Mülheimer Brücke

Die Mülheimer Brücke ist eine Hängebrücke über den Rhein und verbindet die Kölner Stadtteile Mülheim und Riehl. Sie wurde als erste Brücke in der patinagrünen Farbe gestrichen, die später als Kölner Brückengrün bekannt wurde, und ist die erste Brücke Deutschlands mit orthotroper Fahrbahnplatte.

B51 Mülheimer Brücke
Mülheimer Brücke
B51 Mülheimer Brücke
Panorama-Ansicht der Mülheimer Brücke
Überführt Bundesstraße 51
Unterführt Rhein
Ort Köln-Mülheim – Köln-Niehl/Riehl
Konstruktion Hängebrücke mit orthotropem Fahrbahnträger
Gesamtlänge 682,80 m
Breite 27,20 m
Längste Stützweite 315 m
Baukosten 12,2 Millionen DM
Baubeginn 13. Oktober 1949
Eröffnung 8. September 1951
Lage
Koordinaten 50° 57′ 52″ N,  59′ 43″ O
Mülheimer Brücke (Nordrhein-Westfalen)
Mülheimer Brücke (Nordrhein-Westfalen)

Die heutige Mülheimer Brücke wurde 1951 eröffnet; sie ist die dritte Brücke an derselben Stelle. Die erste Brücke war die 1888 eröffnete Mülheimer Schiffbrücke, welche 1929 durch eine unechte Hängebrücke ersetzt wurde, die im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde.

Die Mülheimer Schiffbrücke (1888–1927)

Mülheimer Schiffbrücke, die bis 1927 bestand

Bis 1927 war Mülheim durch die Mülheimer Schiffbrücke mit dem Mülheimer Häuschen am linksrheinischen Ufer verbunden. Die Schwimmbrücke war ähnlich der Deutzer Schiffbrücke eine aus Holz gefertigte Konstruktion, die auf etwa 40 im Rhein verankerten Pontons aufgelegt wurde. Sie löste eine zuvor zwischen der damaligen Stadt Mülheim am Rhein und der Stadt Köln verkehrende Fährverbindung ab. Der neue Rheinübergang wurde im Jahr 1888 für den Verkehr freigegeben.

Die erste Mülheimer Brücke (1927–1944)

Vorgeschichte

Die Stadt Köln hatte sich mit dem Eingemeindungsvertrag mit der Stadt Mülheim am 1. April 1914 zum Bau einer festen Brücke verpflichtet. Aufgrund des Ersten Weltkriegs und der Inflationszeit wurden erste Schritte zur Realisierung erst sehr viel später unternommen.

Ein Ausschuss unter dem Vorsitz von Hans Böckler und eine von ihm eingesetzte Jury hatten für das Bauprojekt den gemeinsamen Wettbewerbs-Vorschlag einer monumentalen Bogenbrücke mit 333,20 m Spannweite von Peter Behrens, der Friedrich Krupp AG und der Franz Schlüter AG ausgewählt. Unterstützt vom Jury-Mitglied Paul Bonatz plädierte der damalige Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer jedoch für eine schlankere Hängebrücke mit Tragseilen des Köln-Mülheimer Carlswerks von Felten & Guilleaume, deren Direktor wie Adenauer zur Zentrumsfraktion im Stadtparlament von Köln gehörte. Da Adenauer für diesen Vorschlag auf keine ausreichende Unterstützung aus den eigenen Reihen zurückgreifen konnte, überzeugte er die politisch gegnerische KPD-Fraktion von der Idee einer Hängebrücke.[1] Die heftigen Auseinandersetzungen gingen unter Bezug auf die vorangegangenen Konflikte im Nachgang zum Wettbewerb um die Deutzer Brücke als zweiter Kölner Brückenstreit in die Annalen ein.[2] Sie gipfelten am 28. April 1927 in einer Abstimmung in der Stadtverordnetenversammlung, bei der mit 47 zu 36 Stimmen der Bau einer Hängebrücke beschlossen wurde.

Planung und Bau

Blick vom Rheinufer in Köln-Riehl in Richtung Nord-Ost zur im Bau befindlichen Mülheimer Brücke, 1928
Einweihungsfeier 1929

Auf den Baubeginn am 19. Mai 1927 folgte die Schließung der Mülheimer Schiffsbrücke kurz darauf am 20. Juni 1927 und deren Abbau. Oberbürgermeister Konrad Adenauer eröffnete am 13. Oktober 1929 die neue Hängebrücke, die auch von der Straßenbahn benutzt wurde (siehe auch Geschichte der Kölner Straßenbahn). Für den Bau der neuen Brücke musste das Ausflugslokal Mülheimer Häuschen weichen.

Konstruktion

Das Bauwerk wurde nach einem von der Gesellschaft Harkort (Georg Kapsch) mit Stadtbaudirektor Adolf Abel entwickelten Entwurf als unechte Hängebrücke ausgeführt. Dabei wurden die Zugkräfte der Tragseile vom versteiften Fahrbahnträger als Druckkräfte aufgenommen. Somit konnten schwere Ankerblöcke vermieden werden, die damals im Kölner Baugrund als nicht ausführbar betrachtet wurden. Auf Bildern der alten Mülheimer Hängebrücke ist diese Konstruktionsart daran zu erkennen, dass die Flanken stumpf gegen die Pylone laufen. Sie war damals mit einer Mittelspannweite von 315 m die größte aller selbstverankerten Hängebrücken.

Im Zweiten Weltkrieg wurde diese erste Mülheimer Brücke durch einen Luftangriff am Mittag des 14. Oktober 1944 zerstört.[3][4] Dabei wurden durch die inneren Kräfte dieser Bauweise auch die Pylone umgeknickt.

