Lukaskirche (Hamburg-Sasel)
Die Lukaskirche ist eine der beiden evangelisch-lutherischen Kirchen im Hamburger Stadtteil Sasel und gehört zur seit 1998[1] wieder vereinigten Kirchengemeinde Sasel. Sie liegt im südlichen Teil des Stadtteils zwischen den Straßen Saseler Chaussee, Volksdorfer Weg und Frahmredder. 2021 beschloss der Kirchengemeinderat der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Sasel die Entwidmung der Lukaskirche.[2]
Bau der Kirche
Anfang der 1960er-Jahre begannen sich bald nach der Fertigstellung der Vicelinkirche am Saseler Markt innerhalb der Saseler Kirchengemeinde Differenzen zwischen dem nördlichen und südlichen Gemeindeteil zu verstärken. Aus dem Südteil kam vorwiegend Kritik an der einseitigen Besetzung des Kirchenvorstandes. 1963 kam es dann zur Teilung der Gemeinde, der südliche Teil wählte den Namen "Lukaskirchengemeinde" und befasste sich bald sehr konkret mit den Bauplänen für eine eigene Kirche.
Nachdem der erste Entwurf von der Landeskirche abgelehnt worden war, erhielt die Architektin Brigitte Eckert-von Holst den Auftrag für einen zweiten Entwurf, der dann auch umgesetzt wurde. Bei diesem Entwurf ließ sich die Architektin von einigen Kernelementen des Lukasevangeliums leiten. Die Zeltform des Baus war in den 1960er-Jahren ein beliebtes Motiv beim Bau neuer Kirchen und soll die Vorläufigkeit des Wirkens in dieser Welt im Sinne des Zitates "wir haben hier keine bleibende Stadt" (Hebr 13,14 ) zeigen und zur Ausschau "nach dem letzten Bau, den Gott selbst aufführen wird"[3] auffordern. Die Bauarbeiten begannen im November 1964, nach der Grundsteinlegung am 2. Mai 1965 konnte die Kirche bereits am 5. Dezember 1965 eingeweiht werden.
Das Kirchenschiff mit seiner vergleichsweise geringen Größe (22 m Länge, 15 m Breite, 11 m Höhe), seinem tief heruntergezogenen gefalteten Dach, den zwölf rhombusförmigen Fenstern und den dunklen Dachschindeln passt zu den vorherrschenden Einfamilienhäusern der Umgebung. Die Fassade ist bis auf ein Friesband über dem Eingang schlicht gehalten. Der freistehende 25 m hohe, ebenfalls dunkel gedeckte Turm, das Kirchenschiff, das erst 1985 aus einem vorhergehenden Kirchsaal und dem alten Pastorat umgebaute Gemeindehaus sowie das neue Pastorat bilden eine aufgelockerte Gebäudegruppe, die mit der Umgebungsbebauung sehr gut harmoniert. Die Architektin hat die große Platane vor der Kirche bewusst als Zentrum des Kirchplatzes geplant.
Innenausstattung
Der Innenraum wird durch die insgesamt 12 farbigen Fenster des Rahlstedter Künstlers Hanno Edelmann beherrscht. Die zehn Glasfenster der Seitenwände zeigen Geschehnisse aus dem Leben Jesu in der Form, die sich nur im Lukasevangelium und nicht in anderen Evangelien finden. Die Fenster sind so gestaltet, dass sie auf beiden Seiten zum Altar hin immer heller werden, wodurch dieser Bereich auch durch die Lichtführung hervorgehoben wird. Auf der Westseite zeigen sie, beginnend an der Eingangsseite, Zacharias mit dem Engel Gabriel (Lk 1,13ff ), Verkündigung an Maria (Lk 1,28ff ), Begegnung von Maria und Elisabeth (Lk 1,42f ), Darbringung des Johannes im Tempel (Lk 1,59ff ) und in unmittelbarer Nähe zum Altar die Geburt Jesu (Lk 2,1-7 ). Auf der Ostseite sind, beginnend vom Altar, dargestellt Verkündigung an die Hirten auf dem Felde (Lk 2,8-14 ), Simeon und die Darstellung im Tempel (Lk 2,22-35 ), der zwölfjährige Jesus im Tempel (Lk 2,41ff ), die Auferweckung des Jünglings zu Nain (Lk 7,11-17 ), die große Sünderin (Lk 7,36-56 ). In der Sakristei befindet sich ein Fenster mit einer Darstellung des schreibenden Evangelisten Lukas mit dem geflügelten Stier als ihm zugeordneten Symbol. Die Eingangshalle schmückt ein Fenster mit der Emmausszene (Lk 24,13ff ).
