Massaker von Kamenez-Podolsk
Beim Massaker von Kamenez-Podolsk ermordeten Angehörige des deutschen Polizeibataillons 320 und Mitglieder eines „Sonderaktionsstabes“ des Höheren SS- und Polizeiführers (HSSPF) Russland-Süd, SS-Obergruppenführer Friedrich Jeckeln, Ende August 1941 in der Nähe der westukrainischen Stadt Kamenez-Podolsk rund 23.600 Juden. Zuvor hatte das mit dem nationalsozialistischen Deutschen Reich verbündete Ungarn einen Großteil der Opfer in das nach dem Überfall auf die Sowjetunion von der Wehrmacht eroberte sowjetische Staatsgebiet deportiert. Das Massaker war die bis dahin größte Mordaktion des Holocaust. Es fand gut einen Monat vor den Massenerschießungen von Babyn Jar bei Kiew statt und gilt als ein entscheidender Schritt von der selektiven Mordpolitik zur angestrebten vollständigen Auslöschung des Judentums.[1]
Kontext
Antisemitismus im expandierenden Ungarn
Die ungarischen Regierungen unter Béla Imrédy und Pál Teleki erließen ab 1938 eine Reihe sogenannter Judengesetze und verschärften auf diese Weise den auch in Ungarn verbreiteten Antisemitismus der Zwischenkriegszeit. Diese auf rassistischen Annahmen basierenden gesetzlichen Bestimmungen schränkten die wirtschaftlichen und beruflichen Freiheiten sowie das Wahlrecht der Juden ein. Zugleich stellten diese Gesetze die ungarische Staatsbürgerschaft Tausender ungarischer Juden in Frage. Im April 1941 verabschiedete das ungarische Parlament schließlich ein Gesetz, das Eheschließungen und außerehelichen Geschlechtsverkehr zwischen Nicht-Juden und Juden verbot – es trat im August 1941 in Kraft.[2]
Da es Ungarn gelang, die 1920 im Vertrag von Trianon festgelegte territoriale Nachkriegsordnung zu revidieren, betraf die Diskriminierung immer mehr Menschen. Unterstützt durch das Deutsche Reich und das faschistische Italien erreichte die ungarische Außenpolitik Anfang November 1938 mit dem Ersten Wiener Schiedsspruch zunächst, dass Gebiete mit ungarischer Bevölkerungsmehrheit in der Südslowakei sowie in der westlichen Karpatenukraine (Karpato-Ruthenien) von der Tschechoslowakei abgetrennt und Ungarn zugesprochen wurden. Rund 67.000 Juden lebten in diesen Gebieten. Weitere rund 78.000 Juden gerieten unter ungarische Herrschaft, nachdem ungarische Truppen im März 1939 nach der sogenannten Zerschlagung der Rest-Tschechei mit Billigung Adolf Hitlers die bis 1918 zu Österreich-Ungarn gehörenden Teile der Karpatenukraine besetzten.[3] Der Zweite Wiener Schiedsspruch vom 30. August 1940 zwang schließlich Rumänien, das nördliche Siebenbürgen, wo etwa 164.000 Juden lebten, an Ungarn abzutreten.[4]
Zudem flohen zwischen 1939 und 1941 10.000 bis 20.000[5] beziehungsweise 15.000 bis 35.000[6] Juden aus Deutschland, Österreich, den vormaligen tschechischen Gebieten und aus Polen nach Ungarn. Einige dieser Flüchtlinge hatten durch die Behörden das Aufenthaltsrecht erhalten, weitere galten offiziell als Transitflüchtlinge auf dem Weg nach Palästina. Etliche Flüchtlinge verbargen ihre Identität durch falsche Papiere, andere wiederum wurden in Internierungslagern der ungarischen Fremdenpolizei – der Nationalen Zentralbehörde zur Überwachung von Ausländern (Külföldieket Ellenőrző Országos Központi Hatóság, KEOKH) – festgehalten.[7] Obgleich die Anzahl dieser jüdischen Flüchtlinge kaum ins Gewicht fiel, verstärkte sie die antisemitischen Tendenzen innerhalb des ungarischen Verwaltungsapparates.[5] 1941 lebten gemäß einer Volkszählung insgesamt rund 825.000 Juden in Ungarn.[8]
Deportation „fremder“ Juden
Am 20. November 1940 war Ungarn dem Dreimächtepakt beigetreten. Bereits im April 1941 hatte es sich als Bündnispartner des Deutschen Reiches am Balkanfeldzug beteiligt; im Juni 1941 nahm Ungarn schließlich an der Seite Deutschlands am Überfall auf die Sowjetunion teil. Drei ungarische Divisionen beteiligten sich an der Eroberung von Gebieten der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik. Ungarische Truppen verfügten durch diesen Vormarsch zeitweilig über die militärische Hoheitsgewalt in einem beträchtlichen ukrainischen Gebiet nordöstlich Ungarns.
In dieser Situation planten Ödön Martinidesz und Árkád Kiss, zwei antisemitische KEOKH-Führungskräfte, unerwünschte, „fremde“ Juden in den neuen, „befreiten“ Gebieten anzusiedeln.[9] Miklós Kozma, ein früherer ungarischer Innen- und Verteidigungsminister und 1941 Regierungsbevollmächtigter in Karpato-Ruthenien, griff diesen Plan auf und erreichte dafür vom Reichsverweser Miklós Horthy, dem ungarischen Staatsoberhaupt, die Zustimmung.[10][5] Das Kabinett unter Ministerpräsident László Bárdossy beschloss am 12. Juli 1941, diesen Plan umzusetzen. Ausführungsbestimmungen sahen vor, „die kürzlich eingesickerten polnischen und russischen Juden in möglichst großer Zahl und so schnell wie möglich“ zu deportieren.[11] Die beschönigend „Repatriierung“ genannte Maßnahme sollte sich insbesondere auf Karpato-Ruthenien konzentrieren. Abschiebungsziel der von der Fremdenpolizei und örtlichen Behörden erfassten Juden war Ost-Galizien.[12] Den Auftrag zur Durchführung des Deportationsplans erhielt Miklós Kozma.
Er ließ die Juden wie im Deportationsplan vorgesehen zunächst nach Kőrösmező, einem Ort an der ungarisch-ukrainischen Grenze, bringen. Sie durften nur die nötigsten Dinge, Verpflegung für drei Tage und maximal 30 Pengő mitnehmen. Um ihre Sorgen zu zerstreuen, wurde ihnen suggeriert, sie könnten die Wohnungen jener Juden übernehmen, die nach dem Überfall der Deutschen mit den sowjetischen Truppen ostwärts geflohen waren. Die Deportationen, die in Ungarn zum Teil bereits vor dem 12. Juli 1941 praktisch umgesetzt wurden, betrafen neben Flüchtlingen vielfach auch Juden, die schon lange in Ungarn lebten[13] – nicht nur in Karpato-Ruthenien,[14] sondern beispielsweise auch in Siebenbürgen, am Balaton oder im Komitat Pest-Pilis-Solt-Kiskun.[5] Auch Roma wurden Opfer solcher Deportationen.[15]
Vom Sammelpunkt Kőrösmező wurden die Juden täglich in Gruppen von rund 1000 Personen nach Kolomyja in Süd-Galizien transportiert, das sich noch unter ungarischer Militärhoheit befand. Bis zum 10. August 1941 sammelten sich dort rund 14.000 Juden, bis Ende August erhöhte sich diese Zahl um weitere 4000. Im gleichen Zeitraum trieben ungarische Einheiten die Ankömmlinge in Gruppen zu je 300 bis 400 Personen von Kolomyja aus über den Dnister in eine von deutschem Militär verwaltete Gegend und untersagten ihnen unter Androhung von Waffengewalt die Rückkehr nach Ungarn. Ukrainische Milizen beraubten die Deportierten vielfach ihrer letzten Wertsachen.[16][6] Die Vertriebenen sollten sich nach Kamenez-Podolsk, Butschatsch, Tschortkiw oder Stanislawiw wenden.
