Mariabrunn (Heidenheim)

Mariabrunn ist ein Gemeindeteil des Marktes Heidenheim im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen (Mittelfranken, Bayern).

Mariabrunn
Koordinaten: 49° 0′ N, 10° 45′ O
Höhe: 539 m ü. NHN
Einwohner: 18 (30. Jun. 2019)[1]
Postleitzahl: 91719
Vorwahl: 09833
Mariabrunn am Schildberg

Geographische Lage

Die Einöde Mariabrunn liegt in der Fränkischen Alb circa 1,5 Kilometer südlich von Heidenheim und etwa 400 Meter östlich der Staatsstraße 2384, von der aus der Weiler durch eine Verbindungsstraße erreichbar ist, am Fuß des bewaldeten Schildberges.

Geschichte

In unmittelbarer Nähe, im „Mauerfeld“ und am „Zollnersbuck“, wurde römisches Mauerwerk aufgedeckt sowie römische Münzen und „Dachziegel und Scherben von starken, sehr gut gebrannten römischen Kochtöpfen“ gefunden.[2] Heinrich Eidam († 1934), Streckenkommissar der Reichs-Limeskommission, vermutete, dass hier ein römischer Gutshof stand.[3]

Gabriel Kellner/Kelner, Mönchspriester des nahen Klosters Heidenheim, ließ im Jahre 1423 unter Abt Albert Pflant (reg. 1417–1427) auf Klostergrund, aber auf eigene Kosten, am Fußweg vom Kloster nach Eggenthal eine Kapelle errichten, mit der Absicht, hier eine Wallfahrt zu installieren. Noch im gleichen Jahr ging die Kapelle in den Klosterbesitz über; die Inkorporation genehmigte Papst Martin V.[4] Der Name deutet an, dass es sich um ein Marienheiligtum handelte, auch wenn von einem ursprünglichen Gnadenbild nichts überliefert ist und auch jegliche Wunderberichte fehlen. 1462 stiftete Utz Ottlein, Sohn des Obereigentümers des nahen Kreuthofs zu seinem Seelenheim eine „ewige Kuh“ zugunsten der Wallfahrt Mariabrunn; Milch und Kälber konnte zwar der jeweilige Kreutbauer, bei dem die Kuh einstand, nutzen, hatte aber im Falle des Verendens die Kuh zu ersetzen und jährlich ein Reichnis von einem Pfund Wachs an die Wallfahrt zu leisten.[5]

Unter Abt Eberhard von Mulfingen (reg. 1446–1482) wurde wohl 1450 eine neue Wallfahrtskirche errichtet[6] und 1472 wurde Mariabrunn zur Propstei des Klosters durch Papst Sixtus V. erhoben. Die Propstei war mit Feldern ausgestattet, die zu Eggenthal gehört hatten; außerdem sind für den Zeitraum 1448 bis 1534 mehrere Zukäufe und Stiftungen für die Kapelle Mariabrunn nachgewiesen.[7] Nachfolge-Abt Peter Hagen (reg. 1482–1500) betreute lange Jahre die Wallfahrt.[8] 1510 war davon die Rede, dass ein „Meister Gall von Hechling“ unter Abt Christoph Mundscheller/Mutschiller/Modschiller (reg. 1500–1528) ein größeres Haus „gen Mariabrunn“, sicherlich die Propstei, erbaut hat.[9] Verehrt wurde jetzt eine von ihm angeschaffte, bemalte Tonfigur der Muttergottes, ein Werk des Hafners Vogel in Dietfurt (bei Treuchtlingen). Gefasst wurde sie wohl von Meister Hansen dem Alten aus Oettingen.[10]

Unter dem von Ansbach ernannten Titularabt Balthasar Rößner/Rosner/Rösler (reg. 1529–1537) wurde um 1535 die Reformation eingeführt, was das Ende der Wallfahrt bedeutete. Er starb 1550 als Propst in Mariabrunn, wohin er 1537, drei Jahre nach seiner (ersten) Verheiratung, durch die Regierung von Ansbach versetzt worden war.[11] Die durch die Reformation ihrem Verwendungszweck entledigte Kirche „aus Quadern und einem hohen Turm aus glasierten Ziegeln“[12] verwahrloste und wurde bereits 1551 als baufällig bezeichnet.[13]

