Marlies Graf-Dätwyler

Marlies Graf (* 1. Oktober 1943 in Aarburg; † 12. Februar 2020[1]) war eine Schweizer Filmemacherin.[2][3][4]

Bekannt wurde Graf-Dätwyler unter anderem 1979 durch ihren Dokumentarfilm «Behinderte Liebe»,[5][6][7] einer der ersten Filme, der sich mit der Sexualität von Menschen mit Behinderung auseinandersetzt. Marlies Graf-Daetwyler war ab 1970 als Regisseurin, Autorin und Filmeditorin[8][9] in der Filmbranche tätig. Die Filme von Marlies Graf waren für ihre differenzierten Zugriffe und formale Kraft von den Medien von Anfang an viel beachtet.[10][11][12][13][14][15][16] Sie gehört weiter zu den Gründerinnen und Gründern[17] des Filmkollektivs Zürich. Von 1967 bis 1978 war sie mit dem Filmemacher Urs Graf verheiratet.[18]

Leben und Werk

1970 schuf Marlies Graf-Dätwyler in Co-Regie mit Urs Graf den Film z.B. Uniformen[19][20], der sich mit dem Reiz des Tragens von Uniformen auseinandersetzt. 1972 entstand Marlies Graf-Dätwylers und Urs Grafs «Isidor und die Folgen».

1975 schuf Marlies Graf-Dätwyler in alleiniger Regie Die Bauern von Mahembe[21] und 1979 den Dokumentarfilm «Behinderte Liebe»,[5][6][7] der einer der ersten Filme ist, der sich mit der Sexualität von Menschen mit Behinderung auseinandersetzte.

Wieder in Co-Regie machten Graf-Dätwyler und Graf den Dokumentarfilm «Seriat»[22] (1991), der u. a. mit dem Filmpreis des Kantons und der Stadt Zürich ausgezeichnet[23] wurde. 2001 folgte, erneut in Co-Regie, der Dreiteiler «Islamischer Alltag in Zürich»[24] (2001).

Als Editorin zeichnete Marlies Graf-Dätwyler 2005 gemeinsam mit Rainer W. Trinkler für den Schnitt des Films «Klingenhof» von Beatrice Michel (Filmkollektiv Zürich), der 2006 u. a. mit dem Schweizer Filmpreis für Schnitt und Konzept ausgezeichnet wurde, verantwortlich.

Als Filmeditorin zeichnete sie 2006 «Peter Schneiders: 36 Existenzen», 2007 «Jürg Frey: Unhörbare Zeit» und 2010 «Anette Schmucki: Hagel und Haut» von Urs, die wie alle ihre Filme als Regisseurin seit 1970 an der Werkschau des Schweizer Films, den Solothurner Filmtagen, zu sehen waren. Außerdem war Marlies Graf-Dätwyler Tongestalterin unter anderem für den Film «Rosmarie, Susanne, Ruth» (1976) von Franz Reichle[25], der auch unter dem Namen "Appenzeller sein und bleiben?" bekannt ist. Ein massgeblicher Teil ihrer Filmographie ist bis dato auf der Website des Filmkollektivs Zürich[26] und auf der Filmdatenbank IMDB[27] einzusehen.

In den 1980er und 1990er Jahren schuf Marlies Graf-Dätwyler in Zusammenarbeit mit der Pro Senectute zudem verschiedene mittellange Filme zum Thema Alter: «ALT-TAGE» (1987) sowie «Bewegter Montag»[28] und «Bewegter Mittwoch». Ein Teil dieser Filme ist auf der Website des Sozialarchivs Zürich[29] frei einsehbar.