Die meisten aus Ungarn vertriebenen Juden sammelten sich in Kamenez-Podolsk (Süd-Podolien). Dort hatten 1939 knapp 14.000 Juden gelebt (gut 38 Prozent der Bevölkerung), von denen seit 22. Juni 1941 etwa 4000 bis 5000 vor den Deutschen weiter ostwärts flohen. Aus Ungarn und dem ungarisch besetzten Teil Südgaliziens vertriebene Juden erhöhten den jüdischen Anteil der Einwohnerzahl jedoch wieder. Daher fanden die deutschen und ungarischen Truppen bei ihrer Ankunft in der Stadt am 11. Juli 1941 dort etwa 12.000 bis 14.000 Juden vor. Diese Zahl verdoppelte sich durch den weiteren Zustrom bis Ende August 1941 auf rund 26.000.[17]
Verabredung der Massenexekution
Die Deutschen waren auf den Zustrom der nach Südgalizien deportierten Juden nicht vorbereitet. Die für die „Judenfrage“ zuständige Abteilung VII der regional verantwortlichen Wehrmachtsfeldkommandantur 183 betonte bereits am 31. Juli[18] und erneut Mitte August 1941, die Juden könnten nicht ernährt werden und es bestehe Seuchengefahr; ihre Rückführung nach Ungarn sei daher erforderlich. Ernährungsprobleme der Zivilbevölkerung hatte die Wehrmachtsführung jedoch in den Kriegsplanungen einkalkuliert (→ Hungerplan).[19] Sie sorgte sich eher um die Sicherheit der ausgedehnten Nachschubwege, auch für die schon anvisierte Schlacht um Kiew. Wehrmachtsoffiziere hielten die Sicherheitslage im rückwärtigen Heeresgebiet unter anderem deswegen für prekär, weil mit dem Polizeibataillon 320 in Podolien und Wolhynien für mehrere Wochen nur eine einzige Polizeieinheit zur Verfügung stand. Hinzu kam, dass zum 1. September 1941 das Reichskommissariat Ukraine eingerichtet sein sollte und die Militärverwaltung das nach ihren Vorstellungen geordnete Gebiet dann an die zivilen Stellen übergeben wollte.[20]
Der ranghöchste Polizeifunktionär vor Ort, der Höhere SS- und Polizeiführer Russland-Süd Friedrich Jeckeln, formulierte angesichts dieser Lage den Gedanken, man könne die Juden ermorden. Er ließ am 25. August 1941 auf einer Konferenz im Hauptquartier des Generalquartiermeisters im Oberkommando des Heeres, Eduard Wagner, ausrichten, dass er handeln werde:
„Major Wagner erläuterte […]. Bei Kamenetz-Podolsk hätten die Ungarn etwa 11.000 Juden über die Grenze geschoben. In den bisherigen Verhandlungen sei es noch nicht gelungen, die Rücknahme dieser Juden zu erreichen. Der Höhere SS- und Polizeiführer (SS-Obergruppenführer Jeckeln) hoffe jedoch, die Liquidation dieser Juden bis zum 1.9.1941 durchgeführt zu haben. […][21]“
Die Konferenz fand Klaus-Michael Mallmann zufolge wahrscheinlich in Bartenstein statt, nicht wie früher angenommen in Winniza.[22] Die Teilnehmer blieben trotz der deutlichen Ankündigung ungerührt und erörterten das Vorhaben nicht weiter.[23] Laut Konferenzprotokoll[24] verabredeten folgende Personen das Massaker:[25]
- Hans Georg Schmidt von Altenstadt als Leiter der Abteilung Kriegsverwaltung beim Generalquartiermeister
- Justus Danckwerts als Leiter der Abteilung V „Verwaltung“ der Abteilung Kriegsverwaltung beim Generalquartiermeister und politischer Berater von Hans Georg Schmidt von Altenstadt
- Walter Labs als Vertreter des Reichsministeriums für die besetzten Ostgebiete (RMfdbO).
- Otto Bräutigam als Vertreter des RMfdbO
- Paul Dargel als Vertreter von Erich Koch, designierter Reichskommissar im Reichskommissariat Ukraine
- „Major Wagner“[26]
- Ernst-Anton von Krosigk als Chef des Stabes von Karl von Roques, dem Befehlshaber des Rückwärtigen Heeresgebietes Süd.
Als weitere mögliche Teilnehmer gelten zudem:
- Eduard Wagner, Generalquartiermeister[27]
- Ernst von Krause als Chef des Stabes des Wehrmachtbefehlshabers Ukraine[28]
- Weitere, namentlich nicht genannte Mitarbeiter des Generalquartiermeisters.[29]
Jeckeln konnte den Massenmord auch deswegen vorschlagen, weil er wusste, dass die führenden Militärs in der Heeresgruppe Süd „samt und sonders bekennende Antisemiten“ waren. Das rassistische Schlagwort vom „jüdischen Bolschewismus“ war bei ihnen fest verankert. Juden galten als Träger der bolschewistischen Ideologie und darum als Sicherheitsrisiko und Feinde. Karl von Roques, Befehlshaber des Rückwärtigen Heeresgebietes Süd, dem Jeckeln zugeordnet war, bildete hier keine Ausnahme.[30] Zu Jeckeln hatte er offenbar ein harmonisches Verhältnis. Unstimmigkeiten oder ernsthafte Auseinandersetzungen zwischen den beiden sind nicht bekannt. Berichte der Abteilung Ic („Feindaufklärung und Abwehr; geistige Betreuung“) des Befehlshabers im rückwärtigen Heeresgebiet Süd betonten ihre reibungslose Zusammenarbeit.[31]
Jeckeln selbst war ein radikaler Antisemit.[32] Sein Wille, immer größere Gruppen von Juden unterschiedslos umzubringen, mag durch einen Wettbewerb um hohe Mordquoten angestachelt worden sein. Die britische Abwehr schlussfolgerte jedenfalls aus dekodierten Funksprüchen mit Angaben über Opferzahlen: „Die Führer der drei Gebiete [die HSSPF] wetteifern anscheinend um die ‚besten‘ Ergebnisse.“[33] Erich von dem Bach-Zelewski, der HSSPF Russland-Mitte, hatte aufgrund des deutlich rascheren Vormarsches der Heeresgruppe Mitte weitaus höhere Zahlen melden können als Jeckeln. Hinzu kam, dass Heinrich Himmler mit den Leistungen Jeckelns unzufrieden war. Der Reichsführer SS reagierte ungehalten auf den schleppenden Eingang von Jeckelns Einsatzmeldungen. Himmlers Adjutant Werner Grothmann mahnte am 11. August beim HSSPF Russland-Süd einen umgehenden Lagebericht sowie eine Darlegung der durchgeführten und der für die nächsten Tage geplanten Maßnahmen an. Bereits am 12. August 1941 stellte sich Jeckeln bei Himmler ein und rapportierte.[34] Himmler zeigte sich dabei „sehr ungehalten“ über Jeckelns Vorgehen, das immer noch zu wünschen übrig lasse.[35]
Anfänge des Holocaust in der Ukraine
Wehrmacht, SS und Ordnungspolizei verfügten bis Ende August 1941 bei der Ermordung von Juden in der Ukraine bereits über einige Erfahrung. Auch hier galten der Kommissarbefehl und die Vorgabe, die Juden unter den sowjetischen Funktionären zu liquidieren. Bereits nach wenigen Kriegstagen erweiterten die Täter den Kreis der Mordopfer unter den sowjetischen Juden und gingen mehr und mehr dazu über, nur noch jene Juden zu schonen, deren Ausbildung ihnen nützlich schien, wie Ärzte, Handwerker oder Facharbeiter. Den Kommandoführern der Einsatzgruppe C wurde in den ersten Augustwochen mitgeteilt, dass von jetzt an grundsätzlich auch Frauen und Kinder zu erschießen seien.
In der Ukraine fanden zwischen dem 22. Juni und dem 25. August 1941 viele Massenerschießungen von Juden statt. Dreistellige, teilweise auch niedrige vierstellige Opferzahlen erreichten solche Massenverbrechen unter anderem in Czernowitz, Dobromyl, Dubno, Kowel, Lemberg, Ljuboml, Luzk, Riwne, Schepetiwka, Schytomyr, Sokal, Solotschiw und Tarnopol.[36]
Konkrete Tatumstände
Tatzeit, Tatort, Technik
Die Angaben zur Tatzeit sind nicht einheitlich. Die entsprechenden Meldungen über die Zahl der Opfer sind von Jeckeln jeweils am frühen Vormittag des 27., 28. und 29. August 1941 abgesetzt worden. Nach Klaus Mallmann beziehen sie sich darum höchstwahrscheinlich immer auf den Vortag.[37] Einige Historiker folgen ihm hier.[38] Andere notieren, die Tat sei am 27. und 28. August,[39] vom 27. bis zum 29. August[40] beziehungsweise vom 28. bis 31. August 1941[41] begangen worden.
