Lovoo

Lovoo (Eigenschreibweise: LOVOO) ist eine Dating-Plattform, die über die Nutzung einer App das Kennenlernen von Menschen aus der Umgebung ermöglicht. Lovoo basiert auf standortbezogenen Daten und wird vom Hamburger Unternehmen PE Digital GmbH betrieben[4]. Der ehemalige Hauptsitz des Unternehmens befand sich in Dresden, Lovoo beschäftigt rund 100 Mitarbeiter.[5] Im Jahr 2016 wurden zwei der Gründer wegen unlauterer Praktiken, insbesondere dem Einrichten von Schein-Konten, zu Geldstrafen verurteilt.

Lovoo
Logo
Basisdaten
Entwickler Lovoo GmbH
Erscheinungsjahr 27. Oktober 2011[1]
Aktuelle Version 172.4 (Android
Google Play Store)
(Version variiert je nach Gerät.)
4. April 2024[2]

172.0 (iOS)
26. März 2024[3]

Betriebssystem Android, iOS
Kategorie Soziales Netzwerk, Flirt
deutschsprachig ja
www.lovoo.com

Seit September 2020 ist Lovoo Teil der ParshipMeet Group, in der das deutsche Medienunternehmen ProSiebenSat.1 Media ihre Dating-Aktivitäten bündelt.[6]

Die Anwendung wird im Freemium-Modell angeboten.[7][8]

Geschichte

Die weltweit agierende Plattform wurde von einer Gruppe aus acht Personen entwickelt und erstmals unter dem Namen „Lovoo“ am 27. Oktober 2011 als Mobile-Dating-Anwendung veröffentlicht.[1] Ursprünglich war der Name „Kiss2go“ für die App vorgesehen, der schon kurz nach dem Start geändert werden musste, weil der Berliner Radiosender Kiss FM den Machern eine Markennamen-Verletzung vorgeworfen hatte. Die Gründer der App entschieden sich gegen einen Rechtsstreit und kreierten binnen 20 Tagen die neue Marke „Lovoo“.[9][10]

Der Name setzt sich zusammen aus „love“ (englisch Liebe) und zwei „O“, die angeblich einem Zufall zu verdanken sind: Inspirationsgeber sei ein Hund aus einem Webvideo, dessen Laut sich wie „Lovoo“ angehört habe.[11] Am 2. Februar 2012 wurde Lovoo mit dem Publikumspreis als beste deutsche Mobile App beim „Show your App Award“, im Rahmen der M-Days in Frankfurt am Main, ausgezeichnet. Grundlage war eine Onlineabstimmung.[12]

Das Start-up-Unternehmen wurde am 12. April 2013 als Teilnehmer in das „Silicon Valley Accelerator Program“ aufgenommen. Seit September 2013 bereitet die Lovoo GmbH in diesem Zusammenhang ihre Internationalisierung, mit Fokus auf den Markt der Vereinigten Staaten, vor.[13] Anfang März 2014 hat Lovoo seine „Matching-Funktion“ unter dem Namen „Voo“ als eine eigenständige App herausgebracht. Bezüglich der Funktionen ähnelt Lovoo stark der US-amerikanischen Dating-Applikation „Tinder“.[14]

Im September 2017 wurde Lovoo für rund 60 Mio. Euro (davon rund 4 Mio. Euro erfolgsabhängig) an den US-Wettbewerber The Meet Group verkauft.[5]

Im Frühjahr 2020 wurde verkündet, dass die ProSiebenSat.1 Media SE den US-App-Entwickler The Meet Group übernimmt. Die deutsche Unternehmensgruppe hat mit diesem Deal ihre bis dahin größte Übernahme verzeichnen können. Der Fall musste vom Bundeskartellamt genehmigt werden, da ProSiebenSat.1 bereits Parship und Elite-Partner gehören. Die Freigabe für den Kauf erteilte das Kartellamt im Sommer. Insgesamt flossen rund eine halbe Milliarde Dollar für den Kauf.[15]

Funktionsweise

Lovoos Funktionen entsprechen in weiten Teilen denen anderer Social Software. Zentrale Funktion ist das Live-Radar, das in der Umgebung des Nutzers nach anderen sucht, um mit ihnen ggf. Kontakt aufzunehmen. Die Suchergebnisse werden mit Entfernung und Richtung dargestellt.[16]

Der sogenannte „Feed“ ist neben dem Live-Radar eine weitere Möglichkeit, Menschen aus der Umgebung zu finden. In chronologischer Reihenfolge werden Fotos aufgeführt, die von Personen aus der Umgebung oder von eigenen Kontakten veröffentlicht wurden. Rückmeldungen erhalten Nutzer dabei in Form von Likes („gefällt mir“), sogenannten „Followings“ (eine andere Person abonniert Beiträge) oder Chat-Anfragen.

Die Nutzer können auch durch sogenanntes Social Tagging interagieren, dabei können Nutzer nach anderen Nutzern oder nach Fotos zu bestimmten Themen suchen.

