Ludwigkirchplatz

Der Ludwigkirchplatz ist ein Stadtplatz im Berliner Ortsteil Wilmersdorf. Der langgezogene achteckige Platz ist bereits auf dem Sineck-Situationsplan von 1891 als Straßburger Platz in der Abteilung V1 des Hobrecht-Plans ausgewiesen. 1895 erhielt er seinen heutigen Namen nach der inliegenden St.-Ludwigs-Kirche.

Ludwigkirchplatz
Platz in Berlin
Ludwigkirchplatz
St.-Ludwigs-Kirche
Basisdaten
Ort Berlin
Ortsteil Wilmersdorf
Angelegt 1891
Hist. Namen Straßburger Platz
Einmündende Straßen Emser Straße,
Ludwigkirchstraße,
Pfalzburger Straße,
Pariser Straße
Bauwerke St.-Ludwigs-Kirche
Nutzung
Nutzergruppen Fußgänger, Radfahrer
Technische Daten
Platzfläche 6000 m²

Lage

Der Ludwigkirchplatz liegt zwischen Ludwigkirch- und Pfalzburger Straße sowie Emser und Pariser Straße inmitten einer bürgerlichen Ausgeh- und Wohngegend südlich des Kurfürstendamms. Der Platz unterbricht die Pariser Straße in ihrem Verlauf, ebenso wie die Pfalzburger Straße am östlichen Ende, die als Fußgängerzone eingerichtet ist. An der Südseite ist die Durchfahrt zur Pariser Straße unterbrochen, die Straße endet hier als Sackgasse.

Geschichte

Ab 1885 nach Bebauungsplan als Platz A eingerichtet, wurde er um 1890 als Straßburger Platz durch Richard Thieme angelegt und am 4. November 1895, wenige Monate nach der Grundsteinlegung für die katholische Kirche St. Ludwig am 29. Juni 1895, umbenannt. Wilmersdorf machte damals eine rasante Einwohnerentwicklung durch, sodass die Einwohnerzahl zwischen 1890 und 1900 von 5.000 auf 30.000 stieg und 1910 bereits 110.000 erreichte.[1] Zur Bauzeit der St.-Ludwigs-Kirche gab es daher ringsum noch weite Flächen unbebauten Ackerlandes. Es waren neben der Kirche überwiegend großbürgerliche, vier- und fünfgeschossige Mehrfamilienhäuser mit reich ornamentierten Fassaden und vornehmen Wohnungen im Entstehen, die auch heute noch im Wesentlichen die unmittelbare Umgebung prägen. Ausschlaggebend für den Kirchenneubau war im Jahr 1890 die Bauplatz-Schenkung der Wilmersdorfer Terrain-Aktiengesellschaft gewesen. Der Fürstbischöfliche Delegat Prälat Joseph Jahnel hatte als Repräsentant des Fürstbistums Breslau zur Linderung der Kirchennot in Wilmersdorf den später in Ludwigskirchplatz umbenannten Straßburger Platz geschenkt erhalten, der Platz gehört auch heute noch der Kirche.

Bauwerke

Stiftung Wissenschaft und Politik

Das zentrale Bauwerk ist die namengebende St.-Ludwigs-Kirche, erbaut von 1896 bis 1899 im neugotischen Stil nach Entwurf des Architekten August Menken.[2] An der Nordseite (Ludwigkirchplatz 3/4) befindet sich das neobarocke Gebäude des ehemaligen Bundesaufsichtsamtes für das Versicherungswesen, ursprünglich Kaiserliches Aufsichtsamt für Privatversicherer. Es entstand von 1903 bis 1905 nach einem Entwurf des Architekten Ernst Ehrhardt[3] und wird heute von der Stiftung Wissenschaft und Politik sowie dem Zentrum für Internationale Friedenseinsätze genutzt. Weitere erhaltene Altbebauung sind die Häuser Nr. 1 und 2 auf der Nordseite sowie die Häuser Nr. 11 und 12 auf der Südseite. Die anderen Häuser wurden während des Zweiten Weltkriegs zerstört oder beschädigt und in veränderter bzw. vereinfachter Form wieder aufgebaut. Die Kirche wurde 1943 beschädigt und zwischen 1955 und 1961 wieder hergestellt.

