Malerei der Antike
Die Malerei der Antike hat ihre Wurzeln im Orient (ab 10.000 v. Chr.). In Ägypten (ab 3000 v. Chr.) entstehen die ersten großen Wandmalereien, in der Minoischen Kunst auf Kreta (2000 v. Chr.) die Freskomalerei.
Alter Orient
Bei den Kulturen in Vorderasien war die Malerei und wohl besonders die Wandmalerei sicherlich auch einst weit verbreitet, doch ist relativ wenig erhalten geblieben. Aus dem Palast von Mari stammen einige Beispiele, aus den Palästen der Hethiter gibt es zahlreiche Fragmente, die aber kaum ein Bild der einst vorhandenen Bemalung erlauben. Von den Assyrern sind schließlich weitere Beispiele, vor allem von Wandmalerei bekannt.
Ägyptische Malerei
Die Malerei der alten Ägypter ist vor allem von Wandmalereien aus Grabkapellen, von Särgen und von der Bemalung von Totenbüchern bekannt. Diese Beispiele stammen fast alle aus Grabanlagen, die in der Wüste erbaut wurden und daher oftmals recht gut erhalten sind. Bekannt sind auch Wandmalereien aus den Häusern der Lebenden, die jedoch meist viel schlechter erhalten sind. Die ägyptische Malerei kannte noch keine Perspektive. Die Figuren sind auf Standlinien angeordnet und zeigen das Wesentliche. Der Kopf wird von der Seite, die Augen und die Brust von vorne wiedergegeben.
Eine erste Blüte erlebte die Malerei in Ägypten im Mittleren Reich (zirka 2000–1700 v. Chr.). Aus dieser Zeit stammen viele Grabanlagen in Mittelägypten, die reich dekoriert waren. Es finden sich vor allem Darstellungen des Grabherren, seiner Familie und von Werkstätten und der Nahrungsproduktion, die die Dinge herstellten, die der Tote auch im Jenseits nicht missen wollte. Besonders viele Beispiele solcher Malereien stammen aus Gräbern in Theben und datieren aus dem Neue Reich (zirka 1550–1070 v. Chr.), wobei man ab zirka 1350 v. Chr. auch verstärkt Bilder des Toten in der Unterwelt und im Zusammensein mit der Götterwelt findet, was sicherlich auf neue religiöse Vorstellungen zurückzuführen ist. Ab der Dritten Zwischenzeit (zirka 1070–700 v. Chr.) ist Malerei vor allem auf Särgen und Totenbüchern erhalten.
Griechische Malerei
Im 3. Jahrhundert nach Christus bezeichnet der griechische Schriftsteller Philostratos die Malerei als eine Erfindung der Götter (Eikones 1). Durch diese und andere Aussagen antiker Autoren ist bezeugt, dass die Malerei bereits in der Antike besonders hoch angesehen war, höher sogar als die Bildhauerei, da die Malerei den Vorteil der realitätsnahen Nachahmung besaß, sowie im Stande war, ein breiteres Erzählspektrum zu ermöglichen. Heute ist dies kaum noch nachvollziehbar, da sich nur sehr spärliche Reste der antiken Malerei erhalten haben. Dies kommt daher, dass als Bildträger hauptsächlich Holz verwendet wurde, außerdem Stein, Ton und Stuck. Die Verwendung von Elfenbein, Glas und Leinwand tritt kaum auf. In der antiken Literatur fungiert Plinius der Ältere als Hauptquelle für die verschiedenen Techniken der antiken Malerei. Hierzu sei auf Buch 35 seines Werkes Naturalis historia verwiesen oder auch auf Vitruv, de architectura 7,7–14.
Quellenlage
Die archäologischen Zeugnisse der griechischen Malerei umfassen, wie oben bereits erwähnt, nur wenige Beispiele. Schriftquellen nennen uns die Namen bedeutender Künstler, sowie die Themen ihrer wichtigsten Kunstwerke. Manchmal sind uns sogar Anbringungsorte überliefert. Visuelle Zeugnisse haben wir hauptsächlich aus dem sepulkralen Kontext, sowie durch Reflexionen aus anderen Gattungen oder Epochen. Figürlich bemalte Vasen oder Mosaike können in begrenztem Maße helfen, Rückschlüsse auf die verlorengegangene Malerei zu schließen. Hier ist Vorsicht geboten, da es zu Veränderungen oder Umbildungen aufgrund der verschiedenen Gattungen gekommen sein kann. Man darf also nicht mit einer originalgetreuen Kopie einer Malerei rechnen.
