Marbach (Petersberg)

Marbach ist ein Ortsteil der Gemeinde Petersberg im Landkreis Fulda.

Marbach
Gemeinde Petersberg
Koordinaten: 50° 37′ N,  43′ O
Höhe: 315 (293–336) m ü. NHN
Fläche: 5,96 km²
Einwohner: 2410 (31. Dez. 2019)[1]
Bevölkerungsdichte: 404 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 36100
Vorwahl: 0661
Kathol. Kirche und Pfarrhaus
Kathol. Kirche und Pfarrhaus

Der Name „Marbach“ kommt von Marcbach (Grenzbach).[2] Moarbich heißt der Ort im örtlichen Dialekt, dem Rhöner Platt.

Ortsansicht von Nordwesten, hinten die Rhön
Ortsansicht von Südwesten, hinten das Hess. Kegelspiel

Geographie

Lage

Marbach liegt in Osthessen am Rand der Rhön. Das Dorf ist der nördlichste Ortsteil der Gemeinde Petersberg.

Durch den Ort fließt das Marbacher Wasser, welches umgangssprachlich aber nur die Marbach genannt wird. Der Bach mündet im Osten in den Haunestausee.

Westlich und nördlich des Dorfes liegt der Michelsrombacher Wald, im Osten das Haunetal.

Nachbarorte

Marbach grenzt im Norden an Michelsrombach und Rückers, im Osten an Dammersbach (alle zugehörig zur Stadt Hünfeld), im Süden an Steinau (Gemeinde Petersberg) und Bernhards (Stadt Fulda) sowie im Südwesten und Westen an Dietershan (ebenfalls Stadt Fulda), welche alle im Landkreis Fulda liegen.[3]

Geschichte

Lage von Marbach (Marbag) auf einer Karte des Hochstifts Fulda von 1574

Marbach wurde im Jahr 1228 erstmals urkundlich erwähnt: Der Fuldaer Abt Konrad überträgt dem Kollegiatstift Hünfeld die Pfarrei „marpach“.[4] Frühere Nennungen Marbachs aus dem Jahre 747 und 1093 beziehen sich nicht auf den Ort Marbach, sondern auf den Bachlauf als Grenzfluss. 1738 zählte es zur Abtei Fulda, Amt Burghaun. Bereits in 1787 gehörte es der Fürstabtei Fulda und dem Oberamt Mackenzell.

Durch die ungünstigen Bodenverhältnisse blieb Marbach lange Zeit ein von Armut geprägtes Dorf. Nebeneinnahmen ergaben sich u. a. durch Vorspanndienste auf den Steilstrecken der alten Reichsstraße von Frankfurt nach Leipzig, an der Marbach lag. Erst mit dem Beginn der Industrialisierung, dem Bau der Eisenbahn und dem Einzug der Elektrizität begann sich der Lebensstandard zu heben.

Die erste staatliche Schule wurde 1795 eingerichtet.

Von 1862 bis 1866 wurde die Eisenbahnstrecke Fulda–Hersfeld–Bebra erbaut. Der Haltepunkt Marbach wurde 1898 in Betrieb genommen und von 1911 bis 1912 zu einem Bahnhof ausgebaut. Im Jahr 1980 wurde der Bahnhof geschlossen.

Am 31. Dezember 1971 verlor Marbach im Zuge der Gebietsreform in Hessen seine Eigenständigkeit und wurde ein Ortsteil der Gemeinde Petersberg.[5]

Eine große Entlastung brachte 1981 der Bau der Umgehungsstraße, welche den starken Verkehr der Bundesstraße 27 nun um Marbach herumführt.

In den Jahren von 1983 bis 1989 erfolgte der Bau des Haunestausees.

Heutzutage ist Marbach aufgrund seiner Lage, Infrastruktur und Baugebiete ein beliebter Wohnort mit stetig wachsender Einwohnerzahl, der durch ein aktives Vereinsleben geprägt ist.

Einwohnerentwicklung

Jahr/Datum Einwohner
1939767
6. Juni 19611128
27. Mai 19701343
1. Jan. 20092133
1. Juli 20112288

Quellen: [6] und [7]

Die kathol. Pfarrkirche St. Aegidius und das Pfarrhaus
Die Mariengrotte

Religionen

Im Jahr 2003 waren ca. 77 Prozent der Marbacher Einwohner katholisch und ca. 13 Prozent evangelisch. Die anderen zehn Prozent waren konfessionslos oder gehörten anderen Religionsgemeinschaften an.[8]

Die katholische Pfarrkirche ist St. Aegidius geweiht. Wann der erste Turm der Kirche errichtet wurde, ist urkundlich nicht belegt. Sicher ist aber, dass zumindest der untere Teil des Turmes in seinen heutigen Grundmauern 1436 entstand. Er diente in unruhigen Zeiten als Wehrturm. 1676 wurde die Kirche durch einen Brand zerstört und erst 20 Jahre später wieder aufgebaut. Nach späterem langsamen Verfall wurde sie in den Jahren von 1921 bis 1923 in ihrer jetzigen Form neu aufgebaut und hat seitdem mehrere Renovierungen erfahren.

Die traditionell katholische Prägung des Ortes zeigt sich auch in der Mariengrotte sowie den Bildstöcken und Flurkreuzen, die in und um Marbach aufgestellt sind.

Wirtschaft und Infrastruktur

In Marbach gibt es mehrere Handwerksbetriebe. Die Brückenmühle ist Hauptsitz der GEDYS IntraWare GmbH, einer Software-Firma mit dem Schwerpunkt Customer-Relationship-Management. Die früher vorherrschende kleinbäuerliche Landwirtschaft spielt heutzutage allenfalls als Nebenerwerb eine Rolle.

