Matthias Wolcker

Matthias Wolcker, auch Matthäus Wolcker (getauft am 22. Februar 1704 in Schelklingen; † 10. Oktober 1742 in Dillingen an der Donau) war ein deutscher Maler des Hochbarock in Dillingen an der Donau.

Geflügelhändler im Schloss Erbach, gemalt 1730
Anton Wenzeslaus Haffe und Matthias Wolcker: Kuppelfresko in Bertoldshofen, (Stuckaturen von Ignaz Finsterwalder), 1733

Leben

Wolcker war der dritte Sohn des Johann Georg Wolcker des Älteren und jüngerer Bruder des Johann Georg Wolcker des Jüngeren. Er wurde im Elternhaus in Schelklingen in der Bemmelbergergasse 12 geboren und am 22. Februar 1704 in Schelklingen katholisch getauft. Er erlernte wohl die Malerei bei seinem Vater. Matthäus Wolcker („Matheus Wolkhner“) taucht nur ein einziges Mal in einer Schelklinger Quelle auf: am 3. Februar 1725 beklagte er sich (Matthäus war 21 Jahre alt) vor dem Magistrat über Conrad Premenstorfer, dass dieser ihn einen „Spitzbuben“ gescholten und nachts beim Nachhausegehen an den Haaren gezogen und niedergerissen habe. Premenstorfer verteidigte sich, dass Matthäus Wolcker ihm „bey dem Trunkh im Hirsch“ sehr hart zugeredet habe und gesagt habe: „Er wüste wohl, was Er über Ihn wüste“. Zacharias Schleibinger konnte den Hergang der Dinge bezeugen. Der Stadtrat verhängte über beide eine Geldstrafe von 2 lb Heller, welche auf ihr Bitten auf 1 lb Heller gemindert wurde. Premenstorfers Strafe – offenbar war er viel ärmer als Matthäus Wolcker – wurde auf sein nochmaliges Anflehen auf 17 Kreuzer herabgesetzt.[1] Die umfassendste Darstellung seines Lebens und Werks entstammt einem Zeitungsartikel von Friedrich Zoepfl,[2] welcher an dieser Stelle vollständig zitiert werden soll. Bis heute ist Zoepfls Ausführungen wenig hinzuzufügen. Wo Ergänzungen angebracht werden können, folgen diese dem Artikel nach.

„Der Dillinger Maler Matthias Wolker

Vielmals, aber immer ohne Erfolg hat man schon nach dem | Meister geforscht, der in den Jahren 1734/35 die Deckenfresken | der Dillinger kath. Stadtpfarrkirche gefertigt hat. Auch die Hoff- | nung, es möchte bei der Reinigung und Ueberholung dieser | Fresken in den Jahren 1933/35 Meistername oder Meisterzeichen | ans Licht treten, hat sich nicht erfüllt. Nun hat sich der Mei- | ster ungesucht finden lassen.

Bei Durcharbeitung der Dillinger Ratsprotokolle (Stadt- | archiv Dillingen) stieß ich zum Jahre 1734 (zwischen 18. März | und 8. April) auf folgenden Eintrag: Nachdem der Stadtpfar- | rer (Dr. Leonhard Lohbronner) die mit Matthias Wolker (ge- | schr. Wollger), Maler, Joseph Feistle, Gipser, Michael Müller, | Stadtmaurermeister, getroffenen Akkorde der Stadt überschickt | hat, sind sie den beteiligten Meistern vor Rat nochmals vor- | gelesen worden; daraufhin sind die Meister auf die Akkorde | verpflichtet worden.

Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß es sich hier um | Arbeiten für die barocke Umgestaltung des Pfarrkircheninnern | handelt, die in den Jahren 1734/35 durchgeführt wurde, und | daß wir in Wolker, Feistle, Müller die daran beteiligten Haupt- | meister vor uns haben. Daß der Dillinger Gipser und Mau- | rermeister Joseph Feistle die Kirche stuckiert hat, war bereits | bekannt; hat er sich doch selbst mit J. F. über dem mittleren | Portal der Südseite als Stuckmeister zu erkennen gegeben. Neu | ist, daß der Dillinger Stadtmaurermeister Michael Müller für | die Bauarbeiten herangezogen wurde, und vor allem, daß Mat- | thias Wolker die Ausführung der Malerarbeiten, in der Haupt- | sache also der Deckenfresken, zugeteilt bekam.