Beispiele
Nach dem Untergang der minoisch-mykenischen Kultur mit ihrer qualitätvollen Freskomalerei (zum Beispiel Knossos) setzte die griechische Wandmalerei erst wieder im 8. Jahrhundert v. Chr. ein. Pinakes – bemalte Tontäfelchen – bilden die frühesten Zeugnisse, wurden im 8.–6. Jahrhundert v. Chr. in größeren Mengen hergestellt und als Weihegeschenke in Heiligtümern verwendet. Diese rechteckigen Täfelchen sind in ihrer Funktion auf das Bildfeld reduziert und spiegeln deutlich die Erfindung der Tafelmalerei wider. Ein hölzernes Beispiel dieser Gattung hat sich erst aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. erhalten und wurde in einer Höhle, Nahe Korinth gefunden, die den Nymphen geweiht war. Auf diesen vier Holztäfelchen sind eine Weiheinschrift und eine farbig bemalte Opferszene dargestellt (I. Scheibler, Griechische Malerei in der Antike (1994) Abb. 40).
Tontafeln fanden auch als Verkleidungsplatten oder Metopen auf Bauwerken, zum Beispiel Tempeln, Verwendung. Im 7. Jahrhundert v. Chr. wurde auch bereits auf Stein gemalt, wo nach bekannter Quellenlage, sowohl Umriss- und Binnenzeichnung, als auch monochrom gefasste Flächen angewendet wurden. Großfigurige Zeugnisse der griechischen Malerei haben sich in größerem Maße in Gräbern erhalten, die hauptsächlich in den Randgebieten der griechischen Welt erhalten geblieben sind. Die griechische Grabmalerei beeinflusste in großem Ausmaß den sepulkralen Bereich Unteritaliens und Etruriens und steht im engen Zusammenhang mit anatolischer Grabmalerei. Gute Beispiele hierzu bilden die Tomba del Tuffatore in Paestum, die um 480 v. Chr. datiert oder die gleichzeitigen "Elmali-Gräber" in der Südwest-Türkei.
Die Blütezeit der griechischen Malerei wird uns hauptsächlich durch die makedonischen Kammergräber bezeugt. In Vergina befindet sich das Grab von Philipp II., auf dessen Fassade ein vielfiguriger Jagdfries abgebildet ist. Im Hellenismus gewinnt eine weitere Gruppe an Bedeutung, und zwar die Wandmalerei der Wohnarchitektur. Seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. wurden beispielsweise in Pella, Priene oder Delos die Wände im sog. Mauerwerkstil mit teilweise figürlichen oder ornamentalen Friesen versetzt.
Die Themen des Dargestellten orientierten sich am Verwendungszweck und Anbringungsort der Malerei. In Griechenland kann man vier große Bereiche unterscheiden:
- Heiligtümer: Architekturverzierungen, Votive, Kultbilder etc.
- private Bauten: Malerei in Wohnhäusern, bemalte Statuen etc.
- öffentliche Bauten: stoai, beispielsweise die stoa poikile (bunte Halle) in Athen, wo ein Gemäldezyklus mit vier Schlachten angebracht war
- Gräber: Grabbeigaben, bemalte Fassaden, Sarkophage etc.
Römische Malerei
Quellenlage
Die Anzahl und auch die Art der archäologischen Zeugnisse der römischen Malerei unterscheiden sich wesentlich von der griechischen Malerei. Erhalten sind zahlreiche Zeugnisse römischer Wandmalerei, wobei es offensichtlich ein römisches Phänomen ist und nicht etwa nur Zufall der Überlieferungssituation. Plinius beklagt in seinen naturalia historia 35, 118 den eindeutigen Wechsel von der Tafel- zur Wandmalerei.
Römische Künstlernamen werden in weitaus geringerer Zahl in den Schriftquellen erwähnt als ihre griechischen Pendants, wobei der Malerberuf durchaus als angesehen gegolten haben dürfte. In spätrepublikanischer Zeit waren oftmals griechisch-orientalische Maler, wohl meist als Sklaven, für römische Auftraggeber tätig. Sie waren nicht nur geschulter als ihre römischen Kollegen, sondern auch mit dem griechischen Stil vertraut, der zu jener Zeit besonders beliebt war. Bei manchen namentlich bekannten Römern ist nicht gesichert, ob sie wirklich Maler waren, zum Beispiel Saecundanus Florentinus.
