Margarete Weißkircher

Margarete Weißkircher (* um 1460; † nach 1500) war die – nicht standesgemäße – Lebensgefährtin des Grafen Philipp I. (des Jüngeren) von Hanau-Münzenberg nach dem Tod seiner Frau Adriana von Nassau-Dillenburg (1477). Margarete Weißkircher war eine Hanauer Untertanin.

Das Gothaer Liebespaar, mit hoher Wahrscheinlichkeit: Graf Philipp I. (der Jüngere) und Margaret Weißkircher

Bedeutung

Ihre Bedeutung erlangt sie vor allem dadurch, dass sie zusammen mit Graf Philipp I. auf dem ältesten erhaltenen großformatigen Doppel-Porträt der Kunstgeschichte, dem so genannten Gothaer Liebespaar, dargestellt ist.

Biographie

Darüber hinaus ist sie urkundlich verhältnismäßig gut belegt[1] – allerdings immer noch sehr viel schlechter, als das bei ebenbürtigen Heiraten der Fall ist. Gleichwohl sind Belege dieses Umfangs für eine nicht-standesgemäße Lebensgefährtin eines Adeligen im 15. Jahrhundert selten. Allerdings sind weder Geburts- noch Sterbejahr überliefert.

Das Verhältnis zwischen ihr und dem Grafen war offensichtlich allgemein akzeptiert. Er trat öffentlich mit ihr auf und bedachte sie in seinem Testament.[2] Dort bezeichnet er sie als Dirne, was sicher nicht im Sinne des späteren Gebrauchs des Wortes abwertend gemeint war, aber klarstellt, dass die beiden nicht verheiratet waren. An anderer Stelle wird sie sogar als seine Frau bezeichnet.

Das Paar hatte gemeinsame Kinder, die hinsichtlich der Grafschaft nicht erbberechtigt waren und dem Stand ihres Vaters nicht folgten:

  1. Else von Hanau, verheiratet 1508 mit Heinrich Rabe, gräflich-hanauischer „Beamter“ („Knecht“)
  2. Johann von Hanau-Münzenberg, Pfarrer in Ober-Roden, Pfründner in Niederdorfelden. Er führte das Hanauer Wappen mit Bastardfaden.
  3. Anna von Hanau (Geburts- und Sterbedatum nicht bekannt). Der Sohn Philipps aus erster Ehe und dessen Nachfolger, Graf Reinhard IV., sorgte auch nach dem Tod des Vaters für seine Halbschwester. Sie heiratete 1517 oder 1518[3] Dietz Reuter († 1537), Keller zu Ortenberg.[4]

Auch diese Kinder bedenkt Philipp in seinem Testament, und die gräfliche Familie sorgte nach seinem Tod für deren Einkommen und gute Ehen.

Nach seinem Tod heiratete Margarete Weißkircher Hermann Zeiler. Zur Hochzeit erhielten sie von Graf Reinhard IV. von Hanau-Münzenberg zehn Achtel Korn und fünf Gulden aus der Kellerei Ortenberg verliehen, die bei Kinderlosigkeit an die Grafschaft zurückfallen sollten. Das Geschenk hatte einen Wert von 200 Gulden.[5]

Literatur

  • Johann Adam Bernhard: Acta & Historiae der Hern und Grafen von Hanau. [Handschrift des 18. Jahrhunderts im Staatsarchiv Marburg: H 146]
  • Reinhard Dietrich: Die Landesverfassung in dem Hanauischen = Hanauer Geschichtsblätter 34, Hanau 1996, ISBN 3-9801933-6-5
  • Josef Heinzelmann: Das „Gothaer Liebespaar“ ist ein Liebespaar. In: Archiv für Hessische Geschichte und Altertumskunde. Band 57, 1999, S. 209–236.
  • Daniel Hess: Das Gothaer Liebespaar. Frankfurt, 1996. ISBN 3596130905
  • Gertrud Rudolff-Hille: Das Doppelbildnis eines Liebespaars unter dem Hanauischen Wappen im Schlossmuseum Gotha. In: Bildende Kunst. 1968, S. 19.
  • Hans Martin Schmidt: Das Liebespaar des Hausbuchmeisters. In: 675 Jahre Hanau. Katalog-Nr. 89, Abb. 135.
  • Allmuth Schuttwolf: Jahreszeiten der Gefühle. Das Gothaer Liebespaar und die Minne im Spätmittelalter. Hatje Cantz Verlag, 1998. ISBN 3775707336
  • Karl-Heinz Spieß: Familie und Verwandtschaft im deutschen Hochadel des Spätmittelalters = Beiheft der Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 111, Stuttgart 1993, S. 387, 389. ISBN 3-515-06418-4
  • Ernst Julius Zimmermann: Hanau Stadt und Land. 3. Auflage, Hanau 1919, ND 1978.

Verweise

  1. Die detailliertesten Angaben finden sich bei Bernhard, S. 354
  2. Staatsarchiv Marburg: O.I.a. 1500 Mai 4
  3. Zimmermann, S. 672; der Ehevertrag stammt vom 29. Dezember 1517: Staatsarchiv Marburg, O.I.a.
  4. Spieß, S. 390, Anm. 372, deutet den Namen wörtlich und geht davon aus, dass er Reitknecht gewesen sei.
  5. Johann Adam Bernhard: Acta und Historiae der Herrn und Grafen von Hanau. [Handschrift], 18. Jahrhundert: Staatsarchiv Marburg, Signatur: H 146, S. 354.
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