MZ TS 125/150

Die Motorräder MZ TS 125 und TS 150 wurden im VEB Motorradwerk Zschopau in den Jahren 1973 bis 1985 hergestellt. Die auf der ETS 125 und ETS 150 basierende Weiterentwicklung wurde auf der Leipziger Herbstmesse 1972 das erste Mal der Öffentlichkeit präsentiert.[1] Die Serienproduktion begann im Juni 1973.[2] Das Kürzel TS steht herstellerseitig für „Teleskopgabel, Schwinge“.[3]

MZ

MZ TS 150 de Luxe (Baujahr 1979)
TS 125/150
Hersteller VEB Motorradwerk Zschopau
Verkaufsbezeichnung TS 125/150
125 Trophy Sprint (FRA)
Produktionszeitraum Juni 1973 bis 1985
Klasse Leichtkraftrad (TS 125), Motorrad (TS 150)
Motordaten
Vorgängermodell MZ ETS 125/150
Nachfolgemodell MZ ETZ 125/150

Technik

Ziel des Herstellers war keine Neuentwicklung, sondern im Wesentlichen eine optische Überarbeitung des Vorgängers ETS 125/150 und eine Verbesserung des Federungskomforts. So erhielt das Modell einen längeren Federweg an der Telegabel, einen neuen Tank mit 12 l Inhalt, dessen Form an den der TS 250 angelehnt wurde, sowie neue Seitenteile. Für den Antrieb wurden die bei den Modellen ES und ETS bewährten Zweitakt-Motoren MM 125/150/2 eingesetzt und nur in den Details Pleuellager und Kurbelwelle geändert, wodurch bei Letzterer eine höhere Standfestigkeit erreicht wurde. Die bisherige Einfach-Hülsenkette für den Primärantrieb wich einer Duplexkette. Die Teile der elektrischen Anlage waren die gleichen wie bei der TS 250: Gleichstromlichtmaschine mit 60 W Leistung, Frontscheinwerfer mit 170 mm Durchmesser, asymmetrisches Abblendlicht mit 45/40 W-Zweifadenglühlampe sowie Brems-Schluss-Kennzeichen-Leuchte mit 21 W Leistung.[1][2][4][5]

Wie bei allen MZ-Modellen, begonnen mit der RT 125/1, ist die Sekundärkette mit dem Kettenschutz aus Gummischläuchen und Kettenkasten aus Duroplast an der Hinterradnabe vollgekapselt.

Die seit Einführung der Pflicht von Blinkleuchten bislang von MZ verwendeten Ochsenaugen an den Lenkerenden wichen hier erstmals separaten Blinkleuchten an Vorderbau und Heck des Motorrades.

Modellpflege

Im Laufe der Produktionsdauer gab es fortlaufend äußerliche und technische Veränderungen.

Ab dem Frühjahr 1977 wurde die TS mit dem verbesserten MM 125/150/3 ausgestattet. Nunmehr waren Hubscheiben und Kurbelwellenstümpfe aus einem Stück gefertigt, die Stümpfe im Durchmesser vergrößert. Die Lagerung der Kurbelwelle wurde mit Radial-Rillenkugellagern verbessert. Der Kolbenbolzen erhielt ein Nadellager. Das Öl-Kraftstoff-Mischungsverhältnis konnte für diese Motoren von 1 : 33 auf 1 : 50 gesenkt werden. Damit war die kleine TS das letzte DDR-Fahrzeug, an dem die Verringerung des Ölanteils auf 1 : 50 umgesetzt wurde. Ab dem 1. September 1977 erhielten alle Modelle eine neue, buchsenlose Telegabel. Sie wurde von der TS 250/1 übernommen, wobei die Federhärte an die geringere Fahrzeugmasse angepasst wurde. Ab 1978 bot der Hersteller eine Ausstattung mit Drehzahlmesser an. In Verbindung damit wurde der Tachometer vom Gehäuse des Frontscheinwerfers in einen Instrumentenhalter (neben dem Drehzahlmesser) über der Teleskopgabel verlegt.[6]

