Möthlow

Möthlow ist ein Ortsteil der Gemeinde Märkisch Luch im Landkreis Havelland in Brandenburg.[2]

Möthlow
Koordinaten: 52° 36′ N, 12° 39′ O
Höhe: 32 m
Fläche: 10,3 km²
Einwohner: 207 (Apr. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 20 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 2002
Postleitzahl: 14715
Vorwahl: 033876

Etymologie

Anbetracht der slawischen Vorgeschichte des Ortes ist eine plausible Erklärung für den Ursprung des Ortsnamens in dem polabischen Wort „Motyl“ zu suchen, was „Schmetterling“ heißt. „Motylow“ würde demnach „Ort, an dem es Schmetterlinge gibt“ bedeuten.

Möthlow in Richtung Nennhausen

Geografie

Möthlow liegt in einer Höhe von 31 m ü. NHN etwa 4,5 Kilometer südwestlich von Bundesstraße 5 an der Verbindungsstraße zwischen der Bundesstraße 5 und Brandenburg an der Havel über Buschow, Barnewitz und Marzahne der Landesstraße 99 und 2 Kilometer nördlich der ICE-Strecke Berlin-Hannover. Der Ort hat eine Fläche von 10,26 km² und bei 207 Einwohnern (Stand: April 2023)[3] eine Bevölkerungsdichte von 18 Einwohnern/km².

Nachbarorte

Geschichte

Frühgeschichtliche Funde

Die ersten menschlichen Spuren in der Gegend um das heutige Möthlow stammen aus der Bronzezeit (2200 bis 800 v. Chr.). Darauf deuten die Funde auf dem „Kultplatz“. So wird eine Anhöhe an der heutigen Sandgrube, auf dem Mühlenberg bzw. Koch’schen Berg bezeichnet. Es war offensichtlich ein Ort für Opfergaben. Die ersten Siedlungen entstanden hier in der Eisenzeit (ca. 750 v. Chr. bis ins 5. Jahrhundert n. Chr.). Beweise für mehrperiodische Siedlungen finden sich auch aus der römischen Kaiserzeit und dem slawischen Mittelalter.

Gründung des Dorfes

Erste urkundliche Erwähnung fand Möthlow im Jahre 1307. Das Dorfbild von Möthlow ist geprägt von einem Gutshof mit eigenen Kleinbauernhöfen und Landarbeiterhäusern, welches sich bis heute nicht geändert hat. Am 28. September 1411 überfielen die Raubritter Iwan von Wulffen und Henning (von) Kracht den Ort und erschlugen den Gutsbesitzer von Retzow und beraubten das Vieh. Zur Verschonung des Ortes und des Rittersitzes mit dem Feuer wurden 45 Schock Böhmische Groschen als Ausgleichszahlung gegeben und spät ein Dorfbewohner als Geisel wieder freigelassen.[4]

Wirtschaftliche Entwicklung

Zu den ältesten Bauwerken des Dorfes zählt die schlichte Dorfkirche Möthlow, eine Fachwerkkirche aus dem Jahre 1604. Zuvor wurde 1480 ein Krug eröffnet. 1572 geht auf dem Mühlenberg die Windmühle in Betrieb. 1608 bekommt Möthlow einen Rittersitz, 1610 wird in den Chroniken zum ersten Mal der Weinberg erwähnt, neben ihm wird ein Lustgarten angelegt. Eine Schmiede beginnt ihre Tätigkeit im Jahre 1624. Inmitten des 17. Jahrhunderts scheint ein Hauptmann Albrecht von Döberitz der Grundherr gewesen zu sein.[5] Das Herrenhaus, auch Gutshaus genannt wird im Jahre 1730 gebaut. Es bleibt vom großen Dorfbrand 1811 verschont. Dieser Brand ist eine Tragödie für das Dorf, das mit einem großen Kraftakt wieder aufgebaut wird. Im 19. Jahrhundert stationieren in Möthlow französische Soldaten. Vor diesen historischen Geschehnissen wurde der Wert von Möthlow nach einer amtlichen Statistik auf einen ungefähren Wert von 50.000 Reichsthalern geschätzt.[6]

