Martin Barre
Martin Lancelot Barre (* 17. November 1946 in Birmingham, England) ist ein britischer Musiker. Er war von 1968 bis 2012 Leadgitarrist der Progressive-Rock-Band Jethro Tull und ist seither mit seiner eigenen Band aktiv.
Leben
Kindheit, Jugend und Ausbildung
Martin Barre wurde am 17. November 1946 in Kings Heath, Birmingham, England, geboren.[1] Sein Vater war Ingenieur, der eigentlich beruflich Klarinette spielen wollte. Im Gymnasium spielte Barre Flöte. Als er seine erste Gitarre kaufte, schenkte ihm sein Vater Alben von Barney Kessel, Johnny Smith und Wes Montgomery, um seine musikalische Perspektive zu erweitern.
Im College studierte er drei Jahre lang Architektur am Lanchester Polytechnic (jetzt Coventry University), schloss jedoch sein Studium nicht ab. Nachdem er für Birmingham eine Straßenkreuzung entworfen hatte, empfand er eine Karriere in der Architektur als für ihn zu langweilig und wechselte zur Musik.
Frühe Karriere
Martin Barre begann seine musikalische Karriere in der Band The Moonrakers.[1]
Weitere Karriere
Nach dem Ausscheiden von Mick Abrahams bei Jethro Tull ließ deren Bandleader Ian Anderson auf der Suche nach einem Nachfolger verschiedene Gitarristen vorspielen, darunter Barre. Er entschied sich aber zunächst für Tony Iommi. Nachdem dieser jedoch die Band nach kurzer Zeit zugunsten von Black Sabbath wieder verlassen hatte, wurde nur Barre zu einem zweiten Vorspielen eingeladen. Das erste Mal bei Jethro Tull ist er auf dem zweiten Album Stand Up zu hören.
Außer der Gitarre beherrscht Barre Querflöte, Bouzouki, Mandoline, Marimba und Saxophon. Zu einem Markenzeichen wurden spätestens seit dem Album Aqualung die scharfen Riffs und ausgedehnte Zwischensoli. Sehr ausgeprägt ist das im Titelsong des Tull-Albums Minstrel in the Gallery zu hören. Insbesondere seine Gitarrenarbeit brachte Crest of a Knave 1988 den Grammy-Award für Best of Hard Rock ein. Martin Barre wurde neben Anderson die tragende Säule der Band. Gelegentlich fand er aber auch Zeit, an eigenen Projekten zu arbeiten. Das Ergebnis sind inzwischen acht Soloalben, davon eines ein Live-Album.
Nach der 2012 von Anderson durchgesetzten Auflösung der Band Jethro Tull war für Barre diese Trennung endgültig.[2]
Solo-Karriere und mit der Martin Barre Band
2012 war er mit der Band Martin Barre’s New Day auf Tournee. Seitdem baute er die Martin Barre Band auf, die eine Mischung aus Tull-Bearbeitungen und Neukompositionen spielt.[1] Bereits im September 2013 veröffentlichte Barre das Soloalbum Away with Words. Im Herbst 2013 war er mit seiner Band, bestehend aus Jonathan Noyce (Bass), Frank Mead (Saxofon, Flöte, Mundharmonika), Pat O’May (Gitarre), Dan Crisp (Gesang, Akustikgitarre) und George Lindsay (Schlagzeug) auf Europatournee. 2014 erschien mit Order of Play ein weiteres Studioalbum sowie Live in Munich, 2015 folgte Back to Steel. Im August 2019 nahm Barre an der Fairport's Cropredy Convention teil.[3]
Für 2020 hatte Barre geplant, 50 Jahre Jethro Tull-Musik mit einer Welttournee zu feiern. Die meisten Shows wurden jedoch aufgrund der COVID-19-Pandemie abgesagt. Sie finden stattdessen 2021–22 statt. Adam Wakeman, Clive Bunker und Dee Palmer sind als Gastmusiker dabei.[4][5]
Ehrungen und Rezeption
Barres bekanntestes Gitarrenspiel ist in den Songs Aqualung, Cross-Eyed Mary und Locomotive Breath dokumentiert. Sein Signature Solo auf dem 1971er Jethro Tull Standard Aqualung wurde von den Lesern des Guitar Player Magazins zu einem der besten Rockgitarrensoli aller Zeiten gewählt. 2007 wurde es von der Zeitschrift Guitar World als eines der 100 besten Gitarrensoli eingestuft. Die Autoren Pete Brown und HP Newquest nannten Barres Aqualung-Solo das 25. beste Solo aller Zeiten in den USA und das 20. beste Solo aller Zeiten in Großbritannien.[8]
In einem Interview von 2005 nannte Mark Knopfler, der Bandleader der Dire Straits, Barres Arbeit mit Ian Anderson magisch.[9] Joe Bonamassa zitiert Martin Barre als direkten Einfluss, besonders im Bluesspiel der frühen Alben. Andere Gitarristen wie Steve Vai, Joe Satriani und Eric Johnson nennen Martin Barre ebenfalls als Einflüsse. Rushs Geddy Lee spricht von den großartigen Gitarrenklänge von Barre, in Bezug auf das Album Thick as a Brick.[10]
Diskographie
Für seine Diskographie mit Jethro Tull siehe Jethro Tull/Diskografie
Studioalben
- A Summer Band (1992) - Various live tracks in a limited edition run of 500 CDs.[11]
- A Trick of Memory (1994)
- The Meeting (1996)
- Stage Left (2003)
- Away with Words (2013)
- Order of Play (2014)
- Back to Steel (2015)
- Roads Less Travelled (2018)
- MLB - 50 Years of Jethro Tull (2019)
Kompilationen
- Martin Barre (2012) – 2 CD (disc 1 – studio tracks, disc 2 – live tracks).
