Losse (Altmark)

Losse ist ein Ortsteil der Gemeinde Altmärkische Höhe im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt.

Losse
Koordinaten: 52° 53′ N, 11° 40′ O
Höhe: 30 m ü. NHN
Fläche: 8,9 km²[1]
Einwohner: 106 (31. Dez. 2023)[2]
Bevölkerungsdichte: 12 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 2010
Postleitzahl: 39606
Vorwahl: 039386
Losse (Sachsen-Anhalt)
Losse (Sachsen-Anhalt)

Lage von Losse in Sachsen-Anhalt

Kirche Losse
Kirche Losse

Geographie

Lage

Losse liegt im Norden der Altmark, in waldreicher Umgebung, etwa sechs Kilometer westlich von Seehausen (Altmark) im Landschaftsschutzgebiet „Ostrand der Arendseer Hochfläche“.[3] Im Osten liegt das Waldgebiet Stadtforst Seehausen (Seehauser Forst) mit den Baarsbergen.[4]

Ortsteilgliederung

Zu Ortsteil Losse gehört heute der Wohnplatz Tannenkrug knapp zwei Kilometer nördlich des Dorfes.[5] Aufgelassen wurde der Wohnplatz Dornstücken[6] nördlich von Losse. Der Wohnplatz Riethberg[6] im Westen des Dorfes trägt heute keinen eigenen Namen mehr.

Geschichte

Mittelalter bis Neuzeit

Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1170 als Losse. Markgraf Otto I. schenkte dem Bistum und Kapitel Havelberg die Hälfte des Dorfes.[7] Weitere Nennungen sind 1209 Losse, 1541 Lossow und 1687 Zu der Losse.[8]

Archäologie

1838 wurden Urnenfunde aus Losse an das Museum in Salzwedel übergeben.[9] Damals beschrieb man diese Funde so: Sie zeichnen sich aus durch Feinheit der Masse und durch saubere Verzierungen. 1840 wurde eine Nachgrabung in Losse durchgeführt, die Scheiterhaufenplätze zum Vorschein brachte.[10] Die Funde wurden später in die Steinzeit datiert.

Herkunft des Ortsnamens

Der Name wird als altslavisch „lesu“ gedeutet, übersetzt als „der Wald“.[1]

Eingemeindungen

Bis 1807 gehörte das Dorf zum Seehausenschen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Zwischen 1807 und 1813 lag es im Kanton Bretsch auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Ab 1816 gehörte die Gemeinde zum Kreis Osterburg, dem späteren Landkreis Osterburg.[8]

Am 20. Juli 1950 wurde die bis dahin eigenständige Gemeinde Priemern nach Losse eingegliedert.[11] Am 22. November 1967 erfolgte die Zuordnung des Ortsteils Priemern zur Gemeinde Bretsch. Bereits am 25. Juli 1952 war die Gemeinde Losse in den Kreis Seehausen umgegliedert wurden. Am 2. Juli 1965 kam sie zum Kreis Osterburg und schließlich am 1. Juli 1994 zum heutigen Landkreis Stendal.[12]

Bis zum 31. Dezember 2009 war Losse eine selbständige Gemeinde mit dem Wohnplatz Tannenkrug und gehörte der jetzt aufgelösten Verwaltungsgemeinschaft Seehausen (Altmark) an.

Durch einen Gebietsänderungsvertrag haben die Gemeinderäte der Gemeinden Boock, Bretsch, Gagel, Heiligenfelde, Kossebau, Losse und Lückstedt beschlossen, dass ihre Gemeinden aufgelöst und zu einer neuen Gemeinde mit dem Namen Altmärkische Höhe vereinigt werden. Dieser Vertrag wurde vom Landkreis als unterer Kommunalaufsichtsbehörde genehmigt und trat am 1. Januar 2010 in Kraft.[13]

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
1734142
1775150
1789154
1798184
1801169
1818185
1840233
1864323
Jahr Einwohner
1871305
1885292
1892[00]301[14]
1895345
1900[00]280[14]
1905267
1910[00]267[14]
1925243
Jahr Einwohner
1939212
1946336
1964420
1971224
1981169
1993145
2006124
2008120
Jahr Einwohner
2011[00]109[15]
2012[00]110[15]
2014[00]101[16]
2020[00]102[17]
2021[00]102[17]
2022[0]107[2]
2023[0]106[2]

Quelle, wenn nicht angegeben, bis 2006:[8]

Religion

Die evangelische Kirchengemeinde Losse gehörte früher zur Pfarrei Losse.[18] Die Kirchengemeinde gehört heute zum Pfarrbereich Seehausen des Kirchenkreises Stendal im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[19]

Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Losse stammen aus dem Jahre 1645.[20]

Die katholischen Christen gehören zur Pfarrei St. Anna in Stendal im Dekanat Stendal im Bistum Magdeburg.[21]

Politik

Bürgermeister

Der letzte Bürgermeister der Gemeinde Losse war Martin Baum.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