Beispiele
Zur offiziellen Repräsentationskunst des Römischen Reiches zählt die Historienmalerei. Zur Zeit des Wechsels vom 4. zum 3. Jahrhundert v. Chr. entstanden, ist sie nur durch literarische Hinweise und durch eine geringe Anzahl von Reflexen in der Sepulkralkunst fassbar. Diese Bilder zeigten Szenen von gewonnenen Kriegen, eroberten Städten, besiegten Völkern mit ihren Herrschern, sowie Karten mit eingezeichneten Kriegsschauplätzen. Diese wohl mehrheitlich Tafelbilder konnten in Triumphzügen mitgeführt werden und das Volk an dem Sieg des jeweiligen Imperators hautnah teilhaben lassen. Literarische Quellen streichen die originalgetreue Wiedergabe der dargestellten Personen und Schauplätze heraus. Bei dem frühesten erhaltenen Beispiel dieser Gruppe handelt es sich um ein Freskofragment aus dem Fabiergrab vom Esquilin in Rom. Hierbei handelt es sich um einen Teil eines großen Bilderzyklus des frühen 3. Jahrhunderts v. Chr. mit Darstellungen aus den Samnitenkriegen (R. Ling, Roman painting (1991) Abb. 6). In vier erhaltenen Registern wird auf die römischen Tugenden hingewiesen, virtus und fides populi Romani.
Als zweites Beispiel sei nun auf die Gattung der Porträtmalerei verwiesen, die im römischen Ahnenkult eine wichtige Rolle spielte. Die Porträts wurden auf Holz, Leinwand, Glas und Stuck gemalt. Im kaiserzeitlichen Ägypten wurde die altehrwürdige Sitte der Mumifizierung mit dem Wunsch nach römischer Selbstdarstellung verbunden. Individuell aussehende Porträts wurden auf Holztafeln gemalt und anstelle der ägyptischen Totenmasken auf das Gesicht des mumifizierten Verstorbenen gelegt. In Fayum, einer großen Oase in der libyschen Wüste, wurde die größte Anzahl der uns mittlerweile 1000 bekannten Mumienporträts gefunden. Durch das trockene Wüstenklima sind die Stücke hervorragend erhalten, wodurch es ermöglicht wird, die Polychromie und auch die Maltechniken ausreichend zu studieren und zu analysieren.
Die heutige Kenntnis der antiken Malerei stammt vorwiegend aus der Fundlage der Wandmalereien der verschütteten Vesuvstädte Herculaneum und Pompeji. Diese Überlieferungssituation hat die Forschung sehr stark beeinflusst. 1882 publizierte August Mau seine „Geschichte der decorativen Wandmalerei in Pompeji“, worin er die damals bekannten Wandmalereien in vier große Stile einteilte. Die „vier pompeianischen Stile“ werden über die Grenzen Pompejis für die gesamte römische Wandmalerei bis 79 n. Chr. angewendet.
1. Stil: Incrustationsstil, Mauerwerkstil
Diese römische Version des griechischen Mauerwerksstils (siehe Delos) imitiert im Wesentlichen monumentales Quadermauerwerk durch farbige Malerei, Ritzung oder plastische Gestaltung mit Stuck.
2. Stil: Architekturstil
Hierbei wird anfangs noch reale, baubare Architektur nachgeahmt, die Wände werden zunehmend aufgerissen und geben „Architekturfenster“ frei. In der Weiterentwicklung kommt es zu mehreren Ebenen, die Tiefenwirkung der Architektur wird in Vorder- und Hintergründe verstärkt. In der späten Phase werden die Architekturelemente, wie Säulen, Bögen, Pfeiler etc. immer mehr ausgedünnt, sind realitätsfremd und nicht mehr baubar geworden. Außerdem werden die Wände wieder zunehmend geschlossen und man tendiert wieder zur Zweidimensionalität.
3. Stil: Ornamentaler Stil
Die Wände sind nun vollständig geschlossen und zweidimensional gestaltet, mit monochrom bemalten Farbflächen in den Farben Schwarz, Rot und Weiß. Bänder, Linien und Architekturelemente teilen die Flächen in Zonen. Die Mittelzonen können gerahmte Bildfenster tragen, beispielsweise mit Villenlandschaften oder mythologischen Szenen.
