Max-Hermann Hörder

Max-Hermann Alexander Hörder (* 1. September 1925 in Leisnig; † 13. Februar 1996 in Bergün, Graubünden, Schweiz) war ein deutscher Arzt. Seine Arbeits- und Forschungsschwerpunkte lagen auf den Gebieten der Hämatologie und der Tropenmedizin. Von 1960 bis 1961 war er ein Jahr lang Leibarzt und medizinischer Berater von König Saud ibn Abd al-Aziz in Riad.[1]

Max-Hermann Hörder 1969

Leben

Postkarte von Nikos Kazantzakis an seinen Arzt Max-Hermann Hörder, abgesandt am 13. Juli 1957 in Chongqing.

Max-Hermann Hörder war das einzige Kind des Facharztes für Chirurgie und Frauenheilkunde, Max Otto Alexander Hörder[2], und dessen Ehefrau Elisabeth geb. Rolef. 1928 siedelte die Familie von Leisnig in das nahegelegene Rochlitz über, wo der Vater die Chefarztstelle am städtischen Krankenhaus übernahm. In Rochlitz besuchte Max-Hermann Hörder die örtliche Grundschule und anschließend die Staatliche Oberschule.

Nach einem Notabitur wurde er 1944 als einfacher Soldat zu den Landstreitkräften der deutschen Wehrmacht eingezogen und zunächst in der Nähe von Stuttgart militärisch ausgebildet. Am 12. September 1944 flog die britische Royal Air Force einen schweren Luftangriff auf den Stuttgarter Talkessel, der einen verheerenden Feuersturm auslöste. Gemeinsam mit anderen Rekruten umliegender Kasernen wurde Hörder anschließend zu Rettungs-, Bergungs- und Aufräumarbeiten eingesetzt. Einige Wochen später kam er in den Niederlanden in den Kampfeinsatz. Nach einem erfolgreichen Spähauftrag in Zivilkleidung, getarnt als fahrradfahrender Mechaniker hinter den feindlichen Linien, erhielt er als Auszeichnung das Eiserne Kreuz zweiter Klasse. Beim späteren Rückzug aus Holland wurde er von einem Heckenschützen angeschossen und schwer verwundet.

Nach der Entlassung aus kurzer amerikanischer Kriegsgefangenschaft holte Hörder 1946 in Rochlitz das Abitur nach, da das 1944 abgelegte Notabitur von vielen Hochschulen nicht anerkannt wurde. In der sowjetischen Besatzungszone ohne Aussicht auf einen Studienplatz, schrieb er sich im Herbst 1946 zum Medizinstudium an der Georg-August-Universität Göttingen ein, welches er 1952 mit Staatsexamen und Promotion[3] abschließen konnte.

Am 12. Juli 1952 heiratete er in Hannoversch Münden Thea-Dolores Wilde.[4] Der Ehe entstammen vier Töchter. 1953 erhielt Hörder ein Forschungsstipendium der schweizerischen Firma Hoffmann-La Roche und konnte an der Inneren Abteilung des Universitätsklinikums Freiburg unter Ludwig Heilmeyer arbeiten. Dort widmete er sich neben einer internistischen Tätigkeit intensiv der hämatologischen Forschung. 1959 wurde Hörder mit einer Arbeit über den fünften Blutgerinnungsfaktor habilitiert.[5]

Durch seine Tätigkeit auf der Privatstation Ludwig Heilmeyers, die weltweit einen hervorragenden Ruf hatte, war er für die ärztliche Betreuung vieler Persönlichkeiten aus Politik und Kultur zuständig, darunter Kurt Birrenbach, Arnold Bergstraesser, Erna Döblin und Nikos Kazantzakis,[6][7] zu denen sich sehr freundschaftliche Verhältnisse ergaben. Ende 1960 reiste Max-Hermann Hörder im Auftrag Ludwig Heilmeyers für ein Jahr nach Saudi-Arabien,[8] um dort in Riad als Leibarzt und medizinischer Berater von König Saud ibn Abd al-Aziz tätig zu sein, nachdem er den König zuvor schon in Freiburg ärztlich behandelt hatte.

Nach seiner Rückkehr nach Deutschland setzte Hörder die Forschungsarbeit auf den Gebieten der Blutgerinnungsfaktoren und der Tropenmedizin am Universitätsklinikum Freiburg fort. 1964 war er Gründungsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und wechselte als Oberarzt, später Direktoriumsoberarzt, an die Medizinische Akademie Lübeck. Dort erfolgte im Dezember 1965 seine Berufung zum außerplanmäßigen Professor.[9] Von 1966 bis 1972 war er als außerplanmäßiger Professor an der Justus-Liebig-Universität Gießen tätig. Zugleich übernahm er von 1968 bis 1970 die Leitung der Medizinischen Abteilung der Dr. Karl Thomae GmbH in Biberach sowie den Aufbau des Arbeitsgebiets Klinische Pharmakologie im Firmenverbund des Pharmaunternehmens Boehringer Ingelheim.

