Lohsa

Lohsa, obersorbisch Łaz , ist die flächengrößte Gemeinde im sächsischen Landkreis Bautzen in der Oberlausitz. Die Einheitsgemeinde Lohsa liegt an der Kleinen Spree, östlich der Städte Wittichenau und Hoyerswerda, und zählt zum amtlichen Siedlungsgebiet der Sorben.[2]

Wappen Deutschlandkarte
Lohsa
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Lohsa hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 51° 23′ N, 14° 24′ O
Bundesland:Sachsen
Landkreis: Bautzen
Höhe: 114 m ü. NHN
Fläche: 134,52 km2
Einwohner: 5145 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 38 Einwohner je km2
Postleitzahl: 02999
Vorwahlen: 035724 (Dreiweibern, Driewitz, Friedersdorf, Hermsdorf/Spree, Litschen, Lohsa, Mortka, Riegel, Steinitz, Tiegeling, Weißig, Weißkollm), 035726 (Groß Särchen, Koblenz), 035728 (Lippen)Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Vorwahl enthält Text
Kfz-Kennzeichen: BZ, BIW, HY, KM
Gemeindeschlüssel: 14 6 25 330
Gemeindegliederung: 15 Ortsteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Am Rathaus 1
02999 Lohsa
Website: www.lohsa.de
Bürgermeister: Thomas Leberecht (CDU)
Lage der Gemeinde Lohsa im Landkreis Bautzen
Karte
Karte
Luftaufnahme

Mehrere Seen des entstehenden Lausitzer Seenlands liegen teilweise oder ganz im Gemeindegebiet. Das Speicherbecken Lohsa I und der mit ihm in Verbindung stehende Silbersee sind die Restlöcher ehemaliger Braunkohletagebaue, deren Flutung im Februar 1971 begann. Nördlich von Lohsa entstand 2001 der Dreiweiberner See nach der Flutung des 1989 stillgelegten Braunkohlentagebaues Lohsa. Östlich von Weißkollm befindet sich mit dem Speicherbecken Lohsa II ein weiterer Tagebausee. Südlich des früheren Ortsteils Bärwalde schließt sich in geringer Entfernung zur Gemeindegrenze der Bärwalder See an.

Ortsgliederung

Zur Einheitsgemeinde Lohsa gehören folgende 15 Ortsteile:

  • Dreiweibern (Tři Žony); 37 Einwohner
  • Driewitz (Drěwcy); 113 Einwohner
  • Friedersdorf (Bjedrichecy; mit Womjatke, auch als Neu Friedersdorf bezeichnet); 186 Einwohner
  • Groß Särchen (Wulke Ždźary); 1.120 Einwohner
  • Hermsdorf/Spree (Hermanecy); 184 Einwohner
  • Koblenz (Koblicy); 381 Einwohner
  • Lippen (Lipiny); 59 Einwohner
  • Litschen (Złyčin); 275 Einwohner
  • Lohsa (Łaz); 1.596 Einwohner
  • Mortka (Mortkow; in der Zeit vom 30. November 1936 bis 1947 in Grube Ostfeld umbenannt); 152 Einwohner
  • Riegel (Roholń); 105 Einwohner
  • Steinitz (Šćeńca; mit Kolbitz und Neu Steinitz); 304 Einwohner
  • Tiegling (Tyhelk); 57 Einwohner
  • Weißig (Wysoka); 71 Einwohner
  • Weißkollm (Běły Chołmc); 716 Einwohner

Die Einwohnerzahlen der einzelnen Orte stammen vom Meldeamt Lohsa (Stand: 31. Dezember 2016) und weisen auf Grund unterschiedlicher Berechnungsvorschriften in ihrer Summe eine Abweichung zu den Einwohnerzahlen der Gemeinden auf, die vom Statistischen Landesamt des Freistaates Sachsen herausgegeben werden.

Aufgrund des Braunkohlenabbaus sind auf den heutigen Gemeindefluren folgende Dörfer teilweise oder ganz devastiert worden:

  • Buchwalde (1926–1932),
  • Dreiweibern (teilweise, 1985),
  • Geißlitz (1960),
  • Kolpen (1960),
  • Lippen (teilweise, 1960–1961),
  • Neida (von 1936 bis 1947 in Köhlergrund umbenannt, 1951–1952 abgerissen),
  • Neu Lohsa (1943–1947),
  • Ratzen (1960),
  • Scheibe (1984),
  • Ziegenpfauze (1955).

