Lustadt

Lustadt ist eine Ortsgemeinde im Landkreis Germersheim in Rheinland-Pfalz. Im regional verwendeten Pfälzer Dialekt wird sie Loscht oder Luscht genannt. Sie gehört der Verbandsgemeinde Lingenfeld an.

Wappen Deutschlandkarte
Lustadt
Deutschlandkarte, Position der Ortsgemeinde Lustadt hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 49° 15′ N,  16′ O
Bundesland:Rheinland-Pfalz
Landkreis: Germersheim
Verbandsgemeinde: Lingenfeld
Höhe: 113 m ü. NHN
Fläche: 23,52 km2
Einwohner: 3393 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 144 Einwohner je km2
Postleitzahl: 67363
Vorwahl: 06347
Kfz-Kennzeichen: GER
Gemeindeschlüssel: 07 3 34 018
Gemeindegliederung: 2 Ortsteile
Adresse der Verbandsverwaltung: Hauptstraße 60
67360 Lingenfeld
Website: www.lustadt.de
Ortsbürgermeister: Volker Hardardt
Lage der Ortsgemeinde Lustadt im Landkreis Germersheim
Karte
Karte

Geographie

Lage

Lustadt liegt im Südosten von Rheinland-Pfalz zwischen Rhein und Pfälzerwald in der Region Südpfalz. Die Großstädte Ludwigshafen und Karlsruhe sind 36 km bzw. 50 km entfernt, nach Speyer und nach Landau sind es jeweils 17 km. Die Kreisstadt Germersheim befindet sich ca. 12 km südöstlich.

Gemeindegliederung

Die Gemeinde besteht aus den beiden Ortsteilen[2]

  • Niederlustadt mit den Wohnplätzen Auf der Heide, Im Röderfeld und Am Klärwerk
  • Oberlustadt mit den Wohnplätzen An der Hohen Straße, Auf der Büsche, Bei der Ziegelei, Fuchsgarten, In den Niedergärten, Lachenmühle, Ludwigsmühle und Ober dem Dorf

Nachbargemeinden

Nachbargemeinden von Lustadt sind Bellheim, Freisbach, Germersheim, Weingarten (Pfalz), Westheim (Pfalz), Zeiskam (alle Landkreis Germersheim) und Freimersheim (Pfalz) (Landkreis Südliche Weinstraße).

Gewässer

Von West nach Ost durchfließt der Hofgraben das Gemeindegebiet, ein linker Mündungsarm der Queich. Er mündet in Lingenfeld von links in den Lingenfelder Altrhein, einen westlichen Mäander des Rheins.

Geschichte

Lustadt zählt zu den ältesten Siedlungen des Landkreises Germersheim. Urkundlich erwähnt wurde der Ort erstmals 773 im Lorscher Codex anlässlich der Schenkung von zwei Morgen Land in pago spirensi (im Speyergau) in Lustater marca (in der Gemarkung Lustadt) an das Kloster Lorsch.[3]

Zwischen Zeiskam und Lustadt stand die Komturei Heimbach, ein großer mittelalterlicher Klosterhof des Johanniter-, später Malteserordens mit beherrschendem Einfluss auf die Region. Die Anlage samt Kirche wurde 1525 im Bauernkrieg zerstört. Aus dem gleichen Jahrhundert stammt die katholische Pfarrkirche St. Laurentius in Niederlustadt, ein bemerkenswerter spätgotischer Bau aus dem Jahre 1510.

Im Zuge der rheinland-pfälzischen Verwaltungsreform wurden mit Wirkung vom 7. Juni 1969 die beiden Gemeinden Niederlustadt und Oberlustadt zu der neuen Gemeinde Lustadt zusammengelegt.[4]

Einwohnerstatistik

Wenn nicht gesondert aufgeführt, ist die Quelle der Daten das Statistische Landesamt Rheinland-Pfalz.[5] Die Zahlen beziehen sich auf das heutige Gemeindegebiet, also Nieder- (N) und Oberlustadt (O) zusammengefasst.