Was wir über den Lebenslauf des Matthias Wolker (öfters | auch Matthäus genannt) wissen, ist sehr dürftig. Einem Eintrag | in der Dillinger Kammerrechnung von 1731 (Stadtarchiv) ent- | nehmen wir, daß er aus Schelklingen (Württemberg) stammte. | Wo er gelernt hat, wohin ihn die Wanderschaft führte, wenn | er nach Dillingen kam, ist vorläufig nicht bekannt. Am 26. No- | vember 1731 heiratete er Maria Regina, die Tochter des Dil- | linger Malers Anton Wenzeslaus Haffe.[3] Die Trauung fand | nicht in Dillingen statt, sondern in Asch (L.-Kr. Kaufbeuren), | wo ein Oheim Wolkers, Johann Georg Einslin, Pfarrer war. | Trauzeuge war, neben dem Dorfammann Joseph Zeizler, der | Bruder des Bräutigams, der angesehene und vielbeschäftigte | Augsburger Maler Johann Georg Wolker, der, wie nach einem | Brief des Jesuitenpaters Anton Zwicklin (zeitweilig Regens | in Dillingen) an den St. Gallener Bibliothekar Pius Kolb vom | 23. Juni 1758 zu vermuten ist, das (heute verschwundene) Al- | tarbild des Goldenen Saales in Dillingen gefertigt hat. Mit | der Hand der M. Regina Haffe erwarb Matthias Wolker Mei- | stergerechtigkeit, Bürgerrecht und Haus in Dillingen. Am 11. | Dezember 1731 erlegte er die übliche Bürgeraufnahmegebühr | von 2 Gulden 52 Kreuzer. Haus und Werkstätte hatte er in dem | heutigen Rückgebäude der Eisenhandlung Knödler, Kloster- | straße 13, er versteuerte dafür ab 1732 jährlich 4 Gulden 42 | Kreuzer 3 Heller. Der Ehe entsprang eine Tochter M. Anna | Barbara, die am 7. Mai 1735 getauft wurde. Taufpaten waren | der Rentmeister Franz Xaver Blank und die Frau Hofrätin M. | Juliana v. Emerich. Der vornehme Stand der Paten spricht | dafür, daß sich Wolker damals eines gewissen Ansehens in der || Stadt erfreute – vielleicht Dank der Deckenfresken der Pfarr- | kirche, die eben ihrer Vollendung entgegengingen. Bereits am | 10. Oktober 1742 starb der Meister in Dillingen.

Auch von Wolkers Werken kennen wir bislang nur wenige. | In Schloß Erbach hängt ein unbedeutendes Oelgemälde von | seiner Hand, „Die Geflügelhändlerin“, 1730 entstanden. In die | Jahre 1736/37 fallen kleinere Arbeiten in der Pfarrkirche zu | Bertoldshofen, wo schon sein Schwiegervater gearbeitet hatte, | und in der Wolfgangskapelle in Dillingen 1739/40 ist er mit | der Fassung des Hochaltars, der Johann-Nepomuk-Statue und | der Vergoldung der Seitenaltäre in der Kirche der Dillinger | Franziskanerinnen betraut; er nimmt dafür die stattliche | Summe von 1303 Gulden ein. Sein Hauptwerk sind die Fres- | ken der Dillinger Stadtpfarrkirche, die zwar nicht an die glän- | zenden Schöpfungen Christoph Thomas Schefflers heranreichen, | aber einem handwerklichen Meister alle Ehre machen.