Geschichte

Kirche in Lohsa
Kriegerdenkmal in Lohsa
Feierhalle auf dem Lohsaer Friedhof
Steinkreuze in der Friedhofsmauer

Der Ort Lohsa wurde erstmals 1343 unter dem Namen „Lose“ urkundlich erwähnt. 1346 wird die Lohsaer Kirche erstmals in einer Urkunde erwähnt und ist damit eine der ältesten Kirchen der nördlichen Oberlausitz. Das Lohsaer Gut wird 1350 erstmals als Besitz derer von Pannewitz und Schreibersdorf in der Herrschaft Neschwitz erwähnt. Im Jahr 1470 wird Balthaser von Schreibersdorf als Besitzer von Lohsa, Friedersdorf und Weißkollm genannt. Im Jahre 1523 erwirbt Bernhard von Gersdorf das Gut Lohsa. 1547 kauft Christoph von Schreibersdorf zu Lohsa die Dörfer Litschen, Driewitz und Lippen. Vom Ende des 16. bis Mitte des 17. Jahrhunderts wechselt das Gut Lohsa mehrfach die Besitzer.

Am 19. Oktober 1991 wurde in der evangelischen Kirche von Lohsa in Anwesenheit der Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf und Manfred Stolpe sowie der Bundesministerin für Frauen und Jugend Angela Merkel die Stiftung für das sorbische Volk gegründet.[3]

Eingemeindungen

Dreiweibern und Ratzen gehören seit 1938 zu Lohsa. Im Jahr 1994 wurden fünf Gemeinden eingegliedert,[4] von denen Bärwalde 1998 nach Boxberg/O.L. umgegliedert wurde.[5] Lippen wechselte im Jahr 1996 von Uhyst nach Lohsa.[6] Die 1995 neu gebildete Gemeinde Knappensee[7] wurde 2005 aufgelöst. Ihre Ortsteile Groß Särchen und Koblenz kamen zu Lohsa.[8]

Ehemalige Gemeinde Datum Anmerkung
Bärwalde1. Januar 1957
1. Januar 1978
1. Januar 1994
1. Januar 1998
Eingemeindung nach Merzdorf,
Ausgliederung aus Merzdorf,
Eingemeindung nach Lohsa,
Umgliederung nach Boxberg/O.L.
Dreiweibern1. April 1938
Driewitz1. Januar 1957Eingemeindung nach Litschen
Friedersdorf1. Januar 1957Eingemeindung nach Litschen
Groß Särchen1. Oktober 1995
1. Januar 2005
Eingemeindung nach Knappensee,
Umgliederung nach Lohsa
Hermsdorf/Spree1. Januar 1994
Knappensee1. Januar 2005Eingemeindung nach Lohsa und Königswartha
Koblenz1. Oktober 1995
1. Januar 2005
Eingemeindung nach Knappensee,
Umgliederung nach Lohsa
Lippen1. Mai 1974
1. Januar 1996
Eingemeindung nach Uhyst,
Umgliederung nach Lohsa
Litschen1. Januar 1994
Mortka1. Januar 1957Eingemeindung nach Litschen
Ratzen1. April 1938
Riegel1. Januar 1978Eingemeindung nach Weißkollm
Scheibe1. April 1938Eingemeindung nach Riegel
Steinitz1. Januar 1994
Weißig1. April 1938
1945
1948
Eingemeindung nach Hermsdorf/Spree,
Umgliederung nach Steinitz,
Umgliederung nach Hermsdorf/Spree
Weißkollm1. Januar 1994

Bevölkerung und Sprache

Für seine Statistik über die sorbische Bevölkerung in der Oberlausitz ermittelte Arnošt Muka in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts eine Bevölkerungszahl von 467, darunter 432 Sorben (93 %) und 35 Deutsche.[9] Ernst Tschernik zählte 1956 in der Gemeinde Lohsa mit Ratzen und Dreiweibern einen sorbischsprachigen Bevölkerungsanteil von nur noch 37,3 %.[10] Seitdem ist der Gebrauch des Sorbischen im Ort weiter stark zurückgegangen.

Politik

Gemeinderat

Gemeinderatswahl 2019[11]
Wahlbeteiligung: 69,3 % (2014: 56,9 %)
 %
40
30
20
10
0
33,9 %
20,0 %
17,7 %
14,3 %
11,2 %
3,0 %
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2014
 %p
 20
 15
 10
   5
   0
  -5
-10
-15
-20
-25
−23,0 %p
+20,0 %p
+3,9 %p
+1,3 %p
−4,8 %p
+3,0 %p
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Anmerkungen
Anmerkungen:
c Wählervereinigung für die Einheitsgemeinde Lohsa
d Freie Wähler Knappensee
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Seit der Gemeinderatswahl am 26. Mai 2019 verteilen sich die 19 Sitze des Gemeinderates folgendermaßen auf die einzelnen Gruppierungen:[11]

  • CDU: 8 Sitze
  • LINKE: 2 Sitze
  • Wählervereinigung für die Einheitsgemeinde Lohsa: 4 Sitze
  • Freie Wähler Knappensee: 3 Sitze
  • AfD: 2 Sitze

Bürgermeister

  • 0000–2001: Klaus Gutschke (parteilos)
  • 2001–2015: Udo Witschas (CDU)
  • seit 2016: Thomas Leberecht (CDU)
letzte Bürgermeisterwahlen
Wahl Bürgermeister Vorschlag Wahlergebnis (in %)
2023 Thomas Ronny Leberecht CDU 69,9
2016 50,3
2015 Udo Witschas 69,7
2008 75,5
2001 69,8

Gemeindewappen

Seit 1992 hat Lohsa ein Wappen.

