Magda Schwelle

Magda Schwelle, verheiratete Schwelle-Weihs[1] (* 4. November 1896 in Wien; † 8. August 1975 in Villach) war eine österreichische Opern- und Konzertsängerin (Sopran / Koloratursopran).

Magda Schwelle, ca.1928

Leben

Magdalena Schwelle war die Tochter des Disponenten Rudolf Schwelle und der Wäscheherstellerin Maria Theresia geb. Barszczynski.[2]

Sie wurde von der Wiener Gesangsmeisterin Alice Krejci-Goldberg (1877–1963)[3] zur Sopranistin und Koloratursängerin ausgebildet und debütierte 1919 am Wiener Bürgertheater als Hortense in Heubergers Der Opernball in einer von Alice Krejci-Goldberg veranstalteten Vorstellung ihrer Schüler.[4]

1920 heiratete Magda Schwelle den Wiener Straßenbahnbeamten Heinrich Hermann von Kalben (1895–1972), von dem sie sich aber bereits 1921 wieder trennte.[5] Die Ehe wurde 1936 rechtsgültig geschieden[6].

Ihr erstes Engagement führte sie 1922 an das Stadttheater Plauen, wo sie als Violetta in VerdisLa Traviata“ debütierte. Der Chemnitzer Operndirektor Generalintendant Anton Richard Tauber hielt „es nicht für gut, dass eine Sängerin mit Ihren stimmlichen Qualitäten ihre Zeit an kleinen Theatern verbringt, und kann es für Sie nur tunlich sein, wenn Ihnen Gelegenheit geboten wird, schon jetzt an einem großen Opernbetriebe sich jene Routine zu erwerben, die Sie für Ihre Karriere unbedingt notwendig brauchen.“ Er holte 1923 die junge Sängerin an das Chemnitzer Opernhaus.[7] Im März 1924 stand sie in „Carmen“ mit Richard Tauber[8] auf der Bühne. Bedeutende Rollen in Chemnitz waren Lady Harriet Durham in FlotowsMartha“, Blondchen in MozartsEntführung aus dem Serail“, Anna in NicolaisDie lustigen Weiber von Windsor“, Olympia in „Hoffmanns Erzählungen“, Page Oskar in Verdis „Maskenball“, Sophie im „Rosenkavalier“ und die Priesterin in Verdis „Aida“.

Nach einem Gastauftritt im Jänner 1925 wurde Magda Schwelle als erster Koloratursopran an das Opernhaus Halle verpflichtet. Das Neue Wiener Tageblatt berichtete am 5. März 1925: „Sämtliche dortigen Blätter sind voll des Lobes über ihre Stimme: ein Koloratursopran von heller Klangfarbe und warmer Ausdruckskraft“. Neben bereits erprobten Rollen sang sie in Halle die Leonore in Verdis „Der Troubadour“, Bertha in Adolphe AdamsDie Nürnberger Puppe“, Ighino in Hans PfitznersPalestrina“, Maria in DonizettisRegimentstochter“, Baronin Freimann in Lortzings „Wildschütz“, Galatea in G. F. Händels „Acis and Galatea“, Frau Fluth in Nicolais "Die lustigen Weiber von Windsor", die Königin der Nacht in Mozarts "Zauberflöte", Titelrolle in Flotows „Martha“, Ännchen in Verdis "Falstaff".

Mitten in ihrer Karriere führte eine vom Generalmusikdirektor Erich Band erzwungene Fehlbesetzung in Kurt Stiebitz’ Musikdrama „Dona nobis pacem“ zu einer Stimmbandverletzung, an deren Folgen sie monatelang laborierte.[9] Nach zwei Spielzeiten in Halle, wo sie auch in zahlreichen Konzerten Erfolg hatte, sang Magda Schwelle 1928 große Rollen an der Wiener Volksoper[10]. Gastspiele führten sie in den Jahren 1929 und 1930 in die Schweiz nach Davos, Winterthur, Chur, Aarau, Schaffhausen und nach Genf, wo sie am Grand Théâtre de Genève in Mozartopern von Publikum und Kritik gefeiert wurde.[11] Neben Auftritten in Heidelberg, Brünn, Innsbruck, Klagenfurt[12] und Baden bei Wien[13] sang sie wiederholt im Wiener Konzerthaus, aber auch an explizit sozialistischen Häusern wie der Volksbühne Favoriten und vor 1500 Gästen im ausverkauften Arbeiterheim Ottakring.[14]

Ab 1932 widmete sie sich zunehmend dem damals neuen Medium Rundfunk. Durch die Reichweite ihrer Radio-Konzertauftritte wurde sie landesweit populär. Im Jänner 1938 endete ihre künstlerische Laufbahn[15]. Welche Umstände dafür verantwortlich waren, ist nicht bekannt.