Den Juden wurde mitgeteilt, dass sie die Stadt zu räumen hätten und umgesiedelt würden. In langen Marschkolonnen wurden sie aus der Stadt hinausgeführt. Ziel war eine von Bombentrichtern gezeichnete, hügelige Fläche außerhalb der Stadt, anscheinend einige Kilometer nördlich und nahe einem ehemaligen Munitionsdepot der Roten Armee gelegen.[42][6]
Ordnungspolizisten bildeten am Tatort ein Spalier, durch das die Opfer laufen mussten. Wertsachen waren abzugeben. Einige Juden wurden genötigt, sich zu entkleiden. Anschließend mussten sie in die Krater und vorab ausgehobenen Gräben hinab, um sich auf den Boden oder auf die Leichen derer zu legen, die vor ihnen umgebracht worden waren. Ihre Exekution erfolgte per Kopfschuss aus Maschinenpistolen. Einige Opfer wurden im Stehen erschossen. Viele wurden noch lebend begraben.[43]
Tatnahe Täter
Jeckeln war während der Erschießungen anwesend und beobachtete das Geschehen von einer Anhöhe aus.[44] Er befehligte die Schützen[45] und soll die Erschießung der Juden vor Ort mit einer Rede gerechtfertigt haben.[46]
Zu den Tätern gehörten enge Mitarbeiter Jeckelns, die er in seinen Meldungen über die Opferzahlen als „Sonderaktionsstab“ oder „Einsatzgruppe der Stabskompanie“ bezeichnete. Dazu gehörten zum einen die Mitglieder seiner Leibgarde, mit denen er großenteils schon seit Jahren zusammenarbeitete, zum anderen rund 50 bis 60 Mitglieder seines Stabes aus SS und Polizei mit verschiedenen Offiziers- und Mannschaftsdienstgraden. Sie bildeten damals noch keine feste Stabskompanie, sondern wurden von Jeckeln fallweise für „Judenaktionen“ zusammengestellt.[47] Möglicherweise wirkte außerdem ein Wachzug des HSSPF an den Erschießungen mit, der aus dem zum Polizeiregiment Süd gehörenden Reserve-Polizeibataillon 45 stammte und vielfach an Ermordungen von Juden teilnahm.[48]
Täter kamen auch aus dem Polizeibataillon 320, das im Februar 1941 in Berlin-Spandau aufgestellt worden war. Es umfasste drei Kompanien, den Bataillonsstab sowie eine Kraftfahrstaffel. Berufspolizisten besetzten die Schaltstellen des Bataillons; Freiwillige, zumeist im Alter von ungefähr 30 Jahren, bildeten die Mannschaften. Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion war es Ende Juni 1941 zunächst ins polnische Jasło, von dort aus Mitte August über Przemyśl, Lemberg und Tarnopol nach Proskurow verlegt worden. Hier wurde es Jeckeln als Einheit „zur besonderen Verwendung“ unterstellt.[49] Angehörige der 1. Kompanie unter Hauptmann Alfred Weber und der 2. Kompanie unter Hauptmann Hans Wiemer führten die Juden aus Kamenez-Podolsk zum Erschießungsort. Dort übernahmen sie Absperraufgaben. Die 3. Kompanie unter Hauptmann Heinrich Scharwey erreichte den Tatort am 28. August 1941, auch ihre Mitglieder nahmen an Absperrungen und Erschießungen teil.
Nach späteren Ermittlungsergebnissen gehörten rund 30 Männer der SS und des SD sowie 12 Angehörige des Polizeibataillons 320 aus allen drei Kompanien zu den Schützen.[50] Ein Angehöriger der 3. Kompanie des Polizeibataillons 320 berief sich auf die Haager Landkriegsordnung und ließ sich von der Aktion durch Scharwey befreien.[51] Einige Historiker nehmen an, dass sich auch Ungarn und Ukrainer an den Erschießungen beteiligten.[52] Andere bezweifeln zumindest die Beteiligung ungarischer Soldaten. Auch die Teilnahme ukrainischer Milizen an den Erschießungen gilt als unwahrscheinlich, da deutsche Täter später keine entsprechenden Aussagen machten.[53]
Opfer
Das Massaker von Kamenez-Podolsk war laut der von Jeckeln am 30. August 1941 genannten Opferzahl von 23.600[54] der bis dahin größte nationalsozialistische Massenmord an sowjetischen Juden seit Kriegsbeginn. Er betraf zudem erstmals unterschiedslos alle Juden einer Region, ohne Rücksicht auf ihr Alter und Geschlecht, nicht nur bestimmte politische Funktionsträger.[55]
Die Täter erschossen nicht nur die etwa 14.000 bis 16.000 zuvor aus Ungarn deportierten Juden, sondern auch etwa 8000 bis 9000 (zwei Drittel) der jüdischen Bürger von Kamenez-Podolsk und einigen umliegenden Ortschaften.[56] 4800 bis 5000 Juden überlebten die Tage des Massakers. Sie wurden ghettoisiert. Als das Ghetto zwischen August und November 1942 aufgelöst wurde, wurden seine Bewohner ebenfalls ermordet.[57]
Mitwisser und Zeugen
Wehrmachtsoffiziere aus dem Stab von Karl von Roques sahen auf Einladung Jeckelns beim Massaker zu.[58] Ernst-Anton von Krosigk informierte das Kommando der Heeresgruppe Süd am 2. September 1941 über die Zahl der Ermordeten. Debatten oder Proteste vermerkt das entsprechende Protokoll nicht.[59] Der britische Geheimdienst, der den deutschen Polizeifunk abhörte, erfuhr dadurch offenbar ebenfalls über dieses Massaker und seine Ausmaße.[60] Mitarbeiter der Außerordentlichen Staatlichen Kommission der Sowjetunion (auch Schwernik-Kommission genannt), die ab Ende 1942 die Verbrechen der „deutsch-faschistischen Eindringlinge und ihrer Komplizen“ erfassten und untersuchten, befragten Zeugen des Massakers und protokollierten ihre Aussagen dazu.[61]
Nur wenige Juden überlebten trotz Tatortnähe das Massaker, darunter Lajos Stern, ein Schwager von Joel Brand. Er floh zurück nach Ungarn und wurde dort Mitglied einer Delegation des Wohlfahrtsbüros der ungarischen Juden (Magyar Izraeliták Pártfogó Irodája – MIPI), die Ferenc Keresztes-Fischer, den damaligen Innenminister Ungarns, detailliert über das Massaker informierte.[62] Bina Tenenblat wurde als jüdisches Kind Augenzeuge des Massakers und berichtete Jahrzehnte später in einem Interview davon.[63] Gyula Spitz, ein ungarischer Jude aus Budapest, der in der ungarischen Armee als Kraftfahrer diente und zeitweise in Kamenez-Podolsk stationiert war, konnte das Massaker heimlich während einer Fahrt durch die Stadt fotografieren. Die Aufnahmen befinden sich heute im Besitz des United States Holocaust Memorial Museum.[64] Ein weiterer Fahrer der ungarischen Armee jüdischer Herkunft, Gabor Mermelstein, wurde ebenfalls Augenzeuge der Erschießungen und berichtete darüber.[6][65]
Verwischen der Spuren
Bei der von SS-Standartenführer Paul Blobel geleiteten „Sonderaktion 1005“ zur Vertuschung des Holocausts wurden seit Mitte August 1943 in der Ukraine Massengräber jüdischer Opfer ausgehoben. Das Sonderkommando 1005 A traf im Februar 1944 in Kamenez-Podolsk ein, um dort die Exhumierung und Verbrennung von Leichen durchzuführen. Für diese Arbeiten blieb wenig Zeit; die Eroberung des Gebietes durch die Rote Armee am 26. März 1944 setzte allen Vertuschungsversuchen ein Ende.[66]
Folgen
Zeitgenössische Reaktionen
Der ungarische Innenminister Keresztes-Fischer war durch Berichte über die Massenerschießungen in Kamenez-Podolsk schockiert. Seine Intervention bei der ungarischen Fremdenpolizei führte zum Stopp weiterer, bereits angelaufener Deportationen. Ungarische Liberale unterstützten seine ablehnende Haltung. Scharfe Kritik an den Deportationen übten vor allem Endre Bajcsy-Zsilinszky,[67] Margit Slachta[68] sowie der rechtsliberale Anwalt und Politiker Károly Rassay.[5] Die politisch reglementierte Presse Ungarns schwieg sich über das Massaker aus.[69]
Nach kurzer Zeit versuchte die ungarische Regierung, die Deportationen wieder aufzunehmen. Im November 1941 musste Premier Bárdossy dem ungarischen Parlament jedoch mitteilen, dass das Deutsche Reich davor gewarnt habe, solche Abschiebungen fortzusetzen.[5] Gegen einen nochmaligen Abschiebeversuch ungarischer Stellen Ende 1942 intervenierte Himmler persönlich, sodass weitere Vertreibungen unterblieben.[70]
Die Londoner Zeitung The Jewish Chronicle berichtete am 24. Oktober 1941 auf ihrer Titelseite unter der Schlagzeile Ghastly Pogroms in Ukraine („Grauenhafte Pogrome in der Ukraine“) über die Massenmorde in Kamenez-Podolsk. Der Bericht bezog sich dazu auf Aussagen ungarischer Offiziere über die Ermordung von 15.000 Juden, die zuvor aus Ungarn nach Galizien deportiert worden seien. Die Redaktion kommentierte den Bericht nicht, möglicherweise weil die Meldungen unbestätigt waren.[71]
