Louviers

Louviers ist eine französische Stadt mit 18.350 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Eure in der Region Normandie. Sie gehört zum Arrondissement Les Andelys und zum Kanton Louviers.

Louviers
Louviers (Frankreich)
Louviers (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Normandie
Département (Nr.) Eure (27)
Arrondissement Les Andelys
Kanton Louviers (Hauptort)
Gemeindeverband Seine-Eure
Koordinaten 49° 13′ N,  10′ O
Höhe 11–149 m
Fläche 27,06 km²
Einwohner 18.350 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 678 Einw./km²
Postleitzahl 27400
INSEE-Code 27375
Website http://www.ville-louviers.fr/

Rathaus Louviers

Geografie

Louviers liegt am Ufer des Flusses Eure, nur etwa vier Kilometer westlich der Seineschleifen im Osten des großen Walds Forêt domaniale de Bord-Louviers (auch Forêt de Louviers oder Forêt de Bord genannt), 25 Kilometer südöstlich von Rouen und zwei Kilometer südlich von Incarville.[1]

Geschichte

Im 9. Jh. wurde Louviers als Locos veteres urkundlich erwähnt, in den Annalen der Abtei Saint-Bertin taucht es im 10. Jh. als Loviers und im 11. Jh. als Lotvers auf.[2] Laut Beaurepaire wurden die lateinischen Ortsnamen Locos veteres (‚alter Ort‘) oder auch Locus veris (‚Ort des Frühlings‘) falsch von geistlichen Schreibern rückübersetzt. Denn in anderen Ortsnamen hat sich das lateinische Wort locus zum französischen Wort lieu entwickelt. Endungen auf -viers sind nach Beaurepaire typisch für Nordfrankreich und Belgien (zum Beispiel Reviers, Verviers). Er nimmt an, dass -viers sich aus dem protoindoeuropäischen Wort var oder ver für ‚Wasser‘ entwickelt hat.[3]

Am 10. Februar 856 feierte der König Ludwig der Stammler in Louviers die Verlobung seines Sohnes Ludwig mit einer Tochter Erispoës, des Herzogs der Bretonen.

Im Hundertjährigen Krieg (1337–1453) wurde die Stadt belagert.[4] 1442 verlieh ihr König Karl VII. den Namen Louviers-le-Franc (etwa ‚das freie Louviers‘).[5]

1793 erhielt Louviers im Zuge der Französischen Revolution (1789–1799) den Status einer Gemeinde und 1801 das Recht auf kommunale Selbstverwaltung.

Im Zweiten Weltkrieg wurde Louviers am 9. und 10. Juni 1940 von der Luftwaffe bombardiert. Wasser- und Stromversorgung sowie die Telefonleitungen waren unterbrochen. Am 11. Juni wurde die Stadt fast vollständig evakuiert. In der Nacht vom 11. auf den 12. Juni fand in Louviers ein Artilleriegefecht zwischen der anrückenden Wehrmacht und dem 25. französischen Artillerieregiment (25e régiment d’artillerie) statt, durch das die Altstadt im Stadtzentrum zerstört wurde. Am nächsten Tag besetzten deutsche Truppen Louviers.[5]

Im Zuge der Verfolgung der in Frankreich unter dem Sammelbegriff nomades bezeichneten Menschen[6] existierte in Louviers vom 17. November 1940 bis zum 7. Mai 1941 1940 ein Internierungslager. Dessen Insassen wurden anschließend in das Camp de Jargeau transferiert.[7]

Im Sommer 1944 bombardierte die alliierte Luftwaffe im Rahmen der Operation Overlord die Stadt.[5]

Anzahl Einwohner
Jahr 19621968197519821990199920082011
Einwohner 13.16015.32618.33319,00018.65818.32818.34817.697

Die Bevölkerungszahl von Louviers stieg von 6.819 im Jahre 1800 auf 19.000 im Jahre 1982. Der Anstieg war in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts besonders groß.[8]

Städtepartnerschaften

Louviers unterhält Städtepartnerschaften mit Weymouth and Portland (seit 1959), mit Holzwickede (seit 1978) und mit San Vito dei Normanni (seit 2005).