4. Stil: der letzte pompejanische Stil
Im 4. Stil werden die Errungenschaften der vier Stile ineinander vereint. In die horizontal und vertikal getrennten Wände werden Schmuckbänder, freischwebende Medaillons und Bildfelder eingearbeitet. Die Architekturelemente gewinnen wieder an Volumen, werden deutlich plastischer dargestellt. Luxuriös und reich gestaltete Ornamente mit Licht-Schattenwirkung verleihen eine insgesamt reichere und leibhaftigere Wirkung.
Die häufig zu lesende Meinung, die Blütezeit der römischen Malerei wäre mit dem Untergang der Vesuvstädte zu Ende gegangen, ist kaum fundiert zu belegen. Auch nach dem Jahre 79 n. Chr. sind noch qualitätvolle Malereien vielerorts gefunden worden. Allerdings sind diese Zeugnisse aus verschiedenen Teilen des römischen Reiches und chronologisch oft schwer einzuordnen, zudem noch nicht so ausreichend bearbeitet wie die pompejanische Malerei. Wie auch schon der 4. Stil gezeigt hat, wurde auch nach 79 n. Chr. das bekannte Darstellungsrepertoire weiterhin genutzt und neu verbunden. Auch in der Spätantike sind kunstvolle Malereien nachgewiesen, man denke nur an die Katakombenmalerei.
Antike Polychromie im Wandel der Zeit
Der Kunstagent von König Ludwig I., Johann Martin von Wagner, bereiste im Auftrag des Königs im Jahre 1812 eine Auktion, um die eben erst gefundenen Giebelskulpturen des Aphaia-Tempels von Ägina für die Glyptothek zu erwerben. Nach eingehender Betrachtung beschreibt er den Zustand der Skulpturen und schließt auf etwaige Bemalungen. Außerdem bemerkt er, dass die Farben den Witterungseinflüssen unterschiedlich lange standgehalten haben. Die Glyptothek selbst war durch Leo von Klenze prachtvoll ausgestattet worden, wobei Wände, Gesimse, Marmorsockel etc. farbig gefasst waren. Zahlreiche Gegner meinten, die farbige Ausstattung würde die Wirkung der Skulpturen und Ausstellungsstücke beeinträchtigen, aber das Bewusstsein der antiken Polychromie war bereits vorhanden. König Ludwig I. wurde zur treibenden Kraft in dem Versuch, die Polychromie der Architektur wiederzubeleben. So ließ er beispielsweise 1836 ein kleines, farbig gefasstes Rundtempelchen im Englischen Garten errichten. Aber hier, wie auch bei anderen polychromen Versuchen blätterte die Farbe rasch ab. Der Stein war wieder blank, da ein dauerhaftes Bindemittel gegen das Münchner Wetter nicht gefunden werden konnte. John Gibson war der Erste, der 1851–1856 eine Marmorskulptur farbig rekonstruierte, die „tinted Venus“ in der Walker Art Gallery in Liverpool. Hierbei wurde die Technik der Wachsmalerei benutzt, um Lippen, Augen, Haare, Gewand und auch die Haut zu tönen.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde Dresden zum Zentrum der Auseinandersetzung mit der antiken Polychromie. Der Direktor der Dresdner Skulpturensammlung, Georg Treu, vertrat vehement seine Meinung, dass die antiken Skulpturen vollständig farbig gefasst gewesen wären. Er ließ Gipsabgüsse von Skulpturen anfertigen, die dann von Künstlern bemalt wurden. Allerdings handelt es sich hierbei nicht um Rekonstruktionen, da keinerlei Farbreste mehr auf den Skulpturen erhalten geblieben waren. Man orientierte sich an farbigen Terrakotten und anderen Marmorskulpturen mit erhaltenen Farbresten. Allerdings ist es Treu zu verdanken, dass die Auffassung der antiken Polychromie verbreitet und in der Öffentlichkeit Verständnis dafür geweckt wurde. Um die Jahrhundertwende war man sich mittlerweile sicher, dass antike Skulpturen bemalt waren, man diskutierte nun, wie diese Bemalung ausgesehen hatte. Es formierten sich mehrere Parteien, deren Meinungsbilder zwischen der absoluten Befürwortung der totalen Polychromie bis hin zur vollständigen Ablehnung reichten.