Die Brücke war schon für eine Sprengung präpariert; dieser Sprengstoff wurde durch den Bombentreffer zur Explosion gebracht. Um weitere unbeabsichtigte Sprengungen dieser Art zu vermeiden, wurde zum Beispiel für die Brücke von Remagen befohlen, Sprengstoff erst an der Brücke anzubringen, wenn der Feind näher als acht Kilometer an die Brücke herangekommen war. Dieser Befehl trug dazu bei, dass amerikanische Truppen die Brücke von Remagen intakt erobern konnten.[5]

Daten

  • Lage: Stromkilometer 691,9
  • Gewicht: 14.800 Tonnen
  • Spannweite: 315 Meter
  • Länge: 682,80 Meter
  • Fahrbahnbreite: 17,20 Meter
  • Rad- und Fußwege: 2 × 5 Meter
  • Kosten: rund 10 Millionen Reichsmark.

Die Nachkriegsbrücke (seit 1951)

Das Kennzeichen der neuen Mülheimer Brücke: Die Fußwege sind um die Pylone geführt

Der Neubau der Mülheimer Brücke wurde nach einem Entwurf des Kölner Architekten Wilhelm Riphahn unter der technischen Beratung von Fritz Leonhardt am 13. Oktober 1949 begonnen. Beteiligt am Entwurf und dessen Ausbildung war auch der Stahlbauer Walter Pelikan. Die Einweihung folgte am 8. September 1951 wieder in Anwesenheit Adenauers, der als Kanzler der Bundesrepublik auch die neu erbaute Mülheimer Brücke eröffnete. In der Zeit zwischen 1946 und der Fertigstellung der Mülheimer Brücke diente die Patton-Brücke als Ausweichbrücke.

Seit dem 20. März 2012 werden nachts die beiden Pylone und zum Teil auch die Stahlseile der Brücke von 112 energiesparenden LED-Scheinwerfern beleuchtet.

Die Mülheimer Brücke ist (Stand Januar 2013) erheblich sanierungsbedürftig.[6] Aufgrund der angespannten Haushaltslage der Stadt Köln wurde die Generalsanierung aufgeschoben. Seit 2018 wird die Mülheimer Brücke generalsaniert[7] und es gelten je nach Bauphase wechselnde Verkehrseinschränkungen.[8]

Konstruktion

Die neue Brücke nutzt die Strompfeiler der Vorgängerbrücke und gleicht optisch der Vorgängerbrücke. Allerdings wurde sie als echte Hängebrücke konstruiert, das heißt die Seile der neuen Brücke sind erdverankert und der Brückenträger muss die Druckkräfte einer unechten Hängebrücke nicht mehr aufnehmen. Es wurde deshalb erstmals eine orthotrope Platte als Brückenträger verwendet, so dass dieser besonders leicht und schlank gebaut werden konnte. Im Unterschied zur Vorgängerbrücke stehen die Pylone neben dem Fahrbahnträger, wobei der Gehweg um die Pylone herumgeführt ist.

Erweiterung

1976/77 erfolgte der Umbau der Brückenfahrbahnen mit separatem Stadtbahn-Gleiskörper.

Daten

  • Lage: Stromkilometer 691,9
  • Gewicht: 5780 Tonnen
  • Spannweite: 315 Meter
  • Länge: 682,80 Meter
  • Breite: 27,20 Meter
  • Kosten: 12,2 Millionen DM

Literatur

  • Helmut Signon: Brücken in Köln am Rhein. Erste Auflage. Bachem, Köln 1966
  • Stadtkonservator Köln: Köln: 85 Jahre Denkmalschutz und Denkmalpflege, 1912-1997. Teil 2: Texte von 1980 bis 1997. Baches, Köln 1998, ISBN 3-7616-1388-1
  • Walter Buschmann: Die Köln-Mülheimer Rheinbrücke. Rheinische Industriekultur
  • Die neue Kölner Brücke. Festausgabe der Kölnischen Zeitung zur Eröffnung der Rheinbrücke Köln-Mülheim am 13. Oktober 1929. 8 Seiten mit zahlreichen Abb. und Beiträgen unterschiedlicher Autoren.
Commons: Mülheimer Brücke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Legendär und nicht belegbar ist, dass er den Kommunisten eines ihrer Argumente, in Leningrad gäbe es keine einzige Bogenbrücke, eingeredet habe. Ulrich Borsdorf: Hans Böckler – eine historische Leitfigur der deutschen Gewerkschaften? Vortrag bei einer Veranstaltung des „Gesprächskreises Geschichte“ der Friedrich-Ebert-Stiftung am 20. Februar 2001 anlässlich des 50. Todestages von Hans Böckler.
  2. Roland May: Pontifex maximus. Der Architekt Paul Bonatz und die Brücken. Monsenstein und Vannerdat, Münster i. W. 2011, ISBN 978-3-86991-176-2, S. 207–209.
  3. Mülheimer Brücke Köln. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. Landschaftsverband Rheinland, abgerufen am 10. Juli 2022.
  4. Mülheimer Brücke. In: konrad-adenauer.de. Konrad-Adenauer-Stiftung, abgerufen am 10. Juli 2022.
  5. geest-verlag.de@1@2Vorlage:Toter Link/www.geest-verlag.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  6. Fotodokumentation „Mülheimer Brücke längst baufällig“. (Memento des Originals vom 28. Juli 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rundschau-online.de In: Kölnische Rundschau, Rubrik „Köln“, Abruf vom 8. Januar 2013
  7. Pressemitteilung der Stadt Köln zur Generalsanierung der Mülheimer Brücke vom 20. Februar 2018
  8. Verkehrskalender Stadt Köln, Mülheimer Brücke (Riehl/Mülheim). Abgerufen am 10. Juli 2022.
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