Maike Kohl-Richter

Maike Kohl-Richter (geb. Richter; * April 1964 in Siegen[1][2]) ist eine deutsche Volkswirtin. Sie ist die Witwe des ehemaligen deutschen Bundeskanzlers Helmut Kohl, mit dem sie von 2008 bis zu seinem Tod 2017 verheiratet war.

Maike Kohl-Richter 2009

Leben

Maike Richter wuchs als zweites von vier Kindern eines Mitarbeiters des Stromkonzerns RWE und einer Autorin in Oberheuslingen im Siegerland auf. Als Schülerin wurde sie Vorstandsmitglied im örtlichen Kreisverband der CDU-Nachwuchsorganisation Junge Union. Nach dem Abitur am Evangelischen Gymnasium in Siegen-Weidenau studierte sie Volkswirtschaftslehre in München.[3] Ihr Studium schloss sie 1996 mit einer Promotion ab.

Nach ihrem Studium in München und einer ersten Stelle am dortigen Ifo-Institut begann sie ihre Karriere 1994 im Bonner Bundeskanzleramt.[4] Von 1994 bis 1998 war Richter Beamtin in der Wirtschaftsabteilung des Kanzleramtes unter Helmut Kohl.[5] Nach Gerhard Schröders Wahlsieg 1998 wechselte sie zum Finanzexperten der Unionsfraktion, Friedrich Merz. Nachdem dieser wie andere CDU-Mitglieder die volle Aufklärung der Parteispendenaffäre gefordert hatte, begleitete sie Merz’ weiteren politischen Aufstieg nicht mehr.[4] Nach einer Tätigkeit als Journalistin bei der Zeitung Wirtschaftswoche war sie Leiterin des Referats „Regionale Wirtschaftspolitik, Städtebau und Raumordnung“ im Bundeswirtschaftsministerium; Kohl-Richter ist mittlerweile dort beurlaubt. Sie ist Mitglied der CDU.

Beziehung mit Helmut Kohl

Maike Richter lebte nach eigenen Angaben seit 2005 mit Helmut Kohl in einer festen Beziehung.[6] 2007 traten Richter und Kohl erstmals in der Öffentlichkeit in Erscheinung. Am 8. Mai 2008 heiratete sie ihn in der Kapelle einer Reha-Klinik in Heidelberg im engsten Freundeskreis, drei Monate nach Kohls schwerem Sturz. Trauzeugen waren der Medienunternehmer Leo Kirch und der Bild-Chefredakteur Kai Diekmann.[7] Seine Söhne Walter und Peter waren nicht zu der Hochzeit eingeladen; Walter Kohl machte dies im August 2008 in seinem ersten öffentlichen Interview bekannt und äußerte Befremden darüber.[8]

Helmut Kohls Biograf Heribert Schwan beschreibt Kohl-Richter als „mehr als konservativ, geradezu deutschnational“ gesinnt. Außerdem strebe sie nach der Deutungshoheit über Kohls Leben und habe auf nachweislich falschen Aussagen beharrt. In der Produktion eines Fernseh-Dokudramas des Regisseurs und Drehbuchautors Thomas Schadt, dem ein dreißigstündiges Interview mit Kohl von 2006 zu Grunde lag, habe Kohl-Richter 2009 zwei Drittel des Interviewskripts nicht freigegeben, sich über die Hälfte des übrigen Drittels eine Entscheidung vorbehalten und eine Wunschliste für die Dramaturgie vorgelegt.[5] Laut Schwan hatte Kohl schon während seiner ersten Ehe mit Hannelore Kohl eine Affäre mit ihr.[9][10]

Jochen Arntz schrieb 2012 in der Süddeutschen Zeitung, Maike Kohl-Richter sei deutlich darauf fixiert, um Kohl „eine Mauer zu bauen“ („sie pflegt, schützt und kontrolliert ihn“); sie halte frühere Freunde und Vertraute auf Distanz. Daraus resultiere auch die Entfremdung der beiden Söhne Kohls von ihrem Vater. Auch sein langjähriger Fahrer Eckhard „Ecki“ Seeber und der Fotograf Konrad R. Müller hätten infolge der ablehnenden Haltung Richters keinerlei Kontakte mehr mit Kohl gehabt.[11][12]