Einwohnerentwicklung von Lustadt von 1802 bis 2017 nach nebenstehender Tabelle
JahrEinwohner (N/O)
18021.384[6] (562/822)
18151.729
18352.082
18492.425[6] (932/1.493)
18612.330[6] (862/1.468)
18712.305[7] (905/1.400)
19052.063
19392.286
JahrEinwohner
19502.572
19652.937
19702.967
19752.893
19802.785
19852.793
19903.021
19953.137
JahrEinwohner
20003.272
20053.376
20103.186
20133.280
20153.298
20173.323

Konfessionsstatistik

Im Jahr 1871 waren von insgesamt 905 Einwohnern Niederlustadts 81 % evangelisch, 16 % katholisch und 3 % (29 Personen) jüdisch. Von den 1400 Einwohnern Oberlustadts waren 79 % evangelisch, 12 % katholisch und 9 % (132 Personen) jüdisch.[7]

2012 waren 47,7 % der Einwohner evangelisch und 24,0 % katholisch. Die übrige 28,3 % gehörten anderen Glaubensgemeinschaften an oder waren konfessionslos.[8] Die Anteile der Protestanten und der Katholiken sind seitdem gesunken. Derzeit (Stand Dezember 2023) liegt der Anteil der evangelischen Bürger bei 36,8 %, der katholischen bei 20,4 % und der sonstigen bei 43,9 %.[9]

Politik

Gemeinderat

Rathaus

Der Gemeinderat in Lustadt besteht aus 20 Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 in einer personalisierten Verhältniswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Ortsbürgermeister als Vorsitzendem.

Die Sitzverteilung im Gemeinderat:[10][11]

WahlSPDCDUFWGFWLWVLGesamt
2019556420 Sitze
20147443220 Sitze
20097524220 Sitze
20046524320 Sitze
  • FWG = Freie Wählergruppe der Ortsgemeinde Lustadt e. V.
  • FWL = Freie Wählerliste der Ortsgemeinde Lustadt e. V.
  • WVL = Wähler-Vereinigung-Lustadt e. V.

Bürgermeister

Volker Hardardt (parteilos) wurde 2014 Ortsbürgermeister von Lustadt.[12] Bei der Direktwahl am 26. Mai 2019 wurde er mit einem Stimmenanteil von 52,55 % für weitere fünf Jahre in seinem Amt bestätigt.[13] Sein Vorgänger Ulrich Lothringen (CDU) hatte das Amt 25 Jahre ausgeübt.[14]

Wappen

Wappen von Lustadt
Wappen von Lustadt
Blasonierung: „In Rot ein durch einen silbernen Balken geteilter und oben durch einen silbernen Pfahl gespaltener silberner Ring, in der unteren Hälfte ein schwebendes achtspitziges silbernes Johanniterkreuz.“[15]

Es wurde 1973 von der Bezirksregierung Neustadt genehmigt und entstand aus der Vereinigung der Symbole der historischen Wappen von Nieder- und Oberlustadt.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Regelmäßige Veranstaltungen

Jedes Jahr findet um den 1. Mai auf dem Handkeesplatz im Maiblumenwald zwischen Lustadt und der Nachbargemeinde Zeiskam das Loschter Handkeesfescht statt, dessen Name auf Hochdeutsch Lustadter Handkäsefest lauten würde. Die Besucherzahl des größten örtlichen Festes, das bereits 1925 auf Initiative von Georg Lehr und Georg Ott zustande kam und seither regelmäßig gefeiert wird, liegt um 40.000.[16]

Verkehr

Lustadt liegt unmittelbar südlich der zweispurigen Bundesstraße 272 (LandauSchwegenheim), die als Ortsumgehung fungiert, und vier Kilometer westlich der vierspurigen Bundesstraße 9 (Ludwigshafen-Karlsruhe), die über die Anschlussstelle Schwegenheim erreicht wird.

Bis zur Stilllegung der Bahnstrecke Germersheim–Landau im Dezember 1991 gab es den Bahnhof Lustadt. Seit Mai 2006 läuft auf einem Großteil der alten Trasse als touristische Attraktion ein Draisinenverkehr. An diesem Abschnitt (Bornheim–Westheim) liegt auch Lustadt. Der tägliche ÖPNV wird hier auf der Buslinie 590 angeboten.

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

  • 1953, 9. Juli: Jakob Lehr (* 7. Februar 1891; † 23. Juli 1954), Fabrikant[17]
  • 1953, 9. Juli: Georg Lehr (* 9. Januar 1893; † 9. März 1980), Fabrikant,[18] Mitbegründer des Loschter Handkeesfeschts
  • 1973, 31. Mai: Friedrich Heckel (* 20. Dezember 1901; † 14. September 1974), Lehrer und Heimatforscher[19]
  • 1981, 19. April: Sr. Magdalena, geb. Magdalena Lechner (* 16. Februar 1900; † 8. April 1985)[20]
  • 1994, 27. August: Max Seither (* 7. Februar 1914; † 12. Mai 2003), Politiker (SPD), ab 1969 Bürgermeister von Lustadt[21]
  • 2000, 29. November: Gustav Schuh (* 30. Dezember 1910; † 1. Juni 2002), Landwirt, Bürgermeister 1946 bis 1957[22]
  • 2015, 11. Januar: Ulrich Lothringen (* 6. September 1946), Politiker (CDU), Ortsbürgermeister von 1989 bis 2014, wurde am 11. Januar 2015 für seine Verdienste um die Gemeinde gewürdigt.[23][14]

