Majakowskiring

Der Majakowskiring ist ein oval-geschlossener Straßenzug und namensgebend für die dortige Ortslage im Ortsteil Niederschönhausen des Berliner Verwaltungsbezirks Pankow. Nach 1945 erklärte die sowjetische Besatzungsmacht das gesamte Areal zum Sperrgebiet, das auf dem Passierschein als Militärstädtchen bezeichnet wurde. Das Wohnviertel wurde nach der Gründung der DDR von der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) übernommen und ab 1949 in ein abgesperrtes Wohngebiet für die Machtelite der DDR-Führung umgewandelt. Die Immobilien wurden beschlagnahmt und teilweise enteignet.[1]

Majakowskiring
Wappen
Wappen
Straße in Berlin
Majakowskiring
Majakowskiring
Majakowskiring 29 – ehemaliges Wohnhaus von Wilhelm Pieck
Basisdaten
Ort Berlin
Ortsteil Niederschönhausen
Angelegt 1880
Querstraßen Stille Straße,
Boris-Pasternak-Weg,
Köberle Steig,
Rudolf-Ditzen-Weg
Nutzung
Nutzergruppen Fußverkehr, Radverkehr, Autoverkehr
Technische Daten
Straßenlänge 970 Meter

Lage und Geschichte

Der Majakowskiring verläuft von der westlich gelegenen Grabbeallee, die hier ein Teil der Bundesstraße 96a ist, bis zu der östlich am Park des Schlosses Schönhausen befindlichen Ossietzkystraße. Der Ring aus Kronprinzen- (der nördliche Streckenverlauf) und Viktoriastraße (der südliche Teil des Straßenzuges) erhielt am 4. Mai 1950 den Namen des russischen Dichters Wladimir Wladimirowitsch Majakowski. Zunächst hatte der Ring für kurze Zeit Majakowskistraße geheißen.[2][3][4]

Die anliegenden Häuser, die überwiegend Villen-Charakter haben, bewohnten überwiegend bis zu ihrer Flucht und Enteignung nach dem Krieg in erster Linie Industrielle. Vereinzelt erhielten die Alteigentümer für eine Übergangszeit aber auch Mietzahlungen, so im Fall des Hauses Nr. 29. Als die Eigentümer 1950 Ost-Berlin verließen, wurden auch sie enteignet.[4][1]

Nachdem Architekten wie Hans Scharoun die Häuser im Sinne der neuen Bewohner umgebaut hatten, bewohnten sie bis zu ihrem Umzug in die Waldsiedlung Wandlitz Mitglieder der DDR-Regierung.

Der Majakowskiring im Ortsteil Niederschönhausen wurde auch als Totum pro parte „Pankow“ bezeichnet, da er in diesem Bezirk lag. 350 Meter nordöstlich befand sich der Amtssitz des Staatsoberhauptes der DDR, zunächst von 1949 bis 1960 des Präsidenten Wilhelm Pieck und nach dessen Tod bis 1964 des Staatsratsvorsitzenden Walter Ulbricht im Schloss Schönhausen. Pankow galt fortan auch als Metonymie für die DDR-Regierung. So sprach Konrad Adenauer von den „Herren in Pankoff“.[5][3]

Die Häuser im Quartier waren schon 1945 von der sowjetischen Besatzungsmacht beschlagnahmt worden. Die Militärs hatten das Gebiet eingezäunt und es „Gorodok“ (russisch Городо́к =„Städtchen“) genannt. Die im Viertel am Majakowskiring wohnenden Regierungsvertreter schirmte später eine Mauer von der Außenwelt ab. Diese blieb auch nach dem Umzug der Politiker nach Wandlitz im Jahre 1960 erhalten. Erst als Lotte Ulbricht 1973 nach dem Tod ihres Mannes wieder in den Majakowskiring zurückkehren wollte, wurden die Sperren und Kontrollen aufgehoben. Jedoch untersagte man ihr, an ihren ursprünglichen Wohnsitz zurückzukehren, man wies ihr nunmehr das Haus Nummer 12 zu, in dem sie bis zu ihrem Tode 2002 lebte.[2][6]