Im Ort gibt es eine Grundschule und einen Kindergarten.

Ein Supermarkt mit Postfiliale, eine Bäckereifiliale mit Café und die SB-Stelle der regionalen Raiffeisenbank haben sich an der Abfahrt Marbach-Nord der B 27 angesiedelt. Im Ort gibt es eine Pizzeria, eine Metzgerei, einen Blumenladen und eine Fahrschul-Filiale sowie am Haunesee einen Landgasthof mit Pension. Eine Tankstelle mit Werkstatt und eine Arztpraxis vervollständigen die Infrastruktur des Ortes. Das Konrad-Trageser-Haus bietet als Dorfgemeinschaftshaus mit seiner Halle und den kleineren Räumen Platz für kulturelle und sportliche Veranstaltungen. Auch eine Bibliothek und eine Kegelbahn befinden sich hier.

Der Haunestausee

Gäste aus der Region besuchen hauptsächlich den Trampolinpark Cosmic Arena in der ehemaligen Tennishalle und das Naherholungsgebiet Haunestausee. Der Sportplatz, sechs Spielplätze, ein Skateplatz und eine Grillhütte ergänzen das Freizeitangebot im Ort.

Verkehr

Durch den Ort führte die alte Frankfurt-Leipziger Straße, aus der später zwischen Fulda und Hünfeld die B 27 wurde. Im Jahr 1981 wurde die Ortsumgehung eröffnet. Seitdem ist Marbach über die Ausfahrten Marbach-Nord, Marbach-Süd und Bernhards zu erreichen. Die Bundesautobahn 7 führt westlich an Marbach vorbei. Die nächstgelegene Abfahrt ist die Anschlussstelle Fulda-Nord.

In Marbach enden die Stadtbuslinie 6 aus Fulda und die Buslinie 74 aus Hünfeld. In Fulda bestehen Anschlüsse zum Regional- und Fernverkehr. Die Buslinien sind in den Rhein-Main-Verkehrsverbund integriert.

Der Bahnhof Marbach (Kr Fulda) liegt an der Bahnstrecke Bebra–Fulda. Der ehemalige Personenzughalt ist seit 1980 geschlossen und dient nur noch als Überholbahnhof.

Durch den Ort verläuft der Hauneradweg, welcher auch die Verbindung zwischen den Ausgangspunkten des Kegelspielradweges und des Milseburgradweges herstellt.

Entlang des Haunestausees führt der Jakobsweg Vacha-Fulda.

Bischof Joseph Damian Schmitt, 1938

Persönlichkeiten

  • Joseph Damian Schmitt (1858–1939) – Bischof von Fulda von 1907 bis 1939, geboren in Marbach
  • Konrad Trageser (1884–1942) – Pfarrer in Marbach von 1930 bis 1942, Opfer der Nazidiktatur
  • Walter Arnold (* 1949) – CDU-Politiker, geboren in Marbach
  • Nicolai Pfeffer (* 1985) – Klarinettist und Herausgeber, aufgewachsen in Marbach

Sonstiges

Traditionell am ersten Novemberwochenende jeden Jahres wird die Kirmes gefeiert.

Speeketze ist der Ortsneckname für die Marbacher. Er stammt aus der Zeit, in der sich die Marbacher Kleinbauern wegen des kargen Bodens zusätzliche Verdienstmöglichkeiten suchen mussten. Sie sammelten im Wald Kienspäne (Späne, im Rhöner Platt Spee genannt) und brachten sie im Rückenkorb (Ketze) auf den Markt nach Fulda. Heute tragen u. a. der Kirmesverein und der Lauftreff den Namen.

Marbach ist der Namensgeber für eine bisher noch nicht im Abbau befindliche Kalisalz-Lagerstätte. Das sogenannte Marbacher Feld schließt sich südwestlich an das Werra-Kalirevier an und reicht ungefähr bis Marbach. Es ist bislang erst wenig erkundet.[9]

Im Herbst 2011 wurden im Wald bei Marbach Teile des 3D-Films Lost Place gedreht. Der aufwändig produzierte Mystery-Thriller kam 2013 in die Kinos.[10]

Einzelnachweise

  1. https://www.petersberg.de/index_main.php?unid=556&PHPSESSID=8fed13b4877664d8bef0c55beffad2ff
  2. Erich Eck: Marbach in alten Zeiten. In: Otto König: Marbach in alten Ansichten. Petersberg-Marbach, 1990, S. 26.
  3. Blattschnitt der Verwaltungskarten von Hessen im Maßstab 1:200000, Stand 2007. PDF-Datei zum Herunterladen bereitgestellt vom Hessischen Landesamt für Bodenmanagement und Geoinformation. Abgerufen am 27. Februar 2020.
  4. Staatsarchiv Marburg, K450 Bl. 1r und 1v; Kopie in: Otto König: Marbach in alten Ansichten. Petersberg-Marbach, 1990, S. 2.
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 393.
  6. „Marbach, Landkreis Fulda“. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Institut für Landesgeschichte, abgerufen am 29. November 2011.
  7. Website der Gemeinde Petersberg. Gemeindeportrait - Einwohnerzahlen - Statistik (Memento vom 7. Dezember 2009 im Internet Archive) Abgerufen am 29. September 2011.
  8. Marbach in Zahlen Abgerufen am 29. September 2011.
  9. Ralf E. Krupp: Alternative Produktions-, Aufbereitungs- und Entsorgungsverfahren im Thüringisch-Hessischen Kalirevier, S. 4 und S. 9
  10. Artikel LOST PLACE - deutscher Mystery Thriller im Kino in printzip - Magazin für Fulda und Hersfeld-Rotenburg
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.