Kreuzenzian-Ameisenbläuling

Der Kreuzenzian-Ameisenbläuling (Phengaris rebeli, Syn.: Maculinea rebeli) ist eine in Europa endemische Schmetterlingsart mit einem Verbreitungsgebiet von Nordspanien über das mittlere Südeuropa bis Osteuropa. Das Hauptvorkommen dieses Bläulings ist im östlichen Frankreich.[1] In Deutschland findet man ihn vor allem in der Fränkischen und Schwäbischen Alb.[2]

Kreuzenzian-Ameisenbläuling

Kreuzenzian-Ameisenbläuling (Phengaris rebeli)

Systematik
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Schmetterlinge (Lepidoptera)
Familie: Bläulinge (Lycaenidae)
Unterfamilie: Polyommatinae
Gattung: Phengaris
Art: Kreuzenzian-Ameisenbläuling
Wissenschaftlicher Name
Phengaris rebeli
(Hirschke, 1904)
Verbreitungsschwerpunkte des Kreuzenzian-Ameisenbläulings in Deutschland nach Siewers (2009)

Merkmale

Der Bläuling hat eine Flügelspannweite von 3 bis 4 Zentimetern. Die Flügelunterseite ist hellgrau und zeigt hell umrandete, schwarze Flecken. Die Flügeloberseite des Männchens ist intensiv blau, die des Weibchens dunkelgraubraun. Beide Geschlechter haben ein schmales, bis zu 2 mm breites schwarzes Band am Flügelrand, dem ein weißer, fransiger Saum folgt. Bei den Männchen fehlen im Vergleich zu den meisten anderen Phengaris-Arten die schwarzen Postdiskalflecken auf der Oberseite, die sich beim Weibchen kaum vom Untergrund abheben.[3] Starke Ähnlichkeiten bestehen zu dem nahverwandten Lungenenzian-Ameisenbläuling, der jedoch in anderen Lebensräumen vorkommt.

Ökologie und Gefährdung

Der Kreuzenzian-Bläuling ist eine wenig mobile und extrem standorttreue Art, die an Kalkmagerrasen gebunden ist. Individuen zeigen eine Flugdistanz von maximal 2,5 Kilometer.[2] Ihre Flugzeit erstreckt sich von Mitte Juni bis Mitte Juli. Zu dieser Zeit legt das Weibchen am Kreuz-Enzian (Gentiana cruciata), der einzigen Raupennahrungspflanze, ihre weißen Eier ab. Hier ernähren sich die Raupen von den Staubbeuteln, Fruchtknoten und Samen der Blüte. Nach der dritten Häutung im Spätsommer lassen sie sich zu Boden fallen und von einer Art der Knotenameisen, Myrmica schencki, in deren Nest eintragen.[4] Dort werden sie als Brutparasiten bis zur Verpuppung im nächsten Jahr von ihren Wirten gefüttert.[5] Dabei imitieren die Schmetterlingslarven zur Anpassung den Geruch von Ameisenlarven, zwischen denen sie liegen.[6] Zudem erzeugen sie ähnliche Geräusche wie die Ameisenköniginnen, so dass sie bei Gefahr sogar bevorzugt gerettet werden.[7]

Die Abhängigkeit des Kreuzenzian-Bläulings von Knotenameisen und Kreuzenzian auf den immer seltener gewordenen Kalkmagerrasen und seine geringe Mobilität erklären seine Bedrohungssituation. Deutschlandweit gilt die Art gemäß der Roten Liste als stark gefährdet (Kategorie 2).[2] Mit der Brachenleite bei Tauberbischofsheim wurde durch Verordnung des Regierungspräsidiums Stuttgart vom 17. Dezember 2014 ein Naturschutzgebiet mit einem Bestand von rund 900 Stöcken des Kreuz-Enzians geschaffen,[8] in dem der Kreuzenzian-Ameisenbläuling ideale und fortan gesicherte Lebensbedingungen vorfindet.[9]

Taxonomie

Der Artstatus und die Eigenständigkeit von Phengaris rebeli wird aufgrund molekularer[10], chemischer[11] und morphologischer/ökologischer[12] Gründe bestritten. Möglicherweise handelt es sich eher um einen an warmtrockene Habitate angepassten Ökotyp des variablen Maculinea alcon. Obwohl eine Synonymisierung naheliegend ist, wird sie von Vielen aufgrund des Artenschutzes zurzeit noch vermieden.

Einzelnachweise

  1. G. Ebert (Hrsg.): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 2: Tagfalter II. Ulmer, Stuttgart 1991, S. 291–296.
  2. M. Siewers: Der Kreuzenzian-Ameisenbläuling (Maculinea rebeli) Zur Situation und Entwicklung der Vorkommen im Kreis Höxter im Zeitraum von 1990 bis 2008. In: Beiträge zur Naturkunde zwischen Egge und Weser. Band 21, 2009, S. 3–14.
  3. Schweizerischer Bund für Naturschutz (Hrsg.): Tagfalter und ihre Lebensräume. Arten, Gefährdung, Schutz. Basel 1987, DNB 95408635X.
  4. Liste der Wirtsameisenarten für Ameisenbläulingsarten
  5. G. W. Elmes, J. C. Wardlaw, J. A. Thomas: Larvae of Maculinea rebeli, a large blue butterfly, and their Myrmica host ants: patterns of caterpillar growth and survival. In: Journal of Zoology. Band 224, 1991, S. 79–92.
  6. Ewen Callaway: Parasitic butterflies dupe hosts with ant music. In: NewScientist. 2009, abgerufen am 9. Februar 2009.
  7. D. Derbyshire: Getting it off their chest: Study reveals how ants talk to each other. U.K. Daily Mail, 2009, abgerufen am 9. Februar 2009.
  8. Fränkische Nachrichten: „Brachenleite“: Ausweisung als Naturschutzgebiet beschlossen / Regierungspräsident Schmalzl: Überregionale Bedeutung für den ehemaligen Truppenübungsplatz / 64,4 Hektar werden unter Schutz gestellt. 22. Januar 2015. Online auf www.fnweb.de. Abgerufen am 13. Mai 2016.
  9. Main-Post: TAUBERBISCHOFSHEIM: Ehemaliger Standortübungsplatz ist Naturschutzgebiet. 18. Februar 2015. Online auf www.mainpost.de. Abgerufen am 13. Mai 2016.
  10. Zdenek Fric, Niklas Wahlberg, Pavel Pech, Jan Zrzavy: Phylogeny and classification of the Phengaris–Maculinea clade (Lepidoptera: Lycaenidae): total evidence and phylogenetic species concepts. In: Systematic Entomology. Band 32, 2007, S. 558–567. doi:10.1111/j.1365-3113.2007.00387.x
  11. F. M. Steiner, B. C. Schlick-Steiner, H. Höttinger, A. Nikiforov, K. Moder, E. Christian: Maculinea alcon and M. rebeli (Insecta: Lepidoptera: Lycaenidae) – one or two Alcon Blues? Larval cuticular compounds and egg morphology of East Austrian populations. In: Annalen des Naturhistorischen Museums Wien. 107 B, 2006, S. 165–180 (zobodat.at [PDF]).
  12. Pavel Pech, Zdenek Fric, Martin Konvic, Jan Zrzavy: Phylogeny of Maculinea blues (Lepidoptera: Lycaenidae) based on morphological and ecological characters: evolution of parasitic myrmecophily. In: Cladistics. Band 20, 2004, S. 362–375.
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