Ludwig Gall (Musiker)
Ludwig Gall (get. 16. Juli 1769 in Wien; † 24. März 1845 ebenda) war ein österreichischer Beamter, Pianist und Schüler von Wolfgang Amadeus Mozart.
Leben
Ludwig Gall war der Sohn von Gottfried Gall, Hausvater des 1783/1784 aufgehobenen Johannes-Spitals in Wien, und wurde zwischen 1781 und 1784 Klavierschüler Mozarts. Auch in späteren Jahren blieb er seinem Lehrer verbunden und war einer der Wenigen, die unmittelbar nach Mozarts Tod – in dessen letzter Wohnung in der Rauhensteingasse – seine Leiche sahen: „In einem Sarge liegend, mit einem schwarzen Habite angethan welcher m. Kapuzze das blonde Haupt bis zur Stirne einhüllt, die Hände über die Brust gefaltet“.[1]
1805 veröffentlichte er ein Buch über Wartung und Pflege von Klavierinstrumenten, in dem er zugleich einige der von Joseph Wachtel gebauten Pyramiden- und Giraffenklaviere vorstellte.
1823 war Gall „Kanzellist bey der k. k. Tabak- und Stempelgefälls-Direction“ und wohnte in der Vorstadt Landstraße, Blumengasse Nr. 104. Daneben ist er in einem Wiener Adressbuch als „Tonkünstler“ mit dem Instrument „Pianoforte“ aufgeführt.[2] Das staatliche Unternehmen, für das er arbeitete, war 1784 gegründet worden, da die Herstellung von Tabakwaren zu dieser Zeit ein Monopol des österreichischen Staates war.[3]
Ab 1838 veröffentlichte Gall „die vorzüglichsten Tonwerke von W. A. Mozart“ in Bearbeitungen für zwei Klaviere („Doppel-Clavier-Partitur“), um sie auf diese Weise zu popularisieren. Er wohnte zu dieser Zeit noch immer in der Blumengasse (jetzt Nr. 117).[4]
Daneben veranstaltete Gall in „einer Reihe von Jahren“ private Konzerte, die als „Abendunterhaltung in Productionen classischer Musik“ bezeichnet wurden. Vornehmlich gelangten dabei Werke Mozarts zur Aufführung.[5]
Gall wohnte bis zuletzt „auf der Landstraße Nr. 117“, wo er am 24. März 1845 am „Lungenschlag“ gestorben ist.[6]
Schriften
- Clavier-Stimmbuch oder deutliche Anweisung wie jeder Musikfreund sein Clavier-Flügel, Fortepiano und Flügel-Fortepiano selbst stimmen, repariren, und bestmöglichst gut erhalten könne. Nebst einer Nachricht von einigen neuerfundenen musikalischen Instrumenten des Herrn Joseph Wachtl, Wien: Carl Kupffer 1805. – Reprint: Straubenhardt: Antiquariat-Verlag Zimmermann 1988. (Digitalisat)
Literatur
- Otto Erich Deutsch, Mozart. Die Dokumente seines Lebens, 2. Aufl., Kassel: Bärenreiter 1961, S. 453
- Karl Pfannhauser, Epilegomena Mozartiana, in: Mozart-Jahrbuch 1971/72, Salzburg 1973, S. 268–312, hier S. 280–284
- Ludwig von Köchel, Chronologisch-thematisches Verzeichnis sämtlicher Tonwerke Wolfgang Amadé Mozarts, 8. Aufl., Wiesbaden: Breitkopf & Härtel 1983, S. 645ff.
Einzelnachweise
- Pfannhauser (1973), S. 280–284
- Anton Ziegler, Addressen-Buch von Tonkünstlern, Dilettanten, Hof- Kammer- Theater- und Kirchen-Musikern […] in Wien, Wien 1823, S. 15 (Digitalisat)
- Vgl. Harald Hitz und Hugo Huber, Geschichte der österreichischen Tabakregie 1784–1835, Wien 1975
- Wiener Zeitung, Nr. 177 vom 3. August 1838, S. 1093 (Digitalisat)
- Ludwig Gall’s Abendunterhaltung in Productionen klassischer Musik, in: Der Wanderer im Gebiete der Kunst und Wissenschaft, Industrie und Gewerbe, Theater und Geselligkeit, Jg. 33, Nr. 109 vom 7. Mai 1846, S. 434f. (Digitalisat)
- Wiener Zeitung, Nr. 87 vom 29. März 1845, S. 667 (Digitalisat)