Am 26. Oktober 1941 berichtete die New York Times über ein Massaker „deutscher Soldaten“ und „ukrainischer Banditen“ an galizischen Juden und jüdischen Deportierten aus Ungarn mit 8000 bis 15.000 Opfern.[72] In Briefen aus Galizien an Empfänger in Ungarn sei von diesem Verbrechen berichtet worden, ebenso durch ungarische Offiziere, die Augenzeugen gewesen seien. Der Bericht nannte die Region Kamenez-Podolsk als Tatort sowie den 27. und 28. August als Tatzeit.[73]
Anfang Januar 1942 ging der sowjetische Außenminister Wjatscheslaw Molotow in einer Note, über die die sowjetische Presse berichtete, unter anderem auf das Massaker von Kamenez-Podolsk ein. Die Informationen seien zwar bruchstückhaft, dennoch handele es sich bei den Opfern dort und in weiteren ukrainischen Städten überwiegend um wehrlose jüdische Angehörige der Arbeiterklasse. Hier – wie häufig in der gesamten Kriegszeit – vermieden es die sowjetischen Politiker und Medienberichte, die Bedeutung des Vernichtungsantisemitismus zu unterstreichen, dessen Opfer die europäischen Juden wurden. Stattdessen propagierten sie, die Leidtragenden der deutschen Vernichtungspolitik seien die slawischen Völker.[74]
Strafverfolgung
Bei Kriegsende geriet Jeckeln in Gefangenschaft der Roten Armee und wurde zusammen mit anderen hochrangigen Offizieren in Riga vor ein sowjetisches Kriegsgericht gestellt. Im Wesentlichen ging es in diesem Prozess um Verbrechen im Reichskommissariat Ostland, einem weiteren Wirkungsfeld Jeckelns. In den vorherigen Vernehmungen hatte er bereits seine Verantwortung für die Ermordung Hunderttausender Juden in der Ukraine gestanden. Am 3. Februar 1946 wurde Jeckeln zusammen mit den anderen Angeklagten zum Tode verurteilt und im Beisein von mehreren Tausend Soldaten und Zivilisten noch am selben Tag in Riga gehängt.[75]
Im Nachkriegsungarn führten Volkstribunale Gerichtsverfahren gegen jene, die in den vorangegangenen Jahren politisch motivierte Verbrechen begangen hatten.[76] Der erste wichtige Prozess begann am 29. Oktober 1945. Angeklagt war Ex-Premier Bárdossy, in dessen Amtszeit Ungarn an der Seite des Deutschen Reiches die Sowjetunion überfallen hatte. Die Anklage warf ihm auch die Verantwortung für das Massaker von Kamenez-Podolsk vor. Am 3. November 1945 erging das Todesurteil. Ein Revisionsverfahren und ein Gnadengesuch wurden abgelehnt, Bárdossy wurde am 10. Januar 1946 durch ein Erschießungskommando hingerichtet.[77]
Ámon Pásztóy[78] leitete bis zum 1. Juli 1941 die ungarische Fremdenpolizei. Anschließend fungierte er als Abteilungsleiter im Bereich Innere Sicherheit Sektion VII des Innenministeriums. In diesen Funktionen hatte er die administrativen Vorbereitungen der Deportation „fremder“ Juden vorangetrieben. Im Sommer 1945 wurde er verhaftet und im Januar 1946 aus unbekannten Gründen entlassen. 24 Monate später wurde er erneut inhaftiert. Ein Volkstribunal verurteilte ihn wegen des Massakers von Kamenez-Podolsk zum Tod durch den Strang. Das Urteil, das von der zuständigen Revisionsinstanz zuvor bestätigt wurde, wurde am 10. August 1949 vollstreckt.[79] Sándor Siménfalvy, ein weiterer ranghoher Funktionär der Fremdenpolizei, wurde 1945 verhaftet. Ein Gericht verurteilte ihn aufgrund seiner Rolle bei den Deportationen zu fünf Jahren Haft.[80]
Mitglieder des Polizeibataillons 320 waren an der Ermordung von 66.719 Juden beteiligt, leisteten Hilfsdienste bei Erschießungen oder wirkten an der Verbringung von Juden in Vernichtungslager mit.[81] Beamte der Zentralstelle im Lande Nordrhein-Westfalen für die Bearbeitung von nationalsozialistischen Massenverbrechen bei der Staatsanwaltschaft Dortmund ermittelten ab 1961 gegen sie und vernahmen etwa 131 davon, vor allem wegen der Massenerschießungen in der Ukraine von 1941. Im Mittelpunkt der staatsanwaltlichen Nachforschungen stand Hans Wiemer, seinerzeit Chef der 2. Kompanie. Heinrich Scharwey, vormals Hauptmann der 3. Kompanie, nahm sich während der Ermittlungen das Leben. Er hatte die Massenmorde Ende August 1941 vor seiner Kompanie in einer politischen Ansprache gerechtfertigt.[82]
Die Dortmunder Ermittler kamen jedoch zu dem Ergebnis, dass das Bataillon bei den Erschießungen im Wesentlichen nur Absperrdienste übernommen habe. Beamte der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg widersprachen nachdrücklich, konnten sich aber nicht durchsetzen. Die Dortmunder Staatsanwaltschaft stellte Anfang 1962 ihre Ermittlungen gegen 362 frühere Angehörige des Bataillons und der mit ihm verbundenen, sogenannten Ostlandkompanie ein. Gegen 30 Beschuldigte setzte sie die Ermittlungen fort, legte den Schwerpunkt der Ermittlungsarbeit jedoch auf die Tätigkeiten des SD. Auch diese Ermittlungen wurden im Dezember 1962 mit der Begründung eingestellt, es habe Befehlsnotstand geherrscht. Trotz Einwänden der Zentralstelle Ludwigsburg schloss sich die Generalstaatsanwaltschaft Hamm den Dortmunder Beschlüssen an.[83]
Diese Entscheidung bewegte sich im Rahmen des in Westdeutschland Üblichen, denn zu Gerichtsverfahren gegen Angehörige von Polizeibataillonen kam es nur in seltenen Fällen.[84] Gegen Mitglieder aus Jeckelns Stab wurde ebenfalls ermittelt, ohne dass es zu einer Anklage kam.[85]
Gedenken
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs versuchten die verbliebenen Juden von Kamenez-Podolsk mehrfach, an die im Holocaust Ermordeten zu erinnern. Eine für den fünften Jahrestag des Massakers im August 1946 geplante Gedenkveranstaltung verboten die sowjetischen Behörden. Im Juli 1948 wandten sich örtliche Juden erfolglos mit einer Petition an Nikolai Schwernik und Nikita Chruschtschow, damals Vorsitzender des Ministerrats der Ukrainischen Sowjetrepublik, um der ermordeten Juden öffentlich gedenken zu dürfen. Trotz dieser Rückschläge gelang es den Juden von Kamenez-Podolsk, in der Stadt und am Exekutionsort Denkmale zu errichten.[86] Ein Gedenkstein befindet sich überdies im Holocaust Memorial Park[87] von Brooklyn, New York City.[88]
Forschung
Deutungen in Spezialuntersuchungen
Das Massaker von Kamenez-Podolsk blieb jahrzehntelang von der Forschung unbeachtet. Erst 1973 veröffentlichte der amerikanische Historiker Randolph L. Braham dazu eine Abhandlung in den Yad Vashem Studies. Sie ist nahezu unverändert in sein 1981 erschienenes zweibändiges Werk über die Vernichtung der Juden Ungarns eingegangen. Braham betrachtet das Geschehen als Vorspiel des Holocaust in Ungarn ab 1944.[89]
Sein Kollege Klaus-Michael Mallmann veröffentlichte 2001 im Jahrbuch für Antisemitismusforschung einen Aufsatz zu den Geschehnissen von Kamenez-Podolsk. Darin hält er das Massaker für einen „qualitativen Sprung“ des nationalsozialistischen Judenmords. Erstmals seien in wenigen Tagen an einem Ort Juden in fünfstelliger Zahl ermordet worden, ohne Rücksicht auf Geschlecht, Alter und politische Präferenzen.[90] Mallmann arbeitet ferner heraus, wer die Täter von Kamenez-Podolsk waren. Diese Täterschaft war zuvor vielfach fälschlich anderen Einheiten zugewiesen worden, beispielsweise der Einsatzgruppe C oder der Einsatzgruppe D.[91] Zugleich betont er die Offenheit der Situation. Die Gestaltungsmöglichkeiten der deutschen Akteure vor Ort seien ganz unterschiedlich genutzt worden. Auffällig sei, dass die Einsatzgruppe D – vor ähnlichen Problemen stehend, weil Rumänien Tausende von Juden aus der Bukowina und aus Bessarabien über den Dnister ins deutsche Besatzungsgebiet deportiert hatte – ganz anders agierte. Sie trieb 27.500 dieser Juden wieder zurück; 1265 Juden wurden dabei erschossen.[92] Nach Mallmann zeige das Massaker außerdem, dass der Weg zur totalen Vernichtung beschritten wurde, obwohl „(noch) kein umfassender ‚Führerbefehl‘ zur unterschiedslosen Tötung aller Juden existierte.“ Lokale Akteure hätten die Initiative ergriffen, hätten improvisiert und experimentiert, um einen bis dahin beispiellosen Vorgang ins Werk zu setzen. Es reiche nicht aus, bei der Suche nach den Gründen für die Vernichtungspolitik allein nach Berlin zu schauen. Der Blick müsse sich auch auf die Vorgänge im Osten des von den Deutschen beherrschten Raums richten und damit im Ganzen ein „System komplexer Interdependenz“ fokussieren.[93]