Der nächste und letzte Propst von Mariabrunn, der ehemalige Heidenheimer Konventuale Petrus Eck aus Weißenburg, verwaltete das Bauerngut Mariabrunn. Nach einer Festsetzung von 1535 durfte der Propst von Mariabrunn höchstens 14 Rinder halten.[14] – mit dem zugehörigen Wald von 73 Morgen bis zu seinem Tod am 25. Februar 1570.[15]

Heute findet sich keine Spur mehr von der ehemaligen Wallfahrtskirche. Zwei Bauernanwesen, die sich als Halbhöfe[16] aus dem Prioratshof heraus entwickelt hatten und bis zur Säkularisation zum Ansbachischen Oberamt Hohentrüdingen gehörten,[17] kamen 1806 an Bayern[18]. Sie bilden den heutigen Heidenheimer Gemeindeteil „Mariabrunn“ (früher auch „Mergenbronn“).[19] Im Jahre 1824 zählte man auf den beiden Höfen elf, 1950 16 Einwohner,[18] Mitte 2011 zehn Einwohner.[20]

Sonstiges

Es gibt einige historische Obstsorten um Mariabrunn, so z. B. die Sorte „Brauner Matapfel“ mit drei alten, um 1870 gepflanzten Exemplaren. Dies sind derzeit (2019) die letzten bekannten Altbäume in ganz Franken.[21]

Literatur

  • 1250 Jahre Heidenheim am Hahnenkamm. Heidenheim 2002 (insbes. Kapitel Geschichte der Propstei Mariabrunn, S. 223–233)
  • Gerfried Arnold: Die Römer in Franken. Ansbacher Verlagsgesellschaft 1968, insbes. S. 94.
  • Josef Braun: Zwölfhundert Jahre Heidenheim. Gunzenhausen: J. Riedel 1952.
  • Karl Dehm: Die Propstei Mariabronn. In: Fränkische Heimat 12 (1933), S. 415–417.
  • Heinrich Eidam: Römische Zivilgebäude im Bezirk Gunzenhausen. In: Gunzenhäuser Heimatbote, Band 3, 1929.
  • Karl Gröber, Felix Mader: Bezirksamt Gunzenhausen (= Die Kunstdenkmäler von Bayern. Mittelfranken 6). R. Oldenburg, München 1937, DNB 366496220, S. 215.
  • Hanns Hubert Hofmann: Gunzenhausen-Weißenburg. In: Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. Reihe I, Heft 8. Komm. für Bayerische Landesgeschichte, München 1960, DNB 452071089 (Digitalisat).
  • Martin Winter: Hechlingen am See – Bilder aus der Landschaft und der frühen Geschichte. In: Alt-Gunzenhausen, Heft 48 (1993), S. 28–90, insbes. S. 73.
Commons: Mariabrunn (Heidenheim) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Marktgemeinde Heidenheim – Ortsteile. Abgerufen am 2. Oktober 2021.
  2. S. Winter, S. 73; Heinrich Eidam, zitiert nach Arnold, S. 94
  3. Arnold, S. 94
  4. 1250 Jahre Heidenheim, S. 93, 224
  5. Martin Winter: Die „ewige Kuh“ vom Kreuthof. In: Alt-Gunzenhausen 57 (2002), S. 78 f.
  6. 1250 Jahre Heidenheim, S. 226 f.
  7. 1250 Jahre Heidenheim, S. 40 f., S. 101
  8. Braun, S. 31
  9. Braun, S. 32
  10. 1250 Jahre Heidenheim, S. 228
  11. Braun, S. 31, 35
  12. Braun, S. 19
  13. 1250 Jahre Heidenheim, S. 232
  14. 1250 Jahre Heidenheim, S. 50, 214
  15. 1250 Jahre Heidenheim, S. 231
  16. Historischer Atlas, S. 140
  17. Topographia Franconiae – TopographiaFranconiae. Abgerufen am 2. Oktober 2021.
  18. Historischer Atlas, S. 235
  19. Ulrich Winter: Aufsätze zur Heimatgeschichte von Martin Winter (German). Abgerufen am 2. Oktober 2021.
  20. Website des Marktes Heidenheim
  21. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 18. Oktober 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.obstarche.de


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