Söhne und Töchter der Gemeinde

  • Augustin Violet (1799–1859), erster pfälzischer Taubstummenlehrer
  • Martin Hemmer (1863–1947), katholischer Priester und Prälat
  • Leo Mohr (1874–1918), Mediziner
  • Jakob Nagel (1899–1973), Staatssekretär der Deutschen Reichspost 1937–1945
  • Werner Doppler (* 1941), Agrarökonom und Wirtschaftswissenschaftler an der Universität Hohenheim

Personen, die vor Ort wirken oder gewirkt haben

  • Anna von Lustadt († 1485), Zisterzienser–Äbtissin des Klosters Rosenthal (Pfalz); Grabplatte in der dortigen Kirchenruine erhalten
  • Jakob Schwalb (1872–1934), Priester, zeitweise Kaplan in Oberlustadt
  • Peter Brauchle (* 1970), Bildhauer, wohnt und arbeitet im Ort.
  • Matthias Joa (* 1981), Politiker (AfD), wohnte zeitweise im Ort.
  • Dorothea Reichert, Trägerin des Verdienstordens des Landes Rheinland-Pfalz, lebt vor Ort.
Commons: Lustadt – Sammlung von Bildern
Wikisource: Lustadt – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 2022, Kreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
  2. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Amtliches Verzeichnis der Gemeinden und Gemeindeteile. Stand: Februar 2022. S. 142 (PDF; 3,3 MB).
  3. Minst, Karl Josef [Übers.]: Lorscher Codex (Band 4), Urkunde 2098, 14. Mai 773 – Reg. 876. In: Heidelberger historische Bestände – digital. Universitätsbibliothek Heidelberg, S. 42, abgerufen am 15. Mai 2018.
  4. Amtliches Gemeindeverzeichnis (= Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz [Hrsg.]: Statistische Bände. Band 407). Bad Ems Februar 2016, S. 170 (PDF; 2,8 MB).
  5. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz: Lustadt.
  6. Beamtenverzeichniß und Statistik des Königlich Bayerischen Regierungs-Bezirkes der Pfalz, 1863, S. XXVIII f. des Anhangs.
  7. Ergebnisse der Volkszählung im Königreiche Bayern vom 1. Dezember 1871 nach einzelnen Gemeinden, 1873, S. 65.
  8. KommWis, Stand: 31. Dezember 2012.
  9. Gemeindestatistik Ortsgemeinde Lustadt, abgerufen am 25. Januar 2024
  10. Wahlen zum Ortsgemeinderat Lustadt 1974–2014. (PDF) Verbandsgemeinde Lingenfeld, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. Juni 2021; abgerufen am 23. April 2020.
  11. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Kommunalwahl 2019, Stadt- und Gemeinderatswahlen.
  12. Timo Nagel: Lustadt: Stellvertreterin gegen Chef. Die Rheinpfalz, 22. Mai 2019, abgerufen am 23. April 2020.
  13. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Direktwahlen 2019. Abgerufen am 23. April 2020 (siehe Lingenfeld, Verbandsgemeinde, vierte Ergebniszeile).
  14. Ein Blues für den neuen Ehrenbürger. 13. Januar 2015, abgerufen am 23. April 2020.
  15. Karl Heinz Debus: Das große Wappenbuch der Pfalz. Gräber, Neustadt an der Weinstraße 1988, ISBN 3-9801574-2-3.
  16. Freizeitmagazin LEO: Volkstümliche würzige Genüsse. Ludwigshafen, 30. April 2009.
  17. Rainer Baumgärtner: Die Ehrenbürger im Landkreis Germersheim, Hekma-Verlag Maikammer 2018, S. 114
  18. Rainer Baumgärtner: Die Ehrenbürger im Landkreis Germersheim, Hekma-Verlag Maikammer 2018, S. 115
  19. Rainer Baumgärtner: Die Ehrenbürger im Landkreis Germersheim, Hekma-Verlag Maikammer 2018, S. 118
  20. Rainer Baumgärtner: Die Ehrenbürger im Landkreis Germersheim, Hekma-Verlag Maikammer 2018, S. 120f.
  21. Rainer Baumgärtner: Die Ehrenbürger im Landkreis Germersheim, Hekma-Verlag Maikammer 2018, S. 122f.
  22. Rainer Baumgärtner: Die Ehrenbürger im Landkreis Germersheim, Hekma-Verlag Maikammer 2018, S. 124f.
  23. Rainer Baumgärtner: Die Ehrenbürger im Landkreis Germersheim, Hekma-Verlag Maikammer 2018, S. 126f.
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