Ludwig Frühling
Ludwig Frühling, auch genannt Louis Frühling, (* 10. Oktober 1833 in Peine; † 4. Oktober 1906 in Hannover; vollständiger Name: Heinrich Gottlieb Ludwig Frühling)[1][2] war ein deutscher Architekt, der vorwiegend im Stil der Neugotik baute und zu den Vertretern der Hannoverschen Architekturschule zählt.[3]
Leben
Nach einer Lehre als Maurer studierte Ludwig Frühling Architektur am Polytechnikum Hannover[2] bei Conrad Wilhelm Hase.
Von 1852 bis 1855 leitete Frühling als Bauführer des Architekten Ludwig Droste[1] den Umbau der Marktkirche in Hannover.[2]
Von 1856 bis 1865 war Frühling dann Bauleiter im Architekturbüro seines Lehrers Hase. Während dieser Zeit reiste er nach Frankreich, um die Schlösser in und um Paris, das Palais des Tuileries und Versailles als Vorbilder für die Innenausstattung von Schloss Marienburg zu untersuchen[1], um dann die Bauausführung des königlichen Schlosses Marienburg bei Nordstemmen zu leiten. Anschließend machte er sich als Architekt selbständig.[2]
Nach der Annexion des Königreichs Hannover durch Preußen 1866 trat Frühling in den preußischen Staatsdienst ein, zunächst im Rang eines Hofbaukondukteurs.[2] Ab etwa 1879 hatte Frühling eine leitende Tätigkeit bei der staatlichen Bauverwaltung in Hannover inne und war dort zuständig für das Hoftheater und das Leineschloss, das Schloss Herrenhausen und zugehörige Bauten sowie die Schlösser in Springe und Göhrde. Darüber hinaus war Frühling zuständig für die bauliche Instandhaltung des Alten Palais in Hannover für Ernst August, Herzog von Cumberland.[1]
1889 wurde Frühling in den Rang eines Hofrats befördert.[2][1]
Nachlass
Unterlagen sowie der Nachlass Ludwig Frühlings finden sich
- im Historischen Museum Hannover: Skizzenbuch von August Frühling, 1880 begonnen, Inventarnr. VM 33156
- im Stadtarchiv Hannover: im Nachlass Hase sowie in der Personengeschichtlichen Sammlung
Bauten und Enwtürfe
- 1852–1855: Bauleitung bei der Restaurierung der Marktkirche St. Jacobi et Georgii in Hannover (nach Plänen von Ludwig Droste)
- 1857–1865: Bauleitung beim Bau des Schlosses Marienburg (nach Plänen von Conrad Wilhelm Hase)
- 1858: Erweiterung des Städtischen Krankenhauses in Linden bei Hannover, Deisterstraße / Ricklinger Straße (nicht erhalten)
- um 1870: Gebäude für die Wachstuchfabrik J. H. Benecke in Hannover, Am Judenkirchhof (nicht erhalten)
- 1871–1878: Gebäude der Städtischen Lagerbierbrauerei in Hannover-Südstadt, Hildesheimer Straße 73 (1893–1925 Erweiterungsbauten nach Entwürfen von Ernst Wullekopf; Bauteil von Frühling nicht erhalten)[4]
- 1872–1878 und 1884: Umbau der Broyhan-Brauerei in Hannover, Köbelinger Straße 23 (nicht erhalten)
- 1874–1894: Gebäude der Geschäftsbücherfabrik J. C. König & Ebhardt in Hannover, Schlosswender Straße / Königsworther Platz[2][5]
- 1874–1876: Bau des Mittelteils[1]
- 1874: Haus Meinecke in Hannover, Kurze Straße (Eckhaus)
- 1874: eigenes Wohnhaus in Hannover-Südstadt, Lutherstraße 6 (früher Nr. 1, dann Nr. 3; nicht erhalten)
- 1874–1880: Herrenhaus Rutenstein bei Freiburg an der Elbe (1891–1893 durch Frühling erweitert; erhalten)
- 1877: Pfarrhaus in Hannover-Kleefeld, Hölderlinstraße 3 (heute Jugendzentrum)[1][6]
- um 1877: Kindergarten in Hannover-Kleefeld, Kapellenstraße 7[6]
- 1882: Umbauten am Hoftheater in Hannover (nach dem Zweiten Weltkrieg modernisiert)
- 1884: Pfarr- und Gemeindehaus der evangelisch-lutherischen Marktkirchengemeinde in Hannover, Hanns-Lilje-Platz 2–3 (früher: Am Markte 2–3; erhalten)
- 1886: Villa für Carl Schwarz in Hannover, Wilhelm-Busch-Straße 24 (früher Parkstraße 8; erhalten); Die ehemalige Unternehmervilla dient heute dem Akademischen Verein Gothia, der Fialengiebel ist dem Alten Rathaus entlehnt.[7]
- 1887–1889: Fabrikgebäude für die Wachstuchfabrik Benecke & Schwarz in Hannover-Vinnhorst, Beneckeallee 40 (erhalten)
sowie undatiert:
- Umbauten für die Hannoversche Bank in Hannover[1]
- Bauten der Zuckerfabrik Clauer in Delmenhorst[1]
Literatur
- Herbert Mundhenke: Die Matrikel der Höheren Gewerbeschule, der Polytechnischen Schule und der Technischen Hochschule zu Hannover. 3 Bände, Hildesheim 1988–1992. (Matrikel 2079)
- Baugewerks-Zeitung, Jahrgang 1881, S. 183.
