Maximilian Eder

Maximilian Eder (* ca. 1960) ist ein deutscher Rechtsextremist, Verschwörungsideologe und ehemaliger Oberst der Bundeswehr. Er befindet sich derzeit in Untersuchungshaft, unter anderem wegen dringenden Tatverdachts der Mitgliedschaft in der mutmaßlich terroristischen Vereinigung Patriotische Union. Im Dezember 2023 wurde er wegen dieses Verdachts und wegen Verdachtes der Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens angeklagt.

Leben

Militärische Karriere

Eder war 1995 bei der Gründung des Kommandos Spezialkräfte (KSK) in Calw involviert und diente zuletzt als deren Chef des Stabes. Als Oberstleutnant kommandierte er von Oktober 1998 bis März 2000 das Panzergrenadierbataillon 112 in der bayerischen Stadt Regen. Er beteiligte sich vom 25. März bis zum 15. August[1] 1999[2] mit seinem Bataillon am KFOR-Einsatz im Kosovo, dem ersten Kriegseinsatz der Bundeswehr seit ihrer Gründung.[3] Er führte in diesem Einsatz das so genannte Verstärkte Mechanisierte Bataillon im Kosovo, das aus insgesamt 37 Truppenteilen der Bundeswehr, die Kampftruppe im Kern mit 2 Panzergrenadierkompanien Marder und 2 Panzerkompanien Leopard 2 zusammengestellt wurde.[4][5] Er hielt im Februar 2000 einen Vortrag über seine Erlebnisse im Kosovo.[1] Nachdem 2003 der ehemalige Kommandeur des KSK, Reinhard Günzel, eine als antisemitisch kritisierte Rede des Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann lobte (Hohmann-Affäre) und dafür in den einstweiligen Ruhestand versetzt wurde, nahm Eder als ranghöchster Offizier zusammen mit knapp über 100 weiteren KSK-Angehörigen an einer Abschiedsfeier teil.[6]

Nachfolgend wurde er sechs Jahre im NATO-Hauptquartier in Brüssel verwendet. Am 28. November 2012 wurde er als NATO-Verbindungsoffizier in der georgischen Hauptstadt Tiflis unter dem Leiter des NATO-Verbindungsbüros, Wilhelm Lahue, verwendet.[7][8][9] Als Verbindungsoffizier kümmerte er sich aber weniger um Geopolitik als um seine eigenen Geschäfte. Eder wollte etwa Bier aus Bayern nach Tiflis importieren, nach mehreren fehlgeschlagenen Geschäften hatte er jedoch hohe Mietschulden. Laut einem ehemaligen Geschäftspartner hinterließ Eder als Repräsentant der westlichen Demokratie einen desaströsen Eindruck.[10]

Am 30. September 2016[11] nahm er seinen Abschied als Berufssoldat der Bundeswehr.[12] Seit November 2017 arbeitete er für die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Afghanistan und wurde in dieser Position als stellvertretender Leiter des Sicherheitsbüros in Kabul verwendet.[12] Er lebte nach seiner Pensionierung in der bayerischen Gemeinde Eppenschlag.[13][14]

Verschwörungstheoretiker

Während der Corona-Pandemie beteiligte sich Eder in führender Position an Querdenker-Demonstrationen.[15] Ab Mai 2020 trat er oft bei Coronaprotesten auf, so bei der Initiative „Für die Freiheit“ in Passau, bei „Bayern steht zusammen“ in Landshut, Vilsbiburg und in Nürnberg. Bei einem solchen Auftritt in Berlin drohte er, er werde das KSK dorthin zum Aufräumen schicken; er wisse, wie man Regierungsmitglieder als Kriegsverbrecher nach Den Haag bringe, bevorzuge aber einen Strafprozess gegen sie in Nürnberg („Nürnberg 2.0“). Damit spielte er auf die Nürnberger Prozesse von 1945 bis 1949 an.[16] Bei der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal 2021 spielte er sich als Einsatzleiter in Uniform auf und wurde darum vom Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr angezeigt und ausgeschlossen.[17] Er verbreitete weiter Umsturzgedanken im Internet und behauptete etwa, es werde „eng für ein verrottetes, missbrauchtes und in die Enge getriebenes System“.[18] Er vertritt den QAnon-Glauben, ein großes Pädophilen-Netzwerk halte weltweit Kinder mittels „satanisch-ritueller Gewalt“ in unterirdischen Lagern gefangen,[19] um aus dem Stoffwechselprodukt Adrenochrom ein Verjüngungsserum zu gewinnen. Laut Szenekennern wollte er Kinder vor „satanischen Mächten“ retten. 2021 beteiligte er sich an der Entführung eines Kindes und behauptete ohne Belege, dessen Vater sei pädophil und missbrauche das Kind.