Einzelnachweise

  1. Nachruf zum Schaffen von Marlies Graf-Daetwyler, Website Filmkollektiv Zürich und Website von Urs Graf. Abgerufen am 12. April 2020.
  2. Solothurner Filmtage: Filmo- und Biographie der Filmemacherin. In: Cinema Suisse. Solothurner Filmtage, 6. Januar 2021, abgerufen am 6. Februar 2021 (deutsch, französisch).
  3. (hm): Filmemacherin Graf gestorben. In: Pietro Supino (Hrsg.): Tages-Anzeiger. Tamedia, Zürich 2000, ISBN 978-3-11-050602-0 (tagesanzeiger.ch [abgerufen am 15. Februar 2020]).
  4. Seraina Winzeler: Heute wieder Frauenfilme! In: Le MAG. Solothurner Filmtage, 20. Januar 2021, abgerufen am 6. Februar 2021 (deutsch, französisch).
  5. ebs.: Visionärin der Emanzipation. In: Neue Zürcher Zeitung (Hrsg.): Feuilleton. Neue Zürcher Zeitung, Zürich 29. Juli 2014, S. 36.
  6. Marlies Graf Daetwyler: «Behinderte Liebe». Abgerufen am 15. Februar 2020.
  7. wg.: Professionalität zwischen Konzilianz und Engagement - Eindrücke von den 14. Solothurner Filmtagen. Hrsg.: Neue Zürcher Zeitung. Neue Zürcher Zeitung, Zürich 2. Februar 1979, S. 65.
  8. SWISS FILMS: Marlies Graf Dätwyler. Abgerufen am 15. Februar 2020.
  9. Filmkollektiv Zürich: Aktuelles. Abgerufen am 15. Februar 2020.
  10. Roger Anderegg: Festschrift mit Lücken. Hrsg.: SonntagsZeitung. Tamedia, Zürich 7. Januar 2007, S. 17.
  11. SDA: Solothurner Filmtage: Ausstellung zu zwei Dokumentarfilmen im Kunstmuseum Solothurn. Hrsg.: Schweizerische Depeschen Agentur SDA. Bern 23. Januar 1991.
  12. Stefan Busz: Versuch einer Annäherung (zum Film Seriat). Hrsg.: Cash. Ringier, Zürich 15. März 1991.
  13. ebs.: Visionärin der Emanzipation. In: Neue Zürcher Zeitung (Hrsg.): Feuilleton. Neue Zürcher Zeitung, Zürich 29. Juli 2014.
  14. N.N.: Filmszene Schweiz. Hrsg.: Neue Zürcher Zeitung. Neue Zürcher Zeitung, Zürich 19. Oktober 1970, S. 28.
  15. wg.: Professionalität zwischen Konzilianz und Engagement - Eindrücke von den 14. Solothurner Filmtagen. Hrsg.: Neue Zürcher Zeitung. Zürich 14. Februar 1979, S. 65.
  16. che.: Familie Tütüncü in der Fremde – Seriat – ein Film von Urs Graf und Marlies Graf Dätwyler. Hrsg.: Neue Zürcher Zeitung. 22. März 1991, S. 81.
  17. Filmkollektiv Zürich: Zur Geschichte des Filmkollektiv Zürichs. Abgerufen am 15. Februar 2020.
  18. Website von Urs Graf
  19. N.N.: Filmszene Schweiz. Hrsg.: Neue Zürcher Zeitung. Morgenausgabe 485, 19. Oktober 1970, S. 28.
  20. Filmkollektiv Zürich: Aktuelles. Abgerufen am 12. April 2020.
  21. Marlies Graf Daetwyler: «Die Bauern von Mahembe». Abgerufen am 15. Februar 2020.
  22. Urs Graf und Marlies Graf Daetwyler: «Şeriat». Abgerufen am 15. Februar 2020.
  23. SDA: Zürcher Auszeichnung für sechs Filme und eine TV-DRS-Redaktion. Bern 22. November 1991.
  24. Marlies Graf Daetwyler und Urs Graf: «Islamischer Alltag in Zürich». Abgerufen am 15. Februar 2020.
  25. Artfilm.ch: Rosmarie,Susaanne, Ruth (1976). In: Artfilm.ch. Artfilm.ch, abgerufen am 12. April 2020.
  26. Filmkollektiv Zürich: Filmographie. Abgerufen am 12. April 2020.
  27. Filmdatenbank IMDB: Marlies Graf. Abgerufen am 12. April 2020.
  28. Sozialarchiv Zürich: «Bewegter Montag» (Film). 1996, abgerufen am 12. April 2020.
  29. Sozialarchiv Zürich: Marlies Graf Daetwyler. Sozialarchiv Zürich, abgerufen am 12. April 2020.
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