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Grünflächen

Rathausgarten

Louviers ist mit drei Blumen im Conseil national des villes et villages fleuris (Nationalrat der beblümten Städte und Dörfer) vertreten.[9] Die „Blumen“ werden im Zuge eines regionalen Wettbewerbs verliehen, wobei maximal drei Blumen erreicht werden können.

Der Stadtpark Aristide-Briand wurde am Pfingstsonntag 1927 eröffnet. Er wurde vom Direktor der öffentlichen Parkanlagen von Rouen entworfen und mit hohen Bäumen bepflanzt, zum Beispiel Silber-Linden, ein Ginkgo, ein Trauerschnurbaum und ein Riesenmammutbaum. Im Dezember 1999 wurden die Bäume des Parks durch den Orkan Lothar beschädigt oder gar gefällt, sie wurden unter anderem durch Chilenische Araukarien, Mammutbäume, Ungarische Eichen, Gemeine Eschen und Geweihbäume ersetzt. Die gewundenen Alleen des Parks haben eine Länge von 1200 Metern. Der Park bietet außerdem klassische Teppichbeete, exotische Dattel- und Zwergpalmen sowie Gemüse und Kakteen.

Der Park Delos liegt gegenüber dem Krankenhaus. Er gehört ebenfalls der Stadt und beherbergt unter anderem einen Ginkgo, einen Milchorangenbaum, einen Tulpenbaum und eine große Echte Sumpfzypresse, deren Wurzeln in der Eure hängen, die den Park begrenzt. Der eigentliche Park des Krankenhauses wurde 1977 umgestaltet. Seine großen Bananenbäume, ein Eukalyptus, Pestwurzen und Pfahlrohr verleihen ihm heute einen exotischen Charakter.

Der Park Le Jardin de Saint-Lubin wurde 1870 eingerichtet. Er ist nach dem Heiligen und Bischof Leobinus von Chartres († um 557) benannt. Der Park verfügt über Korsische Schwarzkiefern, Küstenmammutbäume, Schwarznüsse und Atlas-Zedern.

Der Rathausgarten wurde 1987 um einen Pavillon aus dem Jahr 1907 herum eingerichtet. Dort, wo sich heute der Garten befindet standen früher mehrere Gebäude, darunter der Konvent Saint-Louis und dessen Kirche.[10]

Bauwerke

Kreuzgang des Konvents Saint-Louis

Der Konvent Saint-Louis wurde ab 1625 gebaut. Zum Konvent gehörten eine 1645 geweihte Kirche, ein Krankenhaus, das 1726 vergrößert wurde, und ein Kreuzgang. 1702 wurden die Wohngebäude nach Osten erweitert. 1791 wurde die Kirche im Zuge der Französischen Revolution in ein Gericht umfunktioniert, 1899 wurde sie endgültig zerstört. 1796 zog die Mairie („Rathaus“) in das Krankenhaus um. 1846 wurde der Kreuzgang zerstört.[11]

Das Kloster Notre-Dame-de-Consolation der „Gemeinschaft des 3. Ordens der Büßer(Pénitents) des Franziskanischen Ordens wurde 1646 gegründet. Das Kloster wurde im Zuge der Französischen Revolution aufgelöst und von 1803 bis 1928 wurden die Gebäude als Kerker genutzt. In der Kirche des Klosters wurde bis 1828 Getreide gelagert, dann wurde das Gebäude zerstört. Der Nordteil des Kreuzgangs wurde 1910 zerstört, als die rue de Pénitents („Straße der Büßer“) erweitert wurde. Trotzdem ist der Kreuzgang noch heute ein einzigartiges Bauwerk, denn die Eure fließt hindurch. Seit den 1980er Jahren beherbergen die erhaltenen Gebäude die Musikschule.[10]

Die Kirche Notre-Dame

Die Kirche Notre-Dame wurde im 13. Jh. erbaut und 1846 als Monument historique (‚historisches Denkmal‘) klassifiziert.[12]

  • Maison du Parlement (16. Jahrhundert), Ausweichversammlungsort des Parlement de Rouen während der Hugenottenkriege
  • Straßen aus dem 16. Jahrhundert mit Fachwerkhäusern (Monument historique)
  • Manoir de Bigards (16.–17. Jahrhundert)
  • Musée des décors de Théâtre, d’Opéra et de Cinéma

