Lindenstraße 27 (Frankfurt am Main)
Die Villa Lindenstraße 27 im Stadtteil Westend-Süd von Frankfurt am Main ist ein denkmalgeschütztes Gebäude mit wechselnder Geschichte und heute Sitz der Digitalagentur SYZYGY.
Geschichte des Gebäudes
1896/1897 wurde die Villa als Damenstift der Cronstetten- und Hynspergischen evangelischen Stiftung errichtet. Es war Stiftungsgebäude und Wohnsitz der Stiftsdamen aus den alten Frankfurter Familien. Architekt war Alexander von Lersner. Das Grundstück mit parkähnlichem Garten grenzt im Osten an die Lindenstraße, an der sich der Haupteingang befindet, im Westen an die Arndtstraße und im Süden an den Kettenhofweg. Die Westseite des Grundstücks mit eigenem Eingang zum Gebäude hat die abweichende postalische Anschrift Arndtstraße 28.
1940 wurde das Gebäude unter Zwangsandrohung an die Gestapo verkauft und von 1940 bis 1945 als Zentrale der Gestapo für den Regierungsbezirk Wiesbaden genutzt. Diese Zeit ist schlecht dokumentiert, da die Unterlagen der Gestapo kriegsbedingt größtenteils vernichtet wurden.[1] Am 12. September 1944 wurde das Haus bei einem alliierten Luftangriff getroffen, und das Dachgeschoss brannte aus.[2] Die Gestapo hatte ihren Sitz vorher im Siemenshaus in der Gutleutstraße gehabt. Nach Umbauten zog die Gestapo am 1. April 1941 in die Lindenstraße 27. Im Mai 1942 hatte die Gestapo Frankfurt 180 Mitarbeiter.[3]
1945 wurde das Gebäude als Sitz des Frankfurter Oberbürgermeisters genutzt.
Nach der Rückgabe an die Cronstetten Stiftung wurde die Villa als Bürogebäude umgebaut und vermietet. Die Miet-Erträge dienen der Stiftung zur Finanzierung ihrer Aufgaben. Erster Mieter wurde die Kreditanstalt für Wiederaufbau. Später wurde das Haus vom Bankhaus Löbbecke und der Privatbank Merck Finck & Co genutzt. Derzeitiger Hauptmieter ist die Digitalagentur SYZYGY. Seit 1987 erinnert eine am Rand des Grundstücks zur Lindenstraße aufgestellte Gedenktafel an die Geschichte des Gebäudes.
Weblinks
- Das Gebäude Lindenstraße 27 in den späten 1950er-Jahren auf der Website der KfW-Bankengruppe (Mit zeitgenössischem Foto. Abgerufen am 25. August 2011)
- Der-Spiegel-Artikel Weißer Fleck über die Geschichte des Hauses als Gestapo-Zentrale (aus Ausgabe 17/1994 vom 25. April 1994. Abgerufen am 9. Mai 2010)
- Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Cronstett’sches Stift In: DenkXweb, Online-Ausgabe von Kulturdenkmäler in Hessen
Einzelnachweise
- Artikel Weißer Fleck auf Spiegel Online
- Monica Kingreen (Hrsg.): »Nach der Kristallnacht« – Jüdisches Leben und antijüdische Politik in Frankfurt am Main 1938–1945, S. 256. Campus Verlag, Frankfurt 1999. ISBN 3-593-36310-0 – Gekürzte Online-Version auf books.google.de
- Adolf Diamant: Gestapo Frankfurt am Main, 1988, ISBN 3-9800194-6-2, S. 12–15, 177–178, 308–309