Der schlichte Altar steht vor einer hohen weißen Wand, die im oberen Teil ein farbiges Glasfenster in Form eines griechischen Kreuzes enthält. Dieses Symbol verzichtet auf den Gekreuzigten Jesus, verweist aber mit angedeuteten hellen Dornen und roten Blutstropfen auf das Symbol der Dornenkrone.
Das silberne Abendmahlsgeschirr stammt von Ragna Sperschneider.
Glocken
Im Turm befinden sich seit dem 19. September 1965 drei Glocken aus der Gießerei Rincker, deren Inschriften zusammen den Kern der Weihnachtsbotschaft des Lukasevangeliums zeigen.
Nr. |
Masse (kg) |
Inschrift |
1 | 500 | Ehre sei Gott in der Höhe |
2 | 325 | ...und Friede auf Erden … |
3 | ...und den Menschen ein Wohlgefallen. |
Orgel
Die ursprüngliche Orgel wurde 1969 von der Fa. Weigle gebaut und hatte eine Disposition, die von der heutigen leicht abwich.[4] Im Jahr 2007 erfolgte eine Instandsetzung mit zeitgleichen Änderungen an der Disposition durch Orgelbau Lothar Banzhaf aus Husum. Dabei wurden zwei Register ausgetauscht und ein Tremulant im Hauptwerk ergänzt.[5] Nach Schließung der Kirche wurde die Orgel an die evangelische Kirchengemeinde in Heinrichswalde (Bezirk Kaliningrad) abgegeben und 2024 dorthin verbracht.[6] Die Disposition vor dem Abbau lautete:[7]
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- 3 Normalkoppeln: II/I, I/P, II/P
B: Durch Banzhaf 2007 ergänzt oder getauscht.
Gemeinde
Die neu gegründete Gemeinde erlangte durch den ersten Pastor Willi Stark erhebliche Stabilität. Er betreute den südlichen Bezirk bereits seit 1955 und blieb bis 1974 an der Lukaskirche. Sein Nachfolger Gerhard Dosch blieb bis 1991 und damit auch 15 Jahre an der Gemeinde. Seit 1980 verfügte die Gemeinde über zwei Pfarrstellen. Nach der Fusion der beiden Saseler Gemeinden wurde 2004 die Anzahl der Pastoren auf drei reduziert, die nun für beide Zentren gleichermaßen verantwortlich sind.
Die Gemeinde beschloss 2019, ihre gottesdienstlichen Aktivitäten in der Vicelinkirche am Saseler Markt zu konzentrieren.[8] Die Lukaskirche wurde entwidmet und soll, nachdem kein anderer kirchlicher Nutzer gefunden werden konnte, abgerissen werden. Auf dem Grundstück soll ein Erweiterungsbau für den bereits vorhandenen kirchlichen Kindergarten geschaffen werden.[9]
Fotografien und Karte
- Portal mit Friesband
- Abendmahlsgeschirr
Literatur
- Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Sasel (Hrsg.): Geschichte und Gegenwart. Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Sasel, Hamburg 1997, S. 17–22.
- Brigitte Eckert: Fenster der Lukas-Kirche in Sasel. Hrsg.: Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Sasel-Süd. Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Sasel-Süd, Hamburg.
- Helmut Schulz: Unsere Lukaskirche in Sasel, Aus Geschichte und Gemeindeleben. Hrsg.: Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Sasel-Süd. Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Sasel-Süd, Hamburg 1985.
- Brigitte Eckert-von Holst: Lukaskirche 1965–2005. In: Gemeindebrief der Kirchengemeinde Sasel. 1. April 2005.
Einzelnachweise
- Überblick zur Geschichte der Saseler Kirchengemeinden. Abgerufen am 13. Mai 2014.
- Amtsblatt der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland 5/2022 Digitalisat
- Text der Gründungsurkunde, zitiert in Helmut Schulz: Unsere Lukaskirche in Sasel, Aus Geschichte und Gemeindeleben. Hrsg.: Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Sasel-Süd. Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Sasel-Süd, Hamburg 1985, S. 15.
- Historische Disposition in der Orgeldatenbank orgbase.nl. Abgerufen am 23. Juli 2013.
- Bericht zum Orgelumbau auf der alten Homepage der Gemeinde. Abgerufen am 19. Februar 2013. Präzisierung der getauschten Register am 4. März 2014 durch die zuständige Kirchenmusikerin.
- Preußische Allgemeine Zeitung: Die lange Anreise einer Kirchenorgel - Preußische Allgemeine Zeitung. 25. Februar 2024, abgerufen am 25. Februar 2024.
- Hamburg/Sasel, Lukaskirche – Organ index, die freie Orgeldatenbank. Abgerufen am 25. Februar 2024.
- Bericht und Zusammenfassung der Gemeindeversammlung, abgerufen am 8. Juni 2022
- Die Lukaskirche wird abgerissen, Heimatecho vom 13. April 2022, abgerufen am 8. Juni 2022