Mandarinoit
Mandarinoit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der Zusammensetzung Fe3+2(SeO3)·6H2O[3], ist also chemisch gesehen ein wasserhaltiges Eisen-Selenit.
Mandarinoit | |
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Allgemeines und Klassifikation | |
IMA-Nummer |
1977-049[1] |
IMA-Symbol |
Mda[2] |
Chemische Formel | Fe3+2(SeO3)3·6H2O[3] |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Oxide und Hydroxide |
System-Nummer nach Strunz (8. Aufl.) Lapis-Systematik (nach Strunz und Weiß) Strunz (9. Aufl.) Dana |
IV/K.08 IV/K.08-010 4.JH.15 34.03.04.01 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | monoklin |
Kristallklasse; Symbol | monoklin-prismatisch; 2/m[4] |
Raumgruppe (Nr.) | P21/c[3] (Nr. 14) |
Gitterparameter | a = 16,81 Å; b = 7,88 Å; c = 10,02 Å β = 98,3°[3] |
Formeleinheiten | Z = 4[3] |
Häufige Kristallflächen | {100}, {110}, {011}, {101} |
Zwillingsbildung | nach (100) |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 2,5 |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 2,93(3); berechnet: 3,04[5] |
Spaltbarkeit | Absonderung nach {100} |
Bruch; Tenazität | nicht definiert |
Farbe | hellgrün, gelblichgrün, grünlichweiß, fast farblos in dünnen Schichten |
Strichfarbe | sehr hellgrün, blassgrün |
Transparenz | durchsichtig bis durchscheinend |
Glanz | Glasglanz bis schwacher Fettglanz |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nα = 1,715 nβ = 1,797 bis 1,800 nγ = 1,860 bis 1,870[6] |
Doppelbrechung | δ = 0,145 bis 0,155[6] |
Optischer Charakter | zweiachgis negativ |
Achsenwinkel | 2V = 80 bis 85° (gemessen); berechnet: 80°[6] |
Mandarinoit entwickelt nur millimetergroße Kristalle mit tafeligem, schwertähnlichem Habitus, die nach der c-Achse gestreckt und meist in rosettenförmigen Mineral-Aggregaten angeordnet sind. Die Oberflächen der durchsichtigen bis durchscheinenden Kristalle weisen einen glasähnlichen Glanz auf. Seine Farbe variiert überwiegend zwischen hellgrün, gelblichgrün und grünlichweiß, allerdings erscheint er in dünnen Schichten fast farblos. Auf der Strichtafel hinterlässt Mandarinoit einen blassgrünen Stich.
Etymologie und Geschichte
Erstmals entdeckt wurde Mandarinoit 1977 im Silberbergwerk „Virgen de Surumi“ (auch Pacajake bzw. Pakajake, benannt nach dem Pakajake Canyon), die etwa zwanzig Kilometer nordöstlich von Colquechaca im bolivianischen Departamento Potosí liegt. Beschrieben wurde das Mineral 1978 von Pete J. Dunn, Donald R. Peacor und Bozidar Darko Sturman, die es nach dem amerikanisch-kanadischen Mineralogen und ehemaligen Kurator des Royal Ontario Museums Joseph Anthony Mandarino (1929–2007) benannten.
Typmaterial des Minerals werden im Royal Ontario Museum in Kanada (Register-Nr. 35273), in der Harvard University in Massachusetts (Register-Nr. 111364 und 111368D) sowie im National Museum of Natural History in Washington (Register-Nr. 142878) aufbewahrt.[5]
Klassifikation
Bereits in der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Mandarinoit zur Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort zur Abteilung der „Sulfite, Selenite und Tellurite“, wo er als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe IV/K.08 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Mandarinoit in die erweiterte Abteilung der „Arsenite, Antimonide, Bismutide, Sulfite, Selenite und Tellurite“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der möglichen Anwesenheit zusätzlicher Anionen und/oder Kristallwasser, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Selenite ohne zusätzliche Anionen; mit H2O“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 4.JH.15 bildet.
Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Mandarinoit dagegen in die Klasse der „Sulfate, Chromate und Molybdate“ und dort in die Abteilung der „Selenite, Tellurite und Sulfite“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 34.03.04 innerhalb der Unterabteilung „Selenite - Tellurite - Sulfite“ zu finden.
Bildung und Fundorte
Mandarinoit bildet sich in der Oxidationszone selenreicher Erz-Lagerstätten. Als Begleitminerale können unter anderem Chalkomenit, Chlorargyrit, Goethit, Kruťait, Penroseit, Poughit, Pyrit, Quarz und Siderit auftreten.
Als seltene Mineralbildung konnte Mandarinoit nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei bisher (Stand: 2013) etwas mehr als 10 Fundorte als bekannt gelten.[7] Neben seiner Typlokalität „Virgen de Surumi“ in der Provinz Chayanta trat das Mineral in Bolivien noch im Bergwerk „El Dragón“ in der Provinz Antonio Quijarro zutage.
Weitere bekannte Fundorte sind unter anderem Cobar in Australien; Enshi in China; Ojojona in Honduras; Villaputzu in Italien; De Lamar (Owyhee County, Idaho), Elko und Maggie Creek (Eureka County, Nevada) und Polar Mesa (Grand County, Utah) in den Vereinigten Staaten von Amerika sowie Skouriotissa auf Zypern.[8]
Kristallstruktur
Mandarinoit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21/c (Raumgruppen-Nr. 14) mit den Gitterparametern a = 16,81 Å; b = 7,88 Å; c = 10,02 Å und β = 98,3° sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]
Siehe auch
Literatur
- Pete J. Dunn, Donald R. Peacor, B. D. Sturman: Mandarinoite, A New Ferriciron Selenite from Bolivia, In: The Canadian Mineralogist, Band 16 (1978), S. 605–609
- Michael Fleischer, J. A. Mandarino, Adolf Pabst: New Mineral Names, In: American Mineralogist, Band 65 (1980), S. 205–210 (PDF 758 kB; Mandarinoite S. 2)
- Frank C. Hawthornee: The crystalstructure of Mandarinoite, Fe3+Se3O9·6H2O, In: Canadian Mineralogist, Band 22 (1984), S. 475–480 (PDF 503,2 kB)
Weblinks
- Mineralienatlas:Mandarinoit (Wiki)
Einzelnachweise
- Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
- Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
- Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 273.
- Webmineral - Mandarinoite
- Mandarinoite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 68,5 kB)
- Mindat - Mandarinoite
- Mindat - Anzahl der Fundorte für Mandarinoit
- Fundortliste für Mandarinoite beim Mineralienatlas und bei [ Mindat]