Lohrhaupten
Lohrhaupten ist ein Ortsteil der Gemeinde Flörsbachtal im osthessischen Main-Kinzig-Kreis.
Lohrhaupten Gemeinde Flörsbachtal | |
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Koordinaten: | 50° 8′ N, 9° 29′ O |
Höhe: | 340 m ü. NHN |
Fläche: | 25,81 km²[1] |
Einwohner: | 1035 (30. Jun. 2021)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 40 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Juli 1974 |
Postleitzahl: | 63639 |
Vorwahl: | 06057 |
Lohrhaupten mit Matthäuskirche |
Geografie und Geologie
Lohrhaupten liegt auf einer Höhe von 347 m über NN, 15 km südöstlich von Bad Orb. Grundgestein ist hier der Buntsandstein des Spessarts. Lohrhaupten liegt an dem historischen Fernhandelsweg Birkenhainer Straße. Die nahe gelegene „Bayrische Schanz“ ist ein altes Zollhaus an dieser Straße. Unweit des Ortes liegt die Hermannskoppe, mit 567 m die höchste Erhebung im hessischen Spessart.
In Lohrhaupten entspringt der Lohrbach, der Oberlauf der Lohr, die in Lohr am Main in den Main mündet.
Ortsname
Etymologie
Der Ortsname Lohrhaupten geht ersturkundlich (1057) auf Larahobedun zurück. Der Ortsname besteht aus dem keltischen Flussnamen Lara und dem althochdeutschen Wort hobed(un).[3] hobed(un) bedeutet „Haupt“ bzw. übertragen auch „Quelle“. Als Bedeutung für den Ortsnamen ergibt sich daraus: Quelle der Lohr. Der Ortsname Lohrhaupten ist auch Beleg dafür, dass Lara primär stets ein Flussname war, der auf die Orte gleichen Namens wie Lohr oder auf Orte mit diesem Namensteil wie Lohrhaupten übergegangen ist. Die Orte haben also nie den Flüssen, an denen sie lagen, ihren Namen gegeben. Zur keltischen Herkunft des Flussnamens Lohr siehe Lohr (Fluss).
Geschichte
Mittelalter
Die älteste erhaltene Erwähnung von Lohrhaupten stammt aus dem Jahr 1057. Die hier beurkundende Pfarrei ist somit die älteste, die im Spessart bezeugt ist.[1] Die Kirche war dem Apostel Matthias geweiht. Die Gemeinde gehörte zur Diözese Mainz. Kirchliche Mittelbehörde war das Archidiakonat St. Peter und Alexander in Aschaffenburg, Landkapitel Rodgau. St. Peter und Alexander hatte auch das Kirchenpatronat inne.
1184 wird der Ort als „Larehuptin“ unter den Besitzungen des Stifts St. Peter und Alexander genannt.[4] Später war die Hälfte des Ortes Kurmainzer Lehen im Besitz der Grafen von Rieneck und gehörte dort zur Zent Frammersbach. Spätestens 1333 ging Lohrhaupten dann als Erbschaft oder Mitgift von den Grafen von Rieneck an die Herren von Hanau über. Die andere Hälfte des Ortes, die sogenannte „Seulbacher Seite“ blieb mainzischer Besitz. Das Dorf war so ein Kondominat. Auf Hanauer Seite gehörte das Dorf zunächst wohl zum Amt Schwarzenfels,[1] später zum Amt Lohrhaupten. Die Bewohner von Lohrhaupten waren in der Wald- und Viehwirtschaft tätig und bearbeiteten die kargen Spessartböden.
Neuzeit
1559 wurde die Reformation eingeführt, zunächst nach lutherischem Bekenntnis. 1597 führte Graf Philipp Ludwig II. von Hanau-Münzenberg eine „zweite Reformation“ in seinem Herrschaftsgebiet durch: Die Grafschaft wurde nun reformiert. 1607 trat das Stift St. Peter und Alexander das Kirchenpatronat an Kurmainz ab. 1675 vernichtete ein großer Brand die Hälfte des Dorfes.
1684 fiel die Mainzer Hälfte – als Lehen von Mainz – zusammen mit dem Amt Bieber im Tausch gegen die hanauische Hälfte des ebenfalls mit Mainz gemeinschaftlichen Amtes Partenstein komplett an die Grafschaft Hanau. Auch das Kirchenpatronat ging an Hanau über.
Lohrhaupten und Kempfenbrunn bildeten bis 1701 eine gemeinsame Pfarrei, die der „Klasse“ (Dekanat) Schlüchtern zugeordnet war. Anschließend war Kempfenbrunn bis 1801 selbständig. Von 1801 bis 1834 gehörte es erneut zur Kirchengemeinde Lohrhaupten. Nach 1701 gehörte die Pfarrei zur „Klasse“ Meerholz. Die heutige Kirche stammt aus dem Jahr 1765.
Nach dem Tod des letzten Hanauer Grafen, Johann Reinhard III., fielen Dorf und Amt 1736 – zusammen mit der ganzen Grafschaft Hanau-Münzenberg – an die Landgrafschaft Hessen-Kassel, aus der 1803 das Kurfürstentum Hessen wurde. Hier wurde das Amt Lohrhaupten mit der Verwaltungsreform des Kurfürstentums Hessen von 1821 aufgelöst, Lohrhaupten kam zu dem neu gebildeten Landkreis Gelnhausen. 1866 wurde das Kurfürstentum nach dem Deutsch-Österreichischen Krieg von Preußen annektiert und Lohrhaupten kam nach dem Zweiten Weltkrieg zum Land Hessen.
