Ludwig Hohlwein

Ludwig Fritz Karl Emil Heinrich Hohlwein (* 26. Juli 1874 in Wiesbaden; † 14. September 1949 in Berchtesgaden)[1] war ein deutscher Plakatkünstler, Grafiker, Architekt und Maler.

Ludwig Hohlwein (um 1930)
Porträtfoto von A. Sahm
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Er zählte neben Lucian Bernhard, Ernst Deutsch-Dryden, Hans Rudi Erdt und Julius Klinger zu den prominentesten und stilbildenden Vertretern der Reklamekunst. Auch schon vor Hitlers Machtergreifung arbeitete er für die NSDAP und prägte in der Zeit des Nationalsozialismus das visuelle Erscheinungsbild des Dritten Reiches.

Leben und Werk

Léonie Hohlwein, geborene Dörr (1910)
Grabkreuz von Ludwig und Leonie Hohlwein auf dem Alten Friedhof in Berchtesgaden
Einer der frühesten Entwürfe von Ludwig Hohlwein in seiner Heimatstadt Wiesbaden: Walhalla-Theater Wiesbaden, 1900, Werbepostkarte, Privatsammlung Wiesbaden

Ludwig Hohlwein fertigte während seines Architekturstudiums an der Technischen Hochschule München erste Illustrationen für die Zeitungen des Akademischen Architektenvereins. Nach dem Studium in München und Dresden sowie Studienreisen nach London und Paris ließ er sich in München als Architekt nieder. Er entwarf neben Inneneinrichtungen von Privathäusern auch Aufträge zur Ausstattung des Grand Hotel Continental (München) und für Ozeandampfer. Im Jahr 1901 heiratete er Leoni Dörr. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor. Ab 1904 stellte Hohlwein regelmäßig Graphiken, Aquarelle und Temperagemälde im Münchner Glaspalast aus.

Im Jahr 1905 nahm Hohlwein mit Tierbildern an der Großen Berliner Kunstausstellung teil. Im gleichen Jahr war er 3. Preisträger im Preisausschreiben um Reklameentwürfe für die Gemeinschaftswerbung des Schokoladefabrikanten Ludwig Stollwerck und des Sektherstellers Otto Henkell. Weitere Preisträger waren die Künstler Eugen Kirchner, Julius Diez, Friedrich Stahl, Albert Klinger, Fritz Klee, Bernhard Halbreiter, Elli Hirsch, Anton Kerschbaumer, Johann Baptist Maier, Georg v. Kürthy, Fritz Helmuth Ehmcke, Paul Leuteritz, Otto Kleinschmidt, Ulrich Hübner, Anton Hoffmann, Otto Ludwig Naegele, Peter Würth, Ernst Oppler, A. Altschul, Ant. Jos. Pepins und August Geigenberger.[2] Später entwarf er Plakate für Jagdausstellungen.

1931 lehnte Hohlwein das Angebot ab, in die Vereinigten Staaten zu emigrieren. Zum 1. Mai 1933 trat er der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 2.945.937),[3] für die er bereits vor der Machtergreifung zahlreiche Arbeiten angefertigt hatte. Während der Zeit des Nationalsozialismus prägte Hohlwein ähnlich dem Fotografen Heinrich Hoffmann das visuelle Erscheinungsbild des Dritten Reiches, etwa durch seine Werke für die Olympischen Spiele 1936. Nach einem seiner Plakate wurde 1937 im Deutschen Reich eine Briefmarke zum Thema „Luftschutz“ gedruckt, 1942 gestaltete er eine Briefmarke anlässlich des Reitsportwettbewerbs um das „Blaue Band“. Außer 1943 war Hohlwein von 1937 bis 1944 auf allen Großen Deutschen Kunstausstellungen in München vertreten, wobei Hitler, Goebbels, Göring und Adolf Wagner Bilder erwarben. Hohlwein stand 1944 in der Gottbegnadeten-Liste des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda.[4]

Im Zuge der Entnazifizierung erhielt Hohlwein, als Vorteilsnehmer des Regimes politisch belastet, bis Februar 1946 Berufsverbot. Danach nahm er bis zu seinem Tode die Arbeit als Gebrauchsgrafiker in einem kleinen Atelier in Berchtesgaden wieder auf.

Die Grabstätte Hohlweins ist auf dem Alten Friedhof in Berchtesgaden.

Stil

Parallel zu dem sogenannten Sachplakat entwickelte Hohlwein seinen eigenen, leicht wiedererkennbaren, typischen Stil. Die Themen Tier, Jagd, Technik und Landschaft dominieren seine Plakate. Hohlwein baute immer wieder dramatisch auf wirkungsvollen Hell-Dunkel- und Vordergrund-Hintergrund-Kontrasten auf. Das Objekt wird auf farbige Flächen und Punkte reduziert. Erst durch die Darstellung der gesamten Grundfläche erhält der Körper wieder seine Gestalt. Der Doornkaat-Zecher ist ein gutes Beispiel für diese Technik. Hohlweins Plakate sind bei vielen seiner Auftraggeber auch heute noch nahezu unverändert in Gebrauch und gehören zu den Klassikern deutscher Werbung.

Beispielhafte Darstellung des künstlerischen Werkes

Insbesondere in Süddeutschland sind Hohlweins Werke häufig im täglichen Leben anzutreffen. Im Münchner Hauptbahnhof wird man durch die überlebensgroße Statue des Franziskaners empfangen, der dem Reisenden in seiner braunen Kutte zuprostet und der noch heute den Hauptwerbeträger für die Franziskaner-Brauerei darstellt. Der Mönch, der die Flaschenetiketten, Bierdeckel, Kronkorken und andere Produkte der Franziskaner-Brauerei unverkennbar werden lässt, entstand bereits 1935. 1980 wurde er minimal verändert: Um ihn freundlicher aussehen zu lassen, zog man ihm die Mundwinkel nach oben. 1907 schuf Hohlwein eine Zeichnung für die Bierbrauerei Salmenbräu in Rheinfelden[5].