Technische Daten im Vergleich

TS 125 TS 150
Baujahre 1973–1985
Motor fahrtwindgekühlter Einzylinder-Zweitaktmotor, Kickstarter
Steuerung Schlitzsteuerung
Bohrung × Hub 52 mm × 58 mm 56 mm × 58 mm
Hubraum 123 cm³ 143 cm³
Verdichtung 10 : 1
Nennleistung 10 PS (7,4 kW) bei 6300/min 11,5 PS (8,5 kW) bei 6000/min
max. Drehmoment 1,25 kpm (12,3 Nm) bei 5500/min 1,5 kpm (14,7 Nm) bei 5000/min
Gemischaufbereitung BVF-Rundschiebervergaser,
Ansaugdurchmesser 22 mm
BVF-Rundschiebervergaser,
Ansaugdurchmesser 24 mm
Schmierung Zweitaktgemisch 1 : 33
Zündung Batteriezündung, kontaktgesteuert
Lichtmaschine Gleichstromlichtmaschine 6 V – 60–90 W
Batterie 6 V – 12 Ah
Bordspannung 6 V
Kupplung Mehrscheibenkupplung im Ölbad, mechanisch betätigt
Getriebe 4-Gang-Stirnrad-Wechselgetriebe, klauengeschaltet
Sekundärübersetzung 15/48 16/48
Endantrieb Rollenkette (vollgekapselt)
Rahmen Pressstahlrahmen
Maße (L × B × H) 2045 × 735 × 1175 mm (mit Hochlenker); 2045 × 620 × 1115 mm (mit Flachlenker)
Radstand 1305 mm
Radaufhängung vorn Teleskopgabel, hydraulisch gedämpft, Federweg 185 mm
Radaufhängung hinten Langarmschwinge, hydraulisch gedämpft, Federweg 105 mm, Federbasis verstellbar
Felgengröße vorn Drahtspeichenrad mit Alufelge, 1,6 x 18″
Felgengröße hinten Drahtspeichenrad mit Alufelge, 1,85 x 18″
Bereifung vorn 2.75-18 M/C 48P TT
Bereifung hinten 3.00-18 M/C 52S TT
Bremse vorn Trommelbremse ø 160 mm, seilzugbetätigt
Bremse hinten Trommelbremse ø 150 mm, seilzugbetätigt
Leergewicht 113 kg 115 kg
zul. Gesamtgewicht 270 kg
Tankinhalt 12,5 l (Reserve: 1,5 l)
Höchstgeschwindigkeit 100 km/h 105 km/h

Testberichte/Kritiken

Die Zeitschrift Der deutsche Straßenverkehr testete 1974 eine TS 150. Positiv bewertet wurden Beschleunigungsverhalten, Bremsverzögerung und die Federung der Teleskopgabel. Bemängelt wurde die Motorleistung bei niedrigen Drehzahlen, ferner stark spürbare Vibrationen in Fußrasten und Lenker sowie „zitternde“ Tachometernadel durch eine nicht elastische Motoraufhängung. Verbesserungen wünschte man sich bei den Haftwerten der Reifen in Kurven- beziehungsweise Schräglage.[7]

1979 testete die Zeitschrift Kraftfahrzeugtechnik die seit 1977 verbesserte TS 150 in der de Luxe-Ausführung über die Distanz 2500 Kilometern. Positiv beurteilt wurde die Sitzposition der Testmaschine mit Hochlenker. Bemängelt wurde die Nasshaftung der Reifen. Wenn auch die Fahrleistungen, Verbrauch und Zuverlässigkeit als gut bewertet wurden, urteilte man sehr kritisch, was den Stand der Technik des Antriebs in dieser Hubraumklasse betraf. Vorgeschlagen wurden zunächst eine elastische Motoraufhängung und ein Fünfganggetriebe. Da es aber seit einem Jahrzehnt keinen Fortschritt gegeben habe, sei eine deutliche Verbesserung nur mit einem weitgehenden Neukonzept des Motors zu erwarten. Ferner wurden der Sitzkomfort und die Verarbeitung (nach 1500 Kilometern waren einzelne Nähte aufgerissen) der Sitzbank bemängelt. Im Übrigen wäre der Einsatz einer 12-V-Elektrik ein Fortschritt.[8]