In einem Video von Mitte November 2022 erklärte er in Bundeswehruniform: „Unser System kann man zum Wackeln kriegen, wenn ein paar wenige Entschlossene, Engagierte, Mutige anpacken.“ Er nannte Spitzenpolitiker, die er für die Coronapolitik verantwortlich machen wollte, kündigte an, dass unter anderem Kinder und Jugendliche „gerächt werden“ müssten, und erklärte, es gebe überall „Leute, die das richten werden“.[20] In einem weiteren Video vom 27. November 2022 kündigte er als „General Eder“ einen „epochalen Aufstand“ für eine neue Rechtsordnung an. Gehe alles nach Plan, werde man noch vor Weihnachten 2022 losschlagen.[21] Dies wiederholte er bei einer Kundgebung in München, zu der er sich aus Italien zuschalten ließ. Dort behauptete er, im Schwarzwald seien tausende Kinder befreit worden. Bei Putins Angriffskrieg auf die Ukraine gehe es um die Befreiung von Kindern aus „Biolabs“.[22] Eder beteiligte sich an der sogenannten Patriotischen Union, einer mutmaßlich rechtsterroristischen Gruppe der Reichsbürger- und QAnon-Bewegung, welche von Heinrich XIII. Prinz Reuß und dem Oberstleutnant von Pescatore angeführt wurde. Er wurde am 7. Dezember 2022 in Perugia (Italien) festgenommen und am 16. Februar 2023 nach Deutschland ausgeliefert, wo er seitdem in Untersuchungshaft sitzt.[23]

Laut den Aussagen seiner Verteidiger war Eder vom 12. April 2023 in einen Hunger- und Durststreik getreten, dieser endete nach 35 Tagen am 17. Mai 2023 um 13:00 Uhr. Mit diesem von ihm so bezeichneten „Todesfasten“ wollte er seinem Leben ein Ende setzen.[24][25]

Am 11. Dezember 2023 erhob der Generalbundesanwalt gegen 27 mutmaßliche Mitglieder der Patriotischen Union Anklage. Eder und 9 weitere Angeschuldigte wurden dabei vor dem Oberlandesgericht Frankfurt am Main angeklagt. Ihm werden Gründung einer und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung sowie Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens vorgeworfen.[26][27]

Werke

  • (Hrsg.): Dienen für den Frieden im Kosovo. Bild-Dokumentation. KVM, KFOR, Panzergrenadierbataillon 112. HePeLo-Verlag, Schönberg 2019, ISBN 978-3-943926-20-0