Helmut Kohl hatte kurz vor seinem Tod vom Landgericht Köln ein Schmerzensgeld in Höhe von einer Million Euro zugesprochen bekommen, weil der Journalist Heribert Schwan unautorisierte Zitate in dem Buch Vermächtnis: Die Kohl-Protokolle veröffentlicht hatte.[13] Das Urteil war noch nicht rechtskräftig. Nach Kohls Tod führte Maike Kohl-Richter den Prozess weiter und versuchte, die Auszahlung der Entschädigung an sich zu erwirken. Das Oberlandesgericht Köln wies ihre Klage jedoch ab, weil ein Anspruch auf Schmerzensgeld nicht vererbbar sei.[14] Der Fall ging vor den Bundesgerichtshof, der im November 2021 die Klage von Maike Kohl-Richter endgültig abwies.[15] Im Oktober 2022 scheiterte auch eine Beschwerde dagegen vor dem Bundesverfassungsgericht.[16][17]

Maike Kohl-Richter verfügt alleine über den Nachlass von Helmut Kohl, nachdem dieser ihr 2006 die alleinige Entscheidungsbefugnis über seinen historischen Nachlass überschrieb. Die 2021 gegründete Bundeskanzler-Helmut-Kohl-Stiftung lehnt sie ab und ging juristisch gegen diese vor.

Publikationen

  • Herstellungskosten und Folgelasten kommunaler Investitionen. Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung, 1992.[18]
  • Die Effizienz der finanzpolitischen Fördermaßnahmen in den neuen Bundesländern. Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung, München 1994, ISBN 3-88512-210-3.
  • Der Aufbau wirtschaftsnaher kommunaler Infrastruktur im Transformationsprozess vom System zentraler Planwirtschaft zum dezentralen und marktwirtschaftlichen System. Eine Analyse der Rahmenbedingungen und Probleme am Beispiel der DDR. Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung, Dissertation Universität Kassel, 1996.
Commons: Maike Kohl-Richter – Sammlung von Bildern

Fußnoten

  1. Maike Kohl-Richter - Informationen und Hintergründe. Die Welt.
  2. Wir, die Kohls - das erste und letzte stern-Interview des Altkanzlers Der Stern.
  3. Ulrike Posche: Die Pfälzer Verlobung. In: stern.de. 3. Mai 2008, abgerufen am 8. Juni 2012.
  4. Wulf Schmiese: Ihr Schwärmen für Kohl fiel auf. In: faz.net. 15. April 2008, abgerufen am 8. Juni 2012.
  5. Heribert Schwan, Tilman Jens: Vermächtnis. Die Kohl-Protokolle. 2. Auflage. Heyne, München 2014, ISBN 978-3-453-20077-7, S. 50–57.
  6. Helmut Kohl hat eine neue Freundin. In: stern.de. 23. April 2005 (stern.de [abgerufen am 10. Februar 2018]).
  7. Helmut Kohl heiratet in der Klinik. In: T-online.de. 13. Mai 2008, abgerufen am 19. Juni 2017.
  8. Kohl-Sohn „befremdet“. In: Bunte.de. 6. August 2008.
  9. Hans Peter Schütz: Der Tod kam nicht über Nacht. In: stern.de. 19. Juni 2011, abgerufen am 8. Juni 2012.
  10. Torsten Krauel: Wird Altkanzler Kohl von seiner Frau fremdgesteuert? In: Welt Online. 1. März 2013, abgerufen am 8. Oktober 2014.
  11. Jochen Arntz: Mein Kanzler. In: Süddeutsche Zeitung. 21. Juli 2012, S. 3 (bdzv.de [abgerufen am 23. Juni 2017]). Mein Kanzler (Memento des Originals vom 2. Januar 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bdzv.de
  12. Hanns-Bruno Kammertöns: Eckhard Seeber: „Ecki, komm sofort!“ In: Zeit Online. 22. Juni 2017, abgerufen am 23. Juni 2017.
  13. Landgericht Köln, 14 O 323/15. Abgerufen am 17. Mai 2021.
  14. Oberlandesgericht Köln, 15 U 64/17. Abgerufen am 17. Mai 2021.
  15. Streit um Zitate von Altkanzler: Keine Entschädigung für Kohls Witwe in www.tagesschau.de vom 29. November 2021
  16. Bundesverfassungsgericht - Presse - Verfassungsbeschwerden betreffend das postmortale Persönlichkeitsrecht des verstorbenen vormaligen Bundeskanzlers Dr. Helmut Kohl erfolglos. Abgerufen am 15. Dezember 2022.
  17. Erfolglose Verfassungsbeschwerde. In: FAZ. 15. Dezember 2022, abgerufen am 15. Dezember 2022.
  18. Herstellungskosten und Folgelasten kommunaler Investitionen auf sowiport.gesis.org
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