Gutsbesitzer

Bereits um 1700 wurde der Gutsbesitz dem Henning Sigismund von Retzow und seiner Frau Margarete von der Groeben zugeschrieben. Sie gaben ihre beiden Söhne Wolf Friedrich (auch Wulff Friedrich) und Karl Friedrich auf das insbesondere für die preußischen Gutsbesitzersöhne gegründete Adelsalumnat der Ritterakademie zu Dom Brandenburg.[7] Nach 1800 galt der Landschaftsdirektor Friedrich Emil von Retzow, verheiratet mit Henriette Sophie von Thielau-Scheibsdorf, als Gutsbesitzer von Retzow und Möthlow.[8] Um 1880 weist das erstmals veröffentlichte Generaladressbuch der Rittergutsbesitzer für die Provinz Brandenburg die Familie der „gegraften“ von Kleist-Retzow als Eigentümer der 739 ha des Rittergutes aus.[9] Es handelt sich um den Oberstleutnant Ferdinand von Kleist-Retzow.[10] Im Vorfeld hatte der Vorbesitzer Herr von Retzow den neuen Besitzer adoptiert und dieser fügte nach Genehmigung[11] 1839 an seinen Namen die Titulatur Retzow bei.[12] Die beiden Adelsgeschlechter waren zuvor schon miteinander mehrfach verschwägert. Diese genannte Familienlinie der von Kleist hatten ihren Hauptsitz in Pommern. Und dies blieb auch so bis in die Jahre über die große Wirtschaftskrise 1929/1930. Damals war Wolf Graf von Kleist-Retzow, seines Zeichens Erbküchenmeister in Hinterpommern und Rittmeister a. D., Gutsbesitzer auf Möthlow. Der Umfang des Besitzes vor Ort war 745 ha, davon 53 ha Wald.[13] Das Gut Möthlow betrieb eine intensive Viehwirtschaft und wurde von Administrator Bartsch geleitet. Administratoren waren zumeist den Gütern als Auflage nach Kreditvergaben seitens den Ritterschaftsbanken, nachfolgend Märkische Landschaft genannt, auferlegt. In Möthlow gab es mit dem Hof von A. Haacke noch einen 39 ha großen landwirtschaftlichen Betrieb. Letzter Möthlower Gutsbesitzer war der spätere Rechtsanwalt und Syndikus, Kommendator des Johanniterordens, Peter-Christian von Kleist-Retzow (1910–1966).[14]

Zweiter Weltkrieg und DDR-Zeit

In den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs machen die Wehrmachtssoldaten einen längeren Halt im Ort. Die Frontlinie kommt immer näher und mit ihr auch die Rote Armee. Die nach dem Krieg im Dorf gebauten „Siedlerhäuser“ erzählen die Geschichte der Vertreibung und des Neuanfangs. 1955 wird eine LPG gegründet.

Gemeindereform Märkisch Luch

Im Zuge der Gemeindegebietsreform des Landes Brandenburg schloss sich Möthlow am 31. Dezember 2002 mit den bis dahin ebenfalls selbständigen Gemeinden Barnewitz, Buschow und Garlitz zusammen und wurde ein Ortsteil der Gemeinde Märkisch Luch.[15]

Freizeit, Kultur und Wirtschaft

Möthlow hat 2 aktive Dorfvereine, den Möthlower Freizeitverein e.V. unter Leitung des Ortsvorstehers Volker Schönfeld und DWAI e.V. unter Leitung von Olga Bowgierd.[16] Zu ihren Projekten zählen ein Pizza Backofen am Dorfgemeinschaftshaus[17], die Anschaffung von Honigbienen[18], einer Saftpresse[19], einer Zuckerwattemaschiene, eines Lastenfahrrads, das Aufstellen einer Bücherbox sowie die Wiederbepflanzung des Dorfs mit Obstbäumen[20][21].

Weiterhin hat Möthlow einen Biergarten der bei Emily heißt[22] und das Startup reemedee, was eine Manufaktur für Arzneitee, pflanzliche Arzneimittel und Naturkosmetik mit Onlineverkauf unterhält.[23] Auch ein Projekt für solidarische Landwirtschaft mit dem Namen Luch Gärtnerei hat in Möthlow seine Heimat gefunden.[24]

Bis 2014 gab es für 28 Jahre in Möthlow auch ein Bienenmuseum. Die Ausstellungsstücke können zum Teil heute noch in Elstal bei Karls Erlebnis-Dorf angeschaut werden.[25][26][27]

Die Möthlower Dorfkirche hat seit 1983 keinen Turm mehr, deswegen hängt die Glocke aus dem 15. Jahrhundert in einem neben der Kirche aufgebauten.[28]

Politik

Der ehrenamtliche Ortsvorsteher ist Volker Schönfeld[29](Stand: Kommunalwahl 2019).

Verkehr

Busverbindung

Möthlow ist im Rahmen des ÖPNV durch die Havelbus Linie 572 der HVG mit Rathenow und Kiek, Ortsteil von Garlitz, und durch die Havelbus Linie 680 der HVG mit Nauen und Rathenow verbunden.