Mit ihrem zweiten Ehemann, Franz Weihs (1885–1955)[16] zog sich Magda Schwelle nach Kärnten zurück. Bis zur ihrem Tod im Jahr 1975 lebte sie in ihrer Villa „Josefine“ in Drobollach am Faakersee.

Magda Schwelles Grabstätte befindet sich auf dem Zentralfriedhof Villach.

Literatur

  • Marie-Theres Arnbom: "Ihre Dienste werden nicht mehr benötigt" Aus der Volksoper vertrieben – Künstlerschicksale 1938, Amalthea, Ergänzte Neuausgabe, Wien 2023, ISBN 978-3-99050-263-1
Commons: Magda Schwelle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. siehe Trauungsbuch Pfarre Lichtental Wien 02-50 1937 https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/09-lichtental/02-50/?pg=18
  2. siehe Taufbuch der Paulanerkirche Wien Wieden 01-36 1896 https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/04-wieden/01-36/?pg=77
  3. Bedeutende Gesangslehrerin, studierte Klavier am Wiener Konservatorium 1894-1898 bei Moder und Schmitt. Heiratete 1918 den k.u.k. Hauptmann u. späteren Direktor Anton Krejci (my heritage.at, Öster. Wien Jüdische Lebensdaten 1835-1938) Am 29. Mai 1929 veranstaltete Alice Krejci-Goldberg im Wiener Musikverein ein Konzert ihrer Schüler unter Mitwirkung von Magda Schwelle.
  4. Neues Wiener Journal, 4. Juni 1919, S 10: „… Im 2.Akte von Heubergers “Opernball“ fielen die Damen Magda Schwelle (Hortense) und Olly Teller (Henry) durch Stimme und Erscheinung angenehm auf und hatten Gelegenheit, sich für den stürmischen Beifall wiederholt zu bedanken“.
  5. lt. Mitteilung des Bezirksgerichtes Josefstadt wird diese Ehe am 26. September 1921 „von Tisch und Bett“ geschieden. https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien-evang-dioezese-AB/wien-innere-stadt-lutherische-stadtkirche/TRB45/?pg=255
  6. Lutherische Stadtkirche (Wien) A.B., Notiz im Trauungsbuch 20. August 1920: „laut Urteil des Bezirks Gerichtes für Zivilrechtsachen vom 31.12. 1936 wird diese Ehe dem Grunde nach für getrennt erklärt.“ https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien-evang-dioezese-AB/wien-innere-stadt-lutherische-stadtkirche/TRB45/?pg=255
  7. aus einem unveröff. Brief A.R.Taubers an Magda Schwelle (21. Dezember 1922)
  8. Richard Tauber als José, Magda Schwelle als Frasquita.(Chemnitzer Nachrichten, 19. März 1924)
  9. W. Kaiser, Hallesche Zeitung (17. Februar 1926), Martin Frey, Allgemeine Zeitung Halle 18. Februar 1926
  10. 25. März 1928 Olympia in „Hoffmanns Erzählungen“ (auch 22. April); am 8. April 1928 Violetta in „La Traviata“; am 9. April 1928 Gilda in „Rigoletto“; am 2. Juni 1928 Rosina in Der Barbier von Sevilla. Im Herbst des Jahres 1928 reiste das Ensemble der Volksoper nach Rumänien und gastierte bis November in Temeswar, Hermannstadt und Kronstadt(Brașov). Magda Schwelle sang die Lola in der Cavalleria rusticana, Nedda im Bajazzo, den Pagen Oskar in Der Maskenball, Olympia in Hoffmanns Erzählungen, Gilda im Rigoletto und Frasquita in Carmen.
  11. Fiordiligiin "Cosi fan tutte", Susanne in "Figaros Hochzeit",Constanzein der "Entführung aus dem Serail", Elvira in "Don Juan". ("Mme Schwelle est une des meilleures Elvire que j'aie entendues"; La Tribune de Genève, 5./6. Oktober 1930)
  12. Elvira im "Don Juan"
  13. 27. September 1929 Violetta in "La Traviata", am 18. März 1930 Leonore in FlotowsAlessandro Stradella“, am 23. Juni 1935 Wilhelmine in Wenzel Müllers „Die Schwestern von Prag“
  14. 21. April 1931 Constanze in Mozarts „Entführung aus dem Serail“
  15. Ihr letzter öffentlicher Auftritt erfolgte am 11. Januar 1938 in der Rundfunk-Oper "Die Fürsten Howansky" von Modest Mussorgski in der Rolle der Emma. (Neuigkeits-Weltblatt Wien, S 10, 10. Jänner 1938)
  16. Trauungsbuch der rk Pfarre Lichtenthal Wien IX, vom 15. April 1937 https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/wien/09-lichtental/02-50/?pg=18
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