Das Match (englisch für „Übereinstimmung“) ist eine spielerische Funktion der App, bei der Profilfotos anderer Mitglieder gezeigt werden, die auf dem Gerät mit einer Wischbewegung oder einer Berührung („tap“) bewertet werden können. Sobald eine neue Bewertung vorliegt, werden Mitglieder per Push-Mitteilung darüber informiert. Bei gegenseitigem Interesse entsteht eine Übereinstimmung (englisch „match“), eine direkte Kontaktaufnahme über Chat bzw. Nachrichtensystem ist möglich.

Zu Missverständnissen und Misstrauen führt oft der grüne Punkt, der von den meisten so gedeutet wird, dass eine Person in diesem Moment online ist und die App grade aktiv nutzt. Dieses stimmt so allerdings nicht, denn der grüne Punkt bedeutet lediglich, dass diese Person in den letzten 60 Minuten in der App angemeldet war. Er verschwindet also erst exakt 1 Stunde nachdem sich das Profil wieder ausgeloggt bzw. abgemeldet hat. Selbst wenn es nur kurz 1 Minute online war um z. B. eine Nachricht im Postfach zu lesen.

Kosten

Solange man sich auf die Grundfunktionen beschränkt, ist die Lovoo-App zunächst kostenlos. Zu den Grundfunktionen zählen: Das Nutzen der Suchfunktion, Mitglieder anzeigen lassen sowie eine Nachricht pro Tag. Kostenpflichtig werden aber sogenannte „In-App-Credits“ und „Premium-Abos“, die man benötigt,[17][18][19] z. B. um „Matches“ zu de-anonymisieren, d. h. das Profil der Person zu sehen, mit der eine Übereinstimmung festgestellt wurde.

Betrugsvorwürfe

Im September 2015 wurden in der Zeitschrift c’t und der Nachrichten-Website Heise online umfangreiche Artikel zu möglichen unlauteren Praktiken durch den Betreiber der Plattform veröffentlicht.[20][21] Dem Verlag waren über 50 Gigabyte Daten aus E-Mail-Postfächern, Screenshots und Quellcode-Ausschnitte zugespielt worden, die darauf hindeuten, dass gezielt und automatisiert Profile mit erfundenen weiblichen Personen erstellt wurden, die anschließend programmgesteuert echten Nutzern Interesse vorgaben[22] und sie animierten, gegen eine Gebühr den Kontakt herzustellen. Der Schaden[23] durch gezieltes Anwerben mit Fake-Profilen durch fiktives Interesse und Locknachrichten wurde damals für die damaligen Nutzer mit 1,2 Mio. EUR beziffert.

In einer Stellungnahme bezeichnet das Unternehmen die Herkunft der dem Artikel zugrundeliegenden Unterlagen als dubios und verweist darauf, dass gemeldete Fake-Profile gelöscht würden, ohne dem Vorwurf zu widersprechen, Fake-Profile selbst erstellt zu haben.[24] Zur Echtheit der Dokumente hat das Unternehmen ebenfalls keine Stellung genommen.[21]

Im Oktober 2015 veröffentlichte die c’t eine erweiterte Analyse der ihr zugespielten E-Mail-Postfächer. Danach betrieb Lovoo unter dem Namen „Chat Banana“ über 16.000 mit dem Chatverlauf echter Nutzer trainierte Chatbots.[25]

Am 8. Juni 2016 kam es zu einer Durchsuchung der Firmenräume durch das Landeskriminalamt Sachsen. Gegen die beiden Unternehmensgründer und Kaufleute Benjamin Bak und Alexander Friede aus Dresden lagen Untersuchungshaftbefehle vor.[26] Die Staatsanwaltschaft warf den Beschuldigten gewerbsmäßigen Betrug vor.[27] Insgesamt wurden 16 Privatwohnungen und Firmenräume durchsucht.[28]

Das Verfahren der Staatsanwaltschaft Dresden wurde daraufhin am 30. September 2016 gegen Zahlung von Geldauflagen, ohne Feststellung von Straftaten, eingestellt.[29]

Sicherheitslücken

Im August 2019 gelang es Journalisten des Bayerischen Rundfunks Bewegungsprofile von Nutzern zu erstellen, die Rückschlüsse auf Arbeits- oder Wohnorte zulassen. Das Unternehmen hat auf diese Kritik reagiert und die Genauigkeit der Standortdaten verringert. Nutzer können nun nicht mehr auf weniger als 1.000 Meter genau verortet werden, zudem soll Triangulation durch Unterdrückung wiederholter Abfragen verhindert werden.[30][31]