Livealben
- Live in Munich (2014)
- Live at the Factory Underground (2019)
Equipment
Gitarren
Martin Barre spielt eine PRS 513[12], eine Fake Gibson Les Paul Custom[13] und eine Hamer Chapparal E-Gitarre.[14][15]
Verstärker
Er verwendet den Soldano Decatone 100-Watt Triple Channel Amp Head.[16]
Literatur
- Karl Schramm (Hrsg., Übers.): Jethro Tull Songbook. Palmyra, Heidelberg 2011, ISBN 3-9802298-5-8.
Weblinks
- Offizielle Website (englisch)
- Martin Barre bei AllMusic (englisch)
- Martin Barre bei Discogs
- Rock etcetera: Der übersehene Gitarren-Großmeister Martin Lancelot Barre, Deutschlandfunk Musikerporträt 23. September 2018
Einzelnachweise
- MARTIN BARRE, ELECTRIC & ACOUSTIC GUITARS, FLUTE, ALL ABOUT MARTIN. In: jethrotull.com. Abgerufen am 1. November 2021 (englisch).
- ultimateclassicrock.com: Martin Barre talks about Jethro Tull Memories
- BrianMillerConcerts: Martin Barre Band: "Life is a Long Song" @ Fairport's Cropredy Convention August. 10, 2019. In: youtube.com. 12. August 2019, abgerufen am 1. November 2021 (englisch).
- Jerry Ewing: Jethro Tull legends to reunite at A New Day Festival. In: loudersound.com. 10. Oktober 2020, abgerufen am 1. November 2021 (englisch).
- TOUR DATES, A COMPLETE LIST OF MARTIN’S SHOWS FOR 2021 & 2022. In: martinbarre.com. Abgerufen am 1. November 2021 (englisch).
- Ingo Eisner: Martin Barre in Siegburg spielt Stücke seiner Band. In: ga.de. 22. Oktober 2013, abgerufen am 3. November 2021.
- Gitarrist Martin Barre. Befreit vom Joch der Flöte. In: deutschlandfunk.de. Abgerufen am 3. November 2021.
- Pete Pron, Harvey P. Newquist: Legends of Rock Guitar: The Essential Reference of Rock's Greatest Guitarists. Hal Leonard Corporation, 1997, ISBN 978-0-7935-4042-6, S. 85 (englisch).
- Ted Drozdowski: Flashback ’78: Jethro Tull’s Martin Barre and Ian Anderson Create the Seminal Heavy Horses. In: gibson.com. 17. März 2008, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 6. Juni 2014; abgerufen am 1. November 2021 (englisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Guitar World Staff: Alex Lifeson and Geddy Lee of Rush Choose 22 Songs That Inspired Them Most. In: guitarworld.com. 1. November 2021, archiviert vom am 7. Februar 2015; abgerufen am 28. September 2014 (englisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Beschreibung des Albums bei sakalli.info (Memento vom 5. Januar 2011 im Internet Archive) (englisch), abgerufen am 1. Dezember 2015
- Martin Barre uses PRS 513. In: whatgear.com. Abgerufen am 1. November 2021 (englisch).
- Martin Barre uses Fake Gibson Les Paul Custom. In: whatgear.com. Abgerufen am 1. November 2021 (englisch).
- Martin Barre uses Hamer Chapparal. In: whatgear.com. Abgerufen am 1. November 2021 (englisch).
- Martin Barre. In: equipboard.com. Abgerufen am 1. November 2021 (englisch).
- Martin Barre uses Soldano Decatone 100-Watt Triple Channel Amp Head. In: whatgear.com. Abgerufen am 1. November 2021 (englisch).
- Martin Barre uses Boss CS-2 Compressor Guitar Effect Pedal. In: whatgear.com. Abgerufen am 1. November 2021 (englisch).
- Martin Barre uses Hornby Skewes Treble Booster. In: whatgear.com. Abgerufen am 1. November 2021 (englisch).