Zug

In Buschow (3 km südlich von Möthlow) fährt die Regionalbahn-Linie RE4 Ludwigsfelde – Berlin – Rathenow, in Paulinenaue (10 km nördlich von Möthlow) die Regionalbahn-Linie RE2 Wittenberge – Berlin – Cottbus.

Fahrrad

In der Nähe von Möthlow befinden sich havelländische Fahrradwege:

  • von Möthlow Richtung Süd: Fahrradweg zur RE4-Bahnstation und in ca. 2 km ab Buschow Fontane.Rad-Radroute
  • von Möthlow Richtung Ost: in ca. 9 km ab Groß Behnitz Fontane.Rad-Radroute und in ca. 10 km ab Ribbeck Havelland-Radweg
  • von Möthlow Richtung West: in ca. 12 km ab Nennhausen Fontane.Rad-Radroute und in ca. 17 km ab Stechow Havelland-Radweg
  • von Möthlow Richtung Nord: Straße und Fahrradweg Richtung Retzow und Ribbeck

Persönlichkeiten

Commons: Möthlow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Matthias Woeller: Möthlow. in: Almut Andreae, Udo Geiseler (Hrsg.): Die Herrenhäuser des Havellandes. Eine Dokumentation ihrer Geschichte bis in die Gegenwart. Lukas-Verlag, Berlin 2001, S. 207–209. ISBN 3-931836-59-2.
  • Gerhard Vinken, Barbara Rimpel: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Brandenburg. Hrsg. Georg Dehio Vereinigung, 2. Auflage, Deutscher Kunstverlag, München/ Berlin 2012, S. 706. ISBN 978-3-422-03123-4.