Timothy Snyder erläutert unter anderem am Beispiel des Massakers von Kamenez-Podolsk die besondere Gefährdung von Juden, die vor ihrer Vernichtung nicht nur diskriminiert, sondern vom NS-Staat, seinen Vasallenstaaten oder Bündnispartnern zu Staatenlosen erklärt wurden. Ferner hebt er hervor, dass die hohe Opferzahl es rechtfertigte, von einer industriellen Tötung zu sprechen. Zudem sei es Jeckeln gelungen, bei den Mordtaten die gemeinsame Täterschaft von SS, regulären Polizeitruppen und Wehrmacht zu etablieren, ein „Triumvirat“, das während des gesamten Krieges halten sollte.[94]
Das Massaker in Überblicksdarstellungen zum Holocaust
In Übersichtsdarstellungen zum Holocaust wird das Massaker zwar regelmäßig, jedoch oft nur am Rande erwähnt, so 1961 mit nur einem kurzen Satz von Raul Hilberg.[95] Peter Longerich stellte 1998 fest, das Massaker sei aus Mangel an Quellen bislang noch nicht angemessen dargestellt worden. Er interpretiert die Massenerschießung in Kamenez-Podolsk als den „Übergang zu einer Politik flächendeckender, systematischer Vernichtung der jüdischen Bevölkerung.“ Die neue Erfahrung, Zehntausende Opfer binnen weniger Tage beseitigen zu können, dürfte für die weitere Planung der systematischen „Endlösung“ in den besetzten Gebieten mitentscheidend gewesen sein.[96] Saul Friedländer streift das Ereignis mit zwei längeren Sätzen.[97] Christopher Browning und Jürgen Matthäus erwähnen das Massaker in ihrer Studie zur Genese des Holocaust ebenfalls; die „Schwelle zum Genozid“ sei mit dieser Tat „überschritten“ worden.[98]
Wolfgang Benz geht in seiner Einführung zum Holocaust nicht auf das Ereignis ein,[99] genauso wenig Frank McDonough und John Cochrane.[100] In der sechsbändigen Aufsatzsammlung Holocaust. Critical Concepts in Historical Studies wird auf das Massaker mit einem Nebensatz hingewiesen.[101] Im Aufsatzband The Routledge History of the Holocaust erstreckt sich die Darstellung des Massakers sowie der Vorgeschichte dagegen über eine halbe Seite.[102]
Dieter Pohl spricht das Thema in seiner Einführung zum Holocaust kurz an und nennt es das „größte […] Massaker dieser Zeit“.[103] In einer weiteren einführenden Darstellung zur nationalsozialistischen Praxis der Verfolgungen und Massenmorde handelt er das Massenverbrechen von Kamenez-Podolsk breiter ab. Er bezeichnete es als den „Wendepunkt in der ‚Endlösung‘“. Es habe Dimensionen wie das von Babyn Jar, das einen Monat später stattfand.[104]
Verhältnis von Wehrmacht, SS und Polizei
Klaus-Michael Mallmann betont die besondere Rolle, die dem HSSPF Russland-Süd, Friedrich Jeckeln, zukam. In Abstimmung und mit Billigung der führenden Wehrmachtsoffiziere habe er seinen groß dimensionierten Plan zur Ermordung der Juden in Kamenez-Podolsk umgesetzt. Die Aktion in Kamenez-Podolsk sei keineswegs hinter dem Rücken der regionalen Befehlshaber der Wehrmacht, sondern vor ihren Augen durchgeführt worden.[105]
Das Verhältnis der bewaffneten Machtorgane spielt auch bei anderen Autoren eine Rolle. Dieter Pohl unterstellt ähnlich wie Mallmann ein Einvernehmen von Wehrmachtsführung und SS.[106] Andrej Angrick betont hingegen, die Initiative zu diesem Verbrechen sei von der Wehrmacht ausgegangen. Jeckeln und seine Untergebenen seien „Erfüllungsgehilfen“ des Heeres gewesen.[107] Ähnlich sieht es Yitzhak Arad: „Die deutsche Militärverwaltung entschied, die aus Ungarn deportierten Juden zu liquidieren.“[108] In einer Analyse der neu gefassten Wehrmachtsausstellung meldet der Politikwissenschaftler und Historiker Klaus Hesse Zweifel an der These an, die Sitzung vom 25. August 1941 sei eine entscheidende Besprechung im Vorwege des Massakers gewesen. Entsprechende Formulierungen in der Wehrmachtsausstellung seien von einem „konspirativen Duktus“ geprägt. Es sei ferner eine Überinterpretation des Sitzungsprotokolls, wenn Ausstellungstexte „‚die Wehrmacht‘ als aktiv verantwortlich für das Massaker von Kamenez-Podolsk“ belasten würden oder andeuteten, das Militär habe das Massaker gebilligt. Allein „die völlige Passivität der Wehrmachtsvertreter gegenüber dem Schicksal der jüdischen Opfer“ sei aus dem Protokoll ableitbar.[109] Jörn Hasenclever nimmt eine vermittelnde Position ein: „Ob es Jeckeln war, der v. Roques den Mord vorschlug oder umgekehrt, lässt sich nicht mehr nachvollziehen.“[110] Bert Hoppe und Hildrun Glass vertreten die Ansicht, die Initiative für das Massaker sei von der örtlichen Feldkommandantur sowie Jeckeln ausgegangen.[111]
Anhang
Literatur
Spezialdarstellungen
- Randolph L. Braham: The Kamenets Podolsk and Délvidék Massacres: Prelude to the Holocaust in Hungary. In: Livia Rothkirchen (Hrsg.): Yad Vashem Studies. Nr. 9, Yad Vashem, Jerusalem 1973, ISSN 0084-3296, DNB 368732185 S. 133–156 (englisch).
- Randolph L. Braham: Kamenez-Podolski. In: Israel Gutman, Eberhard Jäckel, Peter Longerich (Hrsg.): Enzyklopädie des Holocaust. Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden. Piper, München & Zürich 1998, ISBN 3-492-22700-7, Band 2, S. 731–732.
- Klaus-Michael Mallmann: Der qualitative Sprung im Vernichtungsprozeß. Das Massaker von Kamenez-Podolsk Ende August 1941. In: Jahrbuch für Antisemitismusforschung. Band 10, Campus, Frankfurt am Main 2001, S. 239–264 ISSN 0941-8563.
Weiterführende Literatur
- Andrej Angrick: Zur Rolle der Militärverwaltung bei der Ermordung der sowjetischen Juden. In: Babette Quinkert (Hrsg.): „Wir sind die Herren dieses Landes“. Ursachen, Verlauf und Folgen des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion. VSA, Hamburg 2002, ISBN 3-87975-876-X, S. 104–123.
- Andrej Angrick: Besatzungspolitik und Massenmord. Die Einsatzgruppe D in der südlichen Sowjetunion 1941–1943. Hamburger Edition, Hamburg 2003, ISBN 3-930908-91-3.
- Yitzhak Arad: The Holocaust in the Soviet Union, University of Nebraska Press, Lincoln, NE / Yad Vashem, Jerusalem 2009, ISBN 978-0-8032-2059-1.
- G. H. Bennett: Exploring the World of the Second and Third Tier Men in the Holocaust: The Interrogation of Friedrich Jeckeln: Engineer and Executioner. In: Liverpool Law Review. Vol. 32 (2011), S. 1–18.
- Randolph L. Braham: The politics of genocide. The Holocaust in Hungary. An abbreviated version of the definitive work on the destruction of Hungarian Jewry. 2 Bände, Columbia University Press, New York 1981, ISBN 0-231-05208-1.
- Wolfgang Curilla: Die deutsche Ordnungspolizei und der Holocaust im Baltikum und in Weißrussland 1941–1944. Schöningh, Paderborn 2006, ISBN 3-506-71787-1.
- Judit Fejes: On the History of the Mass Deportations from Carpatho-Ruthenia in 1941. In: Randolph L. Braham und Attila Pók (Hrsg.): The Holocaust in Hungary: Fifty Years Later; Columbia University Press, New York, NY 1997, S. 305–321.
- Christian Gerlach, Götz Aly: Das letzte Kapitel. Der Mord an den ungarischen Juden 1944–1945, Fischer Taschenbuch 15772, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-596-15772-2.
- Hamburger Institut für Sozialforschung (Hrsg.): Verbrechen der Wehrmacht. Dimensionen des Vernichtungskrieges 1941–1944. Ausstellungskatalog, Hamburger Edition, Hamburg 2002, ISBN 3-930908-74-3.
- Jörn Hasenclever: Wehrmacht und Besatzungspolitik in der Sowjetunion. Die Befehlshaber der rückwärtigen Heeresgebiete 1941–1943 (= Krieg in der Geschichte, Band 48), Schöningh, Paderborn u. a. 2010, ISBN 978-3-506-76709-7 (Dissertation Universität Münster 2007, 613 Seiten, unter dem Titel: Gescheitertes Provisorium).
- Johannes Hürter: Hitlers Heerführer. Die deutschen Oberbefehlshaber im Krieg gegen die Sowjetunion 1941/42. 2. Auflage. Oldenbourg, München 2007, ISBN 978-3-486-58341-0 (Habilitationsschrift Universität Mainz 2006, 719 Seiten).
- Stefan Klemp: „Nicht ermittelt“. Polizeibataillone und die Nachkriegsjustiz. Ein Handbuch (= Geschichtsort Villa ten Hompel Münster: Schriften, Band 5). Klartext, Essen 2005, ISBN 3-89861-381-X.
- Klaus-Michael Mallmann, Volker Rieß, Wolfram Pyta (Hrsg.): Deutscher Osten 1939–1945. Der Weltanschauungskrieg in Photos und Texten, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2003, ISBN 3-534-16023-1.