Für den Münchner Tierpark Hellabrunn fertigte Hohlwein mehrere Plakate, unter anderem einen sitzenden Leoparden, hinter dem ein schwarzer Panther mit grünen Augen schleicht. Das Plakat des Tierparks existiert in dieser Form bereits seit 1912 und wird in regelmäßigen Abständen vom Zoo als Werbemittel wieder aufgelegt.

Schon 1924 umfasste sein künstlerisches Schaffen 3.000 Titel, sodass es bis heute unmöglich ist, sein Werk in seiner Gesamtheit abzubilden. Die Liste seiner Auftraggeber liest sich wie das A–Z der deutschen Wirtschaft. So fertigte er unter anderem für Audi, Bahlsen, BMW, Daimler-Benz, Erdal, Ernemann, Görtz Schuhe, Kaffee Hag, Kulmbacher, Leitz, Lufthansa, Märklin, M.A.N., Pelikan, Henkel („Persil“), Pfaff, Reemtsma, Sulima, Zeiss (Jena). Sehr bekannt ist auch sein Plakat zur Weltausstellung in Brüssel (1910).

Plakate (Auswahl)

Plakat für den NSD-Studentenbund
  • Confection Kehl P.K.Z., Zürich, 1908[6]
  • Lotterie der Ausstellung München, 1908[7]
  • Richard Strauss Woche, München, 1910[8]
  • Bulgaren-Held, Zigarettenfabrik Menes Wiesbaden, 1916[9]
  • Internationale Einfuhr-Messe, Frankfurter Messegesellschaft, Frankfurt am Main 1919
  • LEW – Lech Elektrizitäts Werke AG Augsburg, ca. 1920
  • Der Stahlhelm, Reichsfrontsoldatentag, 1929
  • Arbeit – Brot – Drum Liste 1, Reichstagswahl 1932[10]
  • Bund Deutscher Mädel in der Hitler Jugend, 1933[11]
  • NSV, Volksgesundheit, Volksgemeinschaft, Kinderschutz, Mutterschutz, Bettelbekämpfung, Wandererfürsorge, 1933
  • Opfern zum Kampf gegen Hunger und Kälte, Winterhilfswerk des Deutschen Volkes, 1933
  • Nicht Spenden – Opfern, Winterhilfswerk, 1933
  • Münchener Festsommer, 1935
  • Nacht der Amazonen, das große Parkfest der Stadt München im Nymphenburger Schlosspark, 1936
  • Das Pferd in der Kunst, Ausstellung im Königsbau der Residenz München, 1936
  • Die Straßen Adolf Hitlers in der Kunst, München, 1936

Literatur

  • Hans Kuh: Hohlwein, Ludwig. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 9, Duncker & Humblot, Berlin 1972, ISBN 3-428-00190-7, S. 506 f. (Digitalisat).
  • Ludwig Hohlwein 1874–1949 – Kunstgewerbe und Reklamekunst, herausgegeben von Volker Duvigneau und Norbert Götz, Klinkhardt & Biermann, München/Berlin 1996, ISBN 3-7814-0400-5 (anlässlich der gleichnamigen Ausstellung im Münchner Stadtmuseum, 28. Juni bis 29. September 1996).
  • Biografie in Jörg Meißner (Hrsg.): Strategien der Werbekunst. 1850–1933. Deutsches Historisches Museum, Berlin 2004, ISBN 978-3-86102-130-8.
  • Hermann Karl Frenzel: Ludwig Hohlwein. Phönix, Berlin 1926, DNB 579409066; Nachdruck: LSD im Steidl Verlag, Göttingen 2012, ISBN 978-3-86930-194-5.
  • Hansi Kessler, Nikolai Borg: Bahlsen 1889–1964. H. Bahlsen Keksfabrik, Hannover 1964 (DNB 450210138).
  • Volker Duvigneau, Norbert Götz (Hrsg.): Ludwig Hohlwein: 1874–1949. Kunstgewerbe und Reklamekunst. Ausstellungskatalog, Stadtmuseum München, München 1970, (DNB 948478276).
  • Alastair Duncan: Encyclopedia of Art Deco. William Collins, Sydney 1988, ISBN 0-7322-0013-X, S. 82, 83.
  • Hohlwein, Ludwig, in: Detlef Lorenz: Reklamekunst um 1900. Künstlerlexikon für Sammelbilder. Berlin: Reimer 2000, ISBN 3-496-01220-X, S. 111f.
Commons: Ludwig Hohlwein – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Ludwig Fritz Karl Emil Heinrich Hohlwein. Auszug aus dem Sterberegister. In: ancestry.de. Abgerufen am 30. Juli 2023.
  2. Karl Hofacker: Kunstgewerbeblatt. 16. Jahrgang, Leipzig 1905.
  3. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/16550882
  4. Hohlwein, Ludwig, in: Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Frankfurt am Main : S. Fischer, 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 263
  5. Aargauer Industriekultur: Salmenbräu-Rheinfelden 1907. Abgerufen am 16. Oktober 2019.
  6. Ludwig Hohlbein bei Christies 20. Mai 2009
  7. Lotterie 1908
  8. Richard-Strauss-Woche (Memento vom 27. Juli 2014 im Internet Archive) Museum Folkwang zeigt »Theater für die Straße – Plakate für das Theater« Essen 2014
  9. Bulgaren-Held Menes Wiesbaden
  10. Liste 1
  11. Abbildung
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