Häuser und ihre Bewohner (Auswahl)

„Kasbaumsche Villa“ Majakowskiring 2, Dezember 2009
Wohnhaus Otto Grotewohl
Wohnhaus Wilhelm Pieck

Ausstellung

Im Juni 2009 eröffnete das Zentrum für Zeithistorische Forschung und dem Amt für Kultur und Bildung/Museumsverbund Pankow in den Torhäusern des Schlosses Schönhausen eine Dauerausstellung. Sie trägt den Titel „Die Pankower Machthaber. Der Majakowskiring und das Schloss Schönhausen nach 1945“ und dokumentiert die Geschichte des Pankower „Städtchens“ als Wohnviertel der DDR-Machtelite.[15]

Majakowskiweg

Der Majakowskiring wird zweimal vom zur gleichen Zeit benannten Majakowskiweg gekreuzt. Dies führte bis zur Umbenennung des Majakowskiwegs in Rudolf-Ditzen-Weg 1994 nach dem hier 1947 zuletzt wohnenden Hans Fallada oft zu Verwechslungen.

Einzelnachweise

  1. Das ‘Städtchen’ – Wo die alten Kader wohnten. Berliner Mieterverein e. V., 4. Juni 2015, abgerufen am 8. August 2021.
  2. Michael Brunner: Eine Ausstellung dokumentiert die Geschichte des "Städtchens", wo die DDR-Spitze in den Anfangszeiten residierte. In: tagesspiegel.de. 21. Oktober 1999, abgerufen am 8. August 2021.
  3. Blick ins Wohnzimmer der Macht: Ausstellung zum Schloss Schönhausen und dem "Städtchen". In: Berliner Woche. 15. April 2018, abgerufen am 8. August 2021.
  4. Sandra Klaus: Städtebau und Architektur in den nordöstlichen Berliner Außenbezirken Weißensee und Pankow zwischen 1870 und 1970 unter besonderer Betrachtung des Wohnungsbaus. (PDF) In: Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald. 15. April 2018, abgerufen am 8. August 2021.
  5. Die Pankower Machthaber: (Memento des Originals vom 6. Mai 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.pankower-machthaber.de Der Majakowskiring und das f nach 1945, Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam & Museumsverbund Pankow
    Streifzug durchs vergessene SED-Getto, 22. Mai 2006, NWZ Online
  6. Die Pankower Machthaber«. Der Majakowskiring und das Schloss Schönhausen nach 1945. In: zzf-potsdam.de. 30. Dezember 2015, abgerufen am 8. August 2021.
  7. Geschichte des Kindergartens
  8. Antje Schmelcher: Die Rollheimer aus Pankow. In: Die Welt, 10. August 2000.
  9. christawolf.berlin
  10. Stefan Bruns: Ortsbesichtigung: LiteraturWERKstatt. In: taz, 28. November 1992
  11. Katrin Hillgruber: Literaturwerkstatt Berlin: In Grotewohls Garten. In: Der Tagesspiegel, 14. September 2001.
  12. Jack Rodriguez: Neues Heim für die Literaturwerkstatt – Umzug von Majakowskiring in die Kulturbrauerei. In: Neues Deutschland, 5. Juli 2001.
  13. Jens Sethmann: Das ‚Städtchen‘ – Wo die alten Kader wohnten. Berliner Mieterverein e. V., 28. Februar 2009, abgerufen am 22. September 2017.
  14. Hausgeschichte. In: KULTI Pankow. 11. April 2017, abgerufen am 27. Februar 2023 (deutsch).
  15. Bilder und Bericht von der Ausstellungseröffnung (PDF; 158 kB)

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