- Dieter Pohl: Schauplatz Ukraine. Der Massenmord an den Juden im Militärverwaltungsgebiet und im Reichskommissariat 1941–1943. In: Christian Hartmann, Johannes Hürter, Peter Lieb, Dieter Pohl: Der deutsche Krieg im Osten 1941–1944. Facetten einer Grenzüberschreitung, Oldenbourg, München 2009, ISBN 978-3-486-59138-5, S. 155–199 (Erstmals in: Norbert Frei, Sybille Steinbacher, Bernd C. Wagner (Hrsg.): Ausbeutung, Vernichtung, Öffentlichkeit. Neue Studien zur nationalsozialistischen Lagerpolitik, Oldenbourg, München 2000, ISBN 3-598-24033-3, S. 135–173.)
- Dieter Pohl: Die Herrschaft der Wehrmacht. Deutsche Militärbesatzung und einheimische Bevölkerung in der Sowjetunion 1941–1944. Oldenbourg, München 2008, ISBN 978-3-486-58065-5; Fischer Taschenbuch 18858, Frankfurt am Main 2011, ISBN 978-3-596-18858-1.
- Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945. (Quellensammlung), Band 15: Ungarn 1944–1945, bearbeitet von Regina Fritz, De Gruyter/Oldenbourg, München 2021, ISBN 978-3-11-036502-3.
Weblinks
- Massimo Arico: „Seht euch diesen Mann an“. Kamenec Podolski 27–29 August 1941 (engl.) (Memento vom 15. April 2013 im Webarchiv archive.today) (Abruf: 14. August 2011).
- Informationen über die jüdische Gemeinde von Kamenez-Podolsk sowie über das Massaker von August 1941 auf der Website von Yad Vashem (Abruf: 10. August 2011).
- Fotos und Beschreibung des Massakers auf der Website von Yad Vashem. Abgerufen am 13. Januar 2019.
- Fotos des Massakers von Gyula Spitz im Archiv des United States Holocaust Memorial Museum (Abruf: 22. April 2017).
Einzelnachweise
- Johannes Hürter: Hitlers Heerführer, 2007, S. 573; Klaus-Michael Mallmann: Der qualitative Sprung. 2001, S. 239; G. H. Bennett: Exploring the World. 2011, S. 6.
- Knapp hierzu Christian Gerlach, Götz Aly: Das letzte Kapitel, 2004, S. 28–32, S. 42–50. Umfassend Randolph L. Braham: The politics of genocide. 1981, Band 1, S. 118–191 sowie Rolf Fischer: Entwicklungsstufen des Antisemitismus in Ungarn 1867–1939. Die Zerstörung der magyarisch-jüdischen Symbiose. Oldenbourg, München 1988, ISBN 3-486-54731-3, S. 124–188.
- Randolph L. Braham: The politics of genocide. 1981, Band 1, S. 145. Angaben nach der Volkszählung von 1941.
- Randolph L. Braham: The politics of genocide. 1981, Band 1, S. 167. Angabe nach der Volkszählung von 1941.
- The First Massacre: Kamenets-Podolsky (Memento vom 9. März 2007 im Internet Archive), Englischsprachige Informationen zum Massaker auf einer Website der ungarischen Organisation Deportáltakat Gondozó Országos Bizottság (Abruf: 14. August 2011).
- Massimo Arico: „Seht euch diesen Mann an“. Kamenec Podolski 27–29 August 1941 (Memento vom 15. April 2013 im Webarchiv archive.today) (Abruf: 14. August 2011).
- Randolph L. Braham: The politics of genocide. 1981, Band 1, S. 200 f.
- Saul Friedländer: Die Jahre der Vernichtung. Das Dritte Reich und die Juden. 1939–194. 2. Auflage. Beck, München 2006, ISBN 3-406-54966-7, S. 259.
- Az 1941. évi kőrösmezői deportálások. In: Betekintő: Online journal of the Historical Archives of the Hungarian State Security. Archiviert vom am 17. Mai 2014; abgerufen am 16. Mai 2014 (ungarisch).
- Randolph L. Braham: The politics of genocide. 1981, Band 1, S. 201.
- Zitiert nach Klaus-Michael Mallmann: Der qualitative Sprung. S. 243.
- Randolph L. Braham: The politics of genocide. 1981, Band 1, S. 202.
- Hierzu detailliert am Beispiel Karpato-Rutheniens Judit Fejes: On the History of the Mass Deportations from Carpatho-Ruthenia in 1941. 1997, u.a, S. 310.
- Randolph L. Braham: The politics of genocide. 1981, Band 1, S. 202–204.
- Für Roma aus der Karpatenukraine siehe János Bársony, Ágnes Daróczi (Hrsg.): Pharrajimos. The fate of the Roma during the Holocaust. International Debate Education Association, New York u. a. 2008, ISBN 978-1-932716-30-6, S. 33.
- Randolph L. Braham: The politics of genocide. 1981, Band 1, S. 204.
- Klaus-Michael Mallmann: Der qualitative Sprung. S. 242 f; Yitzhak Arad: The Holocaust in the Soviet Union. S. 80. Braham (The politics of genocide. Band 1, S. 204) spricht hingegen davon, dass vor Ort nur noch wenige Juden gewesen seien, vornehmlich Frauen und Kinder.
- Dokument 47 in: Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945. (Quellensammlung, zitiert VEJ) Band 7: Sowjetunion mit annektierten Gebieten I – Besetzte sowjetische Gebiete unter deutscher Militärverwaltung, Baltikum und Transnistrien. (bearb. von Bert Hoppe und Hiltrud Glass), München 2011, ISBN 978-3-486-58911-5, S. 221.
- Dieter Pohl: Schauplatz Ukraine. S. 162; Dieter Pohl: Die Herrschaft der Wehrmacht. S. 63 f; Klaus-Michael Mallmann: Der qualitative Sprung. S. 244.
- Klaus-Michael Mallmann: Der qualitative Sprung. 2001, S. 245.
- Zitiert nach Hamburger Institut für Sozialforschung (Hrsg.): Verbrechen der Wehrmacht. S. 132.
- Klaus Mallmann, Der qualitative Sprung, 2001, S. 239 f.
- Klaus-Michael Mallmann: Der qualitative Sprung. 2001, S. 249.
- Es wurde von Walter Labs erstellt. Dieser war offenbar kraft seines Amtes mit den Vertretern der Zivilbehörden vertrauter als mit denen militärischer Stellen. Siehe Andrej Angrick: Zur Rolle der Militärverwaltung bei der Ermordung der sowjetischen Juden. S. 114, Fußnote 38. Als Dokument 67 abgedruckt in VEJ Band 7: Sowjetunion mit annektierten Gebieten …, München 2011, ISBN 978-3-486-58911-5, S. 264–267. Eine englischsprachige Übersetzung dieses Protokolls findet sich als Dokument PS-197 (Concerning the conference that has taken place on the OKH concerning the transfer of a part of the Ukraine to the civil administration) in: Office of United States Chief of Counsel For Prosecution of Axis Criminality (Hrsg.): Nazi Conspiracy and Aggression, Volume III, United States Government Publishing Office, Washington 1946, S. 210–213 (PDF-Datei, Abruf: 11. September 2011).
- Teilnehmer nach Andrej Angrick: The Escalation of German-Rumanian Anti-Jewish Policy after the Attack on the Soviet Union, June 22, 1941. S. 23, Fußnote 65 (PDF-Datei, Abruf: 10. August 2011).
- Möglicherweise handelt es sich hier um Eduard Wagner, den Generalquartiermeister. Siehe Andrej Angrick: Zur Rolle der Militärverwaltung bei der Ermordung der sowjetischen Juden. S. 114, Fußnote 38.
- Ob Eduard Wagner tatsächlich anwesend war, wird unterschiedlich beurteilt. Nach Andrej Angrick: The Escalation of German-Rumanian Anti-Jewish Policy after the Attack on the Soviet Union, June 22, 1941. S. 23 (PDF-Datei, Abruf: 10. August 2011) hat er die Sitzung zusammen mit Hans Georg Schmidt von Altenstadt geleitet. Nach Andrej Angrick: Zur Rolle der Militärverwaltung bei der Ermordung der sowjetischen Juden. S. 114, Fußnote 38 kann daran jedoch gezweifelt werden.
- Das Protokoll nennt den Chef des Stabes des Wehrmachtbefehlshabers Ukraine seiner Funktion, nicht aber seinem Namen nach. Siehe Andrej Angrick: Zur Rolle der Militärverwaltung bei der Ermordung der sowjetischen Juden. S. 114, Fußnote 38.
- Andrej Angrick: Zur Rolle der Militärverwaltung bei der Ermordung der sowjetischen Juden. S. 114, Fußnote 38.
- Klaus-Michael Mallmann: Der qualitative Sprung, 2001, S. 246.
- Klaus-Michael Mallmann: Der qualitative Sprung. 2001, S. 247 f. Zum Verhältnis von Roques–Jeckeln sowie zur Haltung Karl von Roques' zum Judenmord siehe Jörn Hasenclever: Wehrmacht und Besatzungspolitik in der Sowjetunion. 2010, S. 522–542.
- Zur Person jetzt G. H. Bennett: Exploring the World of the Second and Third Tier Men in the Holocaust. The Interrogation of Friedrich Jeckeln: Engineer and Executioner. (Volltext online)
- Zitiert nach Klaus-Michael Mallmann: Der qualitative Sprung. 2001, S. 247.
