Mario von Galli

Mario von Galli SJ (* 20. Oktober 1904 in Wien; † 28. September 1987 in Zürich) war katholischer Priester, Jesuit, theologischer Redakteur und Publizist.

Leben

Nach dem Eintritt in den Jesuitenorden studierte Mario von Galli in Rom, Österreich, Deutschland und den Niederlanden und arbeitete nach seiner Priesterweihe 1933 als Seelsorger in Basel, Stuttgart und Aschaffenburg. 1935 bekam er in Deutschland Redeverbot und wurde ausgewiesen. Er arbeitete in Zürich im Akademikerhaus und war ab 1936 Mitarbeiter des Apologetischen Instituts. In dessen Auftrag verfasste „er 1939 unter dem Pseudonym Andreas Amsee das vom katholischen Antijudaismus der damaligen Zeit geprägte Buch Die Judenfrage“, in welchem er „judenfeindliche Stereotype“ vertritt, aber die Verfolgung der Juden ablehnte:[1] er zog einen „christlich-geistigen Antisemitismus“ dem „Rassenantisemitismus“ vor.[2]

Bis 1945 hatte er politisches Asyl in der Schweiz, dann wurde er aufgrund des Verbots des Jesuitenordens in der Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft (Art. 51 und 52) ausgewiesen. Es folgte eine ausgedehnte Rednerarbeit in Stuttgart. Ab 1952 wieder in Zürich, arbeitete er bei der Jesuitenzeitschrift Orientierung mit und war von 1954 bis 1972 deren Chefredakteur.

Auch während des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962 bis 1965) war er Journalist und gefragter Redner. Legendär ist seine Ansprache auf dem Stuttgarter Katholikentag 1964 („Wandelt Euch durch ein neues Denken“). Seine Kommentare zum Konzil wurden in Funk und Fernsehen von fast allen deutschsprachigen Sendern ausgestrahlt und erreichten entsprechend Millionen. Insbesondere seine Rhetorik, verbunden mit Gestik und Mimik, verkörperten für viele die konziliare Aufbruchstimmung.[3]

Werke (Auswahl)

Literatur

  • Heinz Wilhelm Brockmann: Sauerteig: Mario von Galli zum 75. Geburtstag; vom Anspruch des Christlichen. Pendo-Verlag, Zürich, 1979, ISBN 3-85842-037-9.
  • Urs Altermatt: Katholizismus und Antisemitismus. Mentalitäten, Kontinuitäten, Ambivalenzen. Zur Kulturgeschichte der Schweiz 1918–1945. Huber Verlag, Frauenfeld 1999, ISBN 978-3-7193-1160-5.
  • Ulrich Stockmann (Hrsg.): Mario von Galli. Prophetische Reden. Pendo-Verlag, Zürich, 1988, ISBN 3-85842-149-0.
  • Alois Schifferle: Mario von Galli. Eine prophetische Existenz. Herder, Freiburg 1994. ISBN 3-451-23152-2.
  • Alois Schifferle: Mit Feuerzungen! Zur pastoral-praktischen Deutung und Bedeutung werkgeschichtlich orientierter Biographieforschung. Aufgezeigt am Beispiel Pater Mario von Galli SJ 1904–1987. Kastner, Wolnzach 2002. ISBN 3-9807053-5-8.
  • Alois Schifferle: Brandstifter des Geistes: Mario von Galli SJ 1904–1987. Ein Lebenszeugnis in Wort und Bild. Benno-Verlag, Leipzig, 2000, ISBN 3-7462-1337-1.[5]
  • Ekkart Sauser: Galli, Mario v.. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 14, Bautz, Herzberg 1998, ISBN 3-88309-073-5, Sp. 1019–1021.
  • Nikolaus Klein: Galli, Mario v. In: Walter Kasper (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche. 3. Auflage. Band 4. Herder, Freiburg im Breisgau 1995, Sp. 274.

Einzelnachweise

  1. Victor Conzemius: Galli, Mario von. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 20. November 2006.
  2. Franziska Metzger: Die „Schildwache“: eine integralistisch-rechtskatholische Zeitung 1912–1945 (= Religion, Politik, Gesellschaft in der Schweiz; 27). Universitäts-Verlag, Fribourg, 2000, ISBN 978-3-7278-1299-6, S. 226.
  3. Alois Schifferle: Brandstifter des Geistes.
  4. Urs Altermatt: Der Antijudaismus und seine Weiterungen: Das Syndrom des katholischen Antisemitismus. In: Neue Zürcher Zeitung. 20. November 1999, abgerufen am 10. Oktober 2022 (wiedergegeben auf israel-information.net).
  5. Peter Mösgen: Informationen – Alois Schifferle: Brandstifter des Geistes. Mario von Galli SJ. In: moesgen.de. 12. Oktober 2001, abgerufen am 10. Oktober 2022.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.