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurden am 1. Juli 1974 Lohrhaupten kraft Landesgesetz in die 1972 neu gegründete Gemeinde Flörsbachtal eingegliedert[6][7] und der ehemalige Landkreis Gelnhausen ging im neu gebildeten Main-Kinzig-Kreis auf.
Einwohnerentwicklung
Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1583: | 93 Huldigende |
• 1632: | 44 Dienstpflichtige, dazu 38 auf Seilbacher Seite |
• 1753: | 119 Haushaltungen und 1 Jude, zusammen 546 Personen |
• 1812: | 126 Feuerstellen, 666 Seelen |
Lohrhaupten: Einwohnerzahlen von 1753 bis 2021 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1753 | 546 | |||
1812 | 666 | |||
1834 | 783 | |||
1840 | 892 | |||
1846 | 960 | |||
1852 | 795 | |||
1858 | 787 | |||
1864 | 841 | |||
1871 | 827 | |||
1875 | 837 | |||
1885 | 868 | |||
1895 | 859 | |||
1905 | 831 | |||
1910 | 810 | |||
1925 | 823 | |||
1939 | 818 | |||
1946 | 1.146 | |||
1950 | 1.066 | |||
1956 | 949 | |||
1961 | 907 | |||
1967 | 927 | |||
1970 | 969 | |||
2011 | 1.097 | |||
2013 | 1.085 | |||
2017 | 1.029 | |||
2021 | 1.035 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: [1]; Gemeinde Flörsbachtal |
Religionszugehörigkeit
Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1885: | 805 evangelische (= 92,74 %), 8 katholische (= 0,92 %), 55 jüdische (= 6,34 %) Einwohner |
• 1961: | 834 evangelische (= 91,95 %), 71 katholische (= 7,83 %) Einwohner |
Mühlen
Im Ortsbereich standen zahlreiche Mühlen, die vom Wasser des Lohrbaches, des Lepgesborns, Krebsborns, Wüstenborns, Peddigesborns und der Borngasse gespeist wurden. Hierzu gehörten:
- Mühle Horbeld (auch: „Obermühle“), in den 1950er Jahren stillgelegt
- Keßlersche Mahlmühle
- Mittelmühle (auch: „Mühle Deusingen“), 1986 stillgelegt
- Ölmühle, 1929 stillgelegt. Das Mahlwerk der Mühle aus dem Jahr 1750 steht im Deutschen Museum in München.
- „Seitze“-Mühle, um 1950 stillgelegt
- Untermühle, um 1950 stillgelegt
Wappen
Blasonierung: „Im gespaltenen Schild: vorne in Gold ein grüner Wald, hinten in Rot ein silberner goldbewehrter Löwe.“[8] | |
Das Wappen wurde am 26. April 1954 durch das Hessische Innenministerium genehmigt. |
Kulturdenkmäler
Siehe: Liste der Kulturdenkmäler in Flörsbachtal-Lohrhaupten
Literatur
- Ludwig Bickell: Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel. Bd. 1. Kreis Gelnhausen. Elwert, Marburg 1901, S. 157 ff.
- Willi Klein: Zur Geschichte des Mühlenwesens im Main-Kinzig-Kreis (= Hanauer Geschichtsblätter 40.) Hanau 2003, S. 397–403.
- Heinrich Reimer: Historisches Ortslexikon für Kurhessen. 1926, S. 309, 544.
- Literatur über Lohrhaupten nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie
- Suche nach Lohrhaupten. In: Archivportal-D der Deutschen Digitalen Bibliothek
Weblinks
- Ortsteil Lohrhaupten im Internetauftritt der Gemeinde Flörsbachtal.
- Lohrhaupten, Main-Kinzig-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise
- Lohrhaupten, Main-Kinzig-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 24. Mai 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Gemeinde Flörsbachtal. Abgerufen am 22. August 2023.
- Harald Bichlmeier, Wolfgang Vorwerk: Zum Gewässer- und Ortsnamen Lohr – bisherige Forschungen und neue Ideen (= Bayerisch-österreichische Orts- und Gewässernamen aus indogermanistischer Sicht. Teil 5). In: Wolf-Arnim Frhr. v. Reitzenstein (Hrsg.): Blätter für oberdeutsche Namenforschung. Bd. 51, 2014. Verband für Orts- und Flurnamenforschung in Bayern e. V., München 2015, S. 15–85, hier S. 19.
- Codex diplomaticus: exhibens anecdota ab anno DCCCLXXXI ad MCCC Moguntiaca, ius Germanicum et S. R. I. historiam illustrantia. Gudenus, Valentin Ferdinand von, 1743, abgerufen am 11. April 2021.
- RIplus Regg. EB Mainz 1,2 n. 4386. In: Regesta Imperii Online. 1. Juli 1339, abgerufen am 11. April 2021.
- Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Gelnhausen, Hanau und Schlüchtern und der Stadt Hanau sowie die Rückkreisung der Städte Fulda, Hanau und Marburg (Lahn) betreffende Fragen (GVBl. 330–26) vom 12. März 1974. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 9, S. 149, § 10 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,0 MB]).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 363.
- Genehmigung eines Wappens der Gemeinde Lohrhaupten im Landkreis Gelnhausen, Regierungsbezirk Wiesbaden vom 26. April 1954. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1954 Nr. 20, S. 483, Punkt 430 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 2,9 MB]).