- Klaus-Michael Mallmann: Der qualitative Sprung. S. 247.
- Peter Longerich: Heinrich Himmler. Biographie. München 2008, ISBN 978-3-88680-859-5, S. 551.
- Zu den Anfängen des Judenmords in der Ukraine siehe Dieter Pohl: Nationalsozialistische Judenverfolgung in Ostgalizien 1941–1944. Organisation und Durchführung eines staatlichen Massenverbrechens. Oldenbourg, 2. Auflage. München 1997, ISBN 3-486-56233-9, S. 54–74; Dieter Pohl: Schauplatz Ukraine. S. 158–161; Wolfgang Curilla: Die deutsche Ordnungspolizei. S. 791–817.
- Klaus-Michael Mallmann: Der qualitative Sprung. S. 242.
- Zum Beispiel Jörn Hasenclever: Wehrmacht und Besatzungspolitik in der Sowjetunion. S. 532; Wolfgang Curilla: Die deutsche Ordnungspolizei. S. 618.
- Randolph L. Braham: The politics of genocide, Band 1, S. 205; Christian Gerlach, Götz Aly: Das letzte Kapitel. S. 74; Kinga Frojimovics: The special Characteristics of the Holocaust in Hungary, 1938–45. In: Jonathan C. Friedman (Hrsg.): The Routledge History of the Holocaust. Taylor & Francis, London, New York 2011, ISBN 978-0-415-77956-2, S. 251.
- So Andrej Angrick: Besatzungspolitik und Massenmord. S. 203.
- Stefan Klemp: „Nicht ermittelt“. S. 285; Martin Dean: Collaboration in the Holocaust. Crimes of the local police in Belorussia and Ukraine, 1941–44. Palgrave Macmillan, Basingstoke, Hampshire u. a. 2001, ISBN 0-333-68892-9, S. 42.
- Siehe Randolph L. Braham: The politics of genocide. Band 1, S. 205; Dieter Pohl: Schauplatz Ukraine. S. 163.
- Siehe Randolph L. Braham: The politics of genocide. Band 1, S. 205; Dieter Pohl: Schauplatz Ukraine. S. 163. Siehe ferner die Aussagen von Tätern in Klaus-Michael Mallmann, Volker Rieß, Wolfram Pyta (Hrsg.): Deutscher Osten 1939–1945. S. 86 f.
- Dieter Pohl: Schauplatz Ukraine. S. 163.
- Aussage von Hermann K., damals Stabsangehöriger von Jeckeln, bei einer Vernehmung am 22. September 1964. Siehe Klaus-Michael Mallmann, Volker Rieß, Wolfram Pyta (Hrsg.): Deutscher Osten 1939–1945. S. 86.
- Aussage von Wilhelm W., damals Angehöriger des Polizeibataillons 320, bei einer Vernehmung am 4. Januar 1961. Siehe Klaus-Michael Mallmann, Volker Rieß, Wolfram Pyta (Hrsg.): Deutscher Osten 1939–1945. S. 87.
- Klaus-Michael Mallmann: Der qualitative Sprung. S. 252.
- Klaus-Michael Mallmann: Der qualitative Sprung, 2001, S. 242 und 252. Wolfgang Curilla (Die deutsche Ordnungspolizei. 2006) und Stefan Klemp („Nicht ermittelt“. 2005) erwähnen den Wachzug des HSSPF allerdings nicht.
- Stefan Klemp: „Nicht ermittelt“. S. 284; Klaus-Michael Mallmann: Der qualitative Sprung. 2001, S. 251.
- Stefan Klemp: „Nicht ermittelt“. S. 285.
- Wolfgang Curilla: Die deutsche Ordnungspolizei, 2006, S. 925; Klaus-Michael Mallmann: Der qualitative Sprung, 2001, S. 253; Klaus-Michael Mallmann, Volker Rieß, Wolfram Pyta (Hrsg.): Deutscher Osten 1939–1945, 2003, S. 85 f. Dort die Aussage von Herbert H. vom 15. Januar 1960.
- Siehe Stefan Klemp: „Nicht ermittelt“, 2005, S. 285; Christian Gerlach, Götz Aly: Das letzte Kapitel, 2004, S. 74; Yitzhak Arad: The Holocaust in the Soviet Union. 2009, S. 165 f. Arad gibt dort unter anderem das Geständnis eines ukrainischen Mittäters wieder und behauptet, ungarische und deutsche Soldaten hätten bei der Absperrung des Exekutionsgeländes geholfen.
- Klaus-Michael Mallmann: Der qualitative Sprung. S. 251, bezweifelt dies. Für Randolph L. Braham ist eine Tatbeteiligung ungarischer Soldaten nicht zweifelsfrei nachgewiesen. Siehe Randolph L. Braham: The politics of genocide. Band 1, S. 205. Braham äußert sich nicht zu einer Tatbeteiligung ukrainischer Milizen.
- Dokument 70 in: VEJ Band 7: Sowjetunion mit annektierten Gebieten, München 2011, ISBN 978-3-486-58911-5, S. 270 f.
- Klaus-Michael Mallmann: Der qualitative Sprung. 2001, S. 242.
- Dieter Pohl: Schauplatz Ukraine, 2009, S. 164; Klaus-Michael Mallmann: Der qualitative Sprung. 2001, S. 254; Yitzhak Arad: The Holocaust in the Soviet Union. 2009, S. 166 und S. 566, Anm. 13.
- Dieter Pohl: Schauplatz Ukraine. 2009, S. 164 und S. 182; Yitzhak Arad: The Holocaust in the Soviet Union. 2009, S. 270 f.
- Klaus-Michael Mallmann: Der qualitative Sprung, 2001, S. 249 f; Dieter Pohl: Schauplatz Ukraine. 2009, S. 163.
- Klaus-Michael Mallmann: Der qualitative Sprung. 2001, S. 250.
- Dieter Pohl: Schauplatz Ukraine. 2009, S. 164.
- Siehe die Ablichtungen und Kommentierungen entsprechender Dokumente auf der Website von Yad Vashem (Abruf: 20. August 2011).
- Randolph L. Braham: The politics of genocide. 1981, Band 1, S. 205.
- Das Video mit ihren Schilderungen auf YouTube (Abruf: 19. August 2015).
- United States Holocaust Memorial Museum, digitales Archiv (Abruf: 18. Oktober 2011). Ebenfalls präsentiert in der Web-Ausstellung Holokausztmagyarorszagon.hu (Der Holocaust in Ungarn, Abruf: 25. Juli 2015).
- Weitere in Tagebüchern beziehungsweise Memoiren festgehaltene Augenzeugenberichte werden angegeben bei Judit Pihurik: Hungarian Soldiers and Jews on the Eastern Front, 1941–1943. In: Yad Vashem Studies. 35 (2007), H. 2, S. 71–102, hier S. 81–84.
- Siehe Shmuel Spector: Aktion 1005 – Effacing The Murder Of Millions. In: Holocaust and Genocide Studies. Vol. 5 (1990), No. 2, S. 157–173, hier S. 164; Dieter Pohl: Schauplatz Ukraine. 2009, S. 188; Yitzhak Arad: The Holocaust in the Soviet Union. 2009, S. 350; siehe ferner Wolkenhöhe. In: Der Spiegel Nr. 40/1968 vom 30. September 1968.
- Randolph L. Braham: The politics of genocide. Band 1, S. 206.
- Siehe hierzu Jessica A. Sheetz: Margit Slachta and the early rescue of Jewish families, 1939–42 (Memento vom 21. Oktober 2013 im Internet Archive) (PDF-Datei, Abruf: 21. August 2011; 73 kB).
- Randolph L. Braham: The Hungarian Press, 1938–1945. In: Why Didn't the Press Shout? American & International Journalism During the Holocaust. A collection of papers originally presented at an international conference sponsored by the Elia and Diana Zborowski Professorial Chair in Interdisciplinary Holocaust Studies, Yeshiva University, October 1995. Edited by Robert Moses Shapiro. Yeshiva University Press in association with KTAV Publishing House, Jersey City 2003, S. 371–387, hier S. 380, ISBN 0-88125-775-3.
- Dieter Pohl: Schauplatz Ukraine. S. 164.
- Hierzu David Cesarani: The Jewish Chronicle and Anglo-Jewry 1841–1991, Cambridge University Press, Cambridge u. a. 1994, ISBN 0-521-43434-3, S. 175.
- Zu dieser Notiz siehe auch Alison Smale: Germany Confronts, in Unique Exhibit, Its ‘Holocaust of the Bullets’. In: The New York Times, 23. Oktober 2016.
- New York Times, 26. Oktober 1941: Slaying of Jews in Galicia depicted; Thousands Living There and Others Sent From Hungary Reported Massacred. Siehe die Zusammenfassung des Artikels auf der Website der Zeitung (Abruf: 21. August 2011). Die gesamte Meldung ist abgebildet in Frank Bajohr, Dieter Pohl: Der Holocaust als offenes Geheimnis. Die Deutschen, die NS-Führung und die Alliierten, Beck, München 2006, ISBN 3-406-54978-0, S. 87. Deutsche Übersetzung als Dok. 101 in: VEJ Band 7: Sowjetunion mit annektierten Gebieten, München 2011, ISBN 978-3-486-58911-5, S. 328–329.