  • Die evangelische Dorfkirche Losse wurde zwischen 1766 und 1769 neu errichtet auf dem Mauerwerk des Chores und auf dem östlichen Teil des ursprünglichen Feldsteinbaus aus dem frühen 13. Jahrhundert. 1765 war die alte Kirche ausgebrannt.[22]
  • Der Friedhof befindet sich im Südosten des Dorfes.
  • Auf dem Friedhof ist die Grabstätte eines unbekannten serbischen Soldaten, der als kriegsgefangener Fremdarbeiter im Ort erschossen wurde, weil er sich geweigert hätte auf einen bestimmten Bauernhof zu gehen auf dem eine Bäuerin lebte, die dafür bekannt war, Kriegsgefangene schlecht zu behandeln und ihnen kaum etwas zu Essen gab. Die Gemeinde hat nach der Wende einen Gedenkstein in Form eines Kreuzes auf der Grabstätte errichten lassen.[23]
  • An der Kirche in Losse steht eine Stele als Denkmal für die Kriegstoten beider Weltkriege, eingebunden in die Natursteinmauer um die Kirche.[24]

Vereine

  • Pferdefreunde Losse e. V.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Die Gemeinde liegt nahe der Bundesstraße 190 von Salzwedel nach Seehausen (Altmark). In Richtung Südosten besteht eine Straßenverbindung nach Osterburg (Altmark).

Persönlichkeiten

Literatur

  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1384–1387, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 183 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 377, 90. Losse (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Einzelnachweise

  1. Helmut Kurt Block und Kulturförderverein Östliche Altmark (Hrsg.): Gemeinde Kossebau mit dem Ortsteil Rathsleben (= Das Wissen der Region. Band 3). 1. Auflage. Edition Kulturförderverein Östliche Altmark, Kremkau 2008, DNB 994253249, S. 237.
  2. Karina Hoppe: Seehausen lässt weiter Federn. In: Osterburger Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 26. Januar 2024, DNB 1047269554, S. 17.
  3. Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  4. Messtischblatt 1613: Seehausen. Reichsamt für Landesaufnahme, 1873, abgerufen am 17. Mai 2020.
  5. Verzeichnis Gemeinden und Gemeindeteile. Gebietsstand: 1. April 2013 (= Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt [Hrsg.]: Verzeichnisse / 003. Nr. 2013). Halle (Saale) Mai 2013, S. 111 (destatis.de [PDF; 1,6 MB; abgerufen am 24. August 2019]).
  6. Messtischblatt 1613: Seehausen in der Altmark. Reichsamt für Landesaufnahme, 1902, abgerufen am 17. Mai 2020.
  7. Hermann Krabbo: Regesten der Markgrafen von Brandenburg aus askanischem Hause. Hrsg.: Verein für Geschichte der Mark Brandenburg. 1. Lieferung. Duncker & Humblot, Leipzig 1910, S. 73, Nr. 381 (uni-potsdam.de).
  8. Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1384–1387, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  9. Johann Friedrich Danneil: Bislang vorgenommene Ausgrabungen bzw. Funde aus wendischen Gräbern. In: Jahresberichte des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte. 1. Jahresbericht, 1838, S. 53–54 (altmark-geschichte.de [PDF]).
  10. Johann Friedrich Danneil: Nachgrabung bei Losse. In: Jahresberichte des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte. 3. Jahresbericht, 1840, S. 31–32 (altmark-geschichte.de [PDF]).
  11. Zweite Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen zum 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr. 18, 5. August 1950, ZDB-ID 511105-5, S. 277 (PDF).
  12. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 342, 343, 346.
  13. Landkreis Stendal (Hrsg.): Amtsblatt. 19. Jahrgang, Nr. 17. Stendal 12. August 2009, S. 207 ff. (landkreis-stendal.de [PDF; 6,8 MB; abgerufen am 30. Mai 2021]).
  14. Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 183 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  15. Andreas Puls: Orte verlieren 122 Einwohner in 12 Monaten. In: Volksstimme Magdeburg, Lokalausgabe Osterburg. 21. Februar 2013 (volksstimme.de [abgerufen am 19. Juni 2019]).
  16. Landkreis Stendal – Der Landrat: Kreisentwicklungskonzept Landkreis Stendal 2025. (PDF) 30. Oktober 2015, abgerufen am 3. August 2019.
  17. Ralf Franke: Seehausen hat mehr Zuzügler. In: Osterburger Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 14. Januar 2022, DNB 1047269554, S. 17.
  18. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 108 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  19. Pfarrbereich Seehausen. In: ekmd.de. Abgerufen am 23. März 2024.
  20. Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 16 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  21. Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 30. Mai 2021.
  22. Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 305.
  23. Horst Henning (aufgezeichnet von Diana Kokot): Der Tod eines unbekannten Soldaten. Hrsg.: Helmut Kurt Block und Kulturförderverein Östliche Altmark (= Das Wissen der Region. Band 3). 1. Auflage. Edition Kulturförderverein Östliche Altmark, Kremkau 2008, DNB 994253249, S. 238–242.
  24. Losse, Landkreis Stendal. In: denkmalprojekt.org. Onlineprojekt Gefallenendenkmäler, Juli 2004, abgerufen am 2. Oktober 2022.
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