Nach einer kurzen Zwischenstation als Konsiliarius am Kantonsspital Graubünden folgte 1972 ein Wechsel nach Ulm. Hörder wurde Chefarzt des örtlichen Bethesda-Krankenhauses und außerplanmäßiger Professor an der Universität Ulm. Dort konnte er 1979 einen seltenen Fall von in Europa erworbener viszeraler Leishmaniose ("Kala-Azar") dokumentieren.[10] Nach seiner Pensionierung 1993 beteiligte er sich unter anderem in Äthiopien und auf den Philippinen an Hilfseinsätzen der Organisation Ärzte für die Dritte Welt.[11] Max-Hermann Hörder starb während eines Aufenthalts im Hochgebirge des Kantons Graubünden an einer Lungenembolie.

Max-Hermann Hörder war ein Neffe des Schriftstellers und Arztes Carl Hörder sowie Cousin des Unternehmers Otto Hinrich Schmill.

Veröffentlichungen und Entdeckungen

Insgesamt über 60 Artikel in namhaften, wissenschaftlichen Zeitschriften.[18]

Ehrungen

Einzelnachweise

  1. Ralph Hübner: Who is Who in der Bundesrepublik Deutschland. Ausgabe 1996, DNB 015868117.
  2. DNB: Max Otto Alexander Hörder. Normdatensatz DNB 139536361.
  3. Max-Hermann Hörder: Untersuchungen zur Nachweismethodik von Conteben in Blut und Serum. Dissertation. 1952, DNB 480289085.
  4. Schwäbische Zeitung, Traueranzeige, 7. März 2015 Verweis
  5. Max-Hermann Hörder: Experimentelle und klinische Untersuchungen über den fünften Blutgerinnungsfaktor. Habilitationsschrift. 1959, DNB 480023476.
  6. Michael Hertl, Renate Hertl: Rainer Maria Rilke, Hermann Hesse, Nikos Kazantzakis; Lebens-Leidens-Jahre mit Leukämie. Verlag Königshausen & Neumann, Würzburg 2004, S. 122, DNB 971561044.
  7. Julia Littmann: "Alexis Sorbas"-Autor starb vor 60 Jahren in Freiburg. Badische Zeitung, 26. Oktober 2017 Verweis.
  8. Kieler Gelehrtenverzeichnis: Kieler Professorinnen und Professoren von 1919 bis 1965 - Max-Hermann Hörder. abgerufen am 9. Juni 2018
  9. Lübecker Nachrichten: Antrittsvorlesungen in der Med. Akademie - Die Professoren Dr. Frhr. von Massenbach und Dr. Hörder referieren über ihre Gebiete. 28. Januar 1966, S. 6.
  10. M. Hörder, E. Vanek, B. Heymer: In Europa erworbene Kala-Azar. Kasuistischer Beitrag unter Berücksichtigung der Epidemiologie und Therapie. In: Medizinische Welt. 23. Februar 1979, S. 280–284. PMID 423749.
  11. German Doctors e. V.: 30 Jahre Hilfe, die bleibt. Jubiläumsbroschüre. 2013, S. 60 (PDF)
  12. Hitoshi Endo u. a.: Acquired Factor V Inhibitor Responsive to Corticosteroids in a Patient with Double Cancers. In: Internal Medicine. 1. Mai 2007, S. 621, The Japanese Society of Internal Medicine. PMID 17473502.
  13. P. Knöbl, K. Lechner: Acquired factor V inhibitors. In: Baillieres Clin Haematol. 11. Juni 1998. PMID 10097809.
  14. Max-Hermann Hörder: Kongenitaler familiärer Faktor VII-Mangel mit zusätzlichem Defekt in der Thromboplastin-Bildung. In: Acta Haematologica. 1958, 19, S. 30–39, ISSN 0001-5792, karger.com.
  15. Ludwig Heilmeyer: Referat über die Habilitationsschrift von M.H. Hörder „Experimentelle und klinische Untersuchungen über den V. Blutgerinnungsfaktor“. 1959.
  16. Max-Hermann Hörder, Theodor Hanf: Krankheit und Sozialstruktur in Saudi-Arabien: Eine Studie zur Frage d. Bedeutg sozialer Faktoren f. d. Medizin in Entwicklungsländern. In: Freiburger Universitätsblätter. 1963, H. 3, DNB 573807760.
  17. Max-Hermann Hörder, Theodor Hanf: Der Wandel des Arzt-Patient-Verhältnisses als aktuelles Problem der Medizin in Entwicklungsländern. In: W. Keiderling (Hrsg.): Beiträge zur inneren Medizin. Stuttgart 1964, S. 529–534.
  18. Werner Schuder: Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 1980. 13. Ausgabe, Walter de Gruyter Verlag, Berlin 1979, S. 1576, DNB 010029699 .
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