Chemin de fer Martigny–Orsières
Die Chemin de fer Martigny–Orsières (MO) war eine Bahngesellschaft im Kanton Wallis in der Schweiz. Sie fusionierte 2000 mit der Chemin de fer Martigny-Châtelard (MC) zu den Transports de Martigny et Régions (TMR), welche die gut 19 km lange MO-Strecke von Martigny über Sembrancher nach Orsières im Val d’Entremont und die 6 km lange Stichstrecke von Sembrancher nach Le Châble im Val de Bagnes betreiben.
Chemin de fer Martigny–Orsières | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Triebwagen ABDe 4/4 6 in Martigny | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Streckennummer (BAV): | 133 (Martigny–Sembrancher–Orsières) 134 (Sembrancher–Le Châble) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Fahrplanfeld: | 133 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Streckenlänge: | 25,44 km | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Spurweite: | 1435 mm (Normalspur) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Stromsystem: | bis 1949: 8 kV 15 Hz ~ seither: 15 kV 16,7 Hz ~ | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Maximale Neigung: | 40 ‰ | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Minimaler Radius: | 175 m | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Martigny–Orsières/Le Châble | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Geschichte
1906 erhielt die MO der Konzession zum Bau einer normalspurigen Eisenbahnlinie von Martigny nach Orsières. Die Bahngesellschaft verdankte ihre Entstehung ausländischer Initiative. British Aluminium Ltd. plante in Orsières den Bau eines Aluminiumwerks. Am 23. Juli 1907 erfolgte der erste Spatenstich, am 1. September 1910 wurde der Betrieb aufgenommen. Seit Betriebsbeginn war die Bahn mit 8000 V 15 Hz Wechselstrom elektrifiziert. Weil weder das Aluminiumwerk noch die geplante Verbindung ins Aostatal zustande kamen, blieb der Verkehr bescheiden. Als eine der ersten Bahngesellschaften ergänzte die MO ihre Tätigkeit mit einem Autobusbetrieb. Die Bahn ging in das Eigentum der öffentlichen Hand über.
Am 4. März 1949 erfolgte die Umstellung auf das SBB-Stromsystem 15'000 V 16 ⅔ Hz. Damit konnten auch Triebfahrzeuge der SBB auf der MO eingesetzt werden. Am 5. August 1953 wurde die Stichstrecke von Sembrancher nach Le Châble eröffnet. Sie diente dem Bau des Mauvoisin-Kraftwerks. Die Zementzüge wurden von Lokomotiven der SBB befördert.
Ursprünglich dominierte der Güterverkehr den Betrieb auf der MO. Seit den 1970er-Jahren sorgt der aufkommende Tourismus für vermehrten Personenverkehr.
Am 1. September 1984 stiessen zwei Züge bei Martigny-Bourg mit den ABDe 4/4 6 und 8 frontal zusammen.[1] Der Zugführer gab dem Richtung Orsières fahrenden Zug trotz geschlossenem Ausfahrsignal den Abfahrbefehl. Der Triebfahrzeugführer und fünf Passagiere waren auf der Stelle tot, 24 Personen wurden verletzt.[2] Die beiden Triebwagen konnten wieder aufgebaut werden. Der zerstörte Steuerwagen Bt 31 wurde durch ein gleiches Fahrzeug des Régional du Val-de-Travers (RVT) ersetzt.[3]
Am 1. Januar 2000 fusionierte die MO mit der Chemin de fer Martigny-Châtelard zur Transports de Martigny et Régions (TMR).
Rollmaterial
Zur Betriebsaufnahme beschaffte die MO zwei Personentriebwagen BCFe 4/4 1–2 und zwei Gepäcktriebwagen CFe 4/4 11–12 mit Klappsitzen zur Personenbeförderung. Alle vier Fahrzeuge besassen die gleiche elektrische Ausrüstung mit Déri-Repulsionsmotoren. 1949 mit der Umstellung des Stromsystems wurden die Triebwagen grundlegend umgebaut. Aus den beiden Gepäcktriebwagen entstanden die Personentriebwagen BCFe 4/4 3–4.
1955 konnte der Triebwagenpark mit dem ABDe 4/4 5 ergänzt werden. 1962 bis 1965 fand eine umfassende Erneuerung des Fahrzeugparks statt. Die MO beschaffte drei EAV-Triebwagen ABDe 4/4 6–8, drei zugehörige Steuerwagen Bt 31–33 und zwei Einheitspersonenwagen. 1983 wurde ein vierter, baugleicher Triebwagen vom Régional du Val-de-Travers (RVT) übernommen und als ABDe 4/4 9 in den Triebfahrzeugpark eingereiht. Die EAV-Triebwagen erhielten später die Bezeichnung ABDe 537 506–509.
Seit 2002 sind auf den Strecken der MO die bereits durch das Nachfolgeunternehmen TMR beschafften NINA-Triebwagen RABe 527 511–513 im Einsatz.
