Matronae Mahalinehae

Die Mahalinehae oder auch Mahlinehae sind Matronen die inschriftlich durch drei Votivsteine aus Köln und Benzelrath aus dem 2./ 3. Jahrhundert überliefert sind.

Inschriften

In dieser 1883 am Deutzer Rheinufer unter Bauschutt gefundenen fragmentierten Weihinschrift als unterer Teil eines Altars sind die Mahalinehae neben dem einheimischen Gott Hercules Magusanus und göttlichen Wesen wie den Genius loci zusammen mit den Matronae Abirenae vergesellschaftet.

„Pro sa[l(ute) d(omini) n(ostri) ?] / [Herc]uli Magusan[o Ma/tron ?]is Abirenibu[s et] / [Sil]vano et Genio [loc(i)] / [Dia]ne Mahal[ineis] / [Vic]torie Mercu[rio] / [cete]risque dis dea[bus] / [om]nibus. Similini[us) / [- - -]nus vered(arius) [et] / [- - -]stis Dirmes[us?] [vetera]nus item cu[rat(or)] / [n(umeri) Brito]num cum [ - - -][1]

Die zweite Kölner Inschrift wurde 1843 am „Gereonshof“ in der nordwestlichen Innenstadt gefunden.

„Matronis / Mahlinehis / Tib(erius) Claudius / Taticenus / v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito)[2]

Im ehemaligen Benzelrather Braunkohletagebau "Wachtberg I" wurde der Altarstein um 1934 gefunden, dessen Dedikanten (Stifter) fünf einheimische, romanisierte Geschwister waren mit zum Teil germanischen (ubischen) Namen ("Lellua, Fervesa")[3] dessen fünftes folglich "Quintus" hieß.[4] Der Stein zeigt auf den Schmalseiten Dekore: rechts eine Gruppierung aus Füllhorn, Steuerruder und die Weltkugel mit zwei Gradkreisen. Die linke Seite zeigt einen kleinen dreibeinigen (Opfer-)Tisch mit einem Kästchen in Sicht von oben, auf dem Kästchen ist ein Teller mit angerichteten Früchten.[5]

„Matronis / Mahlinehis / Viponi Vitalis / Lellua Candidus / Fervesa Quintus / l(ibentes) m(erito).[6]

Beiname und Deutung

Der Beiname zeigt neben der häufigen Endung auf -nehae den germanischen Stamm *maþala für die „Versammlung- und Versammlungsstätte“ oder „Gerichtsstätte, Gerichtsrede“ (deutsch veraltet: Mahlstatt zu althochdeutsch mahal).[7] Dieser Stamm ist ein häufiges Element in der Bildung von Ortsnamen im westfränkischen Siedlungs/Herrschaftsraum (resp. die belgischen Orte Hermalle-sous-Huy, Flémalle, Momalle) sowie im Namen von Detmold und Personennamen wie im Beleg des Mallobaudes und Mallovendus. Des Weiteren weist die Form das Element -in- auf, dass eine Gruppe von weiteren germanischen Matronenbeinamen zeigen, die von einem Orts- oder Stellennamen abgeleitet sind (resp. Fachinehae, Textumeihae, Austriahenae). Rudolf Simek stellt den Beinamen daher zum römerzeitlichen rekonstruierten Ortsnamen *Mahlinium dem heutigen Mechelen. Sprachliche Besonderheit hat der Beiname da der Lautwandel des Konsonanten þ zu h für die Zeit der Matroneninschriften (2. bis 3. Jahrhundert) ohne Vergleich steht entgegen den späteren (vor)althochdeutschen Belegen.

Der Name ist als „Göttinen der Thing oder Gerichtsstätte“ deutbar.

Siehe auch

Literatur

  • Brigitte Galsterer, Hartmut Galsterer: Die römischen Steininschriften aus Köln. IKöln². (= Kölner Forschungen. Band 10). unter Mitwirkung von Stefan Breuer, Bettina Goffin, Michael Herchenbach, Stephan Meusel, Sabine Schmall und Stefan Schrumpf. Philipp von Zabern, Mainz 2010, ISBN 978-3-8053-4229-2, S. 72, 143; Nr. 52, 149.
  • Siegfried Gutenbrunner: Die germanischen Götternamen der antiken Inschriften. Max Niemeyer, Halle/S. 1936, S. 182f.
  • Max Ihm: Der Mütter- oder Matronenkultus und seine Denkmäler. In: Bonner Jahrbücher. Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande. 83 (1887), S. 22. (Internet Archive)
  • Robert Nedoma: Personennamen in südgermanischen Runeninschriften. Studien zur altgermanischen Namenkunde I, 1, 1. (= Indogermanische Bibliothek. 3. Reihe: Untersuchungen). Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2004, ISBN 978-3-8253-1646-4, S. 372ff.
  • Herbert Nesselhauf: Neue Inschriften aus dem römischen Germanien und angrenzenden Gebieten. In: Berichte der römisch-germanischen Kommission 27 (1937), S. 51–131; hier 115, Nr. 241.
  • Günter Neumann: Die germanischen Matronenbeinamen. In: Matronen und verwandte Gottheiten (= Beihefte der Bonner Jahrbücher 44). Rheinland-Verlag, Köln / Habelt, Bonn 1987, ISBN 3-7927-0934-1, S. 103–132 = Astrid van Nahl, Heiko Hettrich (Hrsg.): Günter Neumann: Namenstudien zum Altgermanischen (= Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Bd. 59). de Gruyter, Berlin u. a. 2008, ISBN 978-3-11-020100-0, S. 253–289; hier 229, 261 (kostenpflichtig Germanische Altertumskunde Online bei de Gruyter).
  • Hermann Reichert: Lexikon der altgermanischen Namen, Band I, II. (= Thesaurus Palaeogermanicus. 1,1/1,2). Unter Mitarbeit von Wilibald Kraml und Robert Nedoma. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1987–1990, Bd. 1 S. 485, Bd. 2 S. 570.
  • Rudolf Simek: Lexikon der germanischen Mythologie (= Kröners Taschenausgabe. Band 368). 3., völlig überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2006, ISBN 3-520-36803-X, S. 262.

Anmerkungen

  1. CIL 13, 8492
  2. CIL 13, 8221
  3. Lellua weiblich, Fervesa vermutlich weiblich.
  4. Leo Weisgerber: Die Namen der Ubier. Westdeutscher Verlag GmbH, Köln/Opladen 1968, S. 145f., 150f., 161.
  5. Fritz Fremersdorf: Neue Inschriften aus Köln. In: Germania. Anzeiger der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts. Band 19 Nr. 2 (1935), S. 131 – 137, hier 132 Online einsehbares Digitalisat
  6. AE 1935, 0101
  7. Jan de Vries: Altnordisches Etymologisches Wörterbuch. 2. Auflage, Brill, Leiden/Boston 1977, S. 367. Vladimir Orel: Handbook of Germanic Etymology. Brill, Leiden/Boston 2003, S. 263.
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