Lina Radke

Karoline „Lina“ Radke (* 18. Oktober 1903 in Karlsruhe als Karoline Batschauer; † 14. Februar 1983 ebenda) war eine deutsche Leichtathletin, die bei den Olympischen Spielen 1928 in Amsterdam den 800-Meter-Lauf gewann.

Lina Radke

Lina Radke nach dem Olympiasieg 1928
Lina Radke nach dem Olympiasieg 1928

Voller Name Karoline Radke
Nation Deutsches Reich Deutsches Reich
Geburtstag 18. Oktober 1903
Geburtsort Karlsruhe, Deutsches Reich Deutsches Reich
Größe 169 cm
Gewicht 55 kg
Sterbedatum 14. Februar 1983
Sterbeort Karlsruhe, Deutschland Bundesrepublik BR Deutschland
Karriere
Bestleistung 800 m: 2:16,8 min
1000 m: 3:06,5 min
Verein VfB Breslau
Medaillenspiegel
Olympische Spiele 1 × Goldmedaille 0 × Silbermedaille 0 × Bronzemedaille
Deutsche Meisterschaften 3 × Goldmedaille 2 × Silbermedaille 1 × Bronzemedaille
Olympische Ringe Olympische Spiele
Gold Amsterdam 1928 800 m
Logo des DLV Deutsche Meisterschaften
Gold Braunschweig 1926 1000 m
Gold Breslau 1927 800 m
Gold Berlin 1928 800 m
Bronze Berlin 1928 4 × 100 m Staffel
Silber Lennep 1930 800 m
Silber Magdeburg 1931 800 m
Lina Radke (rechts) und Hitomi Kinue bei den Olympischen Spielen in Amsterdam (1928).

Zur Leichtathletik kam Karoline Batschauer im Jahr 1924 in Baden-Baden, wohin ihre Familie 1917 gezogen war. In den 1920er Jahren war sie die führende deutsche Mittelstreckenläuferin. 1926 gewann sie bei den deutschen Meisterschaften über 1000 Meter. 1927 wechselte sie zur Leichtathletik-Abteilung des Karlsruher FV. Am 7. August 1927 lief sie über 800 Meter bei den deutschen Meisterschaften eine neue Weltbestzeit von 2:23,8 min – die erste von sechs Weltbestzeiten und Weltrekorden in ihrer Laufbahn. Nach der Heirat mit Georg Radke zog sie nach Breslau und gewann auch 1928 diesen Titel.

Olympische Spiele 1928

Bei ihrem Olympiasieg am 2. August 1928 siegt sie in neuer Weltrekordzeit von 2:16,8 min (erster offiziell registrierter Weltrekord). Diese Goldmedaille war die erste für die deutschen Leichtathleten und die erste für die deutschen Frauen seit Beginn der Olympischen Spiele im Jahre 1896.

Zum Programmbestandteil der Olympischen Spiele 1928 konnte der 800-Meter-Lauf erst nach Gründung des Internationalen Frauensportverbandes FSFI werden. Danach wurde die Disziplin wieder aus dem Programm gestrichen, da Frauen angeblich physisch überfordert seien. Fortan waren alle Läufe über 100 Meter für Frauen wieder verbaut. Der 800-Meter-Lauf wurde erst 1960 wieder eine olympische Disziplin.

Weltbestleistungen/Weltrekorde

  • 800 m:
    • 2:23,8 min (Breslau, 7. August 1927)
    • 2:19,6 min (Brieg, 1. Juli 1928)
    • 2:16,8 min (Amsterdam, 2. August 1928)
  • 1000 m:
    • 3:06,5 min (Brieg, 24. August 1930)
  • Beteiligung an zwei Staffel-Weltrekorden

Auf den Frauen-Weltspielen der Leichtathletik 1934 in London erreichte sie den dritten Platz über 800 Meter (inoffiziell, da zunächst Vierte: Sie rückte nach der späteren Disqualifikation der Siegerin Koubkova vor). Danach wurden diese Spiele nicht mehr ausgetragen; somit gab es keine Mittelstreckenwettbewerbe für Frauen auf hohem Niveau mehr. Lina Radke beendete ihre aktive Laufbahn, um als Trainerin in Breslau zu arbeiten. Zu ihrer aktiven Zeit hatte Lina Radke eine Körpergröße von 1,69 m und wog 55 kg.

Ihre bei den Olympischen Spielen in Amsterdam erzielte Siegeszeit im 800-Meter-Lauf wurde als deutscher Rekord erst im August 1954 unterboten. Isolde Beichler vom TSV Schwaben Augsburg verbesserte ihn bei den deutschen Leichtathletik-Meisterschaften mit 2:16,3 min um fünf Zehntelsekunden.[1]

Nachkriegszeit

1945 kam sie als Heimatvertriebene über Sömmerda (Thüringen) nach Torgau (Sachsen-Anhalt). Die Goldmedaille ging während der Flucht verloren. Sie wurde später in einem Nachlass in Köln gefunden und ihr 1956 vom Nationalen Olympischen Komitee der DDR ein zweites Mal verliehen. 1961, kurz vor dem Mauerbau, zog das Ehepaar in Lina Radkes Geburtsstadt Karlsruhe. Lina Radke starb 1983 im Alter von 79 Jahren, ihr Ehemann zehn Jahre später im Alter von 93 Jahren. Die Grabstätte der Eheleute befindet sich auf dem Friedhof in Karlsruhe-Mühlburg.[2]

2021 beschloss der Karlsruher Gemeinderat, eine Sporthalle in Karlsruhe nach Lina Radke zu benennen.[3]

Literatur

  • Otto Verhoeven: Radke, Lina, geboren Batschauer. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 21, Duncker & Humblot, Berlin 2003, ISBN 3-428-11202-4, S. 96 (Digitalisat).
  • Karl-Heinz Keldungs: Lina Radke-Batschauer. In: ders.: Die deutsche Leichtathletik in 100 Porträts von Hanns Braun bis Malaika Mihambo. Arete Verlag Christian Becker, Hildesheim 2022, ISBN 978-3-96423-081-2, S. 126f.
Commons: Lina Radke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. „Zwei neue deutsche Rekorde aufgestellt“ in Pforzheimer Zeitung vom 9. August 1954, S. 3
  2. Grabstätte. In: knerger.de. Abgerufen am 20. September 2023.
  3. StadtZeitung Nr. 8, 26. Februar 2021, S. 3.
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