Meerkatzenartige
Die Meerkatzenartigen (Cercopithecini) oder Meerkatzen im weiteren Sinn sind eine Gattungsgruppe aus der Primatenfamilie der Meerkatzenverwandten (Cercopithecidae).
Meerkatzenartige | ||||||||||||
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Weißkehlmeerkatze (Cercopithecus albogularis) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Cercopithecini | ||||||||||||
Gray, 1821 |
Diese Gruppe umfasst rund 35 Arten in sechs Gattungen, die allesamt in Afrika südlich der Sahara verbreitet sind.
Merkmale
Merkmale dieser Gruppe sind eine deutlich kürzere Schnauze als bei den Pavianartigen (Papionini) und ein langer Schwanz. Die Beine sind länger als die Arme, ein Geschlechtsdimorphismus (die Männchen sind größer als die Weibchen) ist vorhanden, aber im Allgemeinen nicht so stark ausgeprägt wie bei den Pavianartigen. Der Chromosomensatz der Meerkatzenartigen ist variabel mit 48 bis 72 Chromosomen, alle Pavianartigen haben immer 42 Chromosomen. Im Unterschied zu allen anderen Meerkatzenartigen zeigen die Weibchen der Sumpfmeerkatze und der Zwergmeerkatzen während ihrer Fruchtbarkeit Sexualschwellungen in der Genital- und Gesäßregion, ein Merkmal, das für die Pavianartigen typisch ist.[1]
Die meisten Arten sind Waldbewohner und halten sich vorwiegend auf Bäumen auf. Sie leben in Gruppen zusammen, die meist Einmanngruppen sind. Die Gruppen bewohnen feste Territorien, die vorwiegend von den Weibchen verteidigt werden. Es sind Allesfresser, die sich in erster Linie von Früchten ernähren, daneben aber auch Blätter und andere Pflanzenteile sowie Insekten zu sich nehmen.
Systematik
Zu dieser Gruppe werden sechs Gattungen gezählt:
- die urtümliche Sumpfmeerkatze (Allenopithecus nigriviridis),
- die Zwergmeerkatzen (Miopithecus),
- die 19 bis 22 Arten der eigentlichen Meerkatzen (Cercopithecus),
- die Grünen Meerkatzen (Chlorocebus)
- Allochrocebus
- sowie die Husarenaffen (Erythrocebus).
Das folgende Kladogramm nach Kingdon und Groves (2012)[1] und verändert nach van der Valk (2021)[2] zeigt die innere Systematik der Cercopithecini:
Cercopithecini |
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Die Sumpfmeerkatze ist zweifellose die urtümlichste Art der Meerkatzenartigen; die Evolutionslinie, die zu ihr führte, trennte sich vor neun Millionen Jahren von den übrigen. Kurz danach, vor acht Millionen Jahren, spaltete sich der Rest in zwei Entwicklungslinien auf, eine mit den vor allem arborealen (baumbewohnenden) Gattungen Cercopithecus und Miopithecus, und die zweite mit den restlichen drei vorwiegend terrestrischen Gattungen.[3]
Stammesgeschichte
Fossilfunde der Meerkatzenartigen sind bisher rar. Zwei zusammengehörige Molaren wurden im Jahr 2012 an der Fossillagerstätte von Kanapoi am Westufer des Turkanasees in Kenia entdeckt, die in das frühe Pliozän (vor 4,2 bis 4,1 Millionen Jahren) datiert wurden. In ihrer Struktur ähneln sie denen der heutigen Meerkatzenartigen (unter anderem als diagnostisches Merkmal das Fehlen eines Höckers am unteren dritten Molaren), die Ausmaße verweisen auf Tiere vergleichbar zu den heutigen Zwergmeerkatzen (Miopithecus). Aufgrund markanter morphologischer Unterschiede wurden sie im Jahr 2019 als Nanopithecus browni der neu etablierten Gattung Nanopithecus zugewiesen. Dies führt zu der Annahme, dass eine Verzwergung innerhalb der Gruppe der Meerkatzenartigen entweder bereits sehr früh in der Entwicklungslinie stattfand oder sich aber mehrfach ereignete. Darüber hinaus erweitern die Fossilreste von Nanopithecus mit ihrem Fundgebiet im östlichen Afrika das bekannte Vorkommen kleinwüchsiger Meerkatzenartiger erheblich, da im Vergleich dazu die heutigen Zwergmeerkatzen ein eher zentral- bis südafrikanischen Auftreten haben. Unterstützung findet dies auch durch ein Unterkieferfragment aus Koobi Fora am nordöstlichen Ufer des Turkanasees. Die Fundstelle gehört in den Übergang vom Pliozän zum Pleistozän.[4]
Literatur
- Thomas Geissmann: Vergleichende Primatologie. Springer-Verlag, Berlin u. a. 2003, ISBN 3-540-43645-6.
Weblinks
Belege
- Jonathan Kingdon & Colin P. Groves: Tribe Cercopithecini. Seite 245–247 in: Jonathan Kingdon, David Happold, Michael Hoffmann, Thomas Butynski, Meredith Happold und Jan Kalina (Hrsg.): Mammals of Africa Volume II: Primates, Bloomsbury, London, 2013 ISBN 978-1-4081-2252-5
- Tom van der Valk, Catalina M Gonda, Henri Silegowa, Sandra Almanza, Itzel Sifuentes-Romero, Terese B Hart, John A Hart, Kate M Detwiler und Katerina Guschanski: The Genome of the Endangered Dryas Monkey Provides New Insights into the Evolutionary History of the Vervets. Mol Biol Evol. Jan. 2020; 37(1): 183–194. doi: 10.1093/molbev/msz213
- Elizabeth L. Gadsby, Colin P. Groves, Aoife Healy, K. Praveen Karanth, Sanjay Molur, Tilo Nadler, Matthew C. Richardson, Erin P. Riley, Anthony B. Rylands, Lori K. Sheeran, Nelson Ting, Janette Wallis, Siân S. Waters & Danielle J. Whittaker: Family Cercopithecidae (Old World Monkeys). Seite 554–557 in Russell A. Mittermeier, Anthony B. Rylands & Don E. Wilson: Handbook of the Mammals of the World: - Volume 3. Primates. Lynx Editions, 2013 ISBN 978-8496553897
- J. Michael Plavcan, Carol V.Ward, Richard F.Kay & Fredrick K.Manthi: A diminutive Pliocene guenon from Kanapoi, West Turkana, Kenya. In: Journal of Human Evolution. Band 135, 2019, 102623, doi:10.1016/j.jhevol.2019.05.011.