Maria Quitéria de Jesus

Maria Quitéria de Jesus (* 27. Juli 1792 in Feira de Santana, Bahia; † 21. August 1853 in Salvador, Bahia) war eine brasilianische Soldatin und Volksheldin. Im brasilianischen Unabhängigkeitskrieg kämpfte sie in den Jahren 1822 bis 1823 in der Uniform eines Mannes.

Maria Quitéria de Jesus; Druckgrafik von Augustus Earle (1824)

Leben

Maria Quitéria de Jesus wurde am 27. Juni 1792 in Licurizeiro, einer Gemeinde von São José das Itaporocas (heute zugehörig zu Feira de Santana), geboren. Sie war die älteste Tochter des Bauern Gonçalo Alves de Almeida und seiner Frau Quitéria Maria de Jesus, die starb, als Maria Quitéria 10 Jahre alt war. Ihr Vater heiratete noch zweimal, einmal Eugenia Maria dos Santos und später Rosa Maria de Brito.[1][2] Obwohl Maria keine formelle Ausbildung erhielt, konnte sie die für das Landleben erforderlichen Fähigkeiten wie Reiten, Jagen und den Umgang mit Schusswaffen üben. Diese Fähigkeiten kamen ihr beim Militär zugute.

Nach ihrer Zeit beim Militär heiratete Maria Quitéria Gabriel Pereira Brito, der sie schon länger geliebt hatte. Mit ihm hatte sie eine Tochter namens Luisa. Zum Ende ihres Lebens war Maria Quitéria verwitwet und fast erblindet. Im Jahr 1853 starb sie in relativer Armut in der Nähe von Salvador. Ihre Überreste wurden in das Beinhaus von Igreja do Santíssimo Sacramento e Sant’Ana gelegt.[3][4]

Über das Leben von Maria Quiteria sind nur wenige Details bekannt. Der Historiker Aristides Augusto Milton, ein Kindheitsfreund des Dichters Castro Alves, Enkel des Majors, der Maria Quiteria wegen ihrer Waffenfertigkeit und anerkannten militärischen Disziplin verteidigte und sie in seine Truppen eingliederte, beschrieb Maria Quiteria in den Ephemerides Cachoeiranas als „eine ebenso mutige wie ehrliche Frau“. Sie wurde auch von der englischen Reiseautorin Maria Callcott in ihrem Buch Journal of a Voyage to Brazil (1824) kurz erwähnt:[5] „Maria de Jesus ist Analphabetin, aber lebhaft. Sie hat klare Intelligenz und scharfe Wahrnehmung. Ich denke, wenn sie ihr eine Ausbildung geben würden, würde sie eine bemerkenswerte Persönlichkeit werden. Man sieht an ihrem Verhalten nichts Männliches, eher ist sie von sanften und freundlichen Manieren.“[6]

Brasilianischer Unabhängigkeitskrieg

Statue für Maria Quitéria in Salvador, Bahia

Gegen den Willen ihres Vaters trat die unverheiratete Maria Quitéria im Oktober 1822 als Mann unter dem Namen „José Medeiros“ in die brasilianische Armee ein. Bis Juni 1823 kämpfte sie in mehreren Schlachten gegen die Portugiesen in Bahia. Sie wurde durch ihren Vater als Frau erkannt und er teilte es auch ihren Vorgesetzten mit, aber aufgrund ihrer Fähigkeiten im Kampf durfte sie in der Armee bleiben. Sie wurde im Juli 1823 zum Kadetten und im August zum Leutnant befördert, wurde von Kaiser Peter I. empfangen und mit der Ritterwürde des Kaiserlichen Ordens vom Kreuz ausgezeichnet.[2]

Sie ist zu einer Art nationaler Legendenfigur geworden. Quiteria war die erste Frau, die in Brasilien in einer Militäreinheit diente. Zusammen mit Maria Filipa de Oliveira und der Nonne Joana Angélica wurde sie als eine der drei bahianischen Widerstandskämpferinnen im Unabhängigkeitskrieg gegen die Portugiesen bekannt.[7][4]