Das Haus Nr. 10 ist das Haus Sankt Ludwig der katholischen Sankt-Ludwig-Gemeinde. Hier befindet sich das Pfarrbüro, ein Kindergarten mit Hort sowie ein Kloster, das von fünf Patres des Franziskanerordens bewohnt wird, die als Priester in der Gemeinde tätig sind.[4]

Platzanlage

Blick über den Platz
Statue Ludwigs IX. und seiner Frau Margarete, 1984

Auf den westlichen Teil erstreckt sich eine mit Büschen gegen die Straße abgeschirmte Grünfläche mit symmetrisch angelegten Rasenflächen, Blumenrabatten, Sitzgelegenheiten sowie einem Springbrunnen im westlichen Eingangsbereich. An der Nordseite befindet sich seit 1984 eine Skulptur des Patrons der Kirche, des Heiligen Ludwig und seiner Gemahlin Margarete von der Provence. Im Pflaster des Kirchenportals weisen die eingelassenen drei Lilien auf das Geschlecht derer von Wilmersdorff hin, deren Familienwappen auf die Ernennung Ludolf von Wilmersdorffs 1151 zum „Obristen zu Ross“ durch den französischen König Ludwig VII. (1120–1180) während des Zweiten Kreuzzugs zurückgeht.[5]

Östlich der Kirche wurde der Platz in den 1980er Jahren neu gestaltet. Auf dem südöstlichen Teil wurde ein großer Kinderspielplatz angelegt, der andere Teil wurde mit Schach- und Mühlespiel-Muster gepflastert.

Anwohner

Rund um den Platz gibt es vorwiegend großzügig geschnittene Wohnungen in einer ehemals großbürgerlichen Wohngegend. Gegenwärtig ist der Ludwigkirchplatz eine der begehrtesten Wohnadressen Berlins und ein sehr belebter und beliebter Treffpunkt mit zahlreichen Lokalen und teilweise exklusiven Geschäften am Platz und in den umliegenden Straßen. Um 1930 wohnte hier der Staatsrechtler Hans Peters. Weiter leben oder lebten dort Politprominenz, wie der ehemalige Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt, Ex-Staatskulturminister Michael Naumann oder Mediengrößen wie Sabine Christiansen.

Stolpersteine

  • Ludwigkirchplatz 2: Rose Friede (19. März 2011), Else Gottscho (19. März 2011)
  • Ludwigkirchplatz 7: Rebecca Jacobsohn (19. März 2011), Max Rosenbaum (19. März 2011)
  • Ludwigkirchplatz 8: Martha Heimann (19. März 2011)
  • Ludwigkirchplatz 9: Denkstein für Hertha Lichtenstein
  • Ludwigkirchplatz 12: Leonhard Holz (9. April 2009), Vera Nathan (29. März 2008), Adolph Welsch (29. März 2008)
Commons: Ludwigkirchplatz (Berlin-Wilmersdorf) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bevölkerungsentwicklung. BA Charlottenburg-Wilmersdorf
  2. St.-Ludwigs-Kirche in der Berliner Denkmaldatenbank
  3. Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen (aktuell) & Kaiserliches Aufsichtsamt für Privatversicherer in der Berliner Denkmaldatenbank
  4. Harald Schwillus: Ludwigkirchplatz 5. Etage. Ein ungewöhnlicher Ort für ein Kloster. In: Deutschlandradio Kultur. 20. Juli 2008, abgerufen am 5. Oktober 2016.
  5. Hainer Weißpflug: derer von Wilmersdorff. In: Hans-Jürgen Mende, Kurt Wernicke (Hrsg.): Berliner Bezirkslexikon, Charlottenburg-Wilmersdorf. Luisenstädtischer Bildungsverein. Haude und Spener / Edition Luisenstadt, Berlin 2005, ISBN 3-7759-0479-4 (luise-berlin.de Stand 7. Oktober 2009).

This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.