MV Agusta Corse 125 Tre Marche

Die MV Agusta Corse 125 Tre Marche war ein Rennmotorrad des italienischen Fahrzeugbauers MV Agusta, das von 1948 bis 1949 vom Werksteam Reparto Corse eingesetzt wurde. Mit der „Tre Marche“ errang MV Agusta seinen ersten wichtigen Sieg, den Großen Preis der Nationen, der 1948 in Faenza ausgetragen wurde (was diesem Modell auch die inoffizielle Bezeichnung „Tipo Faenza“ einbrachte). Der spätere mehrfache MV-Weltmeister Carlo Ubbiali bestritt auf diesem Motorrad seine ersten Rennen.

MV Agusta 125 Tre Marce
Die MV Agusta 125 Turismo, die Straßenversion der Tre Marce

Geschichte

Nachdem das Unternehmen 1946 mit der MV Agusta Corse 98 Sport ernsthaft in den Motorsport eingestiegen war,[1] zeigte sich relativ bald, dass ein Hubraum von 98 cm³ in der Rennwelt, die sich zunehmend organisierter zeigte, nicht mehr von Bedeutung war. Man konzentrierte sich inzwischen auf die klassischen 125-, 250- und 500-cm³-Kategorien.[2]

Bei den Straßenmaschinen war das Nachfolgemodell der MV 98 die MV Agusta 125 Turismo, aus der die Rennsportvarianten Corse 125er „Valenza“ (mit 3-Gang-Getriebe) und später die erste 4-Gang-Maschine, die MV 125er „TEL“ entwickelt wurden. Für beide Maschinen wird auch oft die Bezeichnung „tre Marche“ (drei Gänge) und „quattro Marche“ verwendet. Diese Motorräder waren die letzten, die aus Straßenmodellen weiterentwickelt wurden. Der erste „eigenständige“ Entwicklungsschritt war die MV Agusta 125 Motore Lungo.

Technik

Die Rennmotorräder der damaligen Zeit waren nicht völlig gleich; deswegen kann es bei den technischen Angaben zu unterschiedlichen Werten kommen. Untenstehende Tabelle bezieht sich auf die hier im Artikel abgebildete Maschine, die sich im Besitz des MV Agusta Club Deutschland e. V. befindet.[3][4] In anderen Publikationen[5][6] finden sich abweichende Leistungsangaben, die (kursiv und in Klammern) ergänzt wurden.

MV Agusta Corse 125 Tre Marche (1948–1949)
Motor
Bauart: 1 Zylinder; 2-Takt; Gemisch 1 : 20; Luftgekühlt
Hubraum: 123,5 cm³; Verdichtung 6,2 : 1
Bohrung × Hub: 53 × 56 mm
Verdichtung: 6,2 : 1 (8,5 : 1)
Vergaser: Dell’Orto MA17
Zündung: Schwungradmagnetzündung
Antrieb
Kupplung: Lamellenkupplung im Ölbad
Getriebe: angeblockt, 3 Gänge
Antrieb primär / sek.: Zahnräder / Kette
Leistung
Leistung 4,5 PS (3,3 kW) bei 4500/min (9 PS (6,6 kW) bei 6900/min)
Höchstgeschwindigkeit 82 km/h (120 km/h)
Rahmen und Maße
Rahmen: Rohr, einfache geschlossene Schleife
Radstand: 1270 mm
Gewicht: 75 kg (70 kg)
Tankinhalt: 12 l (14 l)
Verbrauch: 2,5 l/100 km
Federung, Reifen und Bremsen
Radführung vorn/hinten: Parallelogrammgabel, Reibungsdämpfer / Geradewegfederung, Reibungsdämpfer
Räder: Speichenräder, Stahlfelgen 2,25 oder 2,50 × 19″ (21″)
Reifen: 2,75 oder 3,00 × 19″ (2.50×21”)
Bremsen: Halbnabenbremsen (Trommelbremsen) 160 mm Ø

Corse 125 Quattro Marche

Die Weiterentwicklung der „Tre“ war die Corse 125 Quattro Marche mit – wie der Name sagt – einem 4-Gang-Getriebe. Sie war dem Vorgängermodell sehr ähnlich. Am ehesten konnte man sie am geänderten Rahmen unterscheiden, der als geschlossene Doppelschleife ausgeführt war. Am Motor fielen zuerst die größeren Kühlrippen auf, die zusammen mit der höheren Verdichtung (10:1, vorher 6,2:1) und einem anderen Vergaser (Dell’Orto SS 25 A) eine auf 10,5 PS bei 6700/min gesteigerte Leistung und eine Höchstgeschwindigkeit (abhängig von Strecke und Übersetzung) von 130 km/h ermöglichten.[7] Die Quattro wurde von 1948 bis 1950 eingesetzt, und dann von der MV Agusta 125 Motore Lungo, beziehungsweise den neuen Viertaktern wie der MV Agusta 125 Bialbero abgelöst.

Sonstiges

Im Jahr 2019 wurde bei einer Versteigerung durch den Salon Rétromobile auf der Paris Expo die 1948er MV Agusta 125 „Corsa“ Faenza (Registro MV: 437) mit der Rahmen-Nr. 1552 und Motor-Nr. 7166 für den Preis von 8.428 Euro verkauft. Erwartet worden war ein Erlös von 12.000–18.000 Euro.[8]

Commons: MV Agusta Corse 125 Tre Marche – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. mvagustaoldtimers.nl: 98 3 velocità | MVagusta-Oldtimers. Abgerufen am 19. Juli 2021.
  2. Mario Colombo, Otto Grizzi, Roberto Patrignani: MV Agusta: From 1945 to the present. Giorgio Nada Editore, Vimodrone 2016, ISBN 978-88-7911-617-6.
  3. MV Agusta 125 Tre Marce – MV Agusta Club Deutschland e.V. Abgerufen am 17. September 2023 (deutsch).
  4. MV Agusta 125 Tre Marche – MV Agusta Club Deutschland e.V. Abgerufen am 17. September 2023 (deutsch).
  5. http://trattoridepocapiacentini.it/9-Alcuni%20modelli%20di%20moto%20%20MV%20Agusta%20%20da%20competizione.pdf
  6. 125cc TEMPI "3 VELOCITA". Abgerufen am 17. September 2023 (niederländisch).
  7. MV Agusta Corse 125 Quatro Marche – MV Agusta Club Deutschland e. V. Abgerufen am 18. September 2023 (deutsch).
  8. MV Agusta Collection Rétromobile 2019 | Sale n°3910 | Lot n°264 | Artcurial. Abgerufen am 17. September 2023 (englisch).
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