- Siehe hierzu: Yitshak [Yitzhak] Arad: The Holocaust as Reflected in the Soviet Russian Language Newspapers in the Years 1941–1945 In: Why Didn't the Press Shout? American & International Journalism During the Holocaust. A collection of papers originally presented at an international conference sponsored by the Elia and Diana Zborowski Professorial Chair in Interdisciplinary Holocaust Studies, Yeshiva University, October 1995. Edited by Robert Moses Shapiro. Yeshiva University Press in association with KTAV Publishing House, Jersey City 2003, ISBN 0-88125-775-3, S. 199–220, hier S. 201 f. Differenziert hierzu: Karel C. Berkhoff: “Total Annihilation of the Jewish Population”: The Holocaust in the Soviet Media, 1941–45. In: Kritika. Explorations in Russian and Eurasian History. Volume 10, Number 1, Winter 2009 (New Series), S. 61–105.
- G. H. Bennett: Exploring the World.
- Zum Aufbau und zur Bedeutung dieser Tribunale siehe Randolph L. Braham: The politics of genocide. 1981, Band 2, S. 1163–1168.
- Randolph L. Braham: The politics of genocide. 1981, Band 2, S. 1165. Zu diesem Prozess siehe insbesondere Karl P. Benziger: The Trial of László Bárdossy. The Second World War and Factional Politics in Contemporary Hungary (Memento vom 10. November 2013 im Internet Archive), in: Journal of Contemporary History, Vol. 40, No. 3 (July 2005), S. 465–481, (Abruf am 9. November 2011).
- Zu Pásztóy siehe den entsprechenden Eintrag auf der Website des ungarischen Holocaust-Gedenkzentrums (Abruf am 30. Januar 2012).
- Randolph L. Braham: The politics of genocide. 1981, Band 1, S. 200 und S. 218, Anm. 23.
- Randolph L. Braham: The politics of genocide. 1981, Band 1, S. 218, Anm. 25.
- Zahl nach Wolfgang Curilla: Die deutsche Ordnungspolizei. S. 831.
- Wolfgang Curilla: Die deutsche Ordnungspolizei. S. 925; Klaus-Michael Mallmann: Der qualitative Sprung. 2001, S. 253; Klaus-Michael Mallmann, Volker Rieß, Wolfram Pyta (Hrsg.): Deutscher Osten 1939–1945. 2003, S. 85 f. Dort die Aussage von Herbert H., Mitglied der 3. Kompanie des Polizeibataillons, die er am 15. Januar 1960 machte und mit der er Scharway belastete.
- Stefan Klemp: „Nicht ermittelt“. S. 287–289 und S. 376; Klaus-Michael Mallmann: Der qualitative Sprung. 2001, S. 253.
- Zusammenfassend hierzu Stefan Klemp: „Nicht ermittelt“. S. 351–416.
- Klaus-Michael Mallmann: Der qualitative Sprung. passim; Klaus-Michael Mallmann, Volker Rieß, Wolfram Pyta (Hrsg.): Deutscher Osten 1939–1945. S. 86 f (Aussage von Hermann K., Mitglied im Stab Jeckelns, vom 22. September 1964).
- Siehe die entsprechenden Informationen auf der Website von Yad Vashem (Abruf: 10. August 2011) sowie die Informationen im Gedenkstättenportal zu Orten der Erinnerung in Europa, einem Projekt der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas (Abruf: 10. August 2011).
- Website des Holocaust Memorial Park (Abruf: 30. August 2011).
- Information auf der Website von Yad Vashem (Abruf: 10. August 2011).
- Randolph L. Braham: The Kamenets Podolsk and Délvidék Massacres. 1973; Randolph L. Braham: The politics of genocide, 1981.
- Klaus-Michael Mallmann: Der qualitative Sprung, 2001, S. 242.
- Klaus-Michael Mallmann: Der qualitative Sprung. 2001, S. 255; siehe ferner Klaus-Michael Mallmann, Volker Rieß, Wolfram Pyta (Hrsg.): Deutscher Osten 1939–1945. S. 182, Anm. 83. Yitzhak Arad (The Holocaust in the Soviet Union. S. 165) notiert, die Erschießungen seien durch eine 30 Mann starke Abteilung der Einsatzgruppe C erfolgt.
- Klaus-Michael Mallmann: Der qualitative Sprung. 2001, S. 255. Details zu dieser Maßnahme bei Andrej Angrick: Besatzungspolitik und Massenmord. 2003, S. 198–203.
- Klaus-Michael Mallmann: Der qualitative Sprung. 2001, S. 255.
- Timothy Snyder: Black Earth. Der Holocaust und warum er sich wiederholen kann, C. H. Beck, München 2015, S. 192–194, ISBN 978-3-406-68414-2.
- Raul Hilberg: Die Vernichtung der europäischen Juden. Durchgesehene und erweiterte Taschenbuchausgabe in drei Bänden, aus dem Englischen von Christian Seeger u. a. S. Fischer, Frankfurt am Main 1990, Band 2, ISBN 3-596-24417-X, S. 311.
- Peter Longerich: Politik der Vernichtung. Eine Gesamtdarstellung der nationalsozialistischen Judenverfolgung. Piper Verlag, München/Zürich 1998, ISBN 3-492-03755-0, S. 376 f.
- Saul Friedländer: Das Dritte Reich und die Juden. Die Jahre der Verfolgung 1933–1939. Die Jahre der Vernichtung 1939–1945. Aus dem Englischen übersetzt von Martin Pfeiffer. Durchges. Sonderausgabe, Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-56681-3, S. 614 f.
- Christopher R. Browning: Die Entfesselung der „Endlösung“. Nationalsozialistische Judenpolitik 1939–1942. Mit einem Beitrag von Jürgen Matthäus. Aus dem Amerikan. von Klaus-Dieter Schmidt. Propyläen, München 2003, ISBN 3-549-07187-6, S. 424. Als Täter nennen die Autoren Mitglieder der Einsatzgruppe C. Sie beziehen sich dabei (S. 720, Anm. 257) auf Randolph L. Braham (The Kamenets Podolsk and Délvidék Massacres) und Andrej Angrick (The Escalation of German-Rumanian Anti-Jewish Policy after the Attack on the Soviet Union, June 22, 1941) (PDF-Datei). In beiden Texten ist von einer solchen Täterschaft jedoch nicht die Rede. Auf S. 452 wird das Massaker als „das bis zu diesem Zeitpunkt größte Einzelmassaker des Krieges“ bezeichnet.
- Wolfgang Benz: Der Holocaust. 3. Auflage. Beck, München 1997, ISBN 3-406-39822-7.
- Frank McDonough with John Cochrane: The Holocaust. Palgrave Macmillan, Basingstoke u. a. 2008, ISBN 978-0-230-20387-7.
- Thomas Sandkühler: Anti-Jewish Policy and the Murder of the Jews in the District of Galicia, 1941/42. In: Holocaust. Critical Concepts in Historical Studies. Edited by David Cesarani. Editorial Assistant: Sarah Kavanaugh. Vol. III, The ‚Final Solution‘. Routledge. London, New York 2004, ISBN 0-415-27512-1, S. 320–341, hier S. 328.
- Jonathan C. Friedman (Hrsg.): The Routledge History of the Holocaust. Taylor & Francis, London, New York 2011, ISBN 978-0-415-77956-2, S. 251.
- Dieter Pohl: Holocaust. Die Ursachen, das Geschehen, die Folgen. Herder, Freiburg, Basel, Wien, 2. Auflage. 2000, ISBN 3-451-04835-3, S. 94 f.
- Dieter Pohl: Verfolgung und Massenmord in der NS-Zeit 1933–1945. 3., bibliogr. aktualisierte Auflage. WBG, Darmstadt 2011, ISBN 978-3-534-24026-5, S. 76.
- Klaus-Michael Mallmann: Der qualitative Sprung. 2001, S. 250.
- Dieter Pohl: Verfolgung und Massenmord in der NS-Zeit 1933–1945. 2011, S. 76.
- Andrej Angrick: Zur Rolle der Militärverwaltung bei der Ermordung der sowjetischen Juden. 2002, S. 113 f.
- Yitzhak Arad: The Holocaust in the Soviet Union. 2009, S. 165: „The German military administration decided to liquidate the Jews deported from Hungary.“
- Klaus Hesse: „Verbrechen der Wehrmacht – Dimensionen des Vernichtungskrieges 1941–1944“. Anmerkungen zur Neufassung der „Wehrmachtsausstellung“. In: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht. 2002, H. 10, S. 594–611, hier S. 608–610.
- Jörn Hasenclever: Wehrmacht und Besatzungspolitik in der Sowjetunion. 2010, S. 531.
- Bert Hoppe, Hildrun Glass (Bearb.): Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933-1945, Sowjetunion mit Annektierten Gebieten I, Besetzte Sowjetische Gebiete unter deutscher Militärverwaltung, Baltikum und Transnistrien, Herausgegeben von: Bundesarchiv, Institut für Zeitgeschichte, LMU Freiburg, FU Berlin von S. Heim, U. Herbert, H.-D. Kreikamp, H. Möller, G. Pickhan, D. Pohl, H. Weber, 2011, S. 43.