Vermächtnis

Briefmarke von 1953

Nach ihrem Tod wurde Maria Quiterias auf verschiedene Weise national gedacht. 1953, hundert Jahre nach ihrem Tod, gab das Militär eine Bronzemedaille mit dem Konterfei von Maria Quiteria heraus. Sie heißt „Medaille der Maria Quiteria“ und wurde sowohl an Zivilisten als auch an Militärangehörige für wertvolle Beiträge zu militärischen Bemühungen verliehen. Auch kam eine Briefmarke heraus. Durch Präsidialerlass im Jahr 1996 wurde Maria Quiteria zur Schutzpatronin des „Komplementärstabs der brasilianischen Armeeoffiziere“ erklärt.[8]

Das bekannteste Gemälde von Maria Quitéria ist ein Werk des italienischen Malers Domenico Failutti aus dem Jahr 1920 mit dem Titel Retrato de Maria Quitéria de Jesus Medeiros, das als zeitgenössisches Vorbild einen kolorierten Druck von Augustus Earle hatte. Sie ist alleinstehend dargestellt, hält ein Gewehr in der Hand und trägt die Uniform eines brasilianischen Leutnants. Die Arbeit findet sich im Museu Paulista der Universidade de São Paulo.[9][10]

2018 wurde sie in das Heldengedenkbuch Livro dos Heróis e Heroínas da Pátria des Panteão da Pátria e da Liberdade Tancredo Neves aufgenommen.[11]

Literatur

Kommentierte Literaturübersicht:

  • Helder Thiago Maia: Maria Quitéria / Soldado Medeiros: um soldado entre as condecorações nacionais e o esquecimento. In: Pontos de Interrogação. Band 12, Nr. 1. Universidade do Estado da Bahia, 2022, ISSN 2237-9681, S. 17–46 (brasilianisches Portugiesisch, uneb.br).
Commons: Maria Quitéria – Sammlung von Bildern und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ronaldo Vainfas: Dicionário do Brasil Imperial (1822–1889). Editora Objetiva, Rio de Janeiro 2002, S. 523–525.
  2. María Quitéria de Jesús, the heroine of Brazil. Amura, abgerufen am 1. November 2022 (englisch).
  3. A História e Biografia de Maria Quitéria. In: com.br. A História, archiviert vom Original am 18. Mai 2019; abgerufen am 1. November 2022 (brasilianisches Portugiesisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ahistoria.com.br
  4. Saiba onde estão restos mortais das três mulheres ícones da luta pela independência do Brasil na Bahia In: O Globo, 2. Juli 2019. Abgerufen am 3. Juli 2019 (portugiesisch).
  5. Maria Callcott: Journal of a voyage to Brazil, and residence there, during part of the years 1821, 1822, 1823. Longman, Hurst, Rees, Orme, Brown, and Green etc., London 1824, S. 292–294 (englisch, hathitrust.org [abgerufen am 2. November 2022]).
  6. Nara Marques Soares: Maria Graham Callcott: revisão bibliográfica e considerações sobre sua escrita. UFSC, 2015 (brasilianisches Portugiesisch, academia.edu [abgerufen am 1. November 2022]).
  7. Quiteria fought for the army, but 120 years later women were admitted. 28. Januar 2015; (englisch).
  8. Decreto de 28 de Junho de 1996. Institui como Patrono do Quadro Complementar de Oficiais do Exército Brasileiro MARIA QUITÉRIA DE JESUS. In: gov.br. Presidência da República, Casa Civil, 28. Juni 1996, archiviert vom Original am 25. Februar 2021; abgerufen am 1. November 2022.
  9. Museu do Ipiranga. Abgerufen am 2. November 2022 (brasilianisches Portugiesisch, Acervo online, Suchbegriff: Maria Quitéria).
  10. Nathan Gomes: A la guerra Americanas: questões de gênero e etnicidade nos retratos de Maria Quitéria de Jesus. In: RITA - Revue Interdisciplinaire de Travaux sur les Amériques. Nr. 12, September 2019, ISSN 2102-6424 (brasilianisches Portugiesisch, revue-rita.com [abgerufen am 2. November 2022]).
  11. Lei inclui nomes de mártires baianos no Livro dos Heróis e Heroínas da Pátria. In: leg.br. Senado Federal, 27. Juli 2017, abgerufen am 2. November 2022 (brasilianisches Portugiesisch).
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