Zur antiken Bemalung hat Adolf Furtwängler, der damalige Direktor der Glyptothek, grundlegende Erkenntnisse gewonnen. Nach dem Ersten Weltkrieg verlor sich das Interesse an diesem Thema. Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Glyptothek stark zerstört, wodurch nur mehr einige wenige Aquarelle von ihrem damaligen Aussehen zeugen. Die heutige Glyptothek fördert die Wirkung der Marmorskulpturen durch die geringen Farbkontraste und durch die freie Aufstellung der Skulpturen. Beinahe alle farbigen Rekonstruktionen, die heute ausgestellt werden, sind von Vinzenz Brinkmann rekonstruiert worden. Von 16. Dezember 2003 bis 29. Februar 2004 fand in den Staatlichen Antikensammlungen und der Glyptothek München eine Ausstellung mit dem Titel „Bunte Götter – Die Farbigkeit antiker Skulptur“ statt, zu der auch ein Katalog erschien.
- Malerei in der Villa der Mysterien
- Menander
- Casa del frutteto
- Fresko aus der Villa des P. Fannius Synistor in Boscoreale
Malerei der Parther und Sassaniden
Auch bei den Parthern, im heutigen Iran und Irak war die Malerei eine weit verbreitete Kunstform. Sie ist vor allem durch Beispiele von Wandmalereien bekannt.
Obwohl die parthische Malerei sich aus der griechischen entwickelt hat, zeigt sie deutlich eigene Stilformen. Die Figuren sind alle frontal dargestellt und selbst in erzählenden Darstellungen findet kaum eine Interaktion zwischen den Handelnden, sondern eine völlige Orientierung auf den Betrachter statt. Die Perspektive hat sich weitestgehend aufgelöst, die Figuren schweben meist im Raum und Räumlichkeit wird meist nur noch durch einige Schatten mehr angedeutet als verwirklicht. Diese Stilelemente sollen dann vor allem auch in der byzantinischen Malerei weiterleben.
Die Malerei der auf die Parther folgenden Sassaniden ist schlecht belegt, knüpft aber vor allem an die vorhellenistische persische Kunst an. Die Figuren sind meist im Profil dargestellt und die Standlinie gewinnt wieder an Bedeutung.
Maltechniken des Altertums
Auf Holz
Für die Bemalung von Holz fand die Enkaustik oder die Temperatechnik Anwendung.
Bei der Enkaustik fungierte warmes Wachs als Bindemittel, in das die Farbpigmente verrührt wurden. Das warme oder erkaltende Wachs wurde mit Pinseln oder Metallgeräten aufgetragen. Diese Technik ist zwar aufwändig, bewirkt aber große Haltbarkeit und hohen Farbglanz.
Bei der Temperatechnik werden die Farbpigmente mit emulgiertem Öl bzw. Fett vermengt, als Emulgator dient Eigelb. Da Holz verwittert bzw. sich nur unter bestimmten Bedingungen erhält, gibt es kaum archäologische Zeugnisse dieser Anwendung.
Auf Stein
Die Temperatechnik wird auch auf Stein angewandt. Moderne Versuche haben gezeigt, dass man auf einer geglätteten Marmorfläche den Pinsel sehr leicht führen kann und dabei ein sehr gutes Malergebnis erzielt. Auf raue Oberflächen anderer Steinsorten, wie beispielsweise Poros oder Kalkstein, mussten erst eine oder mehrere Lagen Stuck- oder Kreidegrund aufgebracht werden, um die Oberfläche auszugleichen.
Auf Ton
Auf Ton wurde meist mit brennfesten Erdfarben bzw. Tonschlicker gemalt, in selteneren Fällen auch mit bunten Deckfarben. In diese Materialgruppe fällt die große Menge der bemalten Keramik, auch Vasen genannt, von italienisch: vaso – das Gefäß. Hierbei sind die schwarz- und die rotfigurige Vasenmalerei zu unterscheiden, die rotfigurige und die schwarzfigurige Technik.
Die schwarzfigurige Malerei entwickelte sich in archaischer Zeit und wurde als erste von den korinthischen Werkstätten verwendet. Erst ab Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr. wurde Athen zur führenden Produktionsstätte der schwarzfigurigen Vasen. Bei dieser Technik wurden mit einem Pinsel die ornamentalen und figürlichen Darstellungen mit schwarzem Tonschlicker auf dem Gefäß aufgebracht. Die Binnengliederung wurde anschließend mit einem spitzen Gerät eingeritzt. Erst dann wurde das Gefäß gebrannt.
