kinderradio startet in Wien auf 103,2 MHz. Interview mit Thomas Rybnicek. Radiowoche, 25. Juli 2014; abgerufen am 14. Dezember 2014
- Österreichs erstes Kinderradio feiert Geburtstag. radioszene.de, 19. Juli 2015 (Pressemeldung)
Einzelnachweise
- Firmenbuch Neueintragungen (Steiermark) (Memento vom 6. August 2014 im Internet Archive) – Amtsblatt, Wiener Zeitung Amtsblatt, 24. Oktober 2013
- Ein Büro in Wien! (25. Juni 2014) und Unser Liveprogramm gibt es auch auf A1TV! (6. Februar 2015) (Memento vom 29. Juni 2014 im Internet Archive) – Kurzmeldungen auf der Website des Senders, abgerufen am 27. Juni 2014 und 9. Oktober 2015
- Neu auf Sendung: Mein Kinderradio. (Memento vom 14. Dezember 2014 im Internet Archive) wieninternational.at, 21. August 2014
- Mein Kinderradio – ‚Bedarf an diesem Spartenprogramm sehr groß‘. (Memento vom 14. Dezember 2014 im Internet Archive) horizont.at, 8. August 2014
- Drache aus dem Computer: Lizenz für Kinderradio. Der Standard, 2. Juli 2013
- Angriff auf die Medienbehörde. Der Standard, 31. Juli 2013
- Wien bekommt ein Kinderradio. Die Presse, 2. Juli 2013
- Bundeskommunikationssenat (BKS), zitiert in: Zulassung für das Kinderradio auf der Wiener Frequenz 103,2 MHz bestätigt. (Memento des vom 21. September 2020 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF) KommAustria (MEDIEN05/2013), 14. Oktober 2013
- Tom Sprenger: DAB+ in Österreich: Mein Kinderradio wechselt in den Bundesmux. Radiowoche, 4. Februar 2020
- 9jährige Schülerin wird Programmleiterin beim ersten Kinderradio Österreichs (und ernennt jungen Dinosaurier zum Moderator). (Memento vom 14. Dezember 2014 im Internet Archive) (PDF) Presseaussendung des Senders (meinkinderradio.at), 17. Juni 2014
- Programmchefin Mirjam gibt beim Radio den Ton an. Kleine Zeitung, 28. Juli 2014 (letzte Onlineaktualisierung)
- Stephan Munder: Mein Kinderradio: Moderation nur mit Sprachsynthese. (Memento vom 22. Dezember 2014 im Internet Archive) Radiowoche, 2. Juli 2013 (im Webarchiv vom 22. Dezember 2014)
- Tom Leonhardt (Pressestelle): Auf diesem Sender moderiert kein Mensch. Magazin der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 25. Februar 2014
- Preisträger 2016 (Memento des vom 22. Oktober 2017 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf der Website des Österr. Radiopreises, abgerufen am 23. Februar 2017
- Luca Bernardini: Austria – Radino, una radio solo per bambini. (Österreich – Radino, Radio nur für Kinder.) avvenire.it (kath. Nachrichtenportal, Rubrik „Wissenschaft & Technologie“), 27. Oktober 2014 (italienisch)
- Programmgrundsätze (Memento vom 3. Juni 2014 im Internet Archive) – Erklärung auf der Website des Anbieters (meinkinderradio.at), abgerufen am 22. Juni 2014
- Ringen um Lizenz: Kinderradio mit Roboterstimme. Die Presse, 2. Juli 2013 (Print-Ausgabe, 3. Juli 2013)
- vgl. Google-Suche auf der Anbieter-Website
- Eintrag im Frequenzbuch der KommAustria
- Mehr Informationen zum Ensemble DAB + Österreich bei fmlist.org, abgerufen am 26. März 2020