Markgräfin-Wilhelmine-Preis der Stadt Bayreuth

Der Markgräfin-Wilhelmine-Preis der Stadt Bayreuth (ausführlich: Markgräfin-Wilhelmine-Preis der Stadt Bayreuth für Toleranz und Humanität in kultureller Vielfalt)[1] ist ein internationaler Menschenrechtspreis, den die Stadt Bayreuth seit 2008 verleiht. Initiator war der damalige Bayreuther Oberbürgermeister Michael Hohl,[2] vorgeschlagen werden die Preisträger von der Universität Bayreuth.[3]

Hintergrund

Mit dem 2008 gestifteten Preis erinnert die Stadt Bayreuth an die Zeit der Aufklärung im 18. Jahrhundert, die in Bayreuth maßgeblich durch Markgräfin Wilhelmine geprägt wurde. Ebenfalls seit 2008 richtet die interdisziplinär ausgerichtete Universität Bayreuth das seither jährlich stattfindende Zukunftsforum Bayreuth aus. Der Markgräfin-Wilhelmine-Preis wird „im Rahmen der öffentlichen Tagungen des Zukunftsforums an Persönlichkeiten oder Gruppen verliehen, die sich im internationalen Bereich auf kulturellem, sozialem, politischem oder wissenschaftlichem Gebiet um die kritische Reflexion europäischer Wertvorstellungen und die interkulturelle Verständigung verdient gemacht haben“. Zunächst wurde der Preis alljährlich vergeben, seit 2012 nur noch jedes zweite Jahr. Die Auszeichnung ist mit 10.000 Euro dotiert.

Preisträger

Preisverleihung an Code Pink

Gegenkundgebung der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Bayreuth, vor dem Transparent Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe

Am 15. April 2016 erhielt die US-amerikanische Bürgerrechtsbewegung Code Pink den Preis.[4] Nachdem mögliche israelkritische Tendenzen der vor allem von Frauen getragenen Bewegung bekannt wurden, war die bevorstehende Preisverleihung zunächst umstritten.[5] Die Oberbürgermeisterin der Stadt, Brigitte Merk-Erbe, regte an, von der Preisverleihung abzusehen.[3] Am 23. Februar 2016 beschloss der Stadtrat jedoch mit knapper Mehrheit, die Preisvergabe nicht zurückzunehmen.[6] Die als Laudatorin vorgesehene Schauspielerin Jasmin Tabatabai sagte ihre Teilnahme ab.[7]

Brigitte Merk-Erbe, die den Preis übergab, sprach von einer „schmerzhaften Preisverleihung“. Der Bayreuther Dekan Hans Peetz, der statt Jasmin Tabatabai eine ausdrücklich nicht als Laudatio bezeichnete Rede hielt, nannte Code Pinks Standpunkt gefährlich, die israelische Besatzungspolitik mit der Apartheid in Südafrika zu vergleichen. Als abwegig kritisierte er Stellungnahmen, Bayreuth sei durch die Preisverleihung zu einer „Hochburg des modernen Antisemitismus“ geworden. Am Ort der Preisverleihung, dem Audimax der Universität Bayreuth, fand eine von der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Bayreuth organisierte Gegenkundgebung statt.[8]

Ausblick

Im Juni 2018 wurde bekannt, dass eine Preisverleihung in der bisherigen Form nicht mehr stattfinden soll.[1] 2019 wurde der Preis nicht vergeben, auch für 2020 wurde – entgegen einem von den Stadtratsmitgliedern von CSU, SPD und FDP eingebrachten Antrag – keine Preisvergabe geplant.[9]

Einzelnachweise

  1. Toleranzpreis vor dem Aus in: Nordbayerischer Kurier vom 30. Juni/1. Juli 2018, S. 12.
  2. Verleihung des Wilhelmine-von-Bayreuth-Preises 2010 an Ihre Königliche Hoheit Prinz Hassan-ibn-Talal von Jordanien bei koschyk.de, abgerufen am 23. Januar 2021 (PDF).
  3. Stadtrat in der Zwickmühle in: Nordbayerischer Kurier vom 17. Februar 2016, S. 9.
  4. Feierstunde mit Untertönen in: Nordbayerischer Kurier vom 16./17. April 2016, S. 11.
  5. Merk-Erbe: Kein Preis für Code Pink. Nordbayerischer Kurier, 11. Februar 2016, abgerufen am 12. Februar 2016.
  6. Code Pink bekommt Toleranz-Preis in: Nordbayerischer Kurier vom 25. Februar 2016, S. 1.
  7. Keine Laudatio für „Code Pink“ bei: nordbayerischer-kurier.de, abgerufen am 16. April 2016.
  8. Eine schmerzhafte Preisverleihung in: Frankenpost vom 18. April 2016, S. 2.
  9. Kein Wilhelmine-Preis in: Nordbayerischer Kurier vom 9. Dezember 2019, S. 9.
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