Martin Balg
Erich Gerhard Martin Balg (* 3. Oktober 1864 in Klitschdorf, Kreis Bunzlau[1]; † 10. Januar 1919 in Berlin-Pankow[2]) war ein deutscher Hof-Fotograf in Berlin.[3]
Leben
Es ist weder bekannt, bei wem Balg Fotografieren lernte, noch, seit wann genau er in Berlin arbeitete. Auf jeden Fall besaß er ein Atelier in Berlin in den 1890er Jahren (vor 1896) und zwar am Büschingplatz (Postadresse Landsberger Straße 100). Balg hatte jedoch auch ein Atelier in Müncheberg[4] und es scheint, dass dieses Atelier vor seiner Berliner Karriere stand. Es ist offenbar in den späten 1880er Jahren eröffnet worden. Nachdem Balg es geschafft hatte, sich inzwischen einen Namen in der Kleinstadt Müncheberg (34 km nordöstlich von Frankfurt (Oder)) zu machen, wagte er es, ein Atelier in Berlin am Büschingplatz in der Landsberger Straße (etwas westlich des heutigen Platzes der Vereinten Nationen) zu eröffnen. Die Wahl der Landsberger Straße scheint nicht zufällig zu sein. Zwar war diese Adresse nicht zentral, sondern in der Königsvorstadt nahe Stralauer Vorstadt (heute Friedrichshain), mehrere Kilometer vom Zentrum entfernt, doch an der Ausfallstraße Richtung Müncheberg. Die rund 50 km lange Strecke nach Müncheberg sollte er ab jetzt häufiger bewältigen müssen, denn er betrieb beide Ateliers parallel. Ein Lokal in der Landsberger Straße war außerdem billiger als im Zentrum. Es fällt auf, dass Balg das unternehmerische Risiko so klein wie möglich halten wollte und dass er sein Ziel, möglichst erfolgreich zu werden, in kleinen Schritten, jedoch kontinuierlich verfolgte.
Am 17. April 1896 eröffnete Balg ein neues Atelier – an einer repräsentativen Stelle – „am Alexanderplatz“, wie er auf seinen Reversen angibt.[5][6] Das Atelier lag in Wirklichkeit in einer Häuserzeile am Bahnhof »Alexanderplatz«, in unmittelbarer Nachbarschaft des Platzes und hatte zwei Eingänge von verschiedenen Seiten und mit verschiedenen Adressen, die sich dazu im Laufe der Zeit änderten, was die Zuordnung erschwert: An der Stadtbahn 25 (bis 1899)[3], Dirksenstraße 25 (1899–1912)[7], Königsstraße 33 (1912–1916)[8] und Königsstraße 34/36 (1916 bis nach 1932).[9] (Die Königstraße heißt heute Rathausstraße.) Bei der Eröffnung des Ateliers am Alexanderplatz behielt er das Atelier in der Landsberger Straße zunächst weiter, das aber in den Jahren 1897–1899 die Adresse Palisadenstraße 106 hatte. Auch die Müncheberger Filiale existierte zunächst noch weiter.[10]
1900 heiratete Martin Balg Agnes Stern, mit der er den Sohn Erich (1904–1977) hatte, der ebenfalls Fotograf wurde. Nachdem Balg 1901 für die herausragende Qualität seiner Fotos zwei Medaillen auf Ausstellungen erhalten hatte, bekam er 1903 den Titel eines Hoffotografen, den er wohl vom Fürstentum Reuß jüngerer Linie.[11] Als erfolgreicher Fotograf hat Balg auch Fotografen ausgebildet. Es ist bekannt aus Lebensgeschichten anderer Fotografen, dass die Lehrlinge einen wichtigen Beitrag für den Erfolg des Ateliers ihrer Chefs leisteten. Balg bildete u. a. den späteren Pasewalker Fotografen Paul Haase aus.[12]
Als Balg Anfang 1919 mit erst 54 Jahren starb, übernahm seine Witwe die Weiterführung des Ateliers, indem sie Fotografen beschäftigte. Der Sohn Erich war zu diesem Zeitpunkt erst 14 und hatte die Fotografenlehre noch nicht gemacht. Die Fortführung des Ateliers gelang gut, so dass sie 1926 das 30-jährige Jubiläum des Ateliers an der gleichen Stelle feiern konnte. Zu diesem Anlass erschien folgende Notiz: „Am 17. April konnte die Inhaberin der Firma Hofphotograph Martin Balg in Berlin C 2, Königstr. 34/36, Frau Agnes Stern, auf das 30jährige Bestehen ihres Geschäfts zurückblicken. Von den kleinsten Anfängen heraus hatte Herr Balg, der verstorbene Gatte der Inhaberin, das in Groß Berlin gut bekannte Atelier am Alexanderplatz zu einem der angesehensten Geschäfte zu gestalten vermocht.“[6] Das Atelier existierte noch 1932.[9]
Von Martin Balg sind nur Atelierporträts bekannt. Deswegen lässt sich zusammenfassend sagen, dass er ein sehr guter Handwerker war, doch seine Fotos nicht den gleichen dokumentarischen Wert haben, wie etwa die seines Kollegen Waldemar Titzenthaler. Da bis jetzt keine Untersuchung seiner Tätigkeit unternommen wurde, sollte diese zusammenfassende Probe mit Vorsicht verwendet werden.
Auszeichnungen
Nach den auf seinen Reversen aufgedruckten Information erhielt Balg 1901 „Höchste Auszeichnung, goldene Medaille im In- und Auslande“, d. h. in Hamburg und Neapel.[3]
Einzelnachweise
- Standesamt Berlin X b, Heiratsregister Nr. 513/1900 (Landesarchiv Berlin).
- Standesamt Pankow, Sterberegister Nr. 30/1919 (Landesarchiv Berlin).
- Danuta Thiel-Melerski: Fotografenlexikon – Martin Balg.
- Danuta Thiel-Melerski: Fotografenlexikon – Martin Balg
- Im Adressbuch von 1929, S. 27, wurde irrtümlich 1895 als Gründungsjahr angegeben.
- »Nachrichtenblatt für das Photographenhandwerk«, 33 (1926), S. 156.
- Sibylle Einholz: Berliner Fotografenateliers des 19. Jahrhunderts ...
- Berliner Adressbücher.
- »Nachrichtenblatt für das Photographenhandwerk«, 39/40 (1932), S. 20.
- Danuta Thiel-Melerski: Fotografenlexikon – Martin Balg.
- Martin Balg (Memento vom 25. Juli 2019 im Internet Archive) im FotografenWiki entgegen der Behauptung von D. Thiel-Malerski, dass er Neussischer Hoffotograf gewesen wäre, die offenbar auf das Verwechseln von „N“ und „R“ in geschwungener Schrift beruht.
- Carsten Plötz: Pasewalk 1848–1945. Ein Jahrhundert vorpommerscher Stadtgeschichte. Berlin: Maass 2005, S. 103.
Weblinks
- Sibylle Einholz: Berliner Fotografenateliers des 19. Jahrhunderts, als langfristiges Forschungsprojekt der HTW Berlin – Hochschule für Technik und Wirtschaft, Studiengang Museumskunde, in Zusammenarbeit mit dem Verein für die Geschichte Berlins u. a.