Wappen von Lohsa
Wappen von Lohsa
Blasonierung: „In Silber über einer grünen und einer darüberliegenden blauen Welle eine grüne Kiefer, rechts begleitet von einem blauen Fisch und links begleitet von schwarzen Berghämmern.“[12]
Wappenbegründung: Die beiden Wellenlinien symbolisieren die den Ort früher umgebenden Sümpfe sowie die aus den ehemaligen Tagebauen Dreiweibern und Werminghoff II entstandenen Naherholungsgebieten. Der blaue Fisch stellt einen vorindustriellen Erwerbszweig der Gemeinde sowie die im Zuge der Renaturierung wieder entstandenen Fischteiche dar. Der Bergbau, der seit 1935 die Region prägt, wird mit Schlägel und Eisen dargestellt. Die Kiefer im Zentrum des Wappens steht für den Ortsnamen, der sich laut dem Volkskundler Jan Meschgangs auf eine Rodungssiedlung bezieht.

Tourismus

Dreiweiberner See

Die Gemeinde befindet sich im südlichen Teil des Lausitzer Seenlandes, welches aus gefluteten Tagebaurestlöchern entsteht. Der Silbersee (Slěborny jězor; Tgb. Werminghoff II; 315 ha; 1972), direkt südlich von Lohsa, Teil des Speicherbeckens Lohsa I, ist wegen Sanierungsarbeiten am Bahndamm gesperrt. Der Knappensee (Hórnikečanski jězor; Tgb. Werminghoff I; 286 ha; 1953), bei Groß Särchen / Koblenz, wird 2013 wegen Sanierungsarbeiten der LMBV gesperrt. Der Dreiweiberner See (Třižonjanski jězor; Tgb. Dreiweibern; 286 ha; 2002), direkt nördlich von Lohsa, wurde 2005 freigegeben. Östlich von Weißkollm entsteht mit dem Speicherbecken Lohsa II ein weiterer Tagebausee, der noch keinen richtigen Namen hat und vorrangig als Wasserspeicher dient.

Das südliche und östliche Gemeindegebiet ist Teil des Biosphärenreservates Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft, mit vielen Teichen, viel Wald, dem Fischotter, dem Wolf und vielen seltenen Vögeln.

Jedes Jahr im Spätsommer findet die Triathlonveranstaltung KnappenMan statt. Um die 1000 Teilnehmer absolvieren die verschiedenen Triathlonstrecken, wie die Langdistanz, Halbdistanz und Olympische Distanz.[13]

Wirtschaft und Infrastruktur

Die Oberschule in Lohsa

Bildung

Die Gemeinde Lohsa verfügt über eine Grundschule in Groß Särchen sowie eine Oberschule.

Verkehr

Östlich der Gemeinde verläuft die Bundesstraße 156, westlich die B 96, über die die nordwestlich verlaufende B 97 erreichbar ist. Mit einem Bedarfshaltepunkt ist Lohsa an die Bahnstrecke Niesky–Hoyerswerda(–Falkenberg (Elster)–Roßlau (Elbe)) angebunden. Hier verkehrt die Linie RB 64 (Hoyerswerda–Görlitz) als Seenland-Neisse-Shuttle.

Sehenswürdigkeiten

Handrij-Zejler-Denkmal am Marktplatz

Bauwerke

Museen und Ausstellungen

  • Zejler-Smoler-Haus

Naturschutz

Söhne und Töchter der Gemeinde

Einzelnachweise

  1. Bevölkerung der Gemeinden Sachsens am 31. Dezember 2022 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus vom 9. Mai 2011 (Gebietsstand 01.01.2023). Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, abgerufen am 21. Juni 2023. (Hilfe dazu).
  2. Sächsisches Sorbengesetz, Anlage zu § 3 (2)
  3. Gründungsveranstaltung der Stiftung für das sorbische Volk am 10. Oktober 1991, Filmmaterial des Sorabia-Film-Studios
  4. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands
  5. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands
  6. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands
  7. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands
  8. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands
  9. Ernst Tschernik: Die Entwicklung der sorbischen Bevölkerung. Akademie-Verlag, Berlin 1954.
  10. Ludwig Elle: Sprachenpolitik in der Lausitz. Domowina-Verlag, Bautzen 1995, S. 249.
  11. Kommunalwahl 2019: Wahlergebnis für Lohsa.
  12. Zur Bedeutung des Wappens der Gemeinde Lohsa. Abgerufen am 18. Januar 2024.
  13. Homepage des „KnappenMan“. In: knappenman.de. Abgerufen am 18. April 2021.

Literatur

  • Reinhard Specht: 100 Jahre Braunkohlenbergbau um Werminghoff (Knappenrode) und Lohsa. Oberlausitzer Verlag, Spitzkunnersdorf 2014, ISBN 9783941908550.
Commons: Lohsa – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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