Wirtschaft und Infrastruktur

1803 wurde hier die erste Wollspinnerei Frankreichs errichtet, die hydraulische Energie nutzte.[4]

Auf dem Gemeindegebiet gelten geschützte geographische Angaben (IGP) für Schweinefleisch (Porc de Normandie), Geflügel (Volailles de Normandie) und Cidre (Cidre de Normandie und Cidre normand).[13]

Louviers ist mit einem @ als Ville Internet (Internetstadt) eingestuft.[14] Die „@s“ werden an Städte vergeben, die den Ausbau und die Nutzung des Internets fördern, wobei maximal fünf @s vergeben werden.

Zwischen Le Vaudreuil und Incarville verläuft die Europastraße 5, die hier Autoroute de Normandie genannt wird, sie verbindet Évreux und Rouen. Louviers ist mit der Europastraße durch die Route nationale 154 verbunden.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Pierre Mendès-France 1932

Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben

Literatur

  • Louis Béquet: L’histoire de Louviers évoquée par les choses. 1978.
  • Robert Dauphin: Louviers, 4 années d’occupation 1940–1944. 1981.
  • Jean-Michel Chaplain: La chambre des tisseurs. Louviers, cité drapière (1680–1840). 1984, ISBN 2-903528-40-3.
  • Dauphin et Marinier: Les rues de Louviers vous parlent… 1986.
  • Abbé Delamare, curé d’Incarville: Histoire des rues de Louviers.
  • Yvette Petit-Decroix u. a.: Les moulins à eau du Pays de Louviers. Société d’Etudes Diverses de Louviers et sa Région.
Commons: Louviers – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ville de Louviers. In: Actuacity.com. Abgerufen am 23. Juni 2010 (französisch).
  2. François de Beaurepaire (préf. Marcel Baudot), Les Noms des communes et anciennes paroisses de l'Eure, Paris, A. et J. Picard, 1981, 221 p. ISBN 2-7084-0067-3 (OCLC 9675154), S. 137.
  3. Beaurepaire S. 137.
  4. Liste der Gemeinden von Eure. In: eure.pref.gouv.fr. Préfecture von Eure, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. April 2013; abgerufen am 14. August 2011 (französisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.eure.pref.gouv.fr
  5. A.-V. de Walle: Évreux et l’Eure pendant la guerre. Charles Herissey, Évreux 2000, ISBN 2-914417-05-5, S. 29–31+34+176 (französisch, Erstausgabe: 1946).
  6. Nomades, Tsiganes und Manouches sind im Französischen auch aktuell benutzte Begriffe für Menschen, die im Deutschen zumeist als Sinti und Roma bezeichnet werden.
  7. Marie-Christine Hubert: L’internement des Tsiganes en France entre 1940 et 1946: chronologie camp par camp des arrivées, des transferts et des libérations. Die Übersicht kann von der Webseite Une mémoire française heruntergeladen werden (Button „Voir la chronologie camp par camp“). Auf der Seite befindet sich auch eine Übersichtskarte über die Camps des Tsiganes.
  8. Louviers – notice communal. In: Cassini.ehess.fr. Abgerufen am 29. Juli 2010 (französisch).
  9. Palmarès des villes et villages fleuris. Conseil National des Villes et Villages Fleuris, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 14. August 2011 (französisch).@1@2Vorlage:Toter Link/www.cnvvf.fr (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  10. A. Blanchard, M. Delafenêtre, Lisa Pascual: Jardins en Normandie. Eure. Connaissance des Jardins, Caen 2001, ISBN 2-912454-07-7, S. 4856 (französisch).
  11. Louviers. In: Base Mérimée. Ministère de la culture, abgerufen am 29. Juli 2010 (französisch).
  12. Eintrag Nr. 27375 in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französisch)
  13. La ville de Louviers. In: Annuaire-Mairie.fr. Abgerufen am 21. Juli 2012 (französisch).
  14. Louviers @ 2010. Villes Internet, association loi 1901, abgerufen am 21. Juli 2012 (französisch).
  15. François Loncle. In: Assemblée nationale. Abgerufen am 23. Juni 2010 (französisch).
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