Marxowo

Marxowo (russisch Марксово, deutsch (Groß u. Klein) Steindorf, Skrusdienen, 1938–1945 Steinrode und Steingrenz) ist ein Ort in der russischen Oblast Kaliningrad. Er gehört zur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Polessk im Rajon Polessk.

Siedlung
Marxowo
(Groß u. Klein) Steindorf, Skrusdienen (Steinrode) und Steingrenz

Марксово
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Gegründet 1848–1850 (Skrusdienen)
Frühere Namen Groß Steindorf,
Steindorf (1940–1946);

Skrusdienen (bis 1938),
Steinrode (1938–1946);

Steingrentz (nach 1785),
Steingränz (nach 1820),
Steingrenz (bis 1946)
Bevölkerung 60 Einwohner
(Stand: 1. Okt. 2021)[1]
Zeitzone UTC+2
Telefonvorwahl (+7) 40158
Postleitzahl 238640
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 230 000 036
Geographische Lage
Koordinaten 54° 48′ N, 21° 13′ O
Marxowo (Europäisches Russland)
Marxowo (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Marxowo (Oblast Kaliningrad)
Marxowo (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Geographische Lage

Marxowo liegt acht bis zehn Kilometer südöstlich der Kreisstadt Polessk (Labiau) an der Kommunalstraße 27K-249 südlich von Saranskoje (Laukischken) östlich der Deime (russisch: Deima). Die nächste Bahnstation ist der Haltepunkt in Scholochowo (Schelecken/Schlicken) an der Bahnstrecke Kaliningrad–Sowetsk (Königsberg–Tilsit).

Geschichte

Groß Steindorf

Der Ort Groß Steindorf[2] gehörte zwischen 1874 und 1945 zum Amtsbezirk Schmerberg[3] (der Ort ist nicht mehr existent) im Kreis Labiau im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen. Im Jahre 1910 lebten hier 187 Menschen[4]. Am 12. Dezember 1922 wurden die Rentengüter Ischdaggen (nicht mehr existent) und Skrusdienen (s. u.) aus dem Gutsbezirk Gertlauken (Forst) in die Landgemeinde Groß Steindorf umgemeindet. Die Einwohnerzahl der so vergrößerten Gemeinde betrug 1933 256 und belief sich 1939 auf 222.[5]

Skrusdienen (Steinrode)

Die Zeitpachtkolonie Skrusdienen[6] wurde 1848 bis 1850 gegründet und bestand vor 1945 lediglich aus ein paar Höfen. Als Teil des Gutsbezirks Gertlauken (Forst) wurde die Ortschaft 1874 dem Amtsbezirk Gertlauken zugeordnet.[7] Am 12. Dezember 1922 wurde das Rentengut Skrusdienen in die Landgemeinde Groß Steindorf (s. o.) eingemeindet und damit in den Amtsbezirk Schmerberg umgegliedert.[3] Innerhalb der Muttergemeinde wurde Skrusdienen am 3. Juni 1938 in ideologischer Abwehr „fremdländischer“ Ortsnamen in „Steinrode“ umbenannt.

Klein Steindorf

Der einst Stendorf[8] genannte Ort bestand aus vielen verstreuten kleinen Höfen und wurde vor 1895 in den Amtsbezirk Schmerberg eingegliedert.[7] Im Jahre 1910 lebten in Klein Steindorf 158 Menschen.[4] Die Einwohnerzahl betrug 1933 noch 95 und belief sich 1939 auf 90.[5]

Steindorf

Am 1. April 1940 wurden die Gemeinden Groß Steindorf (s. o.) und Klein Steindorf (s. o.) zur neuen Gemeinde Steindorf, Kreis Labiau, zusammengeschlossen.[3]

Steingrenz

Der Ort Steingrenz[9], der vor 1945 aus einer Försterei und einem Waldarbeitergehöft bestand, gehörte als Forstschutzbezirk innerhalb des Gutsbezirks Gertlauken (Forst) ab 1874 zum Amtsbezirk Gertlauken.[7] Am 30. September 1929 wurde Steingrenz zusammen mit der Kolonie Heidenberg (nicht mehr existent) in die nach 1945 untergegangene Landgemeinde Eichenberg eingemeindet und damit in den Amtsbezirk Schmerberg umgegliedert.[3]

Marxowo

Als Folge des Zweiten Weltkriegs wurden die Orte (Groß und Klein) Steinort, Skrusdienen/Steinrode und Steingrenz im Jahr 1945 mit dem nördlichen Ostpreußen der Sowjetunion angeschlossen. Im Jahr 1947 wurden sie unter der russischen Bezeichnung Marxowo (nach Karl Marx) zusammengefasst.[10] Gleichzeitig wurde der Ort dem Dorfsowjet Saranski selski Sowet zugeordnet. Von 2008 bis 2016 gehörte Marxowo zur Landgemeinde Saranskoje selskoje posselenije und seither zum Stadtkreis Polessk.

Kirche

Die Bevölkerung der obigen deutschen Orte war vor 1945 fast ausnahmslos evangelischer Konfession. Alle drei waren sie in das Kirchspiel der Kirche Laukischken eingepfarrt und gehörten so zum Kirchenkreis Labiau in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union. Heute liegt Marxowo im Einzugsbereich der in den 1990er Jahren neu entstandenen evangelisch-lutherischen Gemeinde in Lomonossowka (Permauern, 1938–1946 Mauern), einer Filialgemeinde der Auferstehungskirche in Kaliningrad (Königsberg), der Hauptkirche der Propstei Kaliningrad[11] der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
  2. D. Lange, Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005): Steindorf
  3. Rolf Jehke, Amtsbezirk Schmerberg
  4. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Labiau
  5. Michael Rademacher: Landkreis Labiau (russ. Polessk). Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  6. D. Lange, geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005): Steinrode
  7. Rolf Jehke, Amtsbezirk Gertlauken
  8. D. Lange, Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005): Klein Steindorf
  9. D. Lange, Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005): Steingrenz
  10. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 ноября 1947 г. «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR "Über die Umbenennung der Orte der Oblast Kaliningrad" vom 17. November 1947)
  11. Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad (Memento des Originals vom 29. August 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.propstei-kaliningrad.info
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