Einzelnachweise

  1. hus: Bericht aus dem Kosovo aus erster Hand. Verband der Reservisten lud zum Vortragsabend – Oberstleutnant Eder war vor Ort. Hrsg.: Plattlinger Anzeiger. 8. Februar 2000 (reservistenverband.de [PDF; abgerufen am 16. Februar 2023]).
  2. Politik: D-Day im Kosovo – der Tag, an dem die Deutschen kamen. In: Der Tagesspiegel Online. ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 15. Februar 2023]).
  3. Carolin Emcke, Susanne Koelbl, Andreas Ulrich: Der Geruch verwesenden Fleisches. Hrsg.: spiegel.de. 20. Juni 1999 (spiegel.de [PDF; abgerufen am 16. Februar 2023]).
  4. Panzergrenadierbataillon 112, Maximilian Eder (Hrsg.): Dienen für den Frieden im Kosovo. 1999 1. Kontingent, Verstärktes Mechanisiertes Bataillon. ISBN 3-943926-20-6 (264 S.).
  5. amazon.de
  6. Kommando Spezialkräfte: Operation Phönix. focus.de, 12. November 2013, abgerufen am 16. Februar 2023.
  7. New NATO liaison officer appointed to Georgia. 28. November 2012, abgerufen am 15. Februar 2023 (englisch).
  8. EUMM in Geoorgia Software Developers: NATO Military Liaison Officer visiting. Abgerufen am 15. Februar 2023 (englisch).
  9. Meeting with Head NATO Liaison Office in Georgia. Ministry of Defence of Georgia, 2. Mai 2015, abgerufen am 15. Februar 2023 (englisch).
  10. Sarah Platz: Italien liefert „Reichsbürger“-Schlüsselfigur aus. Abgerufen am 16. Februar 2023.
  11. https://twitter.com/caius_maximus1/status/1443104840796758018. Abgerufen am 15. Februar 2023.
  12. Ex-Kommandeur sorgt in Afghanistan für Sicherheit. Abgerufen am 15. Februar 2023.
  13. br.de
  14. Eder Maximilian in Eppenschlag ➩ bei Das Telefonbuch finden. Abgerufen am 15. Februar 2023.
  15. Julia Klaus: Reichsbürger-Festnahmen: Wusste Verschwörer-Oberst von Razzia? In: ZDFheute. 9. Dezember 2022, abgerufen am 12. März 2024.
  16. Thomas Witzgall: Jahresrückblick 2022 Bayern – Zahlreiche rechtsextreme Straftaten. Belltower.news, 27. Dezember 2022.
  17. Jean-Philipp Baeck: Razzia gegen Reichsbürger: Die Umstürzler von nebenan. taz, 9. Dezember 2022.
  18. Das ist über die Razzia bekannt: 19 mutmaßliche „Reichsbürger“ in Untersuchungshaft. Tagesspiegel, 7. Dezember 2022.
  19. Tina Kaiser, Birte Meier, Marc Neller: Erster Hauptangeklagter der mutmaßlichen Terrorgruppe Reuß äußert sich öffentlich – und gibt Ausspähung des Bundestags zu. In: Stern. 4. April 2024, abgerufen am 7. April 2024.
  20. Jonas Miller: Reichsbürger: Vor Weihnachten wollten sie zuschlagen. BR, 14. Dezember 2022.
  21. Philip Oltermann: The Reichsbürger plot: sinister plan to overthrow the German state or just a rag-tag revolution? The Guardian, 10. Dezember 2022.
  22. Thomas Witzgall: Jahresrückblick 2022 Bayern – Zahlreiche rechtsextreme Straftaten. Belltower.news, 27. Dezember 2022.
  23. Haftbefehl gegen ein weiteres mutmaßliches Mitglied einer terroristischen Vereinigung in Vollzug gesetzt. Generalbundesanwalt beim Bundesgerichtshof, 17. Februar 2023, abgerufen am 28. Februar 2023.
  24. Zeit online: Mutmaßlicher Reichsbürgerputschist im Hunger- und Durststreik, abgerufen am 22. April 2023
  25. Nach 35 Tagen: Inhaftierter Reichsbürger beendet Hungerstreik. 23. Mai 2023, abgerufen am 28. Juli 2023.
  26. Mutmaßliche „Reichsbürger“-Terroristen. Generalbundesanwalt erhebt Anklage gegen Prinz-Reuß-Gruppe. In: Spiegel Online. 11. Dezember 2023, abgerufen am 11. Dezember 2023.
  27. Anklage gegen zehn Personen u.a. wegen Mitgliedschaft in oder Unterstützung einer terroristischen Vereinigung und Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens vor dem Oberlandesgericht Frankfurt erhoben. Der Generalbundesanwalt beim Bundesgerichtshof, 12. Dezember 2023, abgerufen am 12. Dezember 2023.
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