- Bauwelt, 49. Jahrgang 1958, ...
- Baumeister, 65. Jahrgang 1968, ...
- Deutsche Bauzeitung, 23. Jahrgang 1889, Nr. 53, S. 320. (Rubrik Personal-Nachrichten)
- Centralblatt der Bauverwaltung, 9. Jahrgang 1889, Nr. 26, S. 227. (Rubrik Amtliche Mittheilungen)
- Centralblatt der Bauverwaltung, 22. Jahrgang 1902, Nr. 87, S. 529. (Rubrik Amtliche Mittheilungen)
- Hannoversche Gewerbe-Ausstellungszeitung vom 29. August 1878
- Wochenschrift des Vereines deutscher Ingenieure, Jahrgang 1878, Nr. ? (vom 22. Juni 1878).
- Zeitschrift des Architekten- und Ingenieur-Vereins zu Hannover, Jahrgang 1883, ...
- Adreßbuch, Stadt- und Geschäftshandbuch der Königlichen Residenzstadt Hannover und der Stadt Linden. Hannover 1870–1917.
- R. Hartmann: Geschichte Hannovers vom Regierungsantritt des Königs Ernst August bis auf die Gegenwart 1837–1880. Hannover 1880, passim.
- Theodor Unger: Hannover. Führer durch die Stadt und ihre Bauten. Festschrift zur fünften General-Versammlung des Verbandes Deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine. Hannover 1882, passim.
- Rudolf Hartmann: Geschichte Hannovers unter der provinzialständischen Verwaltung von 1867 bis auf die Gegenwart. Hannover 1887, passim.
- Günther Kokkelink: Die Neugotik Conrad Wilhelm Hases. Eine Spielform des Historismus. In: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge, Band 22, Hannover 1968, S. #.
- Helmut Zimmermann: Werke und Menschen. Streiflichter aus Hannovers Geschichte. Hannover 1996, S. #.
- Klaus Siegner: Architektenbiographien. In: Harold Hammer-Schenk, Günther Kokkelink (Hrsg.): Laves und Hannover. Niedersächsische Architektur im neunzehnten Jahrhundert. (revidierte Neuauflage der Publikation Vom Schloss zum Bahnhof...), Ed. Libri Artis Schäfer, 1989, ISBN 3-88746-236-X, S. 567.
- Wolfgang Neß, Ilse Rüttgerodt-Riechmann, Georg Weiß (Bearb.):
- Stadt Hannover, Teil 1. (= Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Band 10.1.) Vieweg, Braunschweig / Wiesbaden 1983, ISBN 3-528-06202-9, passim.
- Stadt Hannover, Teil 2. (= Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Band 10.2.) Vieweg, Braunschweig / Wiesbaden 1983, ISBN 3-528-06208-8, passim.
(mit der Anlage Verzeichnis der Baudenkmale gem. § 4 (NDSchG) (ausgenommen Baudenkmale der archäologischen Denkmalpflege), Stand: 1. Juli 1985, Stadt Hannover)
Weblinks
- Frühling, Heinrich Gottlieb Ludwig (Louis). In der Datenbank Architekten und Künstler mit direktem Bezug zu Conrad Wilhelm Hase (1818–1902) (Forschungsprojekt von Günther Kokkelink, Monika Lemke-Kokkelink und Reinhard Glaß)
- Ralph Anthes: Stadtafeln von Hannover / Ehemaliger Lagerkeller der Städtischen Lagerbier-Brauerei (Tafel 116) auf Stadthistorie.info
- Andreas Andrew-Bornemann: Städtisches Krankenhaus II (Memento vom 23. April 2016 im Internet Archive), 1935 genutzte Ansichtskarte des (nicht mehr vorhandenen Gebäudes), heute Hautklinik Linden
Einzelnachweise
- Datensatz in der Datenbank Architekten und Künstler mit direktem Bezug zu Conrad Wilhelm Hase (1818–1902) (siehe Weblinks)
- Klaus Siegner: Architektenbiographien. In: Laves und Hannover ..., S. 567.
- Stadttafel 116, fotografiert von Ralph Anthes (siehe Weblinks)
- Auf der Stadttafel 106 wurde als Baujahr des Lagerkellers der Brauerei, (heute Hildesheimer Straße / Altenbekener Damm) das Jahr 1885 genannt. Auf der Unterseite bei Hannover.de wird abweichend zur Stadttafel das Jahr „1875“ genannt (zuletzt abgerufen am 6. Februar 2012)
- J. C. König & Ebhardt (Hrsg.): Festschrift zum 50-jährigen Jubiläum der Firma J. C. König und Ebhardt, Hannover, Zweiggeschäft Wien, London, 1845–1895. Hannover 1895.
- Gerd Weiß: Kapellenstraße / Hölderlinstraße. In: Denkmaltopographie ... (siehe Literatur), S. 79.
- Helmut Knocke, Hugo Thielen: Wilhelm-Busch-Straße, in: Hannover Kunst- und Kultur-Lexikon, S. 217