Ebenfalls 1979 testete Der deutsche Straßenverkehr eine TS 150 de Luxe. Die Fahreigenschaften und -leistungen sowie Sitzkomfort wurden positiv beurteilt. Wie bei der Testmaschine der Kraftfahrzeugtechnik riss jedoch eine Naht des Sitzbankbezugs. Verbesserungspotential sah man bei der nicht befriedigenden Nasshaftung der Reifen, der Bremswirkung, den stark spürbaren Motorvibrationen sowie dem schwer zu bedienenden Lenkerschloss. Weiter hieß es, der nierenförmige Rückspiegel sei „nostalgisch“ und beeinträchtige den optischen Eindruck.[9]

Stückzahl

In den ersten Produktionsjahren wurde die Baureihe parallel zur Vorgänger-Baureihe ES 125/1 und ES 150/1 (1969–1977) produziert. Insgesamt wurden 163.409 (TS 125) bzw. 326.052 Maschinen (TS 150) hergestellt. Die Produktion des Modells TS 125 wurde zu 88 % exportiert.

Commons: MZ TS 125/150 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • MZ TS 125/150. In: ostmotorrad.de. (Seiten mit Betriebsanleitungen, Ersatzteillisten, Bildern Schaltplänen und weiteren Infos).
  • MZ TS Modellreihe. In: www.mz-heinz.de.

Einzelnachweise

  1. D. Klädtke, M. Thierfelder, W. Flade: Das neue Typenprogramm aus Zschopau: MZ TS 250, MZ TS 125, MZ TS 150, MZ ES 125, MZ ES 150. In: Kammer der Technik Fachverband Fahrzeugbau und Verkehr (Hrsg.): Kraftfahrzeugtechnik. 22. Jahrgang, Heft 9. VEB Verlag Technik Berlin, 1972, ISSN 0023-4419, S. 264–267 (Online).
  2. M. Thierfelder: Technische Einzelheiten der neuen Motorräder MZ TS 125 und TS 150. In: Kammer der Technik Fachverband Fahrzeugbau und Verkehr (Hrsg.): Kraftfahrzeugtechnik. 23. Jahrgang, Heft 7. VEB Verlag Technik Berlin, 1973, ISSN 0023-4419, S. 200–201 (Online).
  3. VEB Motorradwerk Zschopau (Hrsg.): Hinweise zur Identifizierung und zum Umbau von MZ-Motorrädern – MZ Umbaurichtlinie. 1982, S. 11 (Online [PDF]).
  4. MZ '73. In: transpress VEB Verlag für Verkehrswesen (Hrsg.): Der deutsche Straßenverkehr. 22. Jahrgang, Heft 9. VEB Verlag Technik Berlin, 1972, ISSN 0012-0804, S. 302–305 (Online).
  5. H. Neuber: Zur Entwicklung der MZ-Teleskopgabel für die TS-Typen. In: Kammer der Technik Fachverband Fahrzeugbau und Verkehr (Hrsg.): Kraftfahrzeugtechnik. 24. Jahrgang, Heft 4. VEB Verlag Technik Berlin, 1974, ISSN 0023-4419, S. 114–116 (Online).
  6. H. Neuber: Qualitätsverbesserungen am Motor MM 125/150 und am MZ-Motorrad TS 125/150. In: Kammer der Technik Fachverband Fahrzeugbau und Verkehr (Hrsg.): Kraftfahrzeugtechnik. 27. Jahrgang, Heft 9. VEB Verlag Technik Berlin, 1977, ISSN 0023-4419, S. 272–273 (Online).
  7. Wolfram Riedel: Wir fuhren MZ TS 150. In: transpress VEB Verlag für Verkehrswesen (Hrsg.): Der deutsche Straßenverkehr. 24. Jahrgang, Heft 2. VEB Verlag Technik Berlin, 1974, ISSN 0012-0804, S. 50–53 (Online).
  8. Knut Böttcher: KFT beurteilt: TS 150 de Luxe. In: Kammer der Technik Fachverband Fahrzeugbau und Verkehr (Hrsg.): Kraftfahrzeugtechnik. 29. Jahrgang, Heft 3. VEB Verlag Technik Berlin, 1979, ISSN 0023-4419, S. 85–87 (Online).
  9. Wolfram Riedel: Test: MZ TS 150 de Luxe vom VEB Motorradwerk Zschopau. In: transpress VEB Verlag für Verkehrswesen (Hrsg.): Der deutsche Straßenverkehr. 29. Jahrgang, Heft 3. VEB Verlag Technik Berlin, 1979, ISSN 0012-0804, S. 68–71 (Online).
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.