Marseillois

Die Marseillois (auch als Marseillais bezeichnet) war ein 74-Kanonen-Linienschiff 2. Ranges[A 1] der französischen Marine, das von 1767 bis 1794 in Dienst stand.

Marseillois
Modell der Marseillois
Modell der Marseillois
Schiffsdaten
Flagge Frankreich Frankreich
Frankreich Frankreich
andere Schiffsnamen

Vengeur du Peuple (1792–1794)

Schiffstyp Linienschiff (Zweidecker)
Klasse Einzelschiff
Bauwerft Arsenal de Toulon
Bestellung 16. Januar 1762
Kiellegung Februar 1763
Stapellauf 16. Juli 1766
Indienststellung November 1767
Verbleib Am 1. Juni 1794 nach Gefecht gesunken.
Schiffsmaße und Besatzung
Länge Geschützdeck: 54,57 m (Lüa)
Breite 14,02 m
Tiefgang (max.) 6,85 m
Verdrängung 2900 t
 
Besatzung 656–721 Mann
Takelung und Rigg
Takelung Vollschiff
Anzahl Masten 3
Bewaffnung

74 Kanonen

  • 28 × 36-Pfünder
  • 30 × 18-Pfünder
  • 16 × 8-Pfünder

Geschichte

Entwicklungsgeschichte

Im Siebenjährigen Krieg hatte die französische Marine den Verlust von 32 Linienschiffen – dreizehn in Einzelgefechten, zwei in der Schlacht von Cartagena, fünf bei der Belagerung von Louisbourg, fünf in der Schlacht von Lagos und sieben in der Schlacht in der Bucht von Quiberon – hinnehmen müssen. Da der französische Staat aber den Wiederaufbau der Marine mit herkömmlichen Mitteln nicht finanzieren konnte, entwickelte der Marineminister Étienne-François de Choiseul daher den Plan (Don des vaisseaux), die benötigten neuen Schiffe direkt von den französischen Städten und Provinzen finanzieren zu lassen. Auf diesem Weg konnten die Mittel für 17 Schiffe beschafft werden, darunter auch von der Handelskammer von Marseille.

Bau

Die spätere Marseillois wurde am 16. Januar 1762 bestellt und von dem Marinearchitekten Joseph-Marie-Blaise Coulomb entworfen. Sie wurde im Februar 1763 unter der Bauaufsicht des Schiffbaumeisters Joseph Véronique-Charles Chapelle im Marinearsenal von Toulon auf Kiel gelegt. Der Stapellauf erfolgte am 16. Juli 1766 und die Indienststellung im November 1767.[1]

Einsatzgeschichte

Sie wurde während des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges eingesetzt. Dabei kämpfte sie am 18. August 1778 gegen das britische 50-Kanonen-Linienschiff Preston und in den Seeschlachten von St. Lucia, Grenada, Fort Royal, der Chesapeake Bay, St. Kitts und den Les Saintes.

Die Vengeur du Peuple (rechts) und Achille (links) im Gefecht mit HMS Brunswick (Mitte), während der Seeschlacht am 13. Prairial.

Im Jahr 1792 wurde das Schiff in Vengeur du Peuple bzw. Vengeur (Rächer des Volkes bzw. Rächer) umbenannt. Am 16. April desselben Jahres schloss sie sich vor Brest dem Geschwader von Villaret-Joyeuse an. Dieser Flottenverband lieferte sich am 1. Juni 1794, bei Sicherung eines Getreidekonvois aus Amerika, mit einem britischen Geschwader die Seeschlacht am 13. Prairial. Dabei wurde die Vengeur du Peuple in einen vier Stunden andauernden heftigen Kampf gegen die HMS Brunswick auf 47° 24′ N, 17° 28′ W verwickelt. Am Ende hatte sie alle drei Masten verloren und Wassereinbrüche in allen Räumen; zudem war ein Drittel ihrer Mannschaft kampfunfähig. Sie ergab sich und britische Schiffe bargen an die 400 Mann der Besatzung, darunter auch ihren Kapitän Jean-Françcois Renaudin. Die Verletzten und einige Seeleute, die auf dem Schiff bleiben wollten, gingen mit der Schiff unter.

Die ersten Berichte, die den Abgeordneten des Nationalkonvents in Paris geschickt wurden, berichteten vom Verlust eines Schiffs, der Vengeur du Peuple, die, mit ihrer ganzen Mannschaft rufend „Vive la Patrie, vive la République!“ („Es lebe das Vaterland, es lebe die Republik!“), untergegangen wäre. Bei den bis dahin schlechten Leistungen der französischen Revolutionsmarine ist daraus prompt ein Mythos entstanden. Ein Modell der Vengeur du Peuple wurde ins Panthéon gehängt, und ein Schiff, das schon in Bau in Brest war, erhielt im Gedenken an den „berühmten“ Vorgänger den Namen Vengeur.

Das Thema inspirierte auch Künstler: der Dichter André Chénier schrieb lobpreisende Verse, der Komponist Charles Simon Catel und der Lyriker Ponce-Denis Écouchard-Lebrun machten eine Ode für Bariton und Orchester, und der Untergang wurde von zahlreichen Malern thematisiert.

Technische Beschreibung

Zeichnung eines französischen
36-Pfünders.

Die Marseillois war als Batterieschiff mit zwei durchgehenden Geschützdecks konzipiert und hatte eine Länge von 54,57 Metern (Geschützdeck) bzw. 47,59 Metern (Kiel), eine Breite von 14,02 Metern und einen Tiefgang von 6,85 Metern bei einer Verdrängung von 1.550/2.900 Tonnen.[1] Sie war ein Rahsegler mit drei Masten (Fockmast, Großmast und Kreuzmast). Der Rumpf schloss im Heckbereich mit einem Heckspiegel, in welchen zwei Galerien integriert waren, die in die seitlich angebrachten Seitengalerien mündeten. Die Besatzung hatte im Frieden eine Stärke von 656 und im Krieg von 721 Mann (6 Offizieren und 650 bzw. 715 Unteroffizieren bzw. Mannschaften). Die Bewaffnung bestand bei Indienststellung aus 74 Kanonen.[1]

Unteres
Batteriedeck
Oberes
Batteriedeck
Backdeck Achterdeck Kanonen
(Geschossgewicht)
Design 28 × 36-Pfünder 30 × 18-Pfünder 6 × 8-Pfünder 10 × 8-Pfünder 74 Kanonen
(410 kg)

Bemerkungen

  1. Die französische Einteilung in Rangklassen wich von der britischen ab. Zum Zeitpunkt der Indienststellung der Marseillois waren französische Schiffe Zweiten Ranges Zweidecker mit 74 Kanonen.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Rif Winfield & Stephen S Roberts: French Warships in the Age of Sail 1626–1786., S. 107.
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