Man muß sich wundern, daß Wolker nicht mehr geleistet | hat. Er war allerdings nur elf Jährlein als Meister tätig, und | sein gesamtes Schaffen ist mit den genannten Werken auch | kaum erschöpft. Aber zu einer Werkstatt von Ruf, wie sie sein | Augsburger Bruder unterhielt, hat er es doch nicht gebracht. | Fragen wir nach den Gründen für dieses Versagen nach dem flotten Anlauf von 1734/35, so spielen hier wohl Willenshem- | mungen und in Verbindung damit häusliche Zerwürfnisse her- | ein. Zu dieser Annahme berechtigt uns wiederum ein Eintrag | in den Dillinger Ratsprotokollen. Noch am 21. April 1740 er- | scheinen Matthias Wolker und seine Hausfrau einträchtig vor | dem Rat und erklären, auf eine ihnen zustehende Zinsforderung | nicht verzichten zu wollen. Anders ein halbes Jahr später. Da | steht am 10. November 1740 die verbürgerte Malerin M. Re- | gina Wolkerin, verbeistandet von ihrem geistlichen Bruder An- | ton Dionys Haffe in Pfaffenhausen und ihrem Schwager dem | Maler Anton Dobler in Landsberg (auch in Mindelheim tätig), | vor dem wohlweisen Rat und beklagt sich über ihren liederlichen | und ihr nur bedrohlichen Mann; er habe sich „mit Negligierung | seiner Profession und Stiftung eines yblen Haußwesens“ dem | Branntwein ergeben; sie bitte den Rat um Remedur. Matthias | Wolker, ebenfalls vorgeladen, stellt „die ihm angeschmitt wer- | dende Imputata“ in Abrede und bringt zu seiner Recht- | fertigung die stadtbekannte Herrschsucht seiner Frau vor, die | die Schuld am ganzen häuslichen Unfrieden trage. Der Rat | findet Schuld auf beiden Seiten und bindet beiden „ein bes- | seres Comportement“ ein. Ob die Ratsermahnung Früchte ge- | tragen hat, wissen wir nicht.

Frau M. Regina wurde schon zwei Jahre später von ihrem | Ehekreuz befreit. Vielleicht war am frühen Tod Wolkers der | Branntwein nicht schuldlos. Die Witwe führte das Geschäft ein | Jahr lang selbständig weiter. Am 26. November 1743 heiratete | sie den Maler Vitus Felix Rigel (Riegl, Rigl),[4] der wohl schon als Geselle | bei ihr gedient hatte. Mit ihm scheint sie mehr Glück gehabt zu | haben. Rigl war ein fleißiger und begehrter Meister, der es | (1764) sogar wagen konnte, seine Werkstatt von Dillingen nach | Augsburg zu verlegen. Damals war seine Frau allerdings nicht | mehr am Leben. Sie starb, nachdem sie ihrem zweiten Gatten | sechs Kinder geschenkt hatte, am 14. Juni 1761 in Dillingen. | F. Z.“

Das Haus des Matthäus Wolcker lag in der Klosterstraße 13, ist heute aber schwer verändert. Es geht zur Königstraße hin und ist heute mit einem Geschäft verbunden.[5] Alfred Schröder[6] schreibt zu diesem Gebäude im Jahre 1912: „Hier wollen wir nun auf einen Augenblick von der | Hauptstraße ab- und in die Klosterstraße einbiegen. Das | Eckhaus der Klosterstraße (Nr. 13, A 65), Mineralwasser- | Fabrikant Ebner, ist typisch für die Entstehung der Häu- | ser an der Südseite der Klosterstraße. Bis 1688 wird an | dieser Stelle überhaupt kein Haus versteuert, sei es nun, | daß hier noch keines stand oder dass nur ein kleines | Nebenhaus oder Rückgebäude zum Hauptgebäude an der | Königstraße vorhanden war. 1688 aber heißt es, daß | hier ein neues Haus stehe, und dieses wird nun zum er- | stenmal von einem eigenen Besitzer versteuert. Das Haus | darf auch deshalb ein besonderes Interesse beanspruchen, | weil es zwei Menschenalter hindurch Künstlern gehörte, | nämlich nacheinander den Kunst- und Fassmalern Anton | Haffe (1710–1713), Matthias Wolker (1732–41, dessen | Witwe bis 1743) und Felix Rigl (1743–1766), von denen | noch ansehnliche Bilder, namentlich Fresken, in Dillingen | und auswärts erhalten sind.“

Werke

Die Werke des Wolckers sind nicht im Ansatz bekannt. In ganz jungen Jahren erhielt er 26-jährig den Schloss Erbacher Auftrag für fünf Ölgemälde.[7] Später war er Geselle in Dillingen bei seinem späteren Schwiegervater Anton Wenzeslaus Haffe, mit welchem er zusammenarbeitete und dessen Tochter er heiratete. Wolcker dürfte demnach einen unbekannten Anteil an den Werken Haffeʼs haben. Als seine Hauptwerke dürften die Deckenfresken anlässlich der barocken Umgestaltung der katholischen Dillinger Stadtpfarrkirche und die Ausmalung der katholischen Pfarrkirche St. Michael in Bertoldshofen gelten. In der Pfarrkirche St. Johannes Baptist in Marktoberdorf-Leuterschach freskierte er 1737 zusammen mit Johann Martin Zick das Langhaus. Sein früher Tod verhinderte offenbar das Entstehen eines größeren Lebenswerks.

