Lind (Zirndorf)
Lind (Gemeindeteil der Stadt Zirndorf im Landkreis Fürth (Mittelfranken, Bayern).[1]
) ist einLind Stadt Zirndorf | |
---|---|
Koordinaten: | 49° 25′ N, 10° 56′ O |
Höhe: | 327 m ü. NHN |
Einwohner: | 619 (2007) |
Postleitzahl: | 90513 |
Vorwahl: | 0911 |
Geographie
Südlich des Dorfes grenzt ein kleines Waldgebiet an, ansonsten ist der Ort von Acker- und Grünland umgeben. Im Westen erhebt sich der Linder Buck, im Südwesten der Eichelberg. Die Kreisstraße FÜ 14 führt nach Anwanden (1,6 km südlich) bzw. die Staatsstraße 2245 kreuzend nach Leichendorf (1,4 km nördlich). Gemeindeverbindungsstraßen führen nach Oberasbach (1,4 km östlich), nach Rehdorf (1,4 km südöstlich) und die Staatsstraße 2245 kreuzend nach Wintersdorf (1,8 km nördlich).[2]
Die so genannten „Linder Gruben“ sind ein Naturschutzgebiet, die eigenartigen Mulden, oberhalb der Ortsverbindungsstraße Lind-Wintersdorf sind im Frühjahr völlig mit Leberblümchen bedeckt.
Geschichte
1372 wurde der Ort als „Lynde“ erstmals urkundlich erwähnt, als Kaiser Karl IV. den Nürnberger Bürger Ulrich Strohmayr mit einem Hof belehnte. Der Ortsname leitet sich von der Pflanzengattung Linde ab. Im Salbuch des Klosters Heilsbronn von 1402 wurde der Ort als „Linden“ erwähnt. 1413 wurde „Linth“ in den Unterlagen des Richteramts Roßtal aufgeführt. Lind gehörte 1430 zur Pfarrei Roßtal. Wie die Einwohner des Nachbarorts Anwanden lieferten die Lindner den Getreidezehnt an den Domkapitel in Eichstätt, obwohl ihr Dorf bereits kirchlich zu Zirndorf zählte. Zirndorf ist 1555 trotz Reformation noch Eigenkirche von Eichstätt.[3]
Die meisten Dörfer in der unmittelbaren Umgebung zur Alten Veste werden 1632 im Dreißigjährigen Krieg von den Truppen Wallensteins bei deren Rückzug zerstört. Lind wurde völlig zerstört und war lange verödet. In den Jahren 1681 und 1695 wurde erstmals wieder über Bauern, einen Conrad Peter und einen Erhard Lämmermann, berichtet.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Lind fünf Anwesen. Das Hochgericht übte das brandenburg-ansbachische Richteramt Roßtal aus. Grundherren waren die Mendelsche Zwölfbrüderhausstiftung der Reichsstadt Nürnberg (zwei Halbhöfe) und Nürnberger Eigenherren: von Pömer (ein Hof, ein Gut), von Welser (ein Hof). Die Dorf- und Gemeindeherrschaft wurde von den Grundherren ganerblich ausgeübt.[4] 1801 gab es im Ort weiterhin fünf Anwesen, die alle nürnbergisch waren.[5]
Von 1797 bis 1808 unterstand der Ort dem Justiz- und Kammeramt Cadolzburg. Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde Lind dem 1808 gebildeten Steuerdistrikt Leichendorf zugeordnet. Es gehörte auch der im selben Jahr gegründeten Ruralgemeinde Leichendorf an. Ein Anwesen unterstand in der freiwilligen Gerichtsbarkeit von 1821 bis 1835 dem Patrimonialgericht Groß- und Kleingeschaidt.[6]
1894 wurde die Freiwillige Feuerwehr Anwanden-Lind gegründet. 1957 legte die Gemeinde Leichendorf in Lind einen gemeindeeigenen Friedhof mit Leichenhalle, Gedächtnisstätte und Glockenturm, dem „Wahrzeichen von Lind“, an.
Im Rahmen der Gebietsreform in Bayern wurde Lind am 1. Januar 1976 nach Zirndorf eingemeindet.
Das neue Feuerwehrhaus wird 1979 eingeweiht, daneben wurde 1984 ein Biotop angelegt.
Baudenkmäler
- Haus Nr. 1: erdgeschossiges Wohnstallhaus, massiv; Mitte des 18. Jahrhunderts; zur Straße nördliche Erdgeschosshälfte und Giebel mit Fachwerk; zugehörige Scheune des frühen 19. Jahrhunderts aus Sandsteinquadern; Hofgiebel mit einfachem Fachwerk, Nordgiebel verbrettert[7]
- Grenzsteine
Religion
Der Ort ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und nach St. Rochus (Zirndorf) gepfarrt.[4] Die Einwohner römisch-katholischer Konfession sind nach St. Josef (Zirndorf) gepfarrt.[20]
Brauchtum
Jeweils am letzten Wochenende im Monat Juni ist in Lind Kärwa. Es handelt sich um eine traditionelle fränkische Kirchweih mit Bierzelt, Baumaufstellen, Schieß- und Süßigkeitenbude, Schiffschaukel und Kinderkarussell.
Literatur
- Festschrift „75 Jahre Stadt Zirndorf“, 1987
- Johann Kaspar Bundschuh: Lind. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 3: I–Ne. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1801, DNB 790364301, OCLC 833753092, Sp. 371 (Digitalisat).
- August Gebeßler: Stadt und Landkreis Fürth (= Bayerische Kunstdenkmale. Band 18). Deutscher Kunstverlag, München 1963, DNB 451450957, S. 128–129.
- Hanns Hubert Hofmann: Nürnberg-Fürth (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 4). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1954, DNB 452071224, S. 138 (Digitalisat). Ebd. S. 230–231 (Digitalisat).
- Georg Paul Hönn: Lind. In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises. Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, OCLC 257558613, S. 495 (Digitalisat).
- Wolfgang Wiessner: Stadt- und Landkreis Fürth (= Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Mittelfranken. Band 1). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1963, DNB 455524629, S. 65–66.
Weblinks
- Lind in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 22. November 2021.
- Lind in der Topographia Franconiae der Uni Würzburg, abgerufen am 21. September 2019.
- Lind im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
Fußnoten
- Gemeinde Zirndorf, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 17. Juli 2023.
- Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 17. Juli 2023 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
- W. Wiessner: Stadt- und Landkreis Fürth, S. 65 f.
- H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 138.
- J. K. Bundschuh: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken, Bd. 3, Sp. 371.
- H. H. Hofmann: Nürnberg-Fürth, S. 230 f.
- A. Gebeßler: Stadt und Landkreis Fürth, S. 128. Denkmalschutz aufgehoben, Objekt evtl. abgerissen. Ursprüngliche Hausnummerierung.
- Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahre 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser und 1885 bis 1987 als Wohngebäude.
- Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 55 (Digitalisat).
- Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 68 (Digitalisat).
- Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1031, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
- Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1196, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1127 (Digitalisat).
- K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1195 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1232 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 1063 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 781 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 174 (Digitalisat).
- Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 338 (Digitalisat).
- Struktur. In: ssb-clw.kirche-bamberg.de. Abgerufen am 17. Juli 2023.