Die rotfigurige Technik kam etwa um 530 v. Chr. in Athen auf und verdrängte die schwarzfigurige Technik. Hier wurde das umgekehrte Prinzip verfolgt. Das Gefäß wurde mit schwarzem Glanzton überzogen, wobei die Ornamente und Figuren ausgespart blieben. Die Binnenzeichnung konnte also gemalt statt eingeritzt werden, was eine weichere, organischere Körperwiedergabe der Figuren ermöglichte.
Auf Putz
Bei der Wandmalerei wurde Kalkmörtel in mehreren, immer feiner werdenden Schichten aufgetragen und bildete den Malgrund für den anschließenden Farbauftrag. Die Oberfläche wurde hierzu geglättet, die Vorzeichnung (Sinopia) mit Hilfe der Rasterübertragung aufgebracht und daraufhin die reine oder mit Bindemitteln versetzte Farbe auf den frischen Putz (daher "al fresco") aufgetragen. Als Bindemittel sind Marmormehl, Kasein oder Lehmwasser überliefert. Auf Grund der chemischen Reaktionen während der Trocknung versinterte die Farbe mit dem Putz, was diese sog. Fresken besonders haltbar machte. Wird hingegen auf trockenen Putz gemalt, wird diese Technik als al secco bezeichnet.
Farben des Altertums
Aufgrund der geringen Menge von archäologischen Zeugnissen lässt sich das Farbenspektrum der Antike nur sehr unzureichend rekonstruieren. Außerdem ist zu beobachten, dass sich die Farben Rot und Blau am besten erhalten haben.
Hilfreich sind hier neben antiken Schriftquellen die modernen Techniken, die durch Materialanalysen, UV- und Streiflichtaufnahmen einen Einblick in die antike Farbwelt geben können. Aus diesen Quellen ist bekannt, dass Farbpigmente natürlich, sowie auch künstlich hergestellt werden konnten. Als Material fungierten Mineral- und Erdfarben, pflanzliche, tierische Substanzen, aber beispielsweise auch zerstoßenes Glas zur Herstellung der Farbe Blau. Wie bereits erwähnt, konnten Farben rein, aber auch gemischt aufgetragen werden. Ebenso konnten mehrere Farbschichten übereinander aufgebracht werden.
Literatur
- Hugo Blümner: Technologie und Terminologie der Gewerbe und Künste bei Griechen und Römern. Band 3. Olms, Hildesheim 1995, ISBN 3-487-02384-9, S. 159–187 (Reprint der Ausgabe Leipzig 1884).
- Vinzenz Brinkmann (Hrsg.): Bunte Götter. Die Farbigkeit antiker Skulptur. Staatliche Antikensammlungen und Glyptothek, München 2003, ISBN 3-933200-08-3 (Ausstellungskatalog).
- Vinzenz Brinkmann: Die Polychromie der archaischen und frühklassischen Skulptur. Biering & Brinkmann, München 2003, ISBN 3-930609-19-3.
- Valentina Manzelli: La policromia nella statuaria greca arcaica. L’Erma, Rom 1994, ISBN 88-7062-854-X.
- Harald Mielsch: Römische Wandmalerei. Theiss, Stuttgart 2001, ISBN 3-8062-1632-0.
- Ingeborg Scheibler: Griechische Malerei der Antike. Beck, München 1994, ISBN 3-406-38492-7.
- Monika Trümper: Griechische Malerei. In: Tonio Hölscher: Klassische Archäologie Grundwissen. Theiss, Stuttgart 2002, ISBN 3-8062-1653-3, S. 277–292.
- Norbert Zimmermann, Sabine Ladstätter: Wandmalerei in Ephesos von hellenistischer bis in byzantinische Zeit. Phoibos, Wien 2010, ISBN 978-3-85161-035-2.
- Walter Paul Schussmann: Rhadamanthys in der Tomba del Tuffatore. Das Grab der Mysten: eine Neuinterpretation. Phoibos, Wien 2011, ISBN 978-3-85161-061-1.
- Lâtife Summerer, Alexander von Kienlin (Hrsg.): Tatarlı. Renklerin dönüşü. The return of the colours – Rückkehr der Farben. Istanbul 2010.
- Jorge Tomás García: The Limits of Greek Painting: From Mimēsis to Abstraction. In: Heather L. Reid und Jeremy C. DeLong (Hrsg.): The Many Faces of Mimesis. Selected Essays from the 2017 Symposium on the Hellenic Heritage of Western Greece. 2007, JSTOR:j.ctvbj7g5b.27 (englisch).