Einzelnachweise

  1. Flirt-App Kiss2go wird zu Lovoo und bringt exklusive Funktionen für sicheres Dating (Memento vom 28. September 2013 im Internet Archive), auf: Inside Lovoo. Pressemitteilung vom 27. Oktober 2011, abgerufen am 23. September 2013.
  2. Die App bei play.google.com, abgerufen am 4. April 2024.
  3. LOVOO Dating App & Single Chat. App Store (iOS), abgerufen am 4. April 2024.
  4. Impressum – Lovoo. Abgerufen am 21. November 2023.
  5. Es hat gefunkt: Dating-Plattform Lovoo geht mit Morgan Lewis an US-Wettbewerber. Abgerufen am 1. Oktober 2017.
  6. P7S1-Tochter schließt Übernahme der Meet Group ab. In: DWDL.de. 4. September 2020, abgerufen am 9. November 2020.
  7. Martin Weigert: Lovoo macht Badoo Konkurrenz, auf: netzwertig.com. 22. Januar 2013, abgerufen am 20. September 2013.
  8. Martin Weigert: LOVOO wächst rasant (Memento vom 28. September 2013 im Internet Archive), auf: netzwertig.com. 10. April 2013, abgerufen am 2. Aug. 2021.
  9. Christina Cassala: 15 Fragen an Alexander Friede von Lovoo. In: deutsche-startups.de. 1. Februar 2013, abgerufen am 29. Oktober 2015.
  10. Flirt-App Kiss2go wird zu Lovoo und bringt exklusive Funktionen für sicheres Dating, In: frische-fische.com. 27. September 2011, abgerufen am 2. Mai 2015.
  11. Interview mit Tobias Börner – Lovoo App CMO & Co-Founder, 16. Januar 2014, abgerufen am 31. März 2014.
  12. Der Markt ist reif für Flirt-Apps (Memento vom 27. September 2013 im Internet Archive), auf: gfm-nachrichten.de, 14. Januar 2013, abgerufen am 2. Aug. 2021.
  13. Yvonne Ortmann: German Silicon Valley Accelerator: Diese 12 deutschen Start-ups mischen bald das Silicon Valley auf!, auf: deutsche-startups.de, 15. April 2013, abgerufen am 23. September 2013.
  14. FLIRT-APP VOO: Tinder bekommt Konkurrenz aus Deutschland, 6. März 2014, abgerufen am 31. März 2014.
  15. heise online: Kartellamt: ProSiebenSat1 darf Lovoo übernehmen. Abgerufen am 14. Juli 2020.
  16. Flirten via Smartphone: 'Lovoo'-App bringt Singles an Ort und Stelle zusammen (Memento vom 28. September 2013 im Internet Archive), In: Inside Lovoo. Pressemitteilung vom 2. August 2011, abgerufen am 23. September 2013.
  17. Joachim Riekert: Tinder, Badoo oder LoVoo – Vergleich der Dating-Apps. In: CHIP.de. BurdaForward GmbH, 8. Februar 2022, abgerufen am 21. November 2023.
  18. date-guide.de. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 21. November 2023.@1@2Vorlage:Toter Link/date-guide.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  19. Dating-Plattform Lovoo im Fake-Verdacht. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 21. November 2023.@1@2Vorlage:Toter Link/www.heise.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  20. Holger Bleich, Ronald Eikenberg, Heiko Frenzel und Torsten Kleinz: Dating-Plattform Lovoo im Fake-Verdacht. In: c’t. 18. September 2015, abgerufen am 20. Oktober 2015.
  21. Holger Bleich: Verdacht auf Abzocke bei Dating-Plattform Lovoo. In: Heise online. 18. September 2015, abgerufen am 20. Oktober 2015.
  22. Holger Bleich: Abzock-Verdacht gegen Flirt-Plattform Lovoo erhärtet sich. In: Heise online. 25. September 2015, abgerufen am 20. Oktober 2015.
  23. Lovoo: Flirt-App kommt mit hoher Zahlung davon. In: handelsblatt.com. 29. September 2016, abgerufen am 2. März 2024.
  24. Lovoo-Kommentar auf c’t-Artikel. In: Lovoo. 18. September 2015, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 22. Oktober 2015; abgerufen am 20. Oktober 2015.
  25. „Promote-Bitches“ – Interne Mails bekräftigen Abzock-Verdacht gegen Dating-Plattform Lovoo, c’t 22/15, S. 26 (erschienen am 1. Oktober 2015)
  26. heise online: Razzia und Festnahmen beim Dating-Dienst Lovoo. In: heise online. Abgerufen am 8. Juni 2016.
  27. Holger Bleich: Razzia und Festnahmen beim Dating-Dienst Lovoo. Heise online, 8. Juni 2016, abgerufen am 8. Juni 2016.
  28. asa/gru/dpa: Lovoo: Razzia in 16 Wohnungen und Firmenräumen, zwei Festnahmen. In: Spiegel Online. 8. Juni 2016, abgerufen am 2. März 2024.
  29. Dating-App: Ermittlungen gegen Lovoo eingestellt. In: Die Zeit. 30. September 2016, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 30. September 2016]).
  30. Nutzer der Dating-App Lovoo können geortet werden. Abgerufen am 9. August 2019.
  31. Pressestatement zur Berichterstattung des Bayerischen Rundfunks über Lovoo (Memento vom 31. Dezember 2019 im Internet Archive)
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