Einzelnachweise

  1. Möthlow – Einwohnerzahl. In: amt-nennhausen.de. Abgerufen am 21. August 2021.
  2. Märkisch Luch | Service Brandenburg. Abgerufen am 15. Februar 2024.
  3. Landkreis Havelland. In: Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg von 1875 bis 2005. Beitrag zur Statistik. Landesbetrieb für Datenverarbeitung und Statistik (LDS), Dezember 2006.
  4. Adolph Friedrich Riedel: Markgraf Friedrich, erster Kurfürst von Brandenburg aus dem burggräflichen Hause Zollern. In: Geschichte des Preußischen Königshauses. Zweiter Abschnitt. Bestellung des Burggrafen Friedrich zum Landesverweser, Herrenloser Zustand der Mark. R. Gaertner, Berlin 1861, S. 61–62 (uni-duesseldorf.de).
  5. Ad. M. Hildebrandt: Vierteljahrsschrift für Heraldik, Sphragistik und Genealogie. 1884. In: Verein Herold zu Berlin (Hrsg.): Vierteljahrsschrift für Heraldik, Sphragistik und Genealogie. XII. Jahrgang Auflage. Das Stammbuch des Lorenz Baudisz v. Treschen. Im Besitz des Herrn Raths F. W. Warnecke., v. Döberitz. Carl Heymanns Verlag, Berlin 1884, S. 445 (uni-duesseldorf.de).
  6. Leopold Krug: Betrachtungen über den National-Reichthum des preußischen Staats und über den Wohlstand seiner Bewohner. Erster Theil. Fünftes Kapitel. Wohlstand der drei Klassen im Staate, Wohlstand der produzierenden Klassen im preußischen Staate. VIII. In der Kurmark. Johann Friedrich Unger, Berlin 1805, S. 446 (uni-duesseldorf.de).
  7. Walter von Leers: Die Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. 1705-1913. In: Verein der ehemaligen Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. (Hrsg.): Schüler-und Alumnatsverzeichnis. I von IV, Hier als Wulff Friedrich v. Retzow-Zögling-RA-No. 109, 110. Selbstverlag. Gedruckt in der Buchdruckerei P. Riemann, Belzig, Ludwigslust 1913, DNB 361143532, S. 1920.
  8. Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser auf das Jahr 1866. In: „Der Gotha“, erschienen bis 1942; Vorgänger des GHdA. Sechzehnter Jahrgang Auflage. Nachträge und Berichtigungen. Justus Perthes, Gotha 22. Oktober 1865, S. XXII (uni-duesseldorf.de).
  9. P. Ellerholz, H. Lodemann, H. von Wedell: General-Adressbuch der Ritterguts- und Gutsbesitzer im Deutschen Reiche. 1. Band: Das Königreich Preussen, Lfg. 1: Die Provinz Brandenburg. Nicolaische Verlags-Buchhandlung R. Stricker, Berlin 1879, S. 94–95, doi:10.18452/377 (hu-berlin.de).
  10. Alphabetischer Nachweis (Adressbuch) des in den preussischen Staaten mit Rittergütern angesessenen Adels. In: Karl Friedrich Rauer (Hrsg.): Vorgänger der Güter-Adressbücher. Selbstverlag des Autors, Berlin 1857, S. 112 (uni-duesseldorf.de).
  11. Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexicon. In: Ernst Heinrich Kneschke im Verein mit mehreren Historikern (Hrsg.): Genealogie. Fünfter Band. Friedrich Voigt, Leipzig 1864, S. 125 (uni-duesseldorf.de).
  12. Hand-Matrikel der in sämmtlichen Kreisen des Preussischen Staats auf Kreis- und Landtagen vertretenen Rittergüter. 1857. In: Karl Friedrich Rauer (Hrsg.): Vorgängerausgabe der Güter-Adressbücher ab 1879. Provinz Brandenburg. West-Havelland. Im Selbstverlag des Autors, Berlin 1857, S. 75 (uni-duesseldorf.de).
  13. Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht, GF Hogrefe: Landwirtschaftliches Güter-Adreßbuch der Rittergüter, Güter und Höfe der Provinz Brandenburg. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und Höfe von ca. 20 ha aufwärts. In: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher. 4. Auflage. Band VII, Letzte Ausgabe-Paul Niekammer-Nachf. Verlag von Niekammer’s Adreßbüchern GmbH, Leipzig 1929, S. 140 (martin-opitz-bibliothek.de).
  14. Walter v. Hueck, Friedrich Wilhelm Freiherr v. Lyncker-Ehrenkrook, Erik Amburger, Carola v. Ehrenkrook geb. v. Hagen, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch der Gräflichen Häuser / A (Uradel / vor 1400 nobilitiert) 1973. In: Deutsches Adelsarchiv e. V. (Hrsg.): GHdA, von 1951 bis 2014; Vorgänger des GGH. Band VII, Nr. 56. C. A. Starke, 1973, ISSN 0435-2408, DNB 740190695, S. 242243.
  15. Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands. StBA. (Statistisches Bundesamt (Destatis) 2024)
  16. Märkische Allgemeine Zeitung: Verein Dwai in Möthlow findet neue Kommunikationswege. 29. Februar 2024, abgerufen am 28. Februar 2024.
  17. Landschleicher Möthlow. rbb Brandenburg Aktuell, 18. Februar 2024, abgerufen am 28. Februar 2024.
  18. Jürgen Ohlwein: Möthlow: Bio-Honig aus dem havelländischen Dorf im Märkischen Luch - Projekt des Dwai-Vereins. 29. Februar 2024, abgerufen am 28. Februar 2024.
  19. Jürgen Ohlwein: Möthlow: Obstsaft für das ganze havelländische Dorf aus eigener Presse. 29. Februar 2024, abgerufen am 28. Februar 2024.
  20. Auf dem Land bei den Landnutzern von Möthlow. rbb schön+gut, 15. August 2023, abgerufen am 28. Februar 2024.
  21. Jürgen Ohlwein: Zwei Wasserhelden von Möthlow retten Obstbäume bei der großen Hitze. 29. Februar 2024, abgerufen am 28. Februar 2024.
  22. Jürgen Ohlwein: Möthlow: Das Ehepaar Manolić eröffnet am 7. Juli 2023 Biergarten "bei Emily". 29. Februar 2024, abgerufen am 28. Februar 2024.
  23. Asteroidensuche in Märkisch Luch. rbb Heimatjournal, 27. Januar 2024, abgerufen am 28. Februar 2024.
  24. MOZ.de: Agrarwirtschaft: Echte Solidarität zwischen Verbrauchern und Landwirten. 13. August 2019, abgerufen am 28. Februar 2024.
  25. Bienenmuseum bei Karls - Hier summt es gewaltig. Abgerufen am 28. Februar 2024.
  26. Binnenmuseum von Möthlow: Von der Wabe auf die Stulle. In: Der Tagesspiegel Online. ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 28. Februar 2024]).
  27. Bienenmuseum Möthlow (Museum). Abgerufen am 28. Februar 2024.
  28. Dorfkirche Möthlow - Urlaub im Havelland - Naturpark und Sternenpark Westhavelland. Abgerufen am 28. Februar 2024.
  29. Eintrag. Homepage von Nennhausen; abgerufen am 28. Juni 2021.
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