Baureihe | Hersteller | Baujahr | Herkunft | Stückzahl | Ausrangiert | Bemerkungen | ||
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Serie | Nummern | total | heute | |||||
Triebwagen | ||||||||
BCFe 4/4 | 1–2 | SWS/BBC | 1910/1949 | 2 | 0 | 1966–1967 | an RVT und CJ verkauft | |
BCFe 4/4 | 3–4 | SWS/BBC | 1910/1949 | 2 | 0 | 1982–1990 | ex CFe 4/4 11–12; Nr. 4 an CJ abgegeben | |
ABDe 4/4 | 5 | ACMV/BBC | 1955 | 1 | 0 | 2002 | an Bahnmuseum Kallnach verkauft | |
ABDe 4/4 | 6–8 | SIG/SWS SAAS/BBC/MFO |
1965 | 3 | 2 | EAV-Triebwagen | ||
9 | 1965 | RVT (1983) | (Üb) | 11 | 2014 (Defekt) | EAV-Triebwagen; ex RVT 103 | ||
RABe 527 | 511–513 | BT/Alstom | 2002–2003 | 3 | 0 | 2009 | Nina; an RA verkauft | |
514 | BLS (2012) | (Üb) | 10 | 2012 | Nina; direkt an RA weiterverkauft | |||
Steuerwagen | ||||||||
Bt | 31 | SWP | 1965 | 3 | 0 | 1984 | EAV (EW I); Unfall | |
32–33 | 2014 | EAV (EW I); an DSF übergeben | ||||||
Bt | 31II | 1964 | RVT (1985) | (Üb) | 10 | 2014 | ex RVT 201; an DSF übergeben | |
Personenwagen | ||||||||
BCF | 21–22 | SWS | 1910 | 2 | 0 | 1965–1966 | ||
B | 41 | 1962 | 2 | 0 | 2000 | EW I; an TPF verkauft | ||
42 | 1963 | 2005 | EW I; an CSG verkauft | |||||
Traktoren | ||||||||
Tm | 11 | SLM/? | 1928 | Sersa (1953) | (Üb) | 10 | 1990 | ex SBB Em 2/2 101, PTT 2; 1994 abgebrochen |
Tm | 12 | SBB (1965) | (Üb) | 10 | 1982 | ex SBB Tm 531; an Privaten verkauft | ||
Tm 237 | 554 | RACO/? | 1995 | STAG (2005) | (Üb) | 11 | Prototyp «Ameise», Werkslok Winpro | |
Tm 234-4 | 355 | Windhoff | 2023 | 1 | 1 | |||
Üb = Übernahme aus fremden Bestand (Gebrauchtfahrzeug); Um = Umbau aus eigenem Bestand | ||||||||
- Personentriebwagen BCFe 4/4 1
- Gepäcktriebwagen CFe 4/4 11
- Pendelzug mit ABDe 4/4
- Einheitswagen B 52
Betrieb
Der stündlich verkehrende „Saint-Bernard Express“ benötigt 26 Minuten für die Fahrt von Martigny nach Le Châble, von wo aus man mit dem Postauto oder der Luftseilbahn den Ferienort Verbier erreichen kann.
In Sembrancher vermittelt eine zweite Komposition schlanke Anschlüsse nach Orsières. Von dort führen Buslinien der TMR weiter nach Champex-Lac, ins Val Ferret oder auf den Grossen Sankt Bernhard.
Literatur
- Hans G. Wägli: Schienennetz Schweiz, Réseau ferré suisse. 3. nachgeführte und überarbeitete Auflage. AS-Verlag, Zürich 2010, ISBN 978-3-909111-74-9.
- Peter Willen: Lokomotiven der Schweiz. Normalspur Triebfahrzeuge. 2. Auflage. Band 1. Orell Füssli, Zürich 1972.
Weblinks
- G. Huldschiner: Die elektrische Bahn Martigny-Orsières. (PDF 3,3 MB) Schweizerische Bauzeitung, Band 57 (1911), Heft 16, S. 215–220, abgerufen am 9. Dezember 2013.
- G. Huldschiner: Die elektrische Bahn Martigny-Orsières. (PDF 3,1 MB) Schluss. Schweizerische Bauzeitung, Band 57 (1911), Heft 17, S. 227–232, abgerufen am 9. Dezember 2013.
- Willkommen bei den TMR. Internetseite der Transports de Martigny et Régions. Abgerufen am 9. Dezember 2013.
Einzelnachweise
- Journal de Genève, Genf: Une erreur humaine serait à l’origine de la catastrophe ferroviaire de Martigny. In: letempsarchives.ch. 3. September 1984, S. 11, archiviert vom am 2. Dezember 2013; abgerufen am 24. Oktober 2023 (französisch, mit Foto).
- Journal de Genève, Genf: Epilogue judiciare de la catastrophe du Martigny-Orsièeres. In: letempsarchives.ch. 18. Oktober 1985, S. 13, archiviert vom am 2. Dezember 2013; abgerufen am 24. Oktober 2023 (französisch).
- Verein Rollmaterialverzeichnis Schweiz (Hrsg.): Rollmaterialverzeichnis der Schweizerischen Privatbahnen.