Literatur

  • Anna Bauer-Wild et al. (Texte) und Wolf-Christian von der Mülbe (Fotos), Corpus der Barocken Deckenmalerei in Deutschland. Band 1: Freistaat Bayern, Regierungsbezirk Oberbayern. Die Landkreise Landsberg am Lech, Starnberg, Weilheim-Schongau. Süddeutscher Verlag, München 1976.
  • Eduard von Paulus, und Eugen Gradmann: Die Kunst- und Altertumsdenkmale im Königreich Württemberg. Im Auftrag des Königlichen Ministeriums des Kirchen- und Schulwesens hg. von … Inventar (4. Band). Donaukreis 1. Band: Oberämter Biberach, Blaubeuren, Ehingen, Justingen. Bearb. von Julius Baum, Hans Klaiber und Bertold Pfeiffer. Paul Neff Verlag (Max Schreiber), Eßlingen a.N. 1914.
  • Marion Romberg: Die Welt im Dienst der Konfessionen: Erdteilallegorien in Dorfkirchen auf dem Gebiet des Fürstbistums Augsburg im 18. Jahrhundert. Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2017.
  • Franz Rothenbacher: Die Schelklinger Barockmalerfamilie Wolcker. Franz Rothenbacher, Mannheim Januar 2021. Volltext (PDF; 4,4 MB).
  • Julius Schöttl, Johann Baptist Libigo, Joseph Anton Libigo, Stephan Luidl (Dillinger Bildhauer aus der Zeit des Barock). Jahrbuch des Historischen Vereins Dillingen Band 49/50, 1936/38, S. 207–251.
  • Alfred Schröder: Vitus Felix Rigl, Maler in Dillingen. In: Jahrbuch des Historischen Vereins Dillingen an der Donau. Band 25, 1901, 147–150.
  • Alfred Schröder: Beiträge zur Häusergeschichte Dillingens. In: Jahrbuch des Historischen Vereins Dillingen an der Donau. Band 25, 1912, S. 277–289.
  • Stadt Schelklingen (Hrsg.), Schelklingen: Geschichte und Leben einer Stadt. Hrsg. von der Stadt Schelklingen zum 750jährigen Stadtjubiläum. Ulm: Süddeutsche Verlagsgesellschaft, 1984.
  • Wolcker, Matthias. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 36: Wilhelmy–Zyzywi. E. A. Seemann, Leipzig 1947, S. 184–185 (biblos.pk.edu.pl).
  • Friedrich Zoepfl: Der Dillinger Maler Matthias Wolcker. In: Schwäbisches Volksblatt: Amtsblatt der NSDAP und sämtlicher Behörden des Kreises Dillingen. NS-Gauverlag Schwaben, Zweigstelle Dillingen a.d. Donau, Jg. 10, Dillingen 1945, Nr. 41.
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Einzelnachweise

  1. Stadtarchiv Schelklingen A 118 Band 1 Ratsprotokoll 1724–1730, fol. 99–100.
  2. Zoepfl 1945. Eine neue Kurzbiographie Matthias Wolckers findet sich in Romberg 2017, S. 258.
  3. Haffe, Anton Wenzelslaus. In: Ulrich Thieme, Fred. C. Willis (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 15: Gresse–Hanselmann. E. A. Seemann, Leipzig 1922, S. 445 (Textarchiv – Internet Archive).
  4. Riegel, Vitus Felix. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 28: Ramsden–Rosa. E. A. Seemann, Leipzig 1934, S. 345 (biblos.pk.edu.pl).
  5. Freundliche Mitteilung von Stadtarchivar Hermann Biber vom 23. März 2015. Laut seiner Mitteilung habe das Stadtarchiv Dillingen kein Archivmaterial zu Matthias Wolcker.
  6. Schröder 1912, S. 285.
  7. Abgedruckt in Stadt Schelklingen (Hrsg.) (1984), S. 387.
  8. Von Paulus und Gradmann 1914: S. 530 (ganzer Band) u. 74 (Oberamt Ehingen).
  9. Zoepfl 1945.
  10. Schöttl 1936/38, S. 244 Anm. 15.
  11. Bauer